Uranophan

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Uranophan
Uranophan aus der Rössing Mine, Erongo, Namibia
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol
Andere Namen
  • Uranotil
  • Modifikationen:
    • Uranophan-α (Uranophan-alpha)
    • Uranophan-β (Uranophan-beta)
Chemische Formel Ca(UO2)2(SiO3OH)2·5H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/A'.14
VIII/B.34-040

9.AK.15
53.03.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-sphenoidisch; 2[3]
Raumgruppe P21 (Nr. 4)Vorlage:Raumgruppe/4[4]
Gitterparameter a = 15,91 (Uranophan), 13,96 (Uranophan-beta) Å; b = 7,00 (Uranophan), 15,44 (Uranophan-beta) Å; c = 6,67 (Uranophan), 6,33 (Uranophan-beta) Å
β = 97,3 (Uranophan), 91,38 (Uranophan-beta)°[4]
Formeleinheiten Z = 2[4]
Häufige Kristallflächen nadelig, radialstrahlig
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3, 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,81 bis 3,91; berechnet: 3,78
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}
Bruch; Tenazität spröde
Farbe hellgelb bis gelbgrün
Strichfarbe hellgelb
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen; erdige Formen Wachsglanz bis matt
Radioaktivität sehr stark
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,643 (Uranophan), 1,660 bis 1,678 (Uranophan-beta)[5][6]
nβ = 1,666 (Uranophan), 1,682 bis 1,723 (Uranophan-beta)[5][6]
nγ = 1,669 (Uranophan), 1,689 bis 1,730 (Uranophan-beta)[5][6]
Doppelbrechung δ = 0,026 (Uranophan)[5], 0,029 bis 0,052 (Uranophan-beta)[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ (Uranophan und Uranophan-beta)[5][6]
Achsenwinkel 2V = 32° bis 45° (gemessen), 38° (berechnet) (Uranophan)[5], 42° bis 58° (berechnet) (Uranophan-beta)[6]
Pleochroismus schwach: x = farblos; y und z = hell kanariengelb (Uranophan)[5]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale gelegentlich Fluoreszenz

Das Mineral Uranophan (auch Uranotil) ist ein häufig vorkommendes Inselsilikat des Urans mit der chemischen Formel Ca[UO2|SiO3OH]2·5H2O.[4] Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt meist nadelige Kristalle bis etwa 1 cm Größe und radialstrahlige, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate oder krustige Überzüge von gelber bis brauner Farbe.

Uranophan ist bekannt dafür, in zwei unterschiedlichen Raumgruppen als Uranophan-α (Uranophan-alpha) beziehungsweise Uranophan-β (Uranophan-beta) zu kristallisieren.[7] Beide Modifikationen äußern sich in einem unterschiedlichen Kristallhabitus, der jedoch häufig für den Laien schwierig zu unterscheiden ist und erst bei genauerer Betrachtung unter dem Mikroskop eine Zuordnung erlaubt.

Etymologie und Geschichte

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Erstmals gefunden wurde Uranophan 1853 bei Kupferberg (Tarnau) in Oberschlesien (Polen) und beschrieben durch Martin Websky[5], der das Mineral nach seinem Urangehalt und dem griechischen Wort φαίνω [sprich: „phanos“] für scheinen oder erscheinen, zusammengesetzt also „wie Uran erscheinen“, benannte. Uranophan-beta wurde erstmals im Jahre 1935 als solches erkannt. Der Ort, in dem das Mineral seine Typlokalität hat, ist Jáchymov (St Joachimsthal) im Okres Karlovy Vary im Erzgebirge in der Tschechischen Republik.[6]

Das Typmaterial für Uranophan-α (Holotyp, Katalog-Nr. unbekannt) wird im Mineralogischen Museum des Instituts für Geowissenschaften an der Universität Breslau in Breslau (polnisch Wrocław) und das Typmaterial für Uranophan-β (Holotyp, Katalog-Nr.: J3747) im Naturhistorischen Museum von Wien aufbewahrt.[8][9]

