Mammillaria

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Mammillaria

Mammillaria dioica

Systematik
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Kakteengewächse (Cactaceae)
Unterfamilie: Cactoideae
Tribus: Cacteae
Gattung: Mammillaria
Wissenschaftlicher Name
Mammillaria
Haw.

Mammillaria ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae). Der botanische Name der Gattung leitet sich vom lateinischen Wort mamilla für ‚Brustwarze‘ ab und verweist auf die mit „Warzen“ versehenen Triebe. Die Gattung Mammillaria zählt gemeinsam mit den Opuntien und der Gattung Echinopsis zu den drei artenreichsten Gattungen der Kakteengewächse. Ihr Hauptverbreitungsgebiet befindet sich in Mexiko.

Eine der etwa 180 heute anerkannten Arten war bereits Carl von Linné bekannt und wurde von ihm Mitte des 18. Jahrhunderts in seinem Werk Species Plantarum beschrieben.

Vegetative Merkmale

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Es sind kugelige bis längliche, sukkulente Pflanzen, die einzeln stehen oder Polster aus Seitensprossen bilden. Sie enthalten Milchsaft oder keinen; die mit Milchsaft entweder außen in der Wuchszeit bei Verletzung sichtbar milchend oder nur im Innern und schwächer. Statt Rippen weisen die Pflanzen Warzen auf, diese in etwas unterschiedlicher Gestalt und in sich gegenseitig überschneidenden Spiralen angeordnet, deren Zahl im Allgemeinen für die jeweilige Art kennzeichnend ist. Die Axillen (Vertiefungen zwischen den Warzen) können völlig kahl sein, oder sie weisen mehr oder weniger lange Wolle auf, mitunter auch Borsten oder mehr oder weniger lange Haare; die Areolen (Sitz der Stachelbündel auf den Warzen) sind zumindest anfangs gewöhnlich mit sichtbarem Filz oder mehr oder weniger Wolle besetzt, verkahlen aber meist später. Durch den Axillen- und Areolenbesatz mit Filz oder Wolle sind die Scheitel in solchen Fällen mehr oder weniger wollig; eine Anzahl Arten entwickeln die Axillenwolle stärker in der Blütenregion, so dass dann ringförmige wollige Zonen auftreten.

Die Zahl und die Art der Dornen ist ebenfalls sehr unterschiedlich; sie können gerade, gebogen oder z. T. gehakt sein, sehr fein bis derb, glatt, rau oder fein behaart, z. T. borstig und weich, haarartig wie auch gefiedert.

Blüten von Mammillaria dioica
Mammillaria pectinifera

Die Blüten erscheinen nie im Scheitel, sondern kranzförmig aus dem Axillen des Vorjahreswuchses. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind röhren-, glocken- oder radförmig und sind verschieden groß, überwiegend klein, mitunter auch ziemlich groß, besonders bei einem Teil der Arten mit Hakenstacheln, 4 bis 5,2 Zentimeter mal 0,6 bis 3,5 (bis 7,5) Zentimeter. Es sind viele Blütenhüllblätter vorhanden, 4 bis 30 mm lang und 1,5 bis 8,5 mm breit. Die Farben der Blütenhüllblätter reichen von Weiß über gelblich bis zu verschiedenen Tönen von Rot. Bei den mehr oder weniger weichfleischigen (und oft mehr oder weniger behaarten) Pflanzen mit Hakenstacheln sind die Blüten gewöhnlich klein. Bei anderen hakenstachligen Arten gibt es z. B. auch mehr glockig-trichterige Blüten verschiedener Größe, Hakenstacheln im Übrigen bei allen drei im Saft verschiedenen Sektionen. Blütenröhre, Fruchtknoten und Frucht sind kahl und so gut wie schuppenlos. Es sind viele Staubblätter vorhanden.

