Göltzsch
Die Göltzsch ist ein etwa 40 Kilometer langer rechter Nebenfluss der Weißen Elster im Vogtland. Als bedeutendster Fluss des östlichen Vogtlands durchfließt sie die Orte Falkenstein/Vogtl., Ellefeld, Auerbach/Vogtl., Rodewisch, Lengenfeld und Reichenbach im Vogtland, bis sie in Greiz in die Weiße Elster mündet.
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen und Zuflüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Göltzsch hat zwei Quellarme, die längere Weiße Göltzsch und die Rote Göltzsch. Beide entspringen in vermoorten Mulden auf rund 700 Meter über NN im Waldgebiet Grüner Wald nördlich von Hammerbrücke im Naturpark Erzgebirge/Vogtland.
Die westliche Weiße Göltzsch kommt dabei aus dem Waldgebiet Göltzschgesprenge und nahm früher kontinuierlich nördlich des Hammerbrücker Ortsteils Rißbrücke Wasser der Zwickauer Mulde auf. Dieses gelangte über einen Floßgraben und an dessen Ende über die bergmännisch angelegten Rißfälle zur Weißen Göltzsch. Diese tritt nun in das Landschaftsschutzgebiet Oberes Göltzschtal ein und passiert die Druckersmühle. Weiter unterhalb hat sich ein steilwandiges Tal herausgebildet, in dem sich einige Felsen befinden, darunter der über einen steilen Wanderweg erreichbare Bastei-Felsen. Am Ende des engen Tales und schon im Stadtgebiet von Falkenstein/Vogtl. wird der Fluss zur Talsperre Falkenstein aufgestaut. Kurz unterhalb des Damms fließt der Waldbach zu, weiter talabwärts das Lohbergbächel und in Ellefeld das Egerwasser. Die talabwärts folgende Gemeinde Ellefeld wuchs auf 2 km entlang des Wasserlaufes, hauptsächlich im Tal der Weißen Göltzsch.
Die Rote Göltzsch entspringt unmittelbar westlich der Straße Jägersgrün-Beerheide. Bei Beerheide durchschneidet der Bach einen Quarzitzug, so dass beidseitig des Tales Felsen sichtbar sind. Am markantesten ist dabei der 25 Meter hohe Röthelstein mit Aussichtsgipfel. An dessen Fuß, nahe der Roten Göltzsch, befindet sich die Naturbühne Röthelstein.
Am Ellefelder Park, einer Erholungsanlage der Gemeinde Ellefeld, vereinigen sich die beiden Flussläufe zur Göltzsch.
Vereinigte Göltzsch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zusammenfluss von Weißer und Roter Göltzsch liegt in einer Höhe von 485,8 Metern über NN in Ellefeld. Die Göltzsch fließt nun durch die Städte Auerbach/Vogtl. und Rodewisch. Im Stadtgebiet von Rodewisch fließen die Pöltzsch (Eulenwasser) und der Wernesbach als rechte Zuflüsse in die Göltzsch.
Als nächste Stadt im Göltzschtal folgt Lengenfeld, wo sich die Fließrichtung von Nord auf Nordwest ändert. In der Nähe des Lengenfelder Stadions mündet der Plohnbach in den Fluss. Die 35 m hohe Göltzschtalbrücke der A72 in Weißensand, einem Ortsteil Lengenfelds, folgt flussabwärts.
Vorbei an der Schotenmühle geht es nach Mühlwand bei Rotschau, wo die stillgelegte denkmalgeschützte Egersche Brücke parallel zur aktuell genutzten Straßenbrücke den Flusslauf quert. Danach folgen Reichenbach im Vogtland (Stadtteil Mylau) und Netzschkau sowie die von der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn-Compagnie von 1846 bis 1851 errichtete Göltzschtalbrücke. Das heute von der Vogtlandbahn genutzte Wahrzeichen des Vogtlandes ist noch vor der auf derselben Eisenbahnstrecke gelegenen Elstertalbrücke die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. Im weiteren Verlauf bildet die Göltzsch in einem felsigen, fast schluchtenartigen Tal die Landesgrenze zwischen Sachsen und Thüringen, bevor sie im Süden der thüringischen Kreisstadt Greiz kurz nach der Landesgrenze auf einer Höhe von ca. 260 Meter über NN in die Weiße Elster mündet. Damit entwässert die Göltzsch über die Elbe in die Nordsee.
Hochwasser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verlauf der Göltzsch ist durch große Überflutungsflächen gekennzeichnet. Einzig in den Ortslagen stehen Bachmauern. Diese teils über 100 Jahre alten Mauern wurden im Zuge der Jahrhunderthochwasser von 2002 und 2013 stark beschädigt und wurden bzw. werden deshalb sukzessive ausgetauscht. Das schwerste Hochwasser an der Göltzsch in der jüngeren Geschichte war allerdings das im Juli 1954. In Rodewisch und Reichenbach im Vogtland gibt es an der Göltzsch Durchfluss-Messstellen, die das belegen.
Gewässermessstellen und -güte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gibt ein Hydrologisches Handbuch heraus, das zwei Messstellen an der Göltzsch aufzählt. Sie befinden sich in Rodewisch und Reichenbach im Vogtland. Nachfolgend sind für beide Messstellen Eckwerte aufgeführt (Stand: Jahresende 2015):
Parameter | Messstelle Rodewisch 1 (Messstellennummer 57721.1) | Messstelle Mylau (Messstellennummer 57722.0) |
---|---|---|
Höhe | 414, 928 m ü. HN | 306, 692 m ü. HN |
Lage | 26,2 km links | 9,5 km links |
Beobachtungsbeginn | 01. April 1997 | 01. November 1920 |
höchster mittlerer jährlicher Durchfluss[4] | 1,27 m³/s (2013) | 3,56 m³/s (1941) |
niedrigster mittlerer jährlicher Durchfluss[4] | 0,412 m³/s (1997; nur April bis Dezember)
0,439 m³/s (2014) |
0,826 m³/s (1934) |
oberste Durchflusswerte[5] | 54,8 m³/s (02. Juni 2013) | 129 m³/s (01. August 1955) |
niedrigste Durchflusswerte[6] | 0,022 m³/s (27. August 2003) | 0,030 m³/s (30. Oktober 1961) |
Nach Ansicht der zuständigen Landestalsperrenverwaltung befindet sich die Göltzsch in bedenklichem Zustand. Ausschlaggebend für diese Beurteilung ist die Zunahme der Industrie vor allem im letzten Jahrhundert und das Errichten von Uferbefestigungen, wie Dämmen oder Mauern, die die Wassertiefe auf teilweise nur zwei Zentimeter sinken ließen. Nun soll der naturnahen Entwicklung der Göltzsch mehr Raum gelassen werden, wodurch sich auch wieder mehr Artenreichtum einstellen soll. Das Konzept für die Umgestaltung der Göltzsch, die bis spätestens 2027 im Rahmen der Renaturierung aller Gewässer durch die Landestalsperrenverwaltung durchgeführt werden wird, soll mit dem Hochwasserschutz in Einklang stehen.[7][8]
Name
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sehr selten wird der Name der Göltzsch ohne „z“ als Göltsch geschrieben.[9]
Namensursprung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name des Gewässers trat erstmals 1122 als „ad aquam Golz“ (am Wasser der Göltzsch) auf. Im 13. und 14. Jahrhundert gab es verschiedene Bezeichnungen für den Fluss. 1597 ist das erste Mal „ahn der Göltzsch“ belegt.[10] Ob sich der Name des Flusses allein vom altsorbischen Golci, Golica oder Golca ableitet und damit Heidewaldbach bedeutet, ist nicht sicher geklärt.[10][11] Denn andererseits wird auch vermutet, dass bei der Namensbildung dieses Fließgewässers das Wort Gold mit hineinspielt.[12]
Namensübertragungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Göltzsch ist Namensgeber für die Göltzschtalbrücke, die größte Ziegelsteinbrücke der Welt.
Als bedeutendstes Gewässer des östlichen Vogtlands durchfließt sie einige Städte und Gemeinden, in denen mehrere Institutionen ihren Namen tragen. Zu den bekannteren gehört das Sächsische Landeskrankenhaus für Psychologie und Neurologie in Rodewisch. Rodewisch selbst besteht aus drei ursprünglichen Ansiedlungen: Niederauerbach, Ober- und Untergöltzsch. Neben dem genannten Krankenhaus, das aufgrund seiner Lage umgangssprachlich als „Untergöltzsch“ bezeichnet wird, gibt es in Rodewisch das Klinikum Obergöltzsch. Zudem gibt es in Rodewisch den durch den rechten Nebenfluss Pöltzsch gespeisten Gondelteich, der die Rodewischer Schloßinsel umgibt. Dort befinden sich die Ruinen des ehemaligen Ritterguts (Ober-)Göltzsch.[13]
Die Göltzsch ist zudem Namensgeber für den "Mittelzentralen Städteverbund Göltzschtal", auf dessen Gebiet sich ein Großteil der Fließstrecke, wie auch der Zusammenfluss von Weißer und Roter Göltzsch befindet.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zwischen Falkenstein und Lengenfeld verläuft am linksseitigen Talhang der Göltzsch ein Teil der Bahnstrecke Zwickau–Falkenstein. Einst folgte auch unterhalb von Lengenfeld die Bahnstrecke Lengenfeld–Göltzschtalbrücke dem Verlauf der Göltzsch. Die Strecke wurde aber ab 1967 aufgelassen. Heute existiert auf Teilen des einstigen Bahndamms der Göltzschtal-Radweg.
