Wikipedia:Richtlinien Geschichte

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Die folgenden Richtlinien beinhalten Konventionen, Anregungen und Empfehlungen für Artikel im Themenbereich Geschichte. Auch für historische Teile anderer Artikel (Musikgeschichte, Biografien, Geschichte von Wissenschaften, Städten usw.) können sie nützlich sein.

Orientiere dich am allgemeinen Sprachgebrauch, vor allem aber an dem der Geschichtswissenschaft. Verwende grundsätzlich Begriffe nur so, wie es in der Geschichtswissenschaft üblich ist.

Abgrenzung und Einordnung des Themas

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Überlege dir, welcher Kategorie der Artikel angehören wird. Durchsuche die Wikipedia nach ähnlichen Themen, suche nach Anknüpfungspunkten. Vielleicht kann dein Artikel als Unterartikel zu einem größeren Artikel dienen.

„Allgemeine“ Geschichte

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„Allgemeine“ Geschichtsartikel behandeln „allgemeine“ Geschichte. Das heißt, dass die politische Geschichte, die Verfassungsgeschichte und die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte darzustellen sind. Spezialgebiete wie beispielsweise Geschlechtergeschichte und Ideengeschichte spielen eine Nebenrolle, es sei denn, der Artikel beschäftigt sich mit einem entsprechenden Thema.

Im Artikel Zweiter Weltkrieg beispielsweise geht es in erster Linie um Fragen wie: Wie kam es zum Krieg? Wer vertrat welche wichtigen Entscheidungen? Welche Folgen hatten die Entscheidungen? Was änderte sich im Leben der Menschen? Militärgeschichtliche, gar kriegstechnische Passagen sind eher etwas für Unterkapitel, die man eventuell auslagern kann (in einen Artikel über eine bestimmte Schlacht). Waffentechnische Neuerungen sind nur in Ausnahmefällen im „allgemeinen“ Artikel sinnvoll, in diesem Beispiel die Atombombe.

Interpretation

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In der Geschichtswissenschaft kann man nicht einfach nur „Fakten“ oder „Quellen“ vorlegen, sie müssen auf Grundlage der Fachliteratur interpretiert werden. Aus diesen grundlegenden Interpretationen entstehen in weiteren Schritten komplexere Interpretationen. Je nach dem, welche Fachliteratur man berücksichtigt und welche man größeres Gewicht zuschreibt, können aus denselben Quellen unterschiedliche Interpretationen entstehen. Dementsprechend können die Meinungen in der Fachliteratur, in der die Quellen wissenschaftlich ausgewertet wurden, voneinander abweichen. Beachte in solchen Fällen in deiner Darstellung die Wikipedia-Kriterien der Objektivität (siehe Wikipedia:Neutraler Standpunkt). Es kann sinnvoll sein, unterschiedliche Interpretationen mit Belegen wiederzugeben. Oft lohnt es sich dann, ein gesondertes Kapitel anzuhängen, das beispielsweise „Forschungsgeschichte“ oder „Forschungsmeinungen“ betitelt werden kann. Nach dem Grundprinzip Keine Theoriefindung ist den Interpretationen in der Fachliteratur zu folgen; persönliche Betrachtungen und Deutungen sind zu vermeiden.

Kein Geschichtsrevisionismus

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Eine besonders schwere Verletzung des ‚Neutralen Standpunkts‘ wird als Geschichtsrevisionismus bezeichnet. Insbesondere Wikipedia-Artikel zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs sind häufiger negativ aufgefallen, weil sie in unterschiedlich starkem Maße die Legende der sauberen Wehrmacht verbreiteten, vor allem durch Weglassung, Marginalisierung oder Verharmlosung deutscher Kriegsverbrechen. Um eine auch nur versehentliche Förderung oder Fortschreibung solcher Tendenzen zu vermeiden, ist bei diesen Themen besonders auf geeignete Belege im Sinne von WP:Belege und WP:Literatur zu achten. Ein guter Ausgangspunkt für die Artikelarbeit ist dabei das vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr herausgegebene umfangreiche Standardwerk Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Es ist essentiell für die Darstellung von deutschem Militär und Kriegführung. Umgekehrt sind Darstellungen von bekannten Revisionisten wie Werner Haupt oder Franz Kurowski, Aufsätze aus Organen wie der Deutschen Soldatenzeitung oder Bücher aus Verlagen, die revisionistische Autoren verlegen, in aller Regel als Beleg ungeeignet; sie können auch in vermeintlich harmlosen Kontexten tendenziös und verzerrend wirken. Wer keine besondere Erfahrung mit der wissenschaftlichen Forschung zum Thema hat, sollte solche Belege nicht verwenden. Wer entsprechende Erfahrung hat, sollte vor Verwendung in üblicher Weise prüfen, ob es sich um wissenschaftlich haltbare Aussagen handelt, die in der einschlägigen Forschung positiv rezipiert werden und seine Belege dafür auf der Diskussionsseite und/oder in der Bearbeitungszusammenfassung festhalten. Allgemein sollten alle Nutzer wissenschaftliche Literatur bevorzugen, besonders aber bei sensiblen Themen.

Quellen, Literatur, Fußnoten

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Unter „Literatur“ wird hier und in allen Artikeln über historische Themen nur Fachliteratur (Sekundärliteratur und Tertiärliteratur) verstanden, keine Quellen (auch keine gedruckten) und keine Belletristik. Unter „Quellen“ wird nur eine Quelle im Sinne der Geschichtswissenschaft verstanden, keine Literatur. Dieser wissenschaftliche Sprachgebrauch ist in allen Artikeln strikt zu beachten, insbesondere bei der Formulierung von Überschriften bibliografischer Abschnitte. In der Wikipedia basiert Artikelarbeit auf der Fachliteratur und nicht auf der eigenen Auswertung der Quellen, da diese nach wissenschaftlichen Standards in der historischen Forschung erfolgt (siehe Quellenkritik) und die Ergebnisse dann in die Wikipedia-Artikelarbeit einfließen.

Die Aussagen im Artikel sollen in der Regel mit Fachliteratur und nicht ausschließlich mit Quellen belegt werden, da sonst der Verdacht der in Wikipedia nicht zulässigen eigenen Theoriefindung besteht. Es ist aber zulässig und auch oft erwünscht, zusätzlich zu den Belegen aus der Fachliteratur auch die einschlägigen Quellenstellen anzugeben, auf die sich die Forschung jeweils beruft.

Für den Abschnitt, der die Fußnoten enthält, sind nach der Richtlinie Wikipedia:Belege die Bezeichnungen Einzelnachweise, Quellen, Quellenangaben, Belege, Anmerkungen und Fuß-/Endnoten zulässig. In Artikeln über historische Themen sind aber die Bezeichnungen Quellen und Quellenangaben nicht erwünscht, da sie wegen des fachspezifischen Sprachgebrauchs missverständlich sind.

Literaturrecherche

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Grazer Universitätsbibliothek

Optimal ist es, möglichst viele Publikationen heranzuziehen. Der Gang in die Stadtbücherei oder Universitätsbibliothek ist daher einer der ersten Schritte, wenn man einen guten Artikel erstellen will.

Dennoch gibt es für manche spezielle Themen keine oder zu wenig aktuelle, hochwertige Fachliteratur, oder es ist dir nicht möglich, solche Literatur zu finden. Nur bei einem sehr speziellen Thema genügt ein einziges Werk; beispielsweise gibt es über ein Dorf oder einen Verein oft nur ein einziges gedrucktes Werk. Das Fehlen von Fachliteratur kann übrigens ein Anzeichen für mangelnde enzyklopädische Relevanz eines Themas sein.

Umgekehrt kann es zu einem gängigen Thema eine sehr umfangreiche Literatur geben, die man in ihrer Gesamtheit kaum durcharbeiten kann. Konzentriere dich dann auf wichtige Werke und Übersichtsdarstellungen; letztere kommen dem Stil der Wikipedia übrigens am ehesten entgegen.

Oft ist jedoch eine Veröffentlichung über dein Thema keine wissenschaftliche Darstellung, sondern gibt nur die persönliche Meinung des Autors wieder. Besonders deutlich ist dies bei Autobiografien, aber auch bei sogenannten Tendenzschriften, unwissenschaftlichen Sachbüchern und erst recht bei Belletristik. Solche Werke werden zwar manchmal in der Wikipedia auch unter der „Literatur“ aufgeführt, können aber nur eingeschränkt oder gar nicht der Belegung von Aussagen im Artikel dienen.

Das Kapitel „Literatur“

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Der Abschnitt „Literatur“ in einem Wikipedia-Artikel ist nicht mit einem Literaturverzeichnis in einem wissenschaftlichen Werk zu verwechseln. Die meist sehr langen Literaturverzeichnisse wissenschaftlicher Publikationen listen alle für das Thema relevanten Werke auf. In Wikipedia-Artikeln hingegen werden nur solche Werke aufgelistet, die dem Leser in erster Linie zur Lektüre empfohlen werden, wenn er sich näher mit dem Thema beschäftigen will. Dieses Verzeichnis (weiterführender) „Literatur“ enthebt den Autor nicht der Pflicht, Zweifelhaftes und Strittiges durch Fußnoten genau zu belegen.

Erwähne in der „Literatur“ möglichst Übersichtsdarstellungen. So ist es angemessen, im Artikel Weimarer Republik die Übersichtsdarstellungen bekannter Historiker zu vermelden, wie von Winkler, Longerich, Möller oder Schulze. Da es zu diesem Thema viele gute gibt, kann und sollte man sich auf die neueren konzentrieren, bzw. auf die, die zum Einstieg für den Leser geeignet sind. „Neuer“ heißt in der Geschichtswissenschaft: jünger als etwa zehn bis zwanzig Jahre.

Nicht in die „Literatur“ beispielsweise zum Artikel Weimarer Republik gehören:

  • Werke zu untergeordneten oder Einzelthemen wie der Kultur der Weimarer Zeit oder der Novemberrevolution
  • Werke zu einzelnen Regionen Deutschlands
  • Biografien
  • zeitnahe Autobiografien, Journalistisches oder Tendenzschriften

Diese Werke können eventuell in den entsprechenden Artikeln oder Unterartikeln erwähnt werden.

Ausführlicher kann man sein, wenn man in einem biografischen Artikel die Werke der Person auflistet. Auch die Rezeption eines Themas in Romanen oder Filmen darf ausführlicher sein (siehe z. B. beim Artikel Erster Weltkrieg).

Es darf auch Literatur erwähnt werden, die der herrschenden Meinung nicht folgt, also eine Minderheitenmeinung in der Forschung vertritt. Diese Literatur sollte aber deutlich schwächer vertreten sein (normalerweise nur durch ein wichtiges Werk), und es ist gut, wenn der Artikel selbst darauf hinweist, dass es um eine Minderheitenmeinung geht.

Die Verwendbarkeit von Zeitungsartikeln hängt vom Thema ab. Oft schaut eine Zeitung oder Publikumszeitschrift auf ein historisches Thema zurück, etwa 75 Jahre nach Hitlers Kanzlerwerdung. Dies ist für die Wikipedia ungeeignet, da das Thema hinlänglich in Standardwerken der Geschichtswissenschaft behandelt wird. Sinnvoll aber kann ein Artikel einer Lokalzeitung zur Heimatgeschichte sein, oder zu einer Kontroverse in der Geschichtswissenschaft, die in der Fachliteratur noch kaum überblickend reflektiert wurde.

Quellenarbeit?

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Brief Wallensteins an seinen Landeshauptmann, 1624. Zitierfähig in der Wikipedia?

Da die Wikipedia nicht der „Theoriefindung“ dienen soll, ist es eher unwahrscheinlich, dass du sinnvoll Quellen verwenden kannst. Sollte dies bei speziellen Themen unumgänglich werden, kannst du auch auf Quellen zurückgreifen. Frage dich aber selbstkritisch, ob du ausreichend Sachverstand und Erfahrung besitzt, um verantwortungsvoll mit Quellen umzugehen.

In erster Linie ist an Quelleneditionen zu denken, oder anderweitig veröffentlichte Quellen. Unveröffentlichtes Quellenmaterial darfst du für die Wikipedia nicht verwenden, weil es für einen Leser kaum mit vertretbarem Aufwand möglich wäre, die Angaben zu überprüfen. Das ist beispielsweise für Lokalhistoriker nachteilig. Der Umweg über eine Publikation ist ihnen nicht zu ersparen.

Wenn du dir unsicher bist, was eine Quelle im Sinne der Geschichtswissenschaft ist, lies den Artikel dazu: Quelle (Geschichtswissenschaft).

Überblick Literatur und Quellen

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Hinsichtlich der Eignung von Literatur gibt es keine strikt zu beachtende Rangfolge, aber allgemein lässt sich zusammenfassend feststellen:

  1. Gesamtdarstellungen (Überblicksdarstellungen), „Einführungen“ und Handbücher sind meistens ideal, sowohl für die Belege als auch für das Literaturkapitel. Sie sind meist verständlich geschrieben und leicht erhältlich (wichtig für die Überprüfbarkeit und das eigenständige Weiterlesen).
  2. Für enger gefasste Themen gibt es oft nur Spezialstudien. Sie verwenden mehr Fachsprache und stehen nur in wissenschaftlichen oder Spezialbibliotheken.
  3. Nichtwissenschaftliche Literatur sind journalistische, autobiografische, Tendenz- und Jubiläumstexte allerlei Art. Inwieweit sie zuverlässig sind, ist im Einzelfall zu unterscheiden.
  4. Quellen sollten nur verwendet werden, wenn man auf keine Literatur zurückgreifen kann.
    1. Vorzuziehen sind Quellen in Quelleneditionen.
    2. Quellen sind manchmal auch in sonstigen Werken wiedergegeben, aus denen zitiert werden kann.
    3. Die Ausnahme sollte unveröffentlichtes Quellenmaterial sein, das zumindest in einem Archiv erschlossen sein sollte. Es ist naturgemäß am schwierigsten von anderen Benutzern überprüfbar.

Daneben gilt:

  • Selbstständige Schriften sind in der Regel eher einsehbar als unselbstständige.
  • Gedruckte oder Internetmaterialien haben ihre je eigenen Vorteile. Ob aber ein wissenschaftlicher Aufsatz in einem Sammelband oder auf der Internetseite eines Instituts steht, macht für die Qualität des Aufsatzes selbst nichts aus.

Qualitätsmerkmale von Fachliteratur sind:

  • Bei einem sorgfältig und professionell herausgegebenen Buch ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass auch der Inhalt hochwertig ist. Das ist allerdings nur ein Indiz.
  • Schaue im Quellen- und Literaturverzeichnis nach, wieviel und vor allem welche Quellen und Literatur der Autor auflistet. Vergewissere dich aber auch (anhand der Anmerkungen), ob die erwähnten Materialien auch tatsächlich verwendet wurden.
  • Es ist zu berücksichtigen, ob die Literatur von einem universitär ausgebildeten Spezialisten oder von einem Amateur verfasst worden ist. Dennoch muss letztere nicht automatisch „schlechter“ sein. Ein Heimatforscher aus Castrop-Rauxel weiß über seine Stadt vielleicht mehr zu berichten als ein Professor für westfälische Geschichte.

Aufbau und Form

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Wichtig sind Einteilungen in Kapitel sowie, innerhalb eines Kapitels, Absätze, die einen langen Kapiteltext in kürzere Sinnabschnitte zerteilen. Ein einzelner Satz aber rechtfertigt noch keinen eigenen Absatz.

Ordnungsprinzipien: Zeit und Themen

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Oft findet man in Artikeln oder Artikelbereichen zur Geschichte einer Stadt oder mit einer Biografie einen Stil, der verrät, dass die Vorlage des Autors eine Chronik war. Aus einer Chronik lässt sich ein akzeptabler Fließtext machen, wenn man folgendes beachtet:

  • Überlege dir, wie du die behandelte Zeit periodisieren kannst.
  • Fasse Zusammengehöriges zusammen und forme dann Kapitel oder Listen. Beispielsweise können die Informationen zu Schulen in ein gemeinsames Kapitel kommen, und die Bürgermeister in eine Liste.
  • Streiche Informationen weg, die zu sehr für sich allein stehen (nicht in einen Zusammenhang passen) und wenig Relevanz haben.
  • Verwende durchgehend die Vergangenheitsform.

Weiche nicht unnötig von der zeitlichen Ordnung ab. Im folgenden Beispiel (aus Berlin-Tempelhof) hieß es in der alten Fassung:

Es gibt keinerlei Urkunde, die die Dörfer Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Rixdorf als Gründung oder Besitz der Tempelritter bezeichnen. Dass sie die Gründer dieser Siedlungen waren, ergibt sich lediglich aus Rückschlüssen. Ein Ordens„besitz“ ist nur für die Johanniter nachweisbar, als diese 1435 die vier Dörfer an die Stadt Berlin verkauften. 1344 wird erstmals ein johannitischer Komtur mit ausdrücklichem Bezug auf Tempelhof genannt: Burchard von Arenholz als „commendator in Tempelhoff“.
Indessen ist es Tatsache, dass der Templerorden 1312 von Papst Clemens V. aufgehoben und sein Besitz dem Johanniterorden übertragen wurde. Offenbar haben die Tempelhofer Ritter zunächst Widerstand geleistet und waren daher zunächst einem Prokurator des Markgrafen Waldemar unterstellt worden. Erst 1318 wurde die Übergabe an die Johanniter rechtlich vollzogen.

Der Autor hat versucht, die Quellenlage darzustellen und darüber die zeitliche Reihenfolge vernachlässigt. Dadurch wird schwer nachvollziehbar, was sich wann zugetragen hat. Die vorgefundene Reihenfolge ist die folgende (in Klammern eine Ziffer für die richtige Reihenfolge):

  1. Gründung durch Templer (1);
  2. Johanniter verkaufen die Dörfer an Berlin, 1435 (4);
  3. Johannitischer Komtur, 1344 (3);
  4. Auflösung des Templerordens, Übergabe an Johanniter, 1312/18 (2);

Neu geordnet und neu formuliert lautet der Abschnitt:

Die Dörfer Tempelhof, Mariendorf, Marienfelde und Rixdorf sind von den Tempelrittern gegründet worden, was sich allerdings nur aus Rückschlüssen ergibt. Entsprechende Urkunden gibt es nicht. Bekanntermaßen hat Papst Clemens V. den Templerorden 1312 aufgehoben und dessen Besitz dem Johanniterorden übertragen. Offenbar haben die Tempelhofer Ritter zunächst Widerstand geleistet und waren daher zunächst einem Prokurator des Markgrafen Waldemar unterstellt worden; erst 1318 wurde die Übergabe an die Johanniter rechtlich vollzogen. Für 1344 wird erstmals ein johannitischer Komtur mit ausdrücklichem Bezug auf Tempelhof genannt: Burchard von Arenholz als „commendator in Tempelhoff“. 1435 verkauften die Johanniter die vier genannten Dörfer an die Stadt Berlin.

Gut aufgebaute Listen sind mit einem Handbuch oder einem ähnlichen Nachschlagewerk vergleichbar. Eine Liste kann aber niemals einen Fließtext ersetzen, und da der Leser sich eine Liste normalerweise nicht so einfach durchliest, stellt man sie besser z. B. an das Ende des Artikels, oder lagert sie aus.

Frage dich, auf welche Weise deine Liste jemandem helfen könnte, der nicht einfach an der Vollständigkeit von Datensammlungen interessiert ist, sondern dem eine Liste dabei helfen könnte, sich zu orientieren.

Kapitelgerüst

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Die wichtigste Ordnung bei historischen Themen ist die Chronologie, also das Voranschreiten mit der Zeit. Verlasse diese Ordnung nur, wenn du wichtige Gründe dazu hast. Innerhalb eines Zeitabschnittes kannst du einzelne Themen abarbeiten.

Das Konzept von Zeitabschnitten, die ein Gesamtthema einteilen, nennt man Periodisierung. Manche Themen müssen auf eine sehr eigene Art eingeteilt werden, beispielsweise die Geschichte einer Wissenschaft anhand von bestimmten Fortschritten in dieser Wissenschaft. Meistens aber ist es sinnvoll, der allgemeinen Periodisierung zu folgen, denn das erleichtert dem Leser die Orientierung.

Ein Zeitabschnitt sollte sich „lohnen“. Wenn du zwei Sätze für die Weimarer Zeit und drei für die NS-Zeit hast, kannst du ein einziges Kapitel „Weimarer und NS-Zeit, 1919–1945“ daraus machen. Überlege dir, ob ein Kapitel später noch ausgebaut werden dürfte, dann kann man es auch mit nur wenigen Sätzen beginnen.

Achte auch auf eine gewisse Ausgewogenheit im Kapitelgerüst, damit nicht der Abschnitt „1. Geschichte“ viele Unterkapitel und Untergliederungen hat und dann einfach die übrigen Teile wie „2. Historische Einordnung“, „3. Siehe auch“ usw. kommen. Damit wird die oberste Glierungsebene verschwendet. Ziehe in so einem Fall die Unterkapitel von „1. Geschichte“ auf die höhere Gliederungsebene.

Wenn ein Kapitel zu lang wird, etwa mehr als sechs Absätze, sollte es in Unterkapitel geteilt werden. Wenn ein Kapitel Unterkapitel hat, sollten es mindestens zwei sein. Nur ein Unterkapitel (also: 6. XXX, 6.1 YYY und kein 6.2 ZZZ) gilt als schlechter Stil.

Kapitel sollten möglichst treffende, aussagekräftige Titel haben. Oftmals ist die zusätzliche Angabe einer Jahreszahl sinnvoll, damit der Leser sich daran orientieren kann. Nur historisch bereits geschulte Leser würden auf Anhieb verstehen, was mit „Nach dem Wiener Kongress“ oder „Zeit der Ersten Großen Koalition“ gemeint ist.

Überschriften, in denen nur Jahreszahlen oder Jahrhunderte erwähnt erscheinen, wirken lieblos und sagen nichts darüber aus, warum diese zeitliche Einteilung gewählt wurde. Schwache Überschriften verraten, dass eine wirksame Periodisierung fehlt.

Dieses Gemälde über den norwegischen König Haakon ist keine Quelle über das 10. Jahrhundert sondern dafür, wie ein Maler des 19. Jahrhunderts sich Haakon vorgestellt hat. (aus: Quelle (Geschichtswissenschaft))
Parteisymbol: Adler mit Hakenkreuz im Lorbeerkranz; wegen Blickrichtung nicht identisch mit dem Reichsadler. (aus: NSDAP)

Ein Artikel ist keine Bildersammlung; Ziel des Artikels ist eine gelungene schriftliche Darstellung, und ein Bild soll diese Darstellung unterstützen.

Achte ein wenig darauf, dass ein Bild nicht zu groß ist oder z. B. die Inhaltsangabe optisch zusammenschiebt. Ein Bild sollte im Artikel möglichst an der Stelle erscheinen, auf die es sich inhaltlich bezieht. Man stelle ein Bild über den jugendlichen Bismarck in das Kapitel, das von Bismarcks Jugendzeit handelt.

Bilder benötigen unbedingt Bildunterschriften (Bildtitel, Bildlegenden), die angeben, was man auf dem Bild sieht und wann es angefertigt wurde. Eventuell ist auch die Angabe der Herkunft sinnvoll, gerade bei älteren Bildern. Mithilfe von Verweisen kannst du Wörter sparen, denn wenn du einen Personennamen verlinkst (auf den Artikel in der Wikipedia), dann brauchst du normalerweise sonst weiter nichts über die Person in der Bildunterschrift zu schreiben. Trotzdem sollte die Bildunterschrift noch aussagefähig genug sein. Imitiere nicht die manchmal recht schwülstigen Unterschriften in populären Darstellungen, wie „Papst Benedikt XV. – letzte Hoffnung auf einen Verständigungsfrieden“.

Inhaltlich problematische Bilder

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Sei zurückhaltend gegenüber „Historienbildern“. Diese können zur Illustration der Rezeption eines Ereignisses sinnvoll sein, müssen aber mit Angaben zur Einordnung des Bildes beschriftet sein. Wo Historienbilder als realitätsnahe Darstellung missverstanden oder eine propagandistische Absicht des Malers nicht erkannt werden könnte, sollten solche Bilder im Zweifelsfall entfernt werden.

Es ist nicht das Ziel der Wikipedia, möglichst viele Propaganda-Bilder oder Symbole von verfassungsfeindlichen Organisationen darzustellen. Scheue dich trotzdem nicht, bei Bedarf solche Bilder zu verwenden, denn dies ist durch den (populär)wissenschaftlichen Charakter der Wikipedia gedeckt. Sei aber bei der Bildlegende besonders sorgfältig. Schreibe etwa die Herkunft hinzu, wie „offizielle Darstellung“ oder „Bild der DDR-Nachrichtenagentur“. Bedenke: Das Foto eines gut ausgestatteten Maschinenparks einer LPG muss nicht unbedingt repräsentativ sein.

Der „Alexandersarkophag“ aus Sidon (Rekonstruktion, im Museum von Istanbul). Nicht der Sarkophag von Alexander dem Großen, er ist nur dargestellt. (aus: Alexander der Große)

Verwendete Bilder müssen inhaltlich zum Artikel passen und nicht etwa nur als Ornament dienen. Je mehr man den Artikel mit erstrangig relevanten Bildern ausstatten kann (Porträts der Person, ihre Kunstwerke), desto eher sollte man auf weitere verzichten.

Die Wikimedia Commons sind das praktischste Hilfsmittel, um einen Artikel zu bebildern. Lade deine Bilder dort hoch (unter Beachtung des Urheberrechts und anderer Regeln) bzw. suche dort nach Bildern. Meistens hilft das Englische beim Suchen weiter.

Ein Artikel über eine Person kann unter anderem versehen werden mit:

  1. Porträts der Artikelperson; Bilder aus unterschiedlichen Lebensphasen sind sinnvoll, nicht aber eine Vielzahl von Bildern, nur weil diese Bilder eben zur Verfügung stehen. Verwende:
    1. Fotos, sofern es diese gibt,
    2. gemalte oder gezeichnete bildliche Darstellungen (zeitgenössische sind späteren vorzuziehen),
    3. Bilder der Totenmaske, Statuen, Abbildungen auf Gedenkmünzen usw.
  2. Bilder von Objekten, die von der Person geschaffen worden sind: Kunstwerke, Erfindungen, Gebäude (eines Architekten), in Ausnahmefällen Buchumschläge oder Titelseiten.
  3. Orte, an denen die Person sich aufgehalten hat; auch hier sollte es nicht ausufern. Hat man ein Bild der Universität, an der jemand gelehrt hat, ist dies eher zu vertreten als ein Bild der Stadt, in der er währenddessen gewohnt hat.
  4. Porträts von Personen, die der Artikelperson nahe gestanden haben, wie Familienmitglieder, Förderer, enge Mitarbeiter.
  5. Sonstiges Bildmaterial, das sich inhaltlich auf die Person bezieht, wie Dokumente (Geburtsurkunde, Zeugnisse) oder Bilder von Gebäuden, die nach der Person benannt wurden. Das Willy-Brandt-Haus, die SPD-Zentrale in Berlin (im Artikel Willy Brandt), ist relevanter als eine Lessingschule oder Schillerstraße.

Bei einer Institution wie einem Museum, einem Ministerium oder einer Forschungseinrichtung wäre zu denken an: Bilder des Gebäudes, Grundrisse, Innenräume, Ausstellungsobjekte, wichtige Personen, ein Organigramm oder sonstige schematische Übersicht.

Zu Ländergeschichten passen Landkarten, Flaggen, Bilder weniger ausgewählter Persönlichkeiten oder besonderer Ereignisse, Schaubilder und Grafiken zur Bevölkerungsentwicklung.

Nicht zu viele Informationen

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Es geht nicht darum, möglichst viele Informationen in einen Artikel zu stopfen. Überlege dir, was die Aussage eines Abschnittes ist und was du schreiben musst, um dieser Aussage gerecht zu werden. Was bereits in anderen Artikeln steht, dort besser aufgehoben ist und worauf man verweisen kann, das muss man nicht unbedingt im eigenen Artikel wiederholen.

Erschlage den Leser nicht mit einer Vielzahl von Eigennamen, Ereignissen, Objektbeschreibungen usw. Überlege dir, was wichtig ist, um dein Thema abzuarbeiten, und darüber informiere – und lasse alles andere weg. Beispielsweise für den Pergamonaltar ist es wichtig zu erfahren, dass es einmal einen bestimmten Krieg des pergamenischen Reiches gegeben hat, weil sich Darstellungen auf dem Altar darauf beziehen könnten. Unwichtig hingegen ist es für den Leser des Artikels, wann das pergamenische Reich von welchem Herrscher begründet worden ist.

Frage dich auch immer wieder, welche Information wirklich relevant (oder allgemeiner formuliert: „erwähnenswert“) ist. Dass eine biografisch dargestellte Person gerne zur Schule gegangen ist, der mediterranen Küche zugesprochen hat, den Drachenfels besucht hat oder die Mutter innig geliebt hat, ist nicht erwähnenswert, es sei denn, die Tatsache hat für das weitere Leben der Person Bedeutung. Dass es im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeiter flächendeckend in Deutschland gegeben hat, ergibt sich aus dem Artikel Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus, daher ist in einem Dorf-Artikel erst ein Zwangsarbeiterlager erwähnenswert, nicht die Beschäftigung einiger Zwangsarbeiter auf einem Bauernhof.

Es ist normal, dass man beim Schreiben etwas mehr als nötig schreibt – zehn Prozent sind oft problemlos zu kürzen. Das Kürzen kann ein allgemeines Ausdünnen oder das Weglassen eines überflüssigen Informationsstranges sein.

Die Wikipedia ist keine Zitatesammlung (siehe Wikisource und Wikiquote), daher ist es nicht angebracht, Großzitate zu verwenden. Denke gegebenenfalls auch an das Urheberrecht. In den meisten Fällen reicht es vollkommen aus, eine Aussage kurz mit eigenen Worten wiederzugeben. Nur für besonders wichtige Passagen, für die der Originalwortlaut ausschlaggebend ist, sollte man eine Ausnahme machen. Im Bereich Geschichte könnte das sein:

  • Eine bekannt gewordene und oft zitierte Wendung.
  • Der Teil eines Gesetzestextes oder einer Vereinbarung, um dessen Auslegung man sich gestritten hat, bei dem ein einzelnes Wort große Folgen hatte oder der in der Realität verletzt wurde.
  • Eine besonders aussagekräftige Bemerkung, eine Ankündigung oder eine Beleidigung, deren kommunikativer Wert nicht durch eine Beschreibung besser vermittelt werden kann.

Kein wörtliches Zitat verdient:

  • Eine elegant geschriebene Passage in der Literatur.
  • Die bloße Demonstration einer altertümlichen Sprachform bei einer Quelle.

Zitate dürfen nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden, und wenn ein Zitat für etwas Allgemeineres stehen soll, muss es auch repräsentativ sein (z. B. für die betreffende Person). Beim Belegen ist darauf zu achten, dass kein Missverständnis darüber entstehen kann, was nun eigentlich belegt werden soll: nur das Zitat oder aber der ganze Abschnitt, in den das Zitat eingebettet ist. Bei einem wörtlichen Zitat solltest du übrigens bereits in der Darstellung angeben, von wem es stammt, damit der Leser dafür nicht in die Belege schauen muss.

Anführungszeichen sind heilig – was dazwischen steht, muss wortwörtlich so in der verwendeten Quelle oder Literatur stehen. Übernimm Tippfehler und passe auch nicht die Rechtschreibung an. Es ist unnötig (manche stört es sogar), zusätzlich zu Anführungszeichen ein Zitat auch noch kursiv zu setzen.

Beachte die besonderen Regeln beim Zitieren antiker und mittelalterlicher Autoren oder aus Bibel und Koran:

Belege in den Fußnoten

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Die Fußnoten dienen dazu, einen Beleg mittels einer Literaturangabe (in Ausnahmefällen: einer Quellenangabe) zu liefern. Sie dienen nicht dazu, Text unterzubringen, den man sonst nicht in den Artikel einbauen konnte. Knappe erläuternde Hinweise in den Fußnoten sind aber zulässig.

Nur Zweifelhaftes und (möglicherweise) Strittiges muss unbedingt mittels Fußnote belegt werden, für alles andere hast du einen Ermessensspielraum. Versetze dich in die Lage eines Lesers mit keinen oder geringen Vorkenntnissen, der sich in das Thema einarbeiten möchte, und überlege, bei welchen Angaben ihm eine Fußnote hilfreich ist und bei welchen er sie kaum benötigt. Wichtig ist nicht, dass du formal deine Belegpflicht erfüllt hast, sondern dass der Leser einen konkreten Nutzen davon hat.

Denke daran, dass spätere Benutzer den Artikel verändern, beispielsweise Literaturangaben oder Fußnoten entfernen. Daher ist es vor allem in längeren Artikeln mit vielen Fußnoten und Literaturangaben sinnvoll, in einer Fußnote nicht auf etwas Bezug zu nehmen, was außerhalb von ihr steht. Ausdrücke wie „ebd.“, „a. a. O.“ (verweisend auf eine frühere Fußnote) oder „siehe Literatur“ sind unerwünscht. Es wird empfohlen, jede Literaturangabe in einer Fußnote mit folgenden Informationen auszustatten: dem Namen des Verfassers und/oder Herausgebers, dem Titel der Publikation, Erscheinungsort und Erscheinungsjahr (bei Zeitschriften: Band und Jahr) sowie den Seitenzahlen der Seiten, auf denen der Beleg für die Aussage im Artikel zu finden ist.

Einschätzung

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Schreibe nicht Personen oder Organisationen einen „starken Einfluss“ oder „besonders große Bedeutung“ zu, wenn du es nicht belegen kannst. Begnüge dich dann mit einer vorsichtigeren Formulierung (Einfluss, bedeutsam). Auch Superlative oder Erstvermeldungen wie „Dies war das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik …“ sind nur zulässig, wenn das belegt ist.

Es ist unangebracht, Ausdrücke des Bedauerns hinzuzufügen, wie:

  • Die Geschichte dieser jüdischen Gemeinde endete tragisch mit der Deportation.
  • Leider gelang es nicht, das parlamentarische System zu stabilisieren und den Bürgerkrieg zu verhindern.

Solche Ausdrücke widersprechen dem Neutralitätsgebot der Wikipedia.

Unterstellungen

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Sei vorsichtig mit Unterstellungen, vor allem, wenn es um konkrete Personen geht. Die Richtlinien „Wikipedia:Artikel über lebende Personen“ gelten teilweise auch für historische.

Man sagt aus guten Gründen schon seit langem nicht mehr, ein Angeklagter sei „aus Mangel an Beweisen“ freigesprochen worden. Das gäbe unterschwellig den Eindruck, der Angeklagte sei durchaus schuldig, man habe es nur nicht nachweisen können. Auf diese Weise können Unschuldige stigmatisiert werden. Wenn jemand, der eines NS-Verbrechens angeklagt wurde, freigesprochen wurde, dann ist dies zunächst hinzunehmen. Nur wenn man beweisen kann, dass der Richter selbst alter Nationalsozialist war und dass der Freispruch deswegen ergangen ist, darf man das so schreiben. Eine allgemeine Unterstellung, dass es sich früher „ja bekanntermaßen oft so zugetragen“ habe, ist unzulässig.

Ebenso darf man niemandem eine linksextremistische oder rechtsextremistische Gesinnung nachsagen, nur weil unter sächsischen Metallarbeitern oder bayerischen Polizisten „solches Ideengut ziemlich üblich“ gewesen sei. Auch mit den vermeintlichen Einstellungen in bestimmten sozialen Schichten muss man vorsichtig sein („so denken Jugendliche aus reichem Elternhaus halt“).

Anachronismen

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Lawrence Alma-Tadema: Schach­spieler im Alten Ägypten, Gemälde (1879). Tatsächlich entstand das Spiel erst nach Christi Geburt, vermutlich in Indien.

Von einem Anachronismus spricht man, wenn etwas „gegen die Zeit“ läuft, wenn eine Beschreibung nicht zur behandelten Epoche passt. Ein bekanntes Beispiel ist der Film über die Kreuzritter, in dem einer der „Ritter“ eine Armbanduhr trägt. Anachronismen können sich in unterschiedlicher Gestalt einschleichen:

  • Unangebrachte Aktualisierung: „Bei der Währungsreform 1948 erhielt jeder Westdeutsche 20,45 Euro in bar.“ (Vierzig Deutsche Mark, siehe unten.) „Quintus Maximus war Kompaniefeldwebel in der IX. Legion.“ (Seine Aufgaben entsprachen denen eines heutigen Kompaniefeldwebels in der Bundeswehr.) „Die Bundesdeutschen interessierten sich nur wenig für die Beratungen des Parlamentarischen Rates.“ (Bundesdeutsche gab es erst, als die Beratungen schon vorbei waren.)
  • Einschätzungen und Beurteilungen: Man sollte zurückhaltend sein, wenn man die hygienischen Verhältnisse im Mittelalter kritisiert, denn die damaligen Menschen hatten noch nicht das heutige Wissen über den Zusammenhang von Hygiene und Gesundheit. Außerdem war z. B. die Wasserversorgung damals schlechter als heute. Eine abfällige Bemerkung über Juden früher bedeutete nicht, dass man auch Völkermord zugestimmt hätte. Wer um 1950 Homosexualität für falsch hielt, dachte konform der damaligen Gesetzgebung. Im Einzelfall kann es schwierig sein, die richtige Formulierung für ein heute als unangemessen bewertetes Verhalten zu finden.
  • Stilblüten: „Der sechzehnjährige Bundeskanzler Prof. Ludwig Erhard legte 1913 die Mittlere Reife ab.“

Zahlen, Ziffern, Maße

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Schreibe Zahlen nach Möglichkeit aus: „zwei“, „fünfzig“, „hundertzehn“, „achthundert“, „siebzigtausend“ statt 2, 50, 110, 800, 70.000. Das kommt dem Schriftbild zugute und auch der Lesbarkeit. Bei weniger runden und vor allem komplizierten Zusammensetzungen ist allerdings die Ziffernform besser: 47, 315, 1959.

Mengenangaben in alten Maßen sagen dem heutigen Leser meistens nichts; nach Möglichkeit sollten daher neue Maße verwendet werden (SI-Einheiten). Sei aber vorsichtig beim Umrechnen: Alte Maße wie Elle oder Fuß sind oftmals regional unterschiedlich definiert gewesen.

Nimm es hin, dass historische Geldangaben kaum in heutige übertragen werden können. Wenn z. B. im Jahre 1987 etwas den Staat hundert Millionen Mark gekostet hat, darf man daraus nicht einfach fünfzig Millionen Euro machen. Der Wert des Geldes hat sich nämlich geändert (unter anderem durch die Inflation). Solche aktualisierenden Übertragungen spiegeln dann ein Wissen vor, das man in Wirklichkeit nicht hