Becherkachel

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Becherkachel, Rheinland 13. Jh.
Becherkacheln und -Fragmente mit gekniffenem Fuß von der zweiten Hälfte des 13. Jh. aus den Ausgrabungen des ASP von 2016 bis 2018 auf der Kugelburg und der Burg Wahlmich im Spessart

Eine Becherkachel, auch Wölbtopf genannt, ist eine antike bis mittelalterliche Ofenkeramik. Sie hat die Form von konischen Hohlkörpern aus Irdenware oder Steinzeug und war in den Kuppeln von Heiz- oder Gewerbeöfen verbaut. Becherkacheln sind bereits seit der frühen römischen Kaiserzeit bekannt.[1]

Die meist scheibengedrehten Becherkacheln haben in der Regel einen gestreckt bauchigen, konischen Gefäßkörper ohne Boden mit einer weit ausgebogenen Öffnung. Im archäologischen Kontext werden sie häufig mit Gefäßkeramik verwechselt, insbesondere wenn nur einzelne Fragmente gefunden werden. Jedoch haben sie keine direkte typologische Entsprechung in den entsprechenden Fundinventaren. Besonders bei römischen Öfen wurden allerdings des Öfteren statt eigens hergestellter Becherkacheln auch Fehlbrände anderer Gefäßformen (Krüge etc.) verbaut vorgefunden.[2]

Becherkacheln verringerten das Gewicht der Kuppel, was die Stabilität der Ofenkonstruktion verbesserte. Wenn die Gefäße mit der Öffnung nach außen eingesetzt werden, vergrößert sich die Oberfläche der Außenhaut des Ofens und nach dem Anheizen erfolgt eine schnellere Wärmeabgabe.

Ein musealer Nachbau eines mittelalterlichen Ofens mit Becherkacheln befindet sich im Museum Schloss Kyburg.[3] Ein weiterer Nachbau befindet sich in der Bachritterburg Kanzach.[4]

  • Adolf Herrnbrodt: Der Husterknupp. Eine niederrheinische Burganlage des frühen Mittelalters (= Bonner Jahrbücher. Beihefte 6). Köln/Graz 1958, Taf. 10/94-96, Taf. 17/175.
  • Catrin Ackermann, Harald Rosmanitz: Von wohliger Wärme und Energiesparern – Der Becherkachelofen von der Ketzelburg. In: Harald Rosmanitz u. a.: Die Ketzelburg in Haibach. Eine archäologisch-historische Spurensuche, Neustadt a. d. Aisch, 2006, ISBN 3-87707-676-9. S. 85–91
  • Albin Hasenfratz: Entwicklung und Besonderheiten des Kachelofens in der Nordostschweiz. In: Archäologie Schweiz, Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Schweizerischer Burgenverein (alle Hrsg.) Siedlungsbefunde und Fundkomplexe der Zeit zwischen 800 und 1350. Akten des Kolloquiums zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz. Frauenfeld, 28.–29.10. 2010. Verlag Archäologie Schweiz, Basel 2011, ISBN 978-3-908006-57-2. S. 329–332

Einzelnachweise

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  1. Auguste Bruckner, Mercedes Vegas: Die augustische Gebrauchskeramik von Neuss (= Novaesium VI, = Limesforschungen Band 14). Berlin 1975. Taf. 40, 16 und Taf. 41, 1-2. (Funde aus einem augusteischen Töpferöfen im Legionslager Neuss); Franziska Dövener: Römerzeitliche Töpfereiwerkstätten in Luxemburg. Empreintes. Annuaire du Musée national d'histoire et d'art 2. Luxemburg 2009. S. 78 Abb. 2. (Funde aus dem vicus Dalheim (Luxemburg)).
  2. Dieter Hupka: Die römischen Siedlungsfunde, gewerblichen Reste und Straßenbefunde in Mönchengladbach-Mülfort. Dissertation, Universität zu Köln, Köln 2015. S. 73 f. (Digitalisat)
  3. Werner Wild: Die Rekonstruktion eines Becherkachelofens im Museum Schloss Kyburg. In: Mittelalter: Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins, Band 8, 2003, S. 99 f.
  4. Die Bachritterburg. Eine Zeitreise in eine unvergessene Epoche' auf reiseerlebnisfuehrer.de (Memento vom 22. Januar 2022 im Internet Archive)