Türkisierung geographischer Namen in der Türkei

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Die Änderung der geographischen Namen in der Türkei ist das Ergebnis der demographischen und politischen Umwälzungen im späten Osmanischen Reich sowie in der darauffolgenden Republik Türkei. Dabei wurde die Politik verfolgt, nicht-türkische geographische und topographische Namen durch türkische Namen zu ersetzen. Dies beruht im Wesentlichen auf dem türkischen Nationalismus, der ab Ende des 19. Jahrhunderts darauf abzielte, eine vorwiegend durch religiöse Loyalitäten bestimmte Gemeinschaft in eine Nation nach den Prinzipien des Laizismus und Nationalismus umzuwandeln, die im Kemalismus bestimmend wurden. Oftmals sollten auch ethnische und religiöse Bezüge getilgt werden. Dies war ein Teil der Türkisierungspolitik, die auf mehreren Bereichen ausgeweitet wurde. Die ersetzten Namen waren oft diejenigen armenischer, griechischer, kurdischer, aramäischer und arabischer Ortsnamen.[1]

Zahlreiche türkische Namen stammen aus der Zeit vor dem Beginn des Nationalismus. Seit dem Beginn der türkischen Besiedelung Anatoliens und des Balkan wurden die überkommenen Namen der türkischen Sprache angepasst bzw. auch eigene Namen kreiert. Beispiele dafür sind İstanbul, İzmir, Bursa, Konya oder Edirne. Sodann ist es nicht selten so, dass Orte verlassen oder nach einer Zerstörung nicht wieder aufgebaut wurden, bis dann später eine Neubesiedelung unter neuem Namen erfolgte. Auch Umbenennungen in älterer Zeit, wie die zu Ala'iyye (das heutige Alanya, nach dem Eroberer, dem Seldschukensultan Alaeddin Keykubad) sind nicht Ausdruck einer Türkisierungspolitik. Ferner hatten in der heutigen Ost- und Südosttürkei viele und gerade die größeren Orte überkommene Namen, die in der muslimischen Welt gebräuchlich waren und von den Namen abwichen, die von den lokalen christlichen Minderheiten gebraucht wurden.

Karte der heutigen Türkei

Osmanisches Reich

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Nachdem im Jahre 1913 das Komitee für Einheit und Fortschritt die Herrschaft der osmanischen Regierung durch einen Staatsstreich übernommen hatte, kam mit ihr eine nationalistische politische Strömung an die Macht.[2]

In derselben Zeitspanne wurde die ethnische Säuberungspolitik gegen die eigene nicht-muslimische Bevölkerung gestartet. Dies führte zum Völkermord an den Armeniern, dem Völkermord an den syrischen Christen und zu den Verfolgungen von Griechen. Auf dem Höhepunkt des Ersten Weltkriegs verkündete Kriegsminister Enver Pascha am 6. Januar 1916 ein Ferman:

„Es wurde beschlossen, dass die Namen der Vilayets, Sandschaks, Kleinstädte, Dörfer, Berge und Flüsse ins Türkische umbenannt werden, welche Namen aus den Sprachen der nicht-muslimischen Völker wie diejenigen der Armenier, Griechen oder Bulgaren tragen.“[3]

Kurdische und arabische Ortsnamen sollten nicht verändert werden. Mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reichs scheiterte diese Politik.

In den ersten Jahren der Republik gab es nur regional begrenzte Türkisierungen von Ortsnamen. 1925 wurden Orte mit georgischen Namen der Region Artvin[4] und 1938 die Ortsnamen in Hatay umbenannt.[5] Diese Umbenennungen sind im Zusammenhang mit Gebietsgewinnen der Türkei im Vertrag von Kars 1921 und dem Übergang des Sandschak Alexandrette aus dem französischen Mandatsgebiet Syrien über die Zwischenstufe der Republik Hatay vom 7. September 1938 bis 29. Juni 1939 an die Türkei zu sehen, innerhalb derer das Gebiet die Provinz Hatay bildet.

