Heeresfliegerregiment 6

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Transporthubschrauberregiment 6)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Heeresfliegerregiment 6
— HflRgt 6 —


Verbandsabzeichen
Aktiv 1980 bis 2004 (feierliche Außerdienststellung: 25. Februar 2004)
Staat Deutschland Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Heer
Truppengattung Heeresfliegertruppe
Typ Kampfunterstützungstruppen
Unterstellung 6. Panzergrenadierdivision
Standort Heeresflugplatz Itzehoe – Hungriger Wolf (ETHI)
Spitzname „Hungriger Wolf“

Das Heeresfliegerregiment 6 war ein Heeresfliegerverband der Bundeswehr, das auf dem Heeresflugplatz Itzehoe – Hungriger Wolf stationiert und in der Waldersee-Kaserne bei Hohenlockstedt untergebracht war.

Rotorblätter der Bell UH-1D vor dem Rathaus in Hohenlockstedt in Erinnerung an das hier stationierte Heeresfliegerregiment

Heeresstruktur 1 und 2

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Flugzeug Dornier Do 27

Die Wurzeln des Heeresfliegerregiments reichen auf die am 1. November 1957 in der Immelmann-Kaserne in Celle im Zuge der Heeresstruktur 1 aufgestellten Heeresfliegerstaffel 814 zurück. Mit der Heeresstruktur 2 wurde am 16. März 1959 die Einheit in Heeresfliegerstaffel 6 umbenannt und der 6. Panzergrenadierdivision unterstellt. Am 4. Mai 1959 verlegte die Staffel von Celle nach Itzehoe, wobei zunächst Quartier in der Hanseaten-Gallwitz-Kaserne genommen werden musste, da am Flugplatz die Unterkünfte noch nicht in Angriff genommen waren. Die Heeresfliegereinheit war zu diesem Zeitpunkt mit Dornier Do 27 ausgerüstet. Des Weiteren verfügte sie zu Testzwecken über Saunders-Roe Skeeter-Hubschrauber.[1][2]

Hubschrauber Alouette II

Die Skeeter-Maschinen wurden nach unbefriedigenden Testergebnissen im März 1960 durch Aérospatiale SE.3130 Alouette II ersetzt.[3]

Vom 17. bis zum 26. Februar 1962 leistete die Staffel Katastrophenhilfe zur Bewältigung der Folgen der Sturmflut 1962. Zum 1. November 1962 wuchs die Staffel zum Heeresfliegerbataillon 6 auf. Der Verband verfügte nun über eine Stabs- und Versorgungsstaffel, eine Heeresfliegerbeobachtungs- und Verbindungsstaffel sowie eine Heeresfliegertransportstaffel. Am 11. November zog die Staffel in die zunächst nach Friedrich Wilhelm von Steuben bezeichnete neue Kaserne am Heeresflugplatz um, die 1965 jedoch in Waldersee-Kaserne nach Alfred von Waldersee umbenannt wurde.[4][5]

Hubschrauber Sikorsky H-34G

Im Frühjahr 1963 wurden wiederum zu Testzwecken mehrere Sikorsky H-34G dem Bataillon zur Verfügung gestellt, die die Testphase bestanden und in den regulären Dienst übernommen wurden.[6]

Am 2. Januar 1964 erhielt das Bataillon den neu aufgestellten Heeresflieger-Instandsetzungszug 6.[7]

Am 1. Mai 1967 kam der Heeresfliegerinstandsetzungsausbildungszug 102 hinzu.[8]

Aus dem Heeresfliegerinstandsetzungszug 6 entstand am 1. Juli 1968 die Heeresfliegerinstandsetzungsstaffel 607.[9]

Transporthubschrauber Bell UH-1D

Zwischen 1968 und 1971 wurden die Sikorsky H-34G durch Bell UH-1D ersetzt. Im Jahr 1971 wurden auch die Do 27 ausgemustert.[10]

Heeresstruktur 3

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Oktober 1971 nahm das Bataillon die Heeresstruktur 3 ein. Aufgrund seiner Sonderstellung zur Unterstützung des multinationalen Korps LANDJUT sowie des Territorialkommando Schleswig-Holstein blieb das Heeresfliegerbataillon 6 der 6. Panzergrenadierdivision auch in der Heeresstruktur 3 bestehen, während die anderen Divisionsbataillone zu Staffeln reduziert wurden.[11] Aus der bisherigen Stabs- und Versorgungsstaffel wurden die 1. (Stabs-)Staffel und die 5. (Versorgungs-)Staffel gebildet. Die Instandsetzungsstaffel 607 wurde zur neuen 4. (Instandsetzungs-)Staffel. Unverändert gab es eine Beobachtungs- und Verbindungsstaffel als 2. Staffel und eine Transportstaffel als 3. Staffel. Am 1. Oktober 1972 wurde der Instandsetzungsausbildungszug 102 aufgelöst.[12]

Das Bataillon war während der Schneekatastrophe in Schleswig-Holstein 1978/1979 insbesondere mit Aufgaben der Luftversorgung abgeschnittener Orte betraut.[13]

Heeresstruktur 4

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Panzerabwehrhubschrauber Bo 105

Mit der Heeresstruktur 4 sollten die Heeresflieger in Hohenlockstedt neben den bisherigen Transportaufgaben auch Panzerabwehraufgaben übernehmen. Aus diesem Grund wurden auf dem Flugplatz Bölkow Bo 105M und Bo 105P stationiert. Zum 1. April 1980 wuchs daher das bisherige Bataillon zum Heeresfliegerregiment 6 auf. Es verfügte von nun an über die Fliegende Abteilung 61, die Luftfahrzeugtechnische Abteilung 62, die Sicherungsstaffeln 63 und 64 als Geräteeinheiten, die im Mobilmachungsstützpunkt eingelagert waren, sowie die Versorgungsstaffel 65. Bis 1982 wurden die Alouette II ausgemustert.[14][5][15]

Heeresstruktur 5 bis zur Auflösung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Reduzierung der Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Krieges und der Deutschen Wiedervereinigung wurde im Rahmen der Heeresstruktur 5 begonnen. Die durch das Regiment unterstützte 6. Panzergrenadierdivision fusionierte 1994 mit dem Wehrbereichskommando I. Bis September 1993 wurden die Bo 105-Panzerabwehrhubschrauber und die Verbindungshubschrauber an andere Standorte verlegt. An deren Stelle traten weitere Transporthubschrauber vom Typ Bell UH-1D. Das Regiment wurde der am 1. April 1994 gebildeten Heeresfliegerbrigade 3 in Mendig unterstellt.[16]

Das Regiment gehörte zu den Krisenreaktionskräften. Von Mai bis Oktober 1996 beteiligte sich der Verband an der Friedenstruppe im ehemaligen Jugoslawien im Rahmen des IFOR-Einsatzes sowie anschließend als Teil des SFOR-Kontingents.[16]

Das Regiment erhielt am 1. Januar 1998 den offiziellen Beinamen „Hungriger Wolf“.

Von März bis Dezember 1999 und 2000 folgten Einsätze infolge des Kosovokrieges im Rahmen von KFOR.[17]

Mit der Stationierungsentscheidung 2001 kam das Aus für das Heeresfliegerregiment und den Heeresflugplatz Itzehoe – Hungriger Wolf als Bundeswehrstandort.[18] Zum 31. März 2004 wurde das Heeresfliegerregiment 6 mit den ihm unterstellten Einheiten aufgelöst und die Bundeswehr gab den Flugplatz mit der Waldersee-Kaserne auf.[5]

Das Heeresfliegerregiment 6 war das einzige „gemischte“, d. h. mit drei unterschiedlichen Hubschraubertypen ausgerüstete Regiment der Heeresfliegertruppe. Es gliederte sich wie folgt:[12]

Heeresstruktur 4

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Stab/Stabsstaffel Heeresfliegerregiment 6
  • Fliegende Abteilung 61
    • Stab/Stabszug
    • 1. Staffel (Panzerabwehrhubschrauber, ab 1. April 1990 Verbindungshubschrauber)
    • 2. Staffel (Leichte Transporthubschrauber, ab 1. April 1990 Panzerabwehrhubschrauber)
    • 3. Staffel (Verbindungshubschrauber, ab 1. April 1990 Leichte Transporthubschrauber)
  • Luftfahrzeugtechnische Abteilung 62
    • Stab/Stabszug
    • 1. (Wartungs-)Staffel
    • 2. (Instandsetzungs-)Staffel
  • Heeresfliegersicherungsstaffel 63 (Geräteeinheit)
  • Heeresfliegersicherungsstaffel 64 (Geräteeinheit)
  • Heeresfliegerversorgungsstaffel 65
  • weitere Dienststellen

Heeresstruktur 5 / 5N

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Stab/Versorgungsstaffel Heeresfliegerregiment 6 (ab 1. Oktober 1993)
  • Fliegende Abteilung 61
    • Stab/Flugbetriebsstaffel (ab 1. Oktober 1993)
    • 1. Staffel (Leichte Transporthubschrauber, ab 1. Oktober 1993)
    • 2. Staffel (Leichte Transporthubschrauber, ab 1. Juli 1993)
  • Luftfahrzeugtechnische Abteilung 62
    • Stab/Stabsstaffel (ab 1. Oktober 1993)
    • 1. (Wartungs-)Staffel
    • 2. (Instandsetzungs-)Staffel
  • weitere Dienststellen

Die Kernaufgabe des Regimentes war die Unterstützung der Kampftruppe mit Truppen- und Versorgungstransporten mittels Transporthubschraubern vom Typ Bell UH-1D sowie mit der Bo 105 P (= PAH) die Panzerabwehr aus der Luft.

Das Heeresfliegerregiment 6 und seine Vorgänger hatten folgende Kommandeure:[12]

Heeresfliegerstaffel 814

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nr. Dienstgrad Name Beginn der Berufung Ende der Berufung
1 Hauptmann, später Major Karl Wulff 1. November 1957 15. März 1959

Heeresfliegerstaffel 6

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nr. Dienstgrad Name Beginn der Berufung Ende der Berufung
1 Major Karl Wulff 16. März 1959 11. März 1960
2 Major Wolfgang Brinkmeier 12. März 1960 31. Oktober 1962

Heeresfliegerbataillon 6

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nr. Dienstgrad Name Beginn der Berufung Ende der Berufung
1 Oberstleutnant Hans Langer 1. November 1962 30. September 1963
2 Oberstleutnant Dr. Harro Tiedgen 1. Oktober 1963 31. Oktober 1965
3 Oberstleutnant Walter Lücke 1. November 1965 30. September 1969
4 Oberstleutnant Michael Schenk 1. Oktober 1969 31. Mai 1972
5 Oberstleutnant Peter Baumann 1. Juni 1972 30. September 1975
6 Oberstleutnant Helmut Steuernagel 1. Oktober 1975 30. April 1978
7 Oberstleutnant Henning Gundelach 1. Mai 1978 31. März 1980

Heeresfliegerregiment 6

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nr. Dienstgrad Name Beginn der Berufung Ende der Berufung
1 Oberst Fritz Garben 1. April 1980 1. August 1984
2 Oberst Rainer Scholz 2. August 1984 3. April 1987
3 Oberst Dieter Kratz 3. April 1987 31. März 1991
4 Oberst Reinhart Schotte 1. April 1991 31. März 1994
5 Oberst Rainer Holste 1. April 1994 31. März 2004

Traditionsverein

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Auflösung des Regiments 2003 wurde durch Ehemalige und Reservisten des Regiments ein Traditionsverein in Hohenlockstedt gegründet.

  • Bernd Vetter und Frank Vetter: Die deutschen Heeresflieger: Geschichte, Typen und Verbände. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3613021463
  • Fritz Garben: Fünf Jahrzehnte Heeresflieger: Typen, Taktik und Geschichte. Stedinger-Verlag, Lemwerder 2006, ISBN 3927697451
Commons: Heeresfliegerregiment 6 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. 1959. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. Dezember 2002; abgerufen am 24. Mai 2021.
  2. Kurt Schütt: Heeresflieger. Truppengattung der dritten Dimension – Die Geschichte der Heeresfliegertruppe der Bundeswehr. Koblenz 1985, S. 55 f.
  3. Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. 1960. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2005; abgerufen am 24. Mai 2021.
  4. Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. 1962. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Mai 2003; abgerufen am 24. Mai 2021.
  5. a b c Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr: Standortdatenbank der Bundeswehr in der Bundesrepublik Deutschland sowie den von der Bundeswehr genutzten Übungsplätzen im Ausland. Abgerufen am 1. Mai 2021.
  6. Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. 1963. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Mai 2003; abgerufen am 24. Mai 2021.
  7. Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. 1964. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Mai 2003; abgerufen am 24. Mai 2021.
  8. Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. 1967. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Mai 2003; abgerufen am 24. Mai 2021.
  9. Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. 1968. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Mai 2003; abgerufen am 24. Mai 2021.
  10. Bernd Vetter/Frank Vetter: Die deutschen Heeresflieger, 1. Auflage, Stuttgart 2001, S. 92
  11. Kurt Schütt: Heeresflieger. Truppengattung der dritten Dimension – Die Geschichte der Heeresfliegertruppe der Bundeswehr. Koblenz 1985, S. 191
  12. a b c Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. Führungspersonal. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Mai 2003; abgerufen am 26. Mai 2021.
  13. Die Geschichte(n) der Heeresflieger am Hungrigen Wolf. 1979. Siegfried J. Schäfer, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Mai 2009; abgerufen am 28. Mai 2021.
  14. Bernd Vetter/Frank Vetter: Die deutschen Heeresflieger, 1. Auflage, Stuttgart 2001, S. 92
  15. Sören Kuhrt: Heeresfliegerregiment 6. Divisionstruppen der 6. Panzergrenadierdivision. Private Webseite über die 6. Panzergrenadierdivision. Abgerufen am 23. Mai 2021.
  16. a b Bernd Vetter/Frank Vetter: Die deutschen Heeresflieger, 1. Auflage, Stuttgart 2001, S. 92 f.
  17. Bernd Vetter/Frank Vetter: Die deutschen Heeresflieger, 1. Auflage, Stuttgart 2001, S. 93
  18. Bundesminister der Verteidigung: Die Bundeswehr der Zukunft. Ressortkonzept Stationierung. 16. Februar 2001, abgerufen am 4. Februar 2021.