Web Proxy Autodiscovery Protocol

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Das Web Proxy Auto-Discovery Protocol (WPAD; deutsch Webproxy-Autoerkennungsprotokoll) ist ein Protokoll, mit dem Web-Clients (wie ein Browser) zu verwendende Web-Proxys innerhalb eines Computernetzwerkes automatisch finden können, indem eine Proxy autoconfiguration (PAC)-Datei unter einer erratbaren URL gespeichert wird, beispielsweise http://wpad.example.com/wpad.dat. Das Dateiformat Proxy Auto-Config wurde ursprünglich von Netscape Communications im Jahre 1996 für den Netscape Navigator 2.0 entwickelt.[1]

WPAD macht es möglich, alle Web-Clients einer Organisation anzuweisen, die gleichen Proxyserver zu verwenden, ohne jeden einzeln in Handarbeit konfigurieren zu müssen. Dies wird unter anderem von den verbreiteten Browsern Mozilla Firefox, Google Chrome und Internet Explorer in den aktuellen Versionen, aber auch anderen Programmen und Desktop-Umgebungen wie Unity unterstützt.

WPAD wurde von einem Konsortium der Firmen Inktomi Corporation, Microsoft, RealNetworks und Sun Microsystems (mittlerweile Oracle Corporation) entworfen. WPAD ist als Internet Draft dokumentiert, welcher jedoch im Dezember 1999 abgelaufen ist.[2] Nichtsdestotrotz wird WPAD weiterhin von allen verbreiteten Browsern unterstützt.[3][4] Im Internet Explorer wurde WPAD mit Version 5 eingeführt.

Um alle Browser einer Organisation anzuweisen, ihren Proxy nach den gleichen Regeln auszusuchen, ohne alles von Hand konfigurieren zu müssen, sind zwei Technologien notwendig.

Der Proxy-Auto-Config-(PAC)-Standard
Es wird eine zentrale Proxy-Konfigurationsdatei erstellt. (Näheres im betreffenden Artikel).
Der Web-Proxy-Autodiscovery-Protocol-(WPAD)-Standard
Damit wird sichergestellt, dass die einzelnen Browser diese Datei automatisch finden. Damit beschäftigt sich dieser Artikel.

Der WPAD-Standard definiert mehrere alternative Methoden, nach denen der Systemadministrator den Ort der Proxy-Konfigurationsdatei veröffentlichen kann:

Bevor die erste Seite abgefragt wird, sendet ein Webbrowser, der die Methode beherrscht, dem lokalen DHCP-Server eine DHCPINFORM-Anfrage und benutzt dann die URL, die ihm in der WPAD-Option der Antwort mitgeteilt wird. Hat der DHCP-Server die gewünschte Information nicht, so wird das DNS benutzt. Wenn beispielsweise der FQDN (Fully Qualified Domain Name) des Rechners pc.department.branch.example.com lautet, so wird der Browser nacheinander die folgenden URLs abfragen, bis er eine Proxy-Konfigurationsdatei findet.

  • http://wpad.department.branch.example.com/wpad.dat
  • http://wpad.branch.example.com/wpad.dat
  • http://wpad.example.com/wpad.dat
  • http://wpad/wpad.dat
  • Unter Umständen auch http://wpad.com/wpad.dat (siehe #Sicherheit)
  • DHCP hat eine höhere Priorität als DNS: Falls DHCP eine WPAD-URL liefert, wird keine DNS-Abfrage durchgeführt.
  • Bei der DNS-Abfrage wird der erste Teil der Adresse (der vermutlich den client identifier darstellt) entfernt und durch wpad ersetzt. Dann bewegt es sich aufwärts in der Hierarchie, indem weitere Teile des Domainnamens entfernt werden, bis es eine WPAD-PAC-Datei findet oder die jeweilige Organisation verlassen wird.
  • Der Browser versucht zu erraten, wo die Organisation verlassen wird. Diese Schätzung trifft bei Domains nach dem Muster firma.com oder universitaet.edu oft zu, liegt jedoch zum Beispiel bei company.co.uk falsch (siehe #Sicherheit).
  • Bei der DNS-Abfrage lautet der Pfad der Konfigurationsdatei immer wpad.dat. Beim DHCP-Protokoll kann jegliche URL benutzt werden. Aus traditionellen Gründen lauten die Namen der PAC-Dateien oft proxy.pac (natürlich werden Dateien dieses Namens von der WPAD DNS-Suche ignoriert).
  • DNS-Abfrage mit Microsoft Internet Explorer 6 unter Windows XP sendet als host die IP-Adresse, daher sollte der WPAD-Webserver so konfiguriert sein, dass er als name-based-VirtualHost mit allen möglichen Hostnamen im HTTP/1.1-Request adressiert werden kann

Beispiel für Apache:

NameVirtualHost 192.168.xx.yy
ServerName wpad.sub.domain.tld
ServerAlias wpad
ServerAlias 192.168.xx.yy
  • Der MIME-Typ der Konfigurationsdatei muss lauten application/x-ns-proxy-autoconfig. Siehe auch: Proxy Auto-Config.

Damit WPAD funktioniert, müssen einige Bedingungen erfüllt sein.

  • Um DHCP zu benutzen, muss das DHCP so konfiguriert sein, dass es die site-local-Option 252 (auto-proxy-config) mit einem String-Wert von http://xxx.yyy.zzz.qqq/wpad.dat ausliefert, wobei xxx.yyy.zzz.qqq die IP-Adresse eines Webservers sein muss. (Es könnte besser sein, einen Domainnamen zu benutzen anstatt einer numerischen IP-Adresse). Nutzt man Microsofts DHCP-Server, so sollte man die server options jedes Servers sowie die scope options eines jeden Bereiches überprüfen.
  • Ferner muss, um DHCP zu nutzen, der Rechner ein DHCP Client sein. Mit anderen Worten, die Browser (Internet Explorer und Firefox) senden keine eigenen (neuen) DHCP Requests aus, sondern sie verwenden lediglich die zuvor (bei der initialen Zuweisung der IP-Adresse zur Netzwerkkarte per DHCP) zugewiesene WPAD Option 252. Wenn der Rechner in den Netzwerkkarten-Einstellungen DHCP _nicht_ aktiv hat, wird auch der Browser keinen DHCP Request versenden.
  • Um DNS zu benutzen, ist ein DNS-Eintrag für einen Host namens WPAD erforderlich.
  • bei Windows 2003 DNS Server mit MS09-008 die DNS-Sperrliste bearbeiten [1]
  • bei Windows 2008 DNS Server die DNS-Sperrliste bearbeiten Technet-Artikel zu DNS-Sperrliste
  • Der WPAD-Host muss fähig sein, eine Webseite auszuliefern.
  • In beiden Fällen muss der Webserver so konfiguriert werden, dass er .dat-Dateien mit dem MIME-Typ application/x-ns-proxy-autoconfig ausliefert.
  • Eine Datei namens wpad.dat muss im Hauptverzeichnis der WPAD-Seite liegen.
  • Beispiele von PAC-Dateien im Artikel Proxy Auto-Config.

Während es die Konfiguration der Webbrowser einer Organisation vereinfacht, muss das WPAD-Protokoll mit Vorsicht behandelt werden, da bereits kleine Fehler folgenschwere Angriffe möglich machen können.

  • Ein Angreifer innerhalb des Netzwerkes kann einen DHCP-Server einrichten, der die URL eines bösartigen PAC-Skriptes ausgibt.
  • Hat die jeweilige Organisation eine Domain nach dem Muster company.co.uk oder company.com und es steht innerhalb des Netzwerkes kein http://wpad.company.co.uk/wpad.dat beziehungsweise http://wpad.company.com/wpad.dat zur Verfügung, so werden manche Browser bei http://wpad.co.uk/wpad.dat bzw. http://wpad.com/wpad.dat weiterfragen, weil sie gegebenenfalls keinen Unterschied zwischen der Domain der Organisation und einer Top-Level- oder landesweiten Domain machen. Die Zugriffe auf die Webserver von wpad-Domains wie http://wpad.com/ zeigen dies sehr deutlich. Abhilfe schafft hier die Public Suffix List, anhand derer Clients erkennen können, wann die Domain den Einflussbereich der Organisation verlässt.

Durch die WPAD-Datei kann ein Angreifer alle abfragenden Browser auf seine Proxys umleiten und dann jeglichen Verkehr abfangen und modifizieren.

Daher sollte sichergestellt werden, dass allen DHCP-Servern innerhalb einer Organisation vertraut werden kann und dass alle WPAD-Domains, die sich aus der jeweiligen Domain ergeben können, unter Kontrolle der jeweiligen Organisation sind.

Zusätzlich zu diesen Gefahren holt das WPAD im Grunde eine JavaScript-Datei, die auf allen Browsern des Systems ausgeführt wird, sogar wenn JavaScript in Webseiten deaktiviert wurde.

Einzelnachweise

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  1. Navigator Proxy Auto-Config File Format. In: Netscape Navigator Documentation. März 1996, archiviert vom Original am 7. März 2007; abgerufen am 10. Februar 2015.
  2. Paul Gauthier, Josh Cohen, Martin Dunsmuir, Charles Perkins: Web Proxy Auto-Discovery Protocol (INTERNET-DRAFT). In: IETF. 28. Juli 1999, abgerufen am 10. Februar 2015 (englisch).
  3. Chromium #18575: Non-Windows platforms: WPAD (proxy autodetect discovery) does not test DHCP. 5. August 2009, abgerufen am 10. Februar 2015 (englisch).
  4. Firefox #356831 - Proxy autodiscovery doesn't check DHCP (option 252). 16. Oktober 2006, abgerufen am 10. Februar 2015 (englisch).