Andreas und Thomas Strüngmann

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Die Zwillinge Andreas und Thomas Strüngmann (* 16. Februar 1950 in Mülheim an der Ruhr) sind die Gründer des Pharmaunternehmens Hexal aus Holzkirchen in Oberbayern. Andreas Strüngmann ist Arzt, Thomas Strüngmann ist Betriebswirt und Marketing-Fachmann.[1] Sie zählen zu den reichsten Deutschen.[2]

Die eineiigen Zwillinge Andreas und Thomas sowie ihr älterer Bruder Joachim sind die Söhne von Ernst und Gisela Strüngmann. Vater Ernst betrieb die kleine Generika-Firma Durachemie, die 1969 das erste Antibiotika-Generikum in Deutschland auf den Markt brachte.[3] Um 1963 zog die Familie von Mülheim nach Garmisch und später nach Tegernsee.

Nach dem Abitur am öffentlichen Tegernseer Gymnasium absolvierte Andreas Strüngmann ein Medizinstudium. Im Studium lernte er die Pharma-Branche durch Praktika kennen. Seine Famulatur leistete er in Südafrika ab, wo er auch eine Zeit als Arzt blieb.

Thomas Strüngmann absolvierte sein Abitur am Internat Schloss Neubeuern. Nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre promovierte er zum Dr. rer. pol. mit der Dissertation Das Verordnungsverhalten des niedergelassenen Arztes. Schon während des Studiums vertrieb er Arzneimittel der väterlichen Firma.[4][5][6]

Unternehmerisches Wirken

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Im Jahre 1979 stiegen die Brüder bei der väterlichen Firma Durachemie ein. Sie verkauften 1986 das Unternehmen für 100 Millionen DM und gründeten das Unternehmen Hexal, das zum zweitgrößten Generikahersteller Deutschlands aufstieg.[3] Im Februar 2005 verkauften die Brüder das Unternehmen mitsamt ihrem Anteil von 68 Prozent an Eon Labs für 7,5 Milliarden US-Dollar an Novartis; dabei behielten sie jedoch den Pharmachemie-Standort Radebeul als Arevipharma (ehemals Hexal Syntech). Danach wurden beiden Anstellungen bei Sandoz angeboten, einem Tochterunternehmen von Novartis, die sie jedoch nicht annahmen.

Über ihr Family Office und über die Beteiligungsgesellschaften Santo Holding und Athos Service halten die Gebrüder Strüngmann größere Anteile an Firmen im Biotech- und Gesundheitsbereich. Im Jahr 2004 kaufte die Santo Holding die Südwestbank.[7] 2014 investierten die Brüder weitere 350 Mio. Euro in die Bank.[8] Im Juli 2017 verkauften sie die Südwestbank an die österreichische Bank Bawag P.S.K.; zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht.[9][10] Ebenfalls besaß die Familie Strüngmann bis Mai 2013 mehr als 10 Prozent der Aktien der IVG Immobilien.[11] Darüber hinaus waren die Brüder ab Februar 2008 mit 25 % an der Conergy beteiligt.[12] Die Beteiligung an dem Solarunternehmen wurde nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 verkauft.[13]

An dem 2008 gegründeten Unternehmen Biontech beteiligten sich Andreas und Thomas Strüngmann mit einem Startkapital von rund 180 Millionen US-Dollar.[14] Noch im Juli 2020 gehörten ihnen etwa 50 Prozent an Biontech.[15] Der rasante Anstieg des Aktienwertes von Biontech im Jahr 2020 nach der Entwicklung des Covid-19-Impfstoffes BNT162b2 führte zu einer erheblichen Vermögensvermehrung der Strüngmann-Zwillinge.[16]

2014 erwarben die Brüder Strüngmann die Marke Klinge Pharma zusammen mit den zugehörigen Produkten.[17] Im Dezember 2020 wurde bekanntgegeben, dass Arevipharma an neue Eigentümer aus Südkorea verkauft wurde.[18]

2022 beteiligten sich die Brüder Strüngmann über ihr Family Office Athos mit einer Sachkapitaleinlage von 650 Mio. Euro an dem Münchener Biosimilarentwickler Formycon und wurden dessen größter individueller Anteilseigner.[19][20] Thomas Strüngmann war bis 2023 auch Mitglied im Aufsichtsrat der Formycon AG. Formycon entwickelt unter anderem ein Aflibercebt-Biosimilar, dessen weltweite Vermarktungsrechte bei Klinge Biopharma liegen.

