Viktor von Hochenburger

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Viktor Ritter von Hochenburger (* 24. Juni 1857 in Graz; † 9. August 1918 ebenda) war ein österreichischer Rechtsanwalt, Politiker und von 1909 bis 1916 Justizminister Cisleithaniens, der österreichischen Reichshälfte Österreich-Ungarns.

Viktor Ritter von Hochenburger

Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, das er mit Dr. jur. abschloss, arbeitete er in Graz als Rechtsanwalt. 1897 bis 1901 war Hochenburger für die Deutsche Volkspartei Mitglied des Abgeordnetenhauses des Wiener Reichsrats.[1]

Am 10. Februar 1909 wurde Hochenburger zum Justizminister ernannt und diente in dieser Funktion bis 31. Oktober 1916 nacheinander unter den Ministerpräsidenten Richard von Bienerth-Schmerling, im dritten Kabinett von Paul Gautsch von Frankenthurn, sowie im Ministerium Stürgkh.

Nach der Teuerungsrevolte 1911 wurden mehr als 488 Personen verhaftet und 283 zu schwerem Kerker verurteilt.[2] Die Verhandlungen begannen schon zwei Tage nach der Revolte und wurden binnen kurzer Zeit mit der Verurteilung aller Angeklagten abgeschlossen. Hochenburger hatte dafür die Schwurgerichte, die eigentlich für „politische Verbrechen“ zuständig waren, ausgeschaltet und die Staatsanwälte angewiesen, hohe Strafanträge zu stellen.[3]

Am 5. Oktober 1911 gab es ein parlamentarisches Nachspiel im Reichsrat. Gerade als Victor Adler unter dem Tagesordnungspunkt „Teuerungsrevolte“ Hochenburger für die Eskalation der Ereignisse verantwortlich machte und dessen „Blutjustiz“ anprangerte, fielen aus der Besuchergalerie Schüsse Richtung Regierungsbank, die Hochenburger, dem das Attentat galt, und den späteren Ministerpräsident Karl Stürgkh verfehlten.[4] Der Schütze, der etwa 25-jährige arbeitslose Tischlergeselle Nikola Njeguš aus Šibenik in Dalmatien, wurde überwältigt und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Er starb 1915 während der Haft.[5]

Seit 19. Mai 1917 bis zu seinem Tod war Hochenburger noch Mitglied des Herrenhauses für die Verfassungspartei.

Einzelnachweise

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  1. Ernst Rutkowski: Briefe und Dokumente zur Geschichte der österreichisch-ungarischen Monarchie. Band 1: Der verfassungstreue Großgrundbesitz 1880–1899. Verlag Oldenbourg, München 1983, ISBN 3-486-51831-3, S. 547.
  2. Werner Bundschuh: Die Wiener Septemberunruhen – der „blutige Sonntag“ von 1911 im Spiegel der Vorarlberger Presse. In: Montfort. Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs. (44) 1992, Nr. 4, S. 349–361, hier S. 349 (online).
    Wolfgang Maderthaner, Siegfried Mattl: „...den Straßenexcessen ein Ende machen“. Septemberunruhen und Arbeitermassenprozeß 1911. In: Karl R. Stadler (Hrsg.): Sozialistenprozesse. Politische Justiz in Österreich. 1870–1936. Europa-Verlag, Wien 1986, ISBN 3-203-50948-2, S. 117–150, hier: S. 117ff.
  3. Wolfgang Maderthaner, Siegfried Mattl: „...den Straßenexcessen ein Ende machen“. Septemberunruhen und Arbeitermassenprozeß 1911. In: Karl R. Stadler (Hrsg.): Sozialistenprozesse. Politische Justiz in Österreich. 1870–1936. Europa-Verlag, Wien 1986, ISBN 3-203-50948-2, S. 117–150, hier: S. 127ff.
  4. Teuerungsunruhen vom 17. September 1911. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.)
    Lucian O. Meysels: Victor Adler. Die Biographie. Amalthea, Wien 1997, ISBN 3-85002-403-2, S. 220.
  5. Wladimir Fischer: Von Einschusslöchern und Gesäßabdrücken. Spuren von MigrantInnen aus der Südöstlichen Peripherie in Wiens Großstadttextur um 1900. In: Wladimir Fischer, Waltraud Heindl, Alexandra Millner, Wolfgang Müller-Funk (Hrsg.): Kultur/En, Räume Und Grenzen in Österreich-Ungarn, 1867–1914. Kulturwissenschaftliche Annäherungen. Francke-Verlag, Tübingen/Basel 2010, ISBN 978-3-7720-8239-9, S. 139–170, hier: S. 141f.