Uranophan-α und Uranophan-β waren bereits vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) entdeckt und als eigenständige Mineralarten anerkannt worden. Daher wurde diese Anerkennung durch die IMA als grandfathered übernommen.[10] Im Jahr 2022 wurden die beiden Modifikation allerdings zusammengezogen und das Mineral wieder umbenannt in Uranophan. Seitdem wird das Mineral unter der Sammelanerkennung 2022 s.p. (special procedere) geführt.[10]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Uranophan zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Neso-Subsilikate“, wo er innerhalb der Familie der Uranyl-Silikate als Namensgeber die „Uranophan-(β-Uranophan)-Gruppe“ mit der System-Nr. VIII/A'.14 und den weiteren Mitgliedern Boltwoodit, Cuprosklodowskit, Kasolit (Orlit), Sklodowskit, Uranophan-Beta (β-Uranophan) bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/B.34-40. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Inselsilikate mit tetraederfremden Anionen“, wo Uranophan zusammen mit Boltwoodit, Cuprosklodowskit, Kasolit, Natroboltwoodit, Oursinit, Sklodowskit und Uranophan-beta eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet (Stand 2018).[11]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[12] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Uranophan zunächst in die allgemeinere Abteilung der „Inselsilikate (Nesosilikate)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Uranyl Insel- und Polysilikate“ (mit dem Stoffmengenverhältnis U : Si = 1 : 1) zu finden ist, wo es zusammen mit Kasolit die „Uranophan-Kasolit-Gruppe“ mit der System-Nr. 9.AK.15 und den weiteren Mitgliedern Boltwoodit, Kasolit, Natroboltwoodit (Rn), Uranophan(-α), Uranophan-β bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Uranophan in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und andere Anionen komplexer Kationen“ ein. Hier ist er zusammen mit Boltwoodit, Cuprosklodowskit, Kasolit, Natroboltwoodit, Oursinit, Sklodowskit, Swamboit-(Nd) und Uranophan-beta in der „Uranophangruppe“ mit der System-Nr. 53.03.01 innerhalb der Unterabteilung „Inselsilikate: SiO4-Gruppen und andere Anionen komplexer Kationen mit (UO2)“ zu finden.

Kristallstruktur

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Uranophan-α kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21 (Raumgruppen-Nr. 4)Vorlage:Raumgruppe/4 mit den Gitterparametern a = 15,91 Å; b = 7,00 Å; c = 6,67 Å und β = 97,3° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Uranophan-β (bzw. Uranophan-beta) kristallisiert ebenfalls monoklin, aber in der Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 13,97 Å; b = 15,44 Å; c = 6,63 Å und β = 91,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Die untenstehenden Abbildungen verdeutlichen die unterschiedlichen Kristallgitter der beiden Uranophan-Modifikationen.

Kristallstruktur von Uranophan-α Kristallstruktur von Uranophan-β
Farblegende: 0 _ U 0 _ O 0 _ Ca 0 _ Si 0 _ Wassermoleküle

Uranophan gilt aufgrund seines Urangehalts von bis zu 40,6 % als sehr stark radioaktiv. Unter Berücksichtigung der Mengenanteile der radioaktiven Elemente in der idealisierten Summenformel sowie der Folgezerfälle der natürlichen Zerfallsreihen wird für das Mineral eine spezifische Aktivität von 72,5 kBq/g[3] angegeben (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g). Der zitierte Wert kann je nach Mineralgehalt und Zusammensetzung der Stufen deutlich abweichen, auch sind selektive An- oder Abreicherungen der radioaktiven Zerfallsprodukte möglich und ändern die Aktivität.

Gelegentlich kann Uranophan unter UV-Licht eine schwachgrüne Fluoreszenz zeigen. Üblicherweise ist das Mineral aber nicht-fluoreszierend.

Uranophan kann durch Säuren leicht zersetzt werden.