Die Journalistin und Schriftstellerin Ayşe Hür bemerkte, dass nach Atatürks Tod und während der demokratischen Periode der türkischen Republik in den späten 1940er und 1950er Jahren all jene Namen verändert wurden, die „hässlich, erniedrigend, beleidigend oder spöttisch“ wirkten,… selbst wenn sie türkisch waren. Ortsnamen, die lexikalische Komponenten aufwiesen, wie rot (Kızıl), Glocke (Çan), Kirche (Kilise), wurden alle geändert. Alles, was mit „separatistischen Vorstellungen“ zu bringen war und in Arabisch, Persisch, Armenisch, Kurdisch, Georgisch, Tatarisch, Tscherkessisch und Lasisch war, wurde geändert.[6]

Die Regierung gründete schließlich im Jahre 1956 die Ad Degistirme Ihtisas Komisyonu (Sonderkommission für Namensänderungen), die Fachleute (Politiker, Generäle, Linguisten und Professoren) für die Namensänderung geographischer Orte in der Türkei berief.[7][8][9] Die Initiative erreichte die Umänderung 28.000 topographischer Namen, von denen 12.211 Dorf- und Städtenamen und weitere 4.000 neu benannte Gebirgs-, Fluss- und andere topographische Bezeichnungen waren.[10][11][12][13][14][15]

Diese Zahl enthält außerdem die Namen von Straßen, Denkmälern, Vierteln, Nachbarschaften und anderen Siedlungseinheiten.[11][16] Die Kampagne dauerte bis 1978, wurde aber 1983 wieder eingeführt.[7] Während der Spannungen zwischen kurdischen Rebellen und der türkischen Regierung wurden in den 1980er Jahren die Namen der kleineren Siedlungen geändert, die nicht einmal Dorfstatus hatten.[17]

Aktuelle Situation

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Obwohl die veränderten geographischen Namen offiziell anerkannt sind, sind in der gesamten Türkei oftmals ihre ursprünglichen Namen unter den Bewohnern der betroffenen Gebiete weiterhin geläufig.

2012 wurden ernsthafte Bemühungen gestartet, um die früheren Namen geographischer Begriffe wieder offiziell werden zu lassen. Im September 2012 wurden die entsprechenden Rechtsvorschriften erlassen, um die ursprünglichen Namen der (vorwiegend kurdischen) Dörfer wiederherzustellen.[18] Laut der Gesetzesvorlage könnte also die Provinz Tunceli wieder Dersim umbenannt werden, Güroymak wäre dann Norşin und Aydınlar würde wieder ihren ursprünglichen Namen Tilo zurückerhalten.[18] Im November 2013 wurde Aydınlar wieder in Tillo rückbenannt.

Provinzen im Vergleich

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Die meisten geographischen Namensänderungen erfolgten in den östlichen Provinzen des Landes und an der östlichen Schwarzmeerküste, wo die meisten Minderheiten des Landes ihre historischen Siedlungsgebiete haben. Nach unabhängigen Studien schätzt Sevan Nisanyan, dass von allen geographischen Namensänderungen 4.200 griechische, 4.000 kurdische, 3.600 armenische, 750 arabische, 400 aramäische, 300 georgische und 200 lasische Herkunft haben (neben 50 weiteren).[19] Allerdings wird nach den offiziellen Statistiken der Sonderkommission für Namensänderung (Ad Degistirme Ihtisas Komisyonu) die Gesamtzahl der umbenannten Dörfer, Städte und Siedlungen auf 12.211 geschätzt.[11][13]

Die folgende Tabelle soll die Provinzen und deren Anzahl der umbenannten Dörfer oder Städte auflisten.[20]