Früchte und Samen

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Nach dem Abblühen wird die Frucht zuerst nicht sichtbar gebildet, sondern sie erscheint bei der Reife aus den Axillen, das heißt; sie wird daraus hervorgeschoben. Die Fruchtfarbe ist grün bis rot oder auch gerötet-grün, z. T. auch knallrot. Die saftigen Früchte sind zylindrisch bis eiförmig, 5 bis 30 (bis 40) mm lang und (2 bis) 4 bis 9 (bis 26) mm breit. Die Größe der Samen beträgt 0,8 bis 1,5 × 0,6 bis 1,4 mm, die Größe und Form ist je nach Art verschieden. Die Samenschale ist glatt bis punktiert oder feinhöckerig, matt bis glänzend, gelblich bis schwarz.[1]

Systematik und Verbreitung

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Das Verbreitungsgebiet der Gattung Mammillaria erstreckt sich vom Südwesten der Vereinigten Staaten über Mexiko durch ganz Mittelamerika, einschließlich der Karibischen Inseln, bis nach Venezuela und Kolumbien. Das Gebiet mit der größten Artenvielfalt befindet sich in Mexiko.

Die Erstbeschreibung der Gattung erfolgte 1812 durch Adrian Hardy Haworth und umfasste die drei Arten Mammillaria simplex (Synonym von Mammillaria mammillaris), Mammillaria prolifera, Mammillaria discolor.[2] Die Typusart der Gattung ist Mammillaria simplex.

Systematik nach N.Korotkova et al. (2021)

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Die Gattung umfasst folgenden Arten:[3]

Synonyme der Gattung sind Cactus L. (1753, nom. rej.), Neomammillaria Britton & Rose (1923), Dolichothele (K.Schum.) Britton & Rose (1923), Mammariella Shafer (1913), Bartschella Britton & Rose (1923), Mamillopsis Britton & Rose (1923), Phellosperma Britton & Rose (1923), Solisia Britton & Rose (1923), Lactomamillaria Frič (1924), Haagea Frič (1925, nom. illeg.), Chilita Orcutt (1926), Porfiria Boed. (1926), Krainzia Backeb. (1938), Ebnerella Buxb. (1951), Leptocladia Buxb. (1951), Mammilloydia Buxb. (1951), Oehmea Buxb. (1951), Pseudomammillaria Buxb. (1951), Leptocladodia Buxb. (1954) und Escobariopsis Doweld (2000).[4]

Systematik nach E.F.Anderson/Eggli (2005)

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Die Gattung Mammillaria umfasst folgende Arten:[5]

Synonyme für die Gattung sind Cactus L. (1753), Cochemiea (K.Brandegee) Walton (1899), Bartschella Britton & Rose (1923), Dolichothele (Lem.) Britton & Rose (1923), Mamillopsis (E.Morren) F.A.C.Weber ex Britton & Rose (1923), Neomammillaria Britton & Rose (1923), Phellosperma Britton & Rose (1923), Solisia Britton & Rose (1923), Lactomammillaria Frič (1924), Chilita Orcutt (1926), Haagea Frič (1926), Porfiria Boed. (1926), Krainzia Backeb. (1938), Ebnerella Buxb. (1951), Leptocladia Buxb. (1951), Oehmea Buxb. (1951), Pseudomammillaria Buxb. (1951), Leptocladodia Buxb. (1954) und Escobariopsis Doweld (2000).

Botanische Geschichte

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Diese Abbildung aus Leonard Plukenets Phytographia von 1691 dient zur Typisierung der Gattung Mammillaria
Gigartina mamillosa aus Eugen Köhlers Medizinal-Pflanzen von 1887 (gemeinsam mit Chondrus crispus abgebildet) ist die Algen-Art, die John Stackhouse 1809 zum Aufstellen seiner Algengattung Mammillaria veranlasste.

Lange Zeit gab es über die korrekte Schreibweise des Gattungsnamens Mammillaria und dessen taxonomische Gültigkeit Uneinigkeit. 1827 verwendete Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach in einer überarbeiteten Auflage von Johann Christoph Mösslers Handbuch der Gewächskunde erstmals die Schreibweise „Mamillaria“[6]. Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck behauptete 1850: „Der Genusname ist Mamillaria zu schreiben, weil er nicht vom Verbum ‘mamma’, sondern von der Verkleinerungsform mamilla abgeleitet ist.“[7] Viele renommierte Kakteenspezialisten folgten dieser Auffassung, darunter Karl Theodor Rümpler (1817–1891), Georg Engelmann, Karl Moritz Schumann, Ernst Schelle (1864–1945), Alwin Berger, Frederik Marcus Knuth (1904–1970) und Curt Backeberg.[8] John Torrey und Asa Gray nutzen 1840 in ihrer Flora of North America mit „Mammilaria“[9] eine weitere orthographische Variante des Gattungsnamens.[10]

