Weitgenabelte Kristallschnecke

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Weitgenabelte Kristallschnecke

Weitgenabelte Kristallschnecke (Vitrea contracta)

Systematik
Ordnung: Lungenschnecken (Pulmonata)
Unterordnung: Landlungenschnecken (Stylommatophora)
Überfamilie: Gastrodontoidea
Familie: Kristallschnecken (Pristilomatidae)
Gattung: Vitrea
Art: Weitgenabelte Kristallschnecke
Wissenschaftlicher Name
Vitrea contracta
(Westerlund, 1871)

Die Weitgenabelte Kristallschnecke[1] (Vitrea contracta) ist eine auf dem Land lebende Schnecken-Art der Kristallschnecken (Pristilomatidae) in der Unterordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora).

Das rechtsgewundene, recht kleine Gehäuse ist stark abgeflacht-kegelig, fast dick-scheibenförmig. Das Gehäuse misst im Adultzustand 1,8 bis 3,0 (meist um 2 mm) in der Breite (Durchmesser) und 1,0 bis 1,4 mm in der Höhe. In der Seitenansicht ist das Gewinde nur wenig erhaben. Es sind adult 4 bis 5 Windungen vorhanden, die langsam und regelmäßig zunehmen. Die letzte Windung ist vergleichsweise schmal. Von oben gesehen nimmt sie nur etwa das 1,4 bis 1,6fache der vorigen Windung ein. Die Oberseite der Windungen ist flach gewölbt, die Nähte sind dadurch auch sehr flach. Die Peripherie ist gut gerundet, die Unterseite relativ flach. Die Mündung wäre im vollständigen Umriss abgeflacht-elliptisch, durch den tiefen Anschnitt der vorigen Windung schief-halbmondförmig. Der Mündungsrand ist gerade und scharf zulaufend, nicht durch eine Lippe verdickt. Der Nabel ist tief und breit und wird mit der letzten Windung weiter. Alle Umgänge sind im Nabel sichtbar.[2]

Die Schale ist farblos, und glasig durchsichtig bis etwas milchig. Die Oberfläche glänzt stark. Es sind sehr feine unregelmäßige Anwachsstreifen und andeutungsweise auch Spirallinien vorhanden.

Im zwittrigen Geschlechtsapparat ist der Samenleiter recht kurz. Er dringt apikal durch eine einfache Pore in den Penis ein. Der Penis ist schlank und spindelförmig. Der Penisretraktormuskel setzt apikal am Penis an. Der freie Eileiter ist sehr kurz, de Vagina relativ lang, in etwa so lang wie der Penis. Die Vagina ist im distalen Teil von einer schwach ausgeprägten perivaginalen Drüse umgeben. Die Spermathek ist zu einem fingerförmigen, kleinen Fortsatz reduziert oder fehlt sogar ganz. Das Atrium, in das Penis und Vagina münden, ist vergleichsweise lang.[3]

Ähnliche Arten

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Das Gehäuse der Weitgenabelten Kristallschnecke ist etwas weniger dick (hoch) als das der Gemeinen Kristallschnecke (Vitrea crystallina), und im Durchschnitt etwas kleiner. Die letzte Windung ist schmaler und die Unterseite flacher. Der Nabel ist etwas breiter und nicht exzentrisch. Der Mundsaum nicht verdickt. Die Weitgenabelte Kristallschnecke bevorzugt im Gegensatz zur Gemeinen Kristallschnecke aber etwas trockenere und kalkreichere Biotope. Sie toleriert aber auch etwas feuchtere Habitate. Daher kommen beide Arten gelegentlich zusammen vor. Die Ungenabelte Kristallschnecke (Vitrea diaphana) und die Enggenabelte Kristallschnecke (Vitrea subrimata) unterscheiden sich durch den geschlossenen oder fast geschlossenen Nabel.

Verbreitungsgebiet de Art (nach Welter-Schultes[4])

Geographische Verbreitung und Lebensraum

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Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Gebiete von West-, Mittel- und Südeuropa. Im Norden reicht es bis nach Südskandinavien und den Küstenbereich von Südfinnland. Im Osten bis ins Baltikum, Weißrussland, Westrussland und die Westukraine. Sie fehlt im größten Teil von Mittel- und Nordskandinavien, kommt aber auf Island vor. Auch auf Madeira und den Azoren ist die Art anzutreffen. Im Osten reicht die Verbreitung bis nach Kleinasien, das Kaukasusgebiet, den Nahen Osten (Israel[5]) und Zypern. Im Süden reicht das Verbreitungsgebiet bis nach Nordafrika. Die Art ist auch in Deutschland weit verbreitet, aber mehr lokal als die Gemeine Kristallschnecke. In der Schweiz steigt sie bis auf 1400 m, in Bulgarien bis auf 1600 m über Meereshöhe an. Die Art ist anthropogen auch in andere Erdteile verschleppt, so z. B. nach British Columbia[6] und Washington.[7]

Die Tiere leben sehr verborgen in der Bodenstreu, im lockeren Erdreich, am Fuß von Felsen oder zwischen Geröll, auf Wiesen mit Geröll, Wälder mit Felsen und Geröll, aber auch in kühlen Schluchten und sumpfigen Erlenbrüchen, sogar in Erdlöchern und Erdspalten. In geschützten Biotopen bleiben sie sogar im Winter aktiv. Die Art kommt in feuchten bis trockenen Habitaten auf kalkreichen Böden vor.

Das Taxon wurde 1871 von Carl Agardh Westerlund in der ursprünglichen Form Zonites (Vitrea) crystallina contracta aufgestellt.[8] Es ist heute allgemein als gültige Art anerkannt und wird in die Gattung Vitrea gestellt.[9][10][11][12][13][4][14] Vitrea zakynthia (P. Hesse, 1882) wird von manchen Autoren als Unterart von Vitrea contracta behandelt. Dagegen führen die Fauna Europaea und die MolluscaBase Vitrea zakynthia als eigenständige Art. Welter-Schultes schreibt aber, dass sie durch Zwischenformen miteinander verbunden sind, sodass zakinthia keine eigenständige Art sein kann.[4]

In Skandinavien sind die Bestände durch den sauren Regen stark zurückgegangen. In der Schweiz und in Bayern ist die Art vom Aussterben bedroht.[4] In Rheinland-Pfalz und Österreich gilt die Art als gefährdet.[4] Auf Deutschland insgesamt bezogen ist die Art aber ungefährdet.[14] Sie ist stellenweise sogar ausgesprochen häufig. In Griechenland ist die Art sogar sehr häufig. Die IUCN bewertet die Art nicht.

  • Klaus Bogon: Landschnecken Biologie, Ökologie, Biotopschutz. 404 S., Natur Verlag, Augsburg 1990, ISBN 3-89440-002-1, S. 190/91.
  • M. P. Kerney, R. A. D. Cameron, Jürgen H. Jungbluth: Die Landschnecken Nord- und Mitteleuropas. Parey-Verlag, Hamburg und Berlin 1983, 384 S., ISBN 3-490-17918-8, S. 163

Einzelnachweise

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  1. Jürgen H. Jungbluth, Dietrich von Knorre: Trivialnamen der Land- und Süßwassermollusken Deutschlands (Gastropoda et Bivalvia). Mollusca, 26(1): 105-156, Dresden 2008 ISSN 1864-5127, S. 122.
  2. Adolf Riedel: Revision der Zonitiden Polens (Gastropoda). Annales Zoologici, 16(23): 362-464, Posen 1957 PDF, S. 429–430.
  3. Adolf Riedel: Zonitidae (excl. Daudebardiinae) der Kaukasusländer (Gastropoda). Annales Zoologici, 24(1): 2-303, Posen 1966. PDF S. 51-54.
  4. a b c d e Francisco W. Welter-Schultes: European non-marine molluscs, a guide for species identification = Bestimmungsbuch für europäische Land- und Süsswassermollusken. A1-A3 S., 679 S., Q1-Q78 S., Göttingen, Planet Poster Ed., 2012, ISBN 3-933922-75-5, ISBN 978-3-933922-75-5 (S. 359)
  5. Lothar Forcart: Vitrea contracta (Westerlund, 1873) (Zonitidae, Vitreinae) in Palestine. Argamon, Israel Journal of Malacology, 4 (1): 7-8, 1973.
  6. Robert G. Forsyth: Land Snails of British Columbia. Royal BC Museum, 2004, ISBN 0774809140, S. 175
  7. Barry Roth, Timothy A. Pearce: Vitrea contracta (Westerlund) and Other Introduced Land Mollusks in Lynnwood, Washington. The Veliger, 27(1): 90-92, 1984 PDF (ResearchGate)
  8. Carl Agardh Westerlund: Fauna molluscorum terrestrium et fluviatilium Sveciae, Norvegiae et Daniae. Sveriges, Norges och Danmarks land- och sötvatten-mollusker. I. Landmolluskerna. 296 S., Bonnier, Stockholm, 1871 Online bei Biodiversity Heritage Library, S. 56.
  9. Vitrea contracta (Westerlund, 1871)
  10. Fauna Europaea: Vitrea contracta (Westerlund, 1871)
  11. Rosina Fechter, Gerhard Falkner: Weichtiere. Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10), 287 S., ISBN 3-570-03414-3, S. 174.
  12. Alexandru V. Grossu: Gastropoda Romaniae 4 Ordo Stylommatophora Suprafam: Arionacea, Zonitacea, Ariophantacea şi Helicacea. 564 S., Bukarest 1983, S. 101–102.
  13. MolluscaBase: Vitrea contracta (Westerlund, 1871)
  14. a b Vollrath Wiese: Die Landschnecken Deutschlands. 352 S., Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2014, ISBN 978-3-494-01551-4 (S. 194)