Goldablagerungen und Sagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An einigen Stellen der Göltzsch wurde früher in drei historischen Etappen nach Goldablagerungen gesucht und dieses Edelmetall auch durch aufwändige handwerkliche Gewinnung in den Goldseifen gewonnen.[14][12] Aus den verschiedenen Zeitabschnitten dieser Seifengoldgewinnung befinden sich an den Ufern noch einige, durch die Landwirtschaft nicht eingeebnete Hügel aus Abraum, die als Raithalden bezeichnet werden.[15] 1765 fand Johann Gotthilf Klügel bei einem Probewaschen in der Göltzsch Gold. Heutzutage gelingt es Hobbygoldwäschern gelegentlich, an manchen Stellen kleine Goldflitter in einer Größe zwischen 0,1 und 2 mm auszuwaschen.[16] In Buchwald gibt es das Vogtländische Goldmuseum.
Um die Goldablagerungen ranken sich einige Sagen. Eine von ihnen heißt:
Sage vom Gold in der Göltzsch bei Auerbach
Vertrieben aus dem Heimatlande,
erfolgt von blinder Glaubenswut,
erbau'n sich an des Baches Rande
zwei Brüder eine sich're Hut.
Einst saßen sinnend sie beisammen
an des Baches perlendem Kristall.
Da sah'n sie plötzlich etwas flammen,
wie gülden, herrlich glänzendes Metall.
Sie schöpften aus dem Sande Kerne,
hell glänzend wie der Sonnenschein,
und funkelnd wie des Abends Sterne.
Das kann, sie ahntens, Gold nur sein.
Sie suchten emsig jeden Morgen,
die Schätze, die der Goldbach bot.
Es schwanden ihre bangen Sorgen,
der Kummer um das liebe Brot.
Bald breitet sich die frohe Kunde
in immer breit're Kreise aus
und es erhebt sich in der Runde
in wenig Jahren Haus um Haus.
Die Goldsucht wurde gar zum Fieber.
Und da statt Gold man „aurum“ sprach,
gab man dem gold'nen Orte lieber
den schönen Namen „Auerbach“.
nach: Siegfried Walther[17]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://www.fgg-elbe.de/files/Download-Archive/Fachberichte/Allgemein/Fliessgw2015.pdf (Seite 39)
- ↑ Thüringer Landesanstalt für Umwelt (Hrsg.): Gebiets- und Gewässerkennzahlen Verzeichnis und Karte. Jena 1998; 26 S.
- ↑ Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Elbegebiet, Teil I 2015. (PDF; 9,5 MB) In: lhw.sachsen-anhalt.de. Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt, 2019, S. 195, abgerufen am 7. März 2021.
- ↑ a b Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie: Hydrologisches Handbuch, Teil 4: Haupttabelle der mittleren jährlichen Durchflusswerte. Seiten 170-172. Freistaat Sachsen, 24. Juli 2017, abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie: Hydrologisches Handbuch. Teil 5: Haupttabelle der oberen Durchflusswerte. Seiten 170-172. Freistaat Sachsen, 24. Juli 2017, abgerufen am 9. Mai 2022.
- ↑ Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie: Hydrologisches Handbuch. Teil 6: Haupttabelle der unteren Durchflusswerte. Seiten 170-172. Freistaat Sachsen, 24. Juli 2017, abgerufen am 29. Mai 2022.
- ↑ Freie Presse vom 18. Oktober 2022, Auerbacher Zeitung S. 9. Titel:„Wie das Bett der Göltzsch in ein paar Jahren beschaffen sein soll“. Autor: Sabine Schott
- ↑ Wie das Bett der Göltzsch im Vogtland in ein paar Jahren beschaffen sein soll | Freie Presse - Auerbach. 18. Oktober 2022, abgerufen am 18. Oktober 2022 (Artikelanfang frei einsehbar).
- ↑ Gesamtliste der Fließgewässer im Elbeeinzugsgebiet (fgg-elbe.de) (Seite 39)
- ↑ a b Siegfried Walther: Rodewisch im Wandel der Zeit - Eine Chronik und ein wenig mehr... 1: Die Orts- und Ortsteilnamen von Rodewisch. Hrsg.: Stadtverwaltung Rodewisch. Rodewisch 2011, ISBN 978-3-942267-16-8, S. 10–11.
- ↑ Ernst Eichler, Volkmar Hellfritzsch, Johannes Richter: Die Ortsnamen des sächsischen Vogtlandes. 1. Das Namenbuch. (= Vogtlandmuseum Plauen, Schriftenreihe 50), Plauen 1983, S. 37.
- ↑ a b Das "Goldbergwerk" unter alaunwerk.de
- ↑ Stadt Rodewisch - Schloßinsel. Abgerufen am 14. Mai 2022.
- ↑ "Zu den Vogtländischen Goldvorkommen - Zur Goldförderung an der Göltzsch" unter alte-kiehvotz.de
- ↑ "Raithalden" unter alaunwerk.de
- ↑ Ronald Siebert: Goldsuche & Goldwaschen Thüringen / Göltzsch. auf goldsucher.de ( vom 11. September 2014 im Internet Archive)
- ↑ Siegfried Walther: Sagen aus Rodewisch und dem Vogtland. Vom Gold in der Göltzsch bei Auerbach. Hrsg.: Stadtverwaltung Rodewisch. Verlag Wissenschaftliche Scripten, Auerbach 2011, ISBN 978-3-942267-29-8, S. 75 f.