2024 kaufte Strüngmanns Beteiligungsfirma Athos die Einkaufspassage Fünf Höfe in der Münchener Innenstadt; der Kaufpreis soll nach Medienberichten zwischen 700 und 800 Millionen Euro liegen.[21]

Gesellschaftliches Engagement

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2007 gründeten sie gemeinsam das Ernst-Strüngmann-Forum, eine dem Frankfurt Institute for Advanced Studies angegliederte Konferenzreihe über Gegenwartsprobleme. Im Juli 2008 unterzeichneten die Brüder einen Kooperationsvertrag mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Gründung eines privaten Forschungsinstituts, das sich medizinisch-naturwissenschaftlichen Projekten – vornehmlich auf dem Gebiet der Kognitiven Neurowissenschaft – widmen soll. Sitz der Einrichtung mit dem Namen Ernst Strüngmann Institut (ESI gGmbH), das von den Brüdern mit mehr als 200 Mio. Euro ausgestattet wurde,[22] ist Frankfurt am Main.[23] Das Institut ist eine assoziierte Forschungseinrichtung der Max-Planck-Gesellschaft. Seit 2009 ist der Neurophysiologe Pascal Fries wissenschaftlicher Direktor des Instituts.[24]

Das Forbes Magazine listete die Brüder 2006 mit je 3,75 Milliarden Dollar Vermögen auf Platz 185 der reichsten Menschen der Welt.[25][26] In der Ausgabe des Jahres 2015 wurden sie mit je 3,1 Milliarden Dollar auf Rang 534 geführt.[27][28] Durch den Kursanstieg von Biontech während der COVID-19-Pandemie 2020/21 zählen die Brüder, die knapp die Hälfte der Anteile am Unternehmen halten, zu den zehn reichsten Deutschen. Ihr Vermögen beläuft sich auf jeweils 24 Mrd. EUR.[29]

Kontroverse um Machtmissbrauch und Sexuelle Übergriffe

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Die Max-Planck-Gesellschaft und das Ernst-Strüngmann-Institut (ESI) sind in den Fokus von Medienberichten geraten. Das ESI, gegründet von den Pharma-Milliardären Andreas und Thomas Strüngmann, wird mit Vorwürfen von Machtmissbrauch, Mobbing und sexuellen Übergriffen konfrontiert. Mehrere Mitarbeiter des Instituts berichteten über unangemessenes Verhalten, das teils von Führungskräften ausgegangen sein soll. Trotz interner Untersuchungen gab es keine nennenswerten Konsequenzen für die Beschuldigten. Die Max-Planck-Gesellschaft betont, die Vorwürfe ernst zu nehmen, sieht sich jedoch nicht für das ESI verantwortlich.[30][31]

Andreas ist verheiratet und hat zwei Kinder, Thomas hat vier Kinder. Beide Brüder leben am Tegernsee in Oberbayern.[34]