Eine weitere Schwierigkeit ergab sich dadurch, dass John Stackhouse (1742–1819) drei Jahre vor Haworth bereits eine zwei Arten umfassende Gattung der Algen Mammillaria genannt hatte[11], die damit nach den Regeln der botanischen Nomenklatur Vorrang vor der Kakteengattung hatte. Beide Arten wurden später als Synonyme für die Algenart Mastocarpus stellatus[12] (Goodenough & Woodward) J.Agardh erkannt.[13] Otto Kuntze stellte 1891 in seinem Werk Revisio Generum Plantarum den Gattungsnamen Mammillaria vollständig in Frage und kombinierte alle bekannten Arten in die ursprünglich von Carl von Linné aufgestellte Gattung Cactus um.[14] Nathaniel Lord Britton und Joseph Nelson Rose beschrieben aufgrund der Homonymie des Namens die neue Gattung Neomammillaria und bestimmten als deren Typus die Art Mammillaria simplex.[15]

Einem Vorschlag von Hermann August Theodor Harms und weiteren Botanikern folgend wurde 1904[16] eine Liste von Gattungsnamen veröffentlicht, die entgegen dem unter den Botaniker akzeptierten Prioritätsprinzip aufgrund ihrer weiter Verbreitung als „nomen conservandum“ bewahrt werden sollten. Unter den von Harms empfohlenen Gattungsnamen befand sich auch die Gattung Mammillaria in der Schreibweise Mamillaria. Harms Liste fand Eingang in die dem 1905 in Wien tagenden Zweiten Internationalen Botanischen Kongress zur Annahme unterbreiteten Vorschläge[17] und wurde vom Kongress angenommen.[18]

In Vorbereitung auf den 1930 in Cambridge stattfindenden Internationalen Botanischen Kongress wurde die Liste der „Nomina Generica Conservanda“ durch Mary Letitia Green (1886–1978) um die Angabe der Typusart ergänzt und die Schreibweise des Gattungsnamens zu Mammillaria korrigiert.[19] Durch den Tod von John Isaac Briquet (1870–1931) erschien der offizielle Text erst im Februar 1935. 1960[20] wurde schließlich der von Stackhouse publizierte Name endgültig durch Harold William Rickett (1896–1989) und Frans Antonie Stafleu (1921–1997) zurückgewiesen.[21][22]

Mammillaria pectinifera und Mammillaria solisioides werden im Anhang I des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen geführt. Zu 192 Arten liegen in der Roten Liste gefährdeter Arten der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) Daten vor.[23]

  • Charles A. Butterworth, Robert S. Wallace: Phylogenetic studies of Mammillaria (Cactaceae)—insights from chloroplast sequence variation and hypothesis testing using the parametric bootstrap. In: American Journal of Botany. Band 91, 2004, S. 1086–1098 (online).

Einzelnachweise

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  1. Allan D. Zimmerman, Bruce D. Parfitt: Mammillaria. In: Flora of North America. Band 4 (online) .
  2. Adrian Hardy Haworth: Synopsis plantarum succulentarum. London 1812, S. 177–178 (online).
  3. Nadja Korotkova, David Aquino, Salvador Arias, Urs Eggli, Alan Franck, Carlos Gómez-Hinostrosa, Pablo C. Guerrero, Héctor M. Hernández, Andreas Kohlbecker, Matias Köhler, Katja Luther, Lucas C. Majure, Andreas Müller, Detlev Metzing, Reto Nyffeler, Daniel Sánchez, Boris Schlumpberger, Walter G. Berendsohn: Cactaceae at Caryophyllales.org – a dynamic online species-level taxonomic backbone for the family – Electronic supplement. In: Willdenowia. Band 51, Nr. 2, 2021, S. 197–238 (doi:10.3372/wi.51.51208).
  4. Nadja Korotkova, David Aquino, Salvador Arias, Urs Eggli, Alan Franck, Carlos Gómez-Hinostrosa, Pablo C. Guerrero, Héctor M. Hernández, Andreas Kohlbecker, Matias Köhler, Katja Luther, Lucas C. Majure, Andreas Müller, Detlev Metzing, Reto Nyffeler, Daniel Sánchez, Boris Schlumpberger, Walter G. Berendsohn: Cactaceae at Caryophyllales.org – a dynamic online species-level taxonomic backbone for the family – Electronic supplement. In: Willdenowia. Band 51, Nr. 2, 2021, S. 197 (doi:10.3372/wi.51.51208).
  5. Edward F. Anderson: Das große Kakteen-Lexikon. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-4573-1, S. 368–416.
  6. Joh. Christ. Mössler’s Handbuch der Gewächskunde: enthaltend eine Flora von Deutschland, mit Hinzufügung der wichtigsten ausländischen Cultur-Pflanzen. 2. Auflage, Band 1, Altona 1827, S. L (online).
  7. Walther Haage: Kakteen von A bis Z. 3. Auflage. Quelle & Meyer Verlag, Heidelberg 1986, ISBN 3-494-01142-7, S. 370.
  8. Curt Backeberg: Die Cactaceae: Handbuch der Kakteenkunde. 2. Auflage. Band V. Gustav Fischer Verlag, Stuttgart New York 1984, ISBN 3-437-30384-8, S. 3091.
  9. A flora of North America: containing abridged descriptions of all the known indigenous and naturalized plants growing north of Mexico. Band 1, Wiley & Putnam, 1840, S. 553 (online).
  10. Chuck Staples: A Brief History Of The Genus Mammillaria and Mammillaria mammillaris (Linnaeus) Karsten. In: The Cactus Patch. Band 6, Nummer 6, 2003, S. 5–8
  11. John Stackhouse: Tentamen marino-cryptogamicum. In: Memoires de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. Band 2, 1809, S. 55 und
  12. M. D. Guiry, J. A. West, D.-H. Kim, M. Masuda: Reinstatement of the genus Mastocarpus Kützing (Rhodophyta). In: Taxon. Band 33, 1984, S. 53–63 (JSTOR).
  13. George F. Papenfuss: Review of the genera of algae described by Stackhouse. In: Hydrobiologia. Band 2, Nummer 3, 1950, S. 198 (doi:10.1007/BF00046555).
  14. Otto Kuntze: Revisio Generum Plantarum. Band 1, 1891, S. 258–261 (online).
  15. N. L. Britton, J. N. Rose: The Cactaceae. Descriptions and Illustrations of Plants of the Cactus Family. Band IV. The Carnegie Institution of Washington, Washington 1923, S. 65.
  16. H. Harms: Vorschlag zur Ergänzung der „Lois de la nomenclature botanique de 1867“, dem in Wien 1905 tagenden Nomenclatur-Kongreß zur Annahme empfohlen. In: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. Band 4, Appendix XIII, 1904, S. 27 (JSTOR).
  17. John Briquet: Texte synoptique des documents destines A servir de base aux debats du Congres International de Nomenclature Botanique de Vienne 1905. R. Friedlinder & Sohn, Berlin 1905, S. 146.
  18. John Briquet: Règles internationales de la nomenclature botanique : adoptées par le Congrès International de Botanique de Vienne 1905 et publiées au nom de la commission de rédaction du congrès. Fischer, Jena 1906.
  19. Mary Letitia Green: Proposed standard-species of Nomina Generica Conservanda. In: International Botanical Congress Cambridge (England), 1930 Nomenclature Proposals by British Botanists. London 1929, S. 105 (online).
  20. H. W. Rickett, F. A. Stafleu: Nomina generica conservanda et rejicienda spermatophytorum IV (Continued). In: Taxon. Band 9, Nummer 3, 1960, S. 68 (JSTOR).
  21. Dan H. Nicolson: E-Mail von 29. Januar 2004. In: Taxacom – Biological Systematics Discussion List (abgerufen am 23. April 2010)
  22. Eintrag zur Gattung Mammillaria in der Proposals and Disposals-Datenbank des Department of Botany, National Museum of Natural History, Smithsonian Institution (abgerufen am 23. April 2010)
  23. Suche nach „Mammillaria“ in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2020-3. Abgerufen am 27. Februar 2021.

Weiterführende Literatur

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  • Peter B. Breslin, Martin F. Wojciechowski, Lucas C. Majure: Molecular phylogeny of the Mammilloid clade (Cactaceae) resolves the monophyly of Mammillaria. In Taxon. 2021 (doi:10.1002/tax.12451).
  • Héctor M. Hernández, Carlos Gómez-Hinostrosa: Mapping the cacti of Mexico. Part II. Mammillaria. In: Succulent Plant Research. Band 9, 2015, S. 1–189 (PDF).
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