Prozentsatz der geographischen Namensveränderungen in der Türkei seit 1916
Provinz Anzahl Provinz Anzahl Provinz Anzahl Provinz Anzahl Provinz Anzahl
Erzurum 653 Kastamonu 295 Giresun 167 Amasya 99 Denizli 53
Mardin 647 Gaziantep 279 Zonguldak 156 Kütahya 93 Burdur 49
Diyarbakır 555 Tunceli 273 Bursa 136 Yozgat 90 Niğde 48
Van 415 Bingöl 247 Ordu 134 Afyon 88 Uşak 47
Sivas 406 Tokat 245 Hakkâri 128 Kayseri 86 Isparta 46
Kars 398 Bitlis 236 Hatay 117 Manisa 83 Kırşehir 39
Siirt 392 Konya 236 Sakarya 117 Çankırı 76 Kırklareli 35
Trabzon 390 Adıyaman 224 Mersin 112 Eskişehir 70 Bilecik 32
Şanlıurfa 389 Malatya 217 Balıkesir 110 Muğla 70 Kocaeli 26
Elazığ 383 Ankara 193 Kahramanmaraş 105 Aydın 69 Nevşehir 24
Ağrı 374 Samsun 185 Rize 105 İzmir 68 Istanbul 21
Erzincan 366 Bolu 182 Çorum 103 Sinop 59 Edirne 20
Gümüşhane 343 Adana 169 Artvin 101 Çanakkale 53 Tekirdağ 19
Muş 297 Antalya 168

Beispiele geographischer Namensänderungen

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Armenische Namen

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Historisch wurden die Bezeichnungen armenischer geographischer Standorte zunächst unter der Herrschaft von Sultan Abdulhamit II abgeschafft. Im Jahr 1880 wurde das Wort Armenien aus der Presse, den Schulbüchern und allen staatlichen Einrichtungen verbannt und mit Worten wie Anatolien oder Kurdistan ersetzt.[21][22][23][24][25] Die Änderung armenischer Namen wurde vom Beginn der republikanischen Ära bis zum 21. Jahrhundert fortgesetzt. Sie umfasste die Türkisierung von Nachnamen, die Änderung der Tiernamen[26] und die Änderung der Namen der armenisch-historischen Figuren (als Beispiel wurde der Name der prominenten Balyan unter der Identität des oberflächlich italienisch erscheinenden Familiennamens Baliani versteckt).[27][28] Dazu gehörte auch die Veränderung und Verfälschung der armenisch-historischen Ereignisse.[29]

Die meisten geographischen Objekte mit armenischem Namen befanden sich in den östlichen Provinzen des Osmanischen Reiches. Dörfer, Siedlungen oder Städte mit dem Suffix „-kert“ („erbaut“ oder „errichtet“, z. B. Manavazkert – heute Malazgirt, Norakert, Noyakert), dem Suffix „-shen“ („Dorf“, z. B. Aratashen, Pemzashen, Norashen) und „-van“ („Stadt“, z. B. Charentsavan, Nakhichevan, Tatvan) deuten auf einen armenischen Ursprung. Während der osmanischen Geschichte siedelten sich türkische und kurdische Stämme in armenischen Gebieten an und veränderten so die ursprünglich armenischen Namen. So wurde z. B. das armenische Norashen zu Norşin. Dies fand insbesondere nach dem Völkermord an den Armeniern statt, da die armenische Bevölkerung aus der Osttürkei deportiert wurde.