Einzelnachweise

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  1. siehe Normdaten und Veröffentlichungen der Brüder in der Deutschen Nationalbibliothek unter GND 131538411 und GND 109547306
  2. Corona-News: CDU-Politiker: US-Militär führt Impfpflicht ein. In: Spiegel Online. 9. August 2021, abgerufen am 27. Januar 2024.
  3. a b Michael van den Heuvel: Was wurde eigentlich aus den Strüngmann-Brüdern? In: Deutsche Apothekerzeitung. 8. Juni 2016, abgerufen am 17. Juli 2020.
  4. Thomas Strüngmann im Munzinger-Archiv, abgerufen am 17. Juli 2020 (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Andreas Strüngmann im Munzinger-Archiv, abgerufen am 17. Juli 2020 (Artikelanfang frei abrufbar)
  6. Heide Neukirchen: Familie Strüngmann: Papas, Pioniere und Piraten. In: manager magazin. 21. März 2006, abgerufen am 17. Juli 2020.
  7. Ungeheurer Antrieb. In: manager magazin, Heft 9, 2008
  8. Südwest Bank: Hexal-Gründer stecken Hunderte Millionen in Bank. In: Handelsblatt. 21. Januar 2014, abgerufen am 22. Februar 2018.
  9. Daniel Gräfe: Südwestbank wird nach Österreich verkauft. Stuttgarter Zeitung, 24. Mai 2017; abgerufen am 8. November 2017.
  10. Norbert Wulf: Österreichische Bawag P.S.K. übernimmt Südwestbank. In: Private Banking Magazin. 7. Dezember 2017, abgerufen am 29. September 2024.
  11. „Stimmrechtsmitteilung (Mai 2013)“ (Memento vom 8. März 2015 im Webarchiv archive.today), IVG Immobilien AG, 22. Mai 2013
  12. Milliardäre kaufen sich bei Conergy ein (Februar 2009). (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) T-Online, 21. Februar 2008
  13. Veröffentlichung gemäß § 26 Abs. 1 WpHG (März 2011). (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) DGAP, 23. März 2011
  14. Form F-1 Biontech SE. In: SEC report Biontech SE. 9. September 2019, archiviert vom Original am 14. Februar 2021; abgerufen am 22. Juli 2020.
  15. manager: Biontech will halbe Milliarde frisches Geld einsammeln. In: manager-magazin.de. www.manager-magazin.de, 2020, abgerufen am 9. Juli 2024.
  16. Werner Baumann: Hoffnungsträger des Jahres: Dietmar Hopp und die Strüngmanns sind ein Glücksfall – nicht nur für die Pharmabranche. In: Handelsblatt. 17. Dezember 2020, abgerufen am 8. Januar 2021.
  17. Unsere Geschichte, Website Klinge Pharma, abgerufen am 2. Februar 2020.
  18. Radebeuler Amtsblatt 02/2021, S. 6.
  19. Thorben Lippert: Family Office der Strüngmann-Zwillinge wickelt 650-Millionen-Euro-Deal ab. In: Private Banking Magazin. 12. April 2022, abgerufen am 30. Januar 2024.
  20. Formycon AG und ATHOS KG geben Abschluss der Transaktion zur Übernahme der Biosimilar-Assets FYB201 und FYB202 sowie der Bioeq GmbH bekannt. Abgerufen am 30. Januar 2024.
  21. Nina Job Christa Sigg: Luxus-Einkaufspassage Fünf Höfe in München für irre Summe an Pharma-Milliardäre verkauft. In: www.abendzeitung-muenchen.de. 23. März 2024, abgerufen am 26. April 2024.
  22. Sascha Zoske: Mehr als 200 Millionen Euro für Institut der Neurowissenschaft. In: FAZ. 17. Juli 2008, abgerufen am 24. März 2024.
  23. Brüder Strüngmann gründen privates Forschungsinstitut in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft. Max-Planck-Gesellschaft, 17. Juli 2008.
  24. Ernst Strüngmann Institute (ESI) for Neuroscience in Cooperation with Max-Planck-Society.
  25. Andreas Strüngmann, The World’s Richest People. Forbes
  26. Thomas Strüngmann, The World’s Richest People. (Memento vom 10. März 2016 im Internet Archive) Forbes
  27. Andreas Struengmann. Forbes
  28. Thomas Struengmann. Forbes
  29. ManagerMagazin, 30. September 2021
  30. Machtmissbrauch, Mobbing, sexuelle Übergriffe: Vorwürfe gegen bedeutendes Forschungsinstitut. 13. Oktober 2024, abgerufen am 13. Oktober 2024.
  31. Sexuelle Übergriffe am Institut der Biontech-Haupaktionäre? 13. Oktober 2024, abgerufen am 13. Oktober 2024.
  32. Hall of Fame der deutschen Wirtschaft: Alle Preisträger seit 1992. In: manager magazin. 5. Oktober 2021, abgerufen am 14. Oktober 2021.
  33. Business Club Aachen Maastricht e. V. | Der Treffpunkt der Unternehmer in der Euregio. Abgerufen am 20. August 2024 (deutsch).
  34. Heide Neukirchen, manager magazin: Familie Strüngmann: Papas, Pioniere und Piraten – manager magazin – Unternehmen. Abgerufen am 17. Juli 2020.