Modifikationen und Varietäten

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Paragenese der beiden Uranophan-Modifikationen: Uranophane-alpha (hellgelbe strahlenförmige kugelige Aggregate) und Uranophan-beta (dunkelgelbe, fächerartige, dicke Nadeln) auf Granit aus Miedzianka (Kupferberg) im Riesengebirge bei Janowice Wielkie (Jannowitz), Polen
(Bildbreite: 11,5 mm)

Uranophan-alpha ist dimorph mit Uranophan-beta, der ebenfalls im monoklinen Kristallsystem kristallisiert, allerdings in einer anderen Raumgruppe (siehe auch Strukturdaten).

Bildung und Fundorte

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Nest aus nadeligem Uranophan auf Calcit aus der Jackpile Mine, Laguna District, Cibola County, New Mexico, USA

Uranophan zählt zu den am häufigsten vorkommenden Uransilikaten. Als typisches Sekundärmineral bildet er sich in Uran-Lagerstätten und Pegmatiten durch Verwitterung aus Uraninit. Begleitminerale sind neben Uranophan-beta unter anderem noch Kasolit, Autunit und Meta-Autunit, Phosphuranylit, Torbernit und verschiedene Uranoxide, aber auch Calcit, Malachit, Almandin und Muskovit.[13]

Weltweit konnte Uranophan bisher (Stand: 2010) an mehr als 700 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Ägypten, Algerien, Argentinien, Australien, Brasilien, China, Finnland, Deutschland, Frankreich, Indien, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Demokratische Republik Kongo, Madagaskar, Mexiko, Namibia, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Tansania, Tschechien, Ungarn, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).

Erwähnenswert sind vor allem die Fundorte Musonoi Mine bei Kolwezi und Shinkolobwe Mine (Kasolo Mine) bei Shinkolobwe in der kongolesischen Provinz Katanga, wo Kristalle bis etwa 1 cm Größe gefunden wurden. Schöne, radialstrahlige Aggregate konnten aus der „Madawaska Mine (Faraday Mine)“ bei Bancroft im Hastings County (Kanada) geborgen werden.

Uranophan wird als Uran-Erz verwendet.

Vorsichtsmaßnahmen

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Beim Umgang mit dem radioaktiven Uranophan ist auf ausreichenden Strahlenschutz zu achten. Um eine Inkorporation (Aufnahme in den Körper) zu verhindern, empfiehlt sich gründliches Händewaschen nach dem Umgang mit bloßen Händen.

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 687.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 211.
  • Uranophane. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 76 kB; abgerufen am 16. September 2020]).
  • Uranophane-beta. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 76 kB; abgerufen am 16. September 2020]).
Commons: Uranophane – Sammlung von Bildern
Uranophan(-α)
Uranophan-β (Uranophan-Beta)

Einzelnachweise

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  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 11. Juni 2024]).
  2. Mineralienatlas - Fossilienatlas. Abgerufen am 11. Juli 2024.
  3. a b David Barthelmy: Uranophane Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 16. September 2020 (englisch).
  4. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 565 (englisch).
  5. a b c d e f g h Uranophane. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 16. September 2020 (englisch).
  6. a b c d e f g Uranophane-beta. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 16. September 2020 (englisch).
  7. Frances V. Stohl, Deane K. Smith: The crystal chemistry of the uranyl silicate minerals. In: American Mineralogist. Band 66, 1981, S. 610–625 (englisch, minsocam.org [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 16. September 2020]).
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – U. (PDF 23 kB) In: docs.wixstatic.com. IMA Commission on Museums, 12. Dezember 2018, abgerufen am 16. September 2020.
  9. The Depositories of Mineral Type Specimens. (PDF 23 kB) IMA Commission on Museums, 12. Dezember 2018, abgerufen am 16. September 2020.
  10. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  11. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  13. Datei:Uranophane, Muscovite, Almandine - Pine Mountain, North Carolina, USA.jpg