Der Etymologe und Autor Sevan Nisanyan schätzt, dass 3.600 armenische Namen geographischer Objekte verändert wurden.[19]

Nennenswerte Beispiele abgeänderter ursprünglich armenischer Ortsnamen:[30][31]
Armenischer Name Abgeändert zu: Hinweise
Govdun Goydun Aus armenisch: „Haus/Stall der Kühe“
Aghtamar Akdamar Aus armenisch: abgeleitet von der armenischen Volkslegende „Aghtamar“.[32]
Akn Kemaliye Aus armenisch: „Brunnen“[33]
Manavazkert Malazgirt Aus armenisch: „Stadt des Menua“ (benannt nach dem Urartu-König Menua)
Vostan Gevaş Aus armenisch: „Dem König gehörend“
Norashen Güroymak Aus armenisch: „Neue Stadt“. Es gibt Bemühungen, den ursprünglichen Namen wieder zum offiziellen Namen zu machen.
Die kurdische Gemeinde von Güroymak ist der Überzeugung, dass der Name „Norşin“ kurdisch ist.[18]
Sassoun Sason Abgeleitet von der armenischen Volkslegende „Sanasar
Çermuk Çermik Aus armenisch: „Heiße Frühlinge“
Khachkar Kaçkar Dağı Aus armenisch: Chatschkar (Steinerne Kreuze für Grabsteine gebräuchlich).[34][35]
Everek Develi Abgeleitet vom armenischen Wort Averag (Ruinen).
Karpert Harput Aus armenisch: „Steinerne Festung“
Ani Anı[36] Historische Hauptstadt der armenischen Bagratiden. Türkisch: „Erinnerung“[37]
Sevaverag Siverek Aus armenisch: „Schwarze Ruinen“
Chabakchur (Çapakçur) Bingöl Aus armenisch: „Raue Gewässer“. Türkisch: „Tausend Seen“.
Çabakçur blieb bis 1950 offizieller Name.
Metskert Mazgirt Aus armenisch: „Große Stadt“
Pertak Pertek Aus armenisch: „Kleine Burg“

Griechische Namen

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Ein Großteil der griechischen Namen haben ihren Ursprung im Byzantinischen Reich und dem Reich von Trapezunt.

Mit der Gründung des Osmanischen Reiches haben viele türkische Namensänderungen weiterhin ihren griechischen Ursprüngen beinhalten können. So leitet sich der heutige Name der Stadt „İzmir“ aus dem ehemals griechischen Namen Σμύρνη „Smyrna“ ab und setzt sich aus den ersten zwei Silben des griechischen Wortes „εις Σμύρνην“ („is Smirnin“) zusammen, was so viel bedeutet wie „nach Smyrna“. Eine ähnliche Etymologie gilt auch für andere türkische Städte mit ehemals griechischen Namen, wie İznik („is Nik“, „nach Nicäa“) oder Istanbul (von der Phrase „is tan Polin“ für „in die Stadt“).

Nach dem Zypern-Krieg 1974 und der Gründung der Türkischen Republik Nordzypern wurden erneut zahlreiche geographische Namen griechischen Ursprungs verändert.[38] Aus Kyrenia wurde Girne, Famagusta wurde zu Gazimağusa, Kythrea zu Değirmenlik usw.

Sevan Nisanyan schätzt, dass 4.200 griechische Namen geographischer Objekte verändert wurden.[19]

Umbenannte griechische Ortsnamen in der Türkei
Nennenswerte Beispiele abgeänderter ursprünglich griechischer Ortsnamen:[30][31]
Griechischer Name Abgeändert zu: Hinweise
Potamia Güneysu Aus dem Griechischen: „Feuchtgebiete“. Während einer Rede am 12. August 2009 verwendete Premierminister Recep Tayyip Erdogan für seine Heimatstadt die ursprüngliche Bezeichnung Potamia.[39]
Néa Phôkaia Yenifoça Der türkische Name geht nicht direkt auf den griechischen Namen zurück, sondern auf den mittelalterlichen italienischen Namen Foggia
Kalipolis Gelibolu Aus dem Griechischen: „Schöne Stadt“. Die Stadt wurde im 5. Jahrhundert v. Chr. errichtet.[40]
Makri Fethiye Aus dem Griechischen: „Lang“. Während des sogenannten „Bevölkerungsaustausches zwischen der Türkei und Griechenland“ wurde die griechische Bevölkerung von Makri nach Griechenland ausgesiedelt, wo sie die Stadt Nea Makri (Neu Makri) errichteten.[41]
Kalamaki Kalkan Bis in die frühen 1920er Jahre, war die Mehrheit der Stadtbevölkerung griechisch. Sie wurden kurz nach dem griechisch-türkischen Krieg (1919–1922) im Jahre 1923 im Rahmen des türkisch-griechischen „Bevölkerungsauschtausches“ nach Griechenland deportiert, wo sie sich in Attika niederließen und die Kleinstadt Kalamaki errichteten.[42]
Neopolis Kuşadası Während der byzantinischen Ära war die Stadt als Neopolis (Neue Stadt) bekannt und wurde unter der genuesischen Herrschaft zu Scala Nova/Scala Nuova.[43]
Smyrna Izmir Nach dem Brand von Izmir im Jahre 1922 ließen sich Bewohner der Stadt im Südosten Athens nieder und gründeten das Viertel Nea Smyrni.
Konstantinoupolis Istanbul Aus dem Griechischen: „Stadt Konstantins“. Sie wurde von Konstantin dem Großen um 330 n. Chr. zur Hauptstadt des Römischen Reiches gemacht.
Sinasos Mustafapaşa Während des türkisch-griechischen Bevölkerungsaustausches im Jahre 1924 wurde die griechische Bevölkerung nach Griechenland umgesiedelt, wo sie im Norden der Insel Euboea die Stadt Nea Sinasos errichteten.
Nikomedia İzmit ehemalige Hauptstadt Bithyniens
Die Prinzeninseln
  • Proti
  • Prinkipo
  • Antigoni
  • Halki

Prens Adaları

Während der byzantinischen Periode wurden Prinzen oder andere Herrscher auf abgelegene Inseln verbannt.

Später wurden Angehörige der Sultan-Familie auf Inseln verbannt, die noch heute nach ihnen benannt sind.

Kurdische Namen

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Die kurdischen Gebiete im Osmanischen Reich blieben aufgrund der islamischen Orientierung der Kurden von der Namensänderungspolitik unberührt. Doch während der republikanischen Ära und vor allem nach dem Dersim-Aufstand 1937/38 wurden Namensänderungen kurdischer Gebiete häufiger. Während der türkisch-republikanischen Ära wurde schließlich das Wort Kurdistan und der Begriff Kurden verboten. Die türkische Regierung hatte die Anwesenheit der Kurden statistisch durch deren Kategorisierung als Bergtürken lange Zeit geleugnet.[44][45] Diese Klassifizierung wurde im Jahr 1980 zum neuen Euphemismus der sogenannten Osttürken geändert.[44]

Zu der Namensänderung kurdischer Gebiete werden auch die Zaza mitgezählt: Denn obwohl Zaza eine Sprache sprechen, die sich deutlich vom Kurdischen unterscheidet, betrachten sich viele Sprecher des Zazaischen selbst als Kurden und werden oft als solche von internationalen Statistiken und Erhebungen charakterisiert.[46][47][48][49][50][51]

Der Etymologe und Autor Sevan Nisanyan schätzt, dass die Namen 4.000 kurdischer Standorte verändert wurden.[19]

Nennenswerte Beispiele abgeänderter ursprünglich kurdischer Ortsnamen:[30][31]
Kurdischer Name Abgeändert zu: Hinweise
Qilaban Uludere Aus dem Kurdischen: „Kastellan“
Dersim Tunceli Im September 2012 wurden gesetzliche Anstrengungen vorgenommen, um den Namen der Provinz Tunceli nach Dersim zurück zu benennen.[18]
Şiran Şirvan Aus dem Kurdische: „Löwen“
Êlih Batman
Karaz Kocaköy
Pîran Dicle Aus dem Kurdischen: „Großeltern“
Darahênî Genç Das Dorf Genç war einst ein armenisches Dorf namens Kants, was Schatz auf Armenisch bedeutet.[31]
Es war bis 1936 Teil der Provinz Solhan, bis Darahini dorthin umgesiedelt wurde, wo das Dorf letztlich nach Genç umbenannt wurde.
Şemrex Mazıdağı Aus dem Kurdischen: „Weg nach Damaskus (Şam)“
Hênê Hani Aus dem Kurdischen: „Brunnen“. Auch bekannt als Hêni auf Zazaisch, was ebenfalls „Brunnen“ bedeutet.

Aramäische Namen

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Die meisten Namensänderungen aramäischer Siedlungen fanden im Südosten der Türkei nahe der syrischen Grenze im Tur Abdin statt. Der Tur Abdin (Syrisch: ܛ ܘ ܼ ܪ ܥ ܒ ݂ ܕ ܝ ܼ ܢ) ist eine hügelige Region, die in der heutigen Provinz Mardin liegt. Der aramäische Name „Tur Abdin“ bedeutet so viel wie „Berg der Knechte Gottes“. Für die syrisch-orthodoxen Christen ist der Tur Abdin von großer Bedeutung, da sie für die Aramäer kultureller und religiöser Mittelpunkt zugleich ist. Aramäer nennen sich Suroye/Suryoye und sprechen das aramäische Dialekt des Turoyo.[52][53]

Die christlich-aramäische Bevölkerung wurde ebenfalls Opfer des armenischen Genozids und wurde entweder nach Syrien deportiert oder massakriert. Derzeit gibt es noch rund 5.000 Aramäer, die in ihrer ursprünglichen Heimat leben.[54]

Der Etymologe und Autor Sevan Nisanyan schätzt, dass 400 aramäischen Ortsnamen verändert wurden.[19]

Ausschnitt einer Landkarte aus der Region des Tur Abdin. Markiert sind die aramäischen Dörfer, deren Namen türkisiert wurden
Nennenswerte Beispiele abgeänderter ursprünglich aramäischer Ortsnamen:[30][31]
Aramäischer Name Abgeändert zu: Hinweise
Kafrô Taxtaytô Elbeğendi Aus dem Aramäischen: „Unteres/Nieder gelegenes Dorf“[55]
Barsomik Tütenocak Benannt nach dem nestorianischen Patriarchen Bar Sawma
Merdô Mardin Aus dem Aramäischen: „Festung/en“[56][57]
Iwardo Gülgöze Aus dem Aramäischen: „Blumenbrunnen“
Arbo Taşköy Aus dem Aramäischen: „Ziege“
Qartmîn Yayvantepe Aus dem Aramäischen: „Mittleres Dorf“
Kfargawsô Gercüş Aus dem Aramäischen: „Geschütztes Dorf“
Kefshenne Kayalı Aus dem Aramäischen: „Friedensstein“
Beṯ Zabday İdil Benannt nach Babai dem Großen, der die gleichnamige Kloster- und Schulanlage der Region gründete.
Xisna d’Kêpha (Hisno d’Kifo) Hasankeyf Aus dem Aramäischen: „Steinerne Festung“
Zaz İzbırak
Anḥel Yemişli

Einzelnachweise

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  1. Tolga Korkut: Names of 12,211 Villages Were Changed in Turkey. In: Bianet. 14. Mai 2009, abgerufen am 12. Januar 2013.
  2. Norman M. Naimark: Flammender Haß: Ethnische Säuberungen im 20. Jahrhundert. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-596-17890-2, S. 59 ff.
  3. Sevan Nişanyan: Hayali Coğrafyalar: Cumhuriyet Döneminde Türkiye’de Değiştirilen Yeradları. (Memento des Originals vom 25. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tesev.org.tr (PDF) ISBN 978-605-5832-76-6, 2011, S. 41.
  4. Die Herren der Namen verlieren die Kontrolle | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. 23. November 2009, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 1. September 2018]).
  5. Sevan Nişanyan: Hayali Coğrafyalar: Cumhuriyet Döneminde Türkiye’de Değiştirilen Yeradları (Memento des Originals vom 25. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/tesev.org.tr (PDF) ISBN 978-605-5832-76-6, 2011, S. 13.
  6. 28 BİN YERİN İSMİ DEĞİŞTİ, HANGİ İSİM HANGİ DİLE AİT? In: KentHaber. 16. August 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. August 2012; abgerufen am 14. Januar 2013 (türkisch): „Ayşe Hür, Demokrat Parti döneminde oluşturulan kurul için şöyle diyor: “Bu çalışmalar sırasında anlamları güzel çağrışımlar uyandırmayan, insanları utandıran, gurur incitici yahut alay edilmesine fırsat tanıyan isimler, Türkçe de olsalar değiştirildi. İçinde ‘Kızıl’, ‘Çan’, ‘Kilise’ kelimeleri olan köylerin isimleri ile Arapça, Farsça, Ermenice, Kürtçe, Gürcüce, Tatarca, Çerkezce, Lazca köy isimleri ‘bölücülüğe meydan vermemek’ amacıyla değiştirildi.”“  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kenthaber.com
  7. a b Ahmet İnsel: İsmime dokunma. In: Radikal. 16. September 2007, abgerufen am 12. Januar 2013 (türkisch).
  8. Murat Koylu: Bütün isimlerimizi geri istiyoruz. In: Yesil Gazete. 21. März 2011, abgerufen am 12. Januar 2013 (türkisch).
  9. İbrahim Sediyani: Adını arayan coğrafya. Özedönüş Yayınları, Istanbul 2009, ISBN 978-6-05429600-2 (türkisch).
  10. Türker S., “28 bin yerin ismi değişti...,”, Vatan, 16 Agustos, 2009.
  11. a b c Tunçel H., “Türkiye’de İsmi Değiştirilen Köyler,” Sosyal Bilimler Dergisi, Firat Universitesi, 2000, volume 10, number 2.
  12. Mehmet Hacısalihoğlu: Doğu Rumeli’de kayıp köyler: İslimye Sancağ'ında 1878'den günümüze göçler, isim değişikleri ve harabeler. 1. basım Auflage. Bağlam, Istanbul 2008, ISBN 978-975-8803-95-8 (türkisch).
  13. a b Halit Eren: Proceedings of the second International Symposium on Islamic Civilization in the Balkans, Tirana, Albania, 4-7 December 2003. Hrsg.: Ali Çaksu. Research Center for Islamic History, Art and Culture, Istanbul 2006, ISBN 92-9063-152-X (türkisch, online [abgerufen am 12. Januar 2013]).
  14. T. C. Icisleri Bakanligi (1968): Köylerimiz. 1 Mart 1968 gününe kadar. T.C. Icisleri Bakanligi, Iller Idaresi Genel Müdürlügü. Ankara
  15. T. C. Icisleri Bakanligi (1977): Yeni Tabii Yer Adlari 1977. Yeni, Eski ve Illere Göre Dizileri. Icisleri Bakanligi, Iller Idaresi Genel Müdürlügü, Besinci Sube Müdürlügü. Ankara
  16. Okutan, M. Çağatay (2004): Tek Parti Döneminde Azınlık Politikaları [Minority Policies during the One Party Period]. İstanbul, İstanbul Bilgi Üniversitesi Yayınları.
  17. Kerem Öktem: The Nation’s Imprint: Demographic Engineering and the Change of Toponymes in Republican Turkey. In: European Journal of Turkish Studies. Nr. 7, 2008 (revues.org [abgerufen am 18. Januar 2013]).
  18. a b c d Turkey to restore some Kurdish place names. In: Zaman. 28. September 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. September 2012; abgerufen am 17. Januar 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.todayszaman.com
  19. a b c d e Sevan Nişanyan: Hayali Coğrafyalar: Cumhuriyet Döneminde Türkiye’de Değiştirilen Yeradları. (Memento des Originals vom 26. August 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tesev.org.tr (PDF) ISBN 978-605-5832-76-6, 2011, S. 54.
  20. Harun Tuncel: TÜRKİYE’DE İSMİ DEĞİŞTİRİLEN KÖYLER English: Renamed Villages in Turkey. In: Fırat University Journal of Social Science. 10. Jahrgang, Nr. 2, 2000 (türkisch, akademiktarih.com [PDF; abgerufen am 13. Januar 2013]).
  21. Modern History of Armenia in the Works of Foreign Authors [Novaya istoriya Armenii v trudax sovremennix zarubezhnix avtorov], R. Sahakyan (Hrsg.), Yerevan, 1993, S. 15 (in Russian)
  22. Roger Boar, Nigel Blundell: Crooks, crime and corruption. Dorset Press, New York 1991, ISBN 0-88029-615-1, S. 232.
  23. Peter Balakian: The Burning Tigris: The Armenian Genocide and America’s Response. HarperCollins, ISBN 978-0-06-186017-1, S. 36.
  24. The World in arms: timeframe AD 1900–1925. U.S. ed. Time-Life Books, Alexandria, Va. 1989, ISBN 0-8094-6470-5, S. 84.
  25. Ahmed K. Al-Rawi: Media Practice in Iraq. Palgrave Macmillan, 2012, ISBN 978-0-230-35452-4, S. 9 (online [abgerufen am 12. Januar 2013]).
  26. Turkey renames 'divisive' animals. In: BBC. 8. März 2005, abgerufen am 16. Januar 2013: „Animal name changes: Red fox known as Vulpes Vulpes Kurdistanica becomes Vulpes Vulpes. Wild sheep called Ovis Armeniana becomes Ovis Orientalis Anatolicus Roe deer known as Capreolus Capreolus Armenus becomes Capreolus Cuprelus Capreolus.“
  27. Yiğidi öldürmek ama hakkını da vermek... In: Lraper. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Oktober 2013; abgerufen am 16. Januar 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lraper.org
  28. Patrik II. Mesrob Hazretleri 6 Agustos 2006 Pazar. In: Bolsohays News. 7. August 2006, abgerufen am 16. Januar 2013 (türkisch).
  29. Richard G. Hovannisian (Hrsg.): The Armenian genocide in perspective. 4. pr. Auflage. Transaction, New Brunswick, NJ [u. a.] 1991, ISBN 0-88738-636-9.
  30. a b c d Sevan Nisanyan: Index Anatolicus. (Karte) In: Türkiye yerleşim birimleriyle evanteri. 12. Januar 2013, abgerufen am 14. Januar 2013 (türkisch).
  31. a b c d e TC Dahiliye Vekaleti, Son Taksimati Mulkiyede Koylerimizin Adlari, Ankara 1928.
  32. Multicultural Pasts as a Problem in the Construction of National Programs of Cultural Heritage in Modern Southeast Europe. (PDF) 10th Annual Kokkalis Program Workshop at Harvard University, Februar 7–8, 2007, S. 2. (abstract)
  33. Ajaryan, H. Armenian Etymological Dictionary (Hayeren atmatakan bararan), Yerevan, 1971, State Univ.y Publ. House, Vol. 1, S. 106–108.
  34. Marc Dubin, Enver Lucas: Trekking in Turkey. Lonely Planet, 1989, ISBN 0-86442-037-4, S. 125.
  35. Robert H. Hewsen: Armenia: A Historical Atlas. University of Chicago Press, 2001, ISBN 0-226-33228-4, S. 212: „River between the port of Atina (now Pazar) on the coast and the great inland peak called Kajkar (Arm. Khach'k'ar) Dagh 'Cross-stone Mountain'“.
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