Grazer Uhrturm

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Grazer Uhrturm auf dem Schloßberg
Nachtaufnahme
Graz Uhrturm mit Schatten von Markus Wilfling 2003

Der Grazer Uhrturm ist ein 28 Meter hoher Uhrturm. Er steht auf dem Schloßberg und ist mit seinen im Durchmesser über 5 Meter großen Zifferblättern und den vergoldeten Zeigern das Wahrzeichen der steirischen Landeshauptstadt Graz.

Der Kern des Grazer Uhrturms stammt vermutlich aus dem 13. Jahrhundert und gehört damit zu den ältesten Gebäuden am Schloßberg. Erste Nennungen eines Turms als Teil der Festungsanlage finden sich um 1265. Seine jetzige Form bekam er im Zuge eines Umbaus, der 1569 mit dem Einbau einer ersten Uhr mit drei großen Zifferblättern abgeschlossen war. Über den Zifferblättern führt ein hölzerner Wehrgang um den Turm, von dem aus die Feuerwächter die ganze Innenstadt überblicken konnten. 1712 bekam er ein weiteres Zifferblatt auf der Nordseite, dazu ein von Michael Sylvester Funck geschaffenes neues Uhrwerk. Die neue Uhr ging genau genug, um auch Minuten anzeigen zu können. Anders als heute üblich, ist jedoch der Stundenzeiger der größere Zeiger, da es wichtiger war, aus der Entfernung die Stunden richtig ablesen zu können.[1]

Als Napoleons Truppen im Fünften Koalitionskrieg 1809 Graz belagerten, wurde der Uhrturm zwar durch eine der ersten abgeschossenen Geschützkugeln getroffen, nahm aber keinen größeren Schaden. Der Schloßberg wurde nicht erobert, aber durch den Waffenstillstand von Znaim fiel er letztlich doch in die Hände der Gegner. Der Uhrturm konnte allerdings von den Grazer Bürgern freigekauft werden und wurde dadurch nicht wie die restliche Festungsanlage geschleift.[1]

21. Jahrhundert

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Im Jahr 2003, als Graz „Kulturhauptstadt Europas“ war, wurde der Uhrturm mit einem sogenannten „Schatten“ versehen. Dieser war ein vom Künstler Markus Wilfling maßstabsgetreu nachgebauter, schwarzer Zwillingsturm aus Stahl.[2] Der „Uhrturm-Schatten“, mit dem Wilfling „an die NS-Schattenseite von Graz erinnern wollte“,[3] wurde nach Ende des Kulturhauptstadtjahres 2003 an die Shoppingcity Seiersberg, ein Einkaufszentrum am Grazer Stadtrand, verkauft, wo er seither als Attraktion dient. — Nach Kaufabschluss wurden über die Medien Stimmen laut, die den unbefristeten Verbleib des Artefakts neben dem Grazer Uhrturm forderten. Die Stadt Graz lehnte jedoch sowohl den Rückkauf als auch das örtliche Verbleiben des Uhrturm-Schattens wegen absehbarer Erhaltungskosten, vor allem jedoch wegen Fragen der Schadenshaftung, ab.[4]

Ende September 2008 begann man mit der Generalsanierung des Uhrturms. Die Bodenfeuchtigkeit hatte dem Mauerwerk massiv zugesetzt. Die erste Renovierungsphase, die Sanierung des hölzernen Wehrganges, wurde, bei Kosten von etwa 500.000 Euro, Mitte 2009 abgeschlossen.[5] Ungefähr 115.000 Euro wurden durch eine 900 m² große, um das Gerüst gespannte Werbefläche eingenommen.[6] Bis 2011 waren noch zwei weitere Phasen geplant. Dabei wurde der Uhrturm im November 2011 letztmals zur Sanierung der Zifferblätter und der Uhrzeiger verhüllt.[7]

Heute sind im Turm noch drei Glocken erhalten: Die Stundenglocke ist laut ihrer Inschrift die älteste Glocke von Graz (1382) und schlägt zu jeder vollen Stunde. Die Feuerglocke von 1645 warnte je nach Anzahl der Schläge vor Feuer in den verschiedenen Bezirken von Graz. Die Armesünderglocke von ca. 1450 läutete zu Hinrichtungen, im 19. Jahrhundert zur Sperrstunde, was ihr zusätzlich den Namen Lumpenglocke eintrug.

Steinerner Hund

Im Bereich des Abgangs zu dem am Fuße des Uhrturms gelegenen Rosengarten, von dem sich ein überaus beeindruckender Blick über Graz eröffnet, findet sich an einer Mauer eine kleine, unter Denkmalschutz stehende Gedenktafel für den aus Villach, Österreich, stammenden Gerold Walzel (1901–1988), den Verfasser des Grazer Studentenliedes („Träumend sah vom Schloßberg nieder, …“).[8]

Unterhalb des Uhrturms wacht auf einem Mauervorsprung der Steinerne Hund. Nach einer Legende bewahrte 1481 ein bellender Hund Kunigunde, die Tochter des Kaisers Friedrich III., davor, von Söldnern des Ungarnkönigs Matthias Corvinus entführt zu werden, der zuvor vergeblich um die Hand der Prinzessin angehalten hatte. Zum Dank ließ Kaiser Friedrich den Hund in Form eines Standbilds verewigen.

  • Eva Tangl, Wolfgang Absenger: Grazer Uhrturm: Restaurierung und Bauforschung. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Heft 3/4, Verlag Berger, Horn 2010 (= Berichtheft 2008/2009).
Commons: Grazer Uhrturm – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Leopold Toifl: Der Uhrturm. Die Geschichte eines Grazer Wahrzeichens. (PDF) In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, Jahrgang 99. 2008, S. 183–219, abgerufen am 13. April 2020.
  2. Schattenobjekt Uhrturm. Der Uhrturm und sein Zwilling. Archiv-Site www.graz03.at, abgerufen am 15. Juli 2010.
  3. Verschrottungsprämien für Kunstobjekte. derstandard.at, 13. Mai 2009, abgerufen am 16. Juli 2010.
  4. Was blieb von Graz 03? Kleine Zeitung, 22. Juni 2007, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. September 2014;.
  5. Mit Geduld und Spucke. Kleine Zeitung, 25. Januar 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2013;. kleinezeitung.at, 25. März 2010, abgerufen am 25. April 2010.
  6. „Grazer Uhrturm monatelang verhüllt“. (Memento vom 30. Juni 2010 im Internet Archive) diepresse.com, 30. September 2008.
  7. Grazer Wahrzeichen verhüllt und verstümmelt. Kleine Zeitung, 6. November 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Oktober 2013;.
  8. Grazer Studentenlied im Portal Steirischer Studentenhistoriker-Verein zu Graz, abgerufen am 15. Juli 2010.
  9. Lage 2005
  10. Der Uhrturm-Schatten wurde in der Zeit nach 2005 auf eine dem Einkaufszentrum vorgelagerte Kreisverkehrsinsel 280 m westlich des Erstaufstellungsortes versetzt. — Klartext in Seiersberg.@1@2Vorlage:Toter Link/www.kleinezeitung.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. kleinezeitung.at, 10. März 2010, abgerufen am 16. Juli 2010.
  11. Lage 2010

Koordinaten: 47° 4′ 24,8″ N, 15° 26′ 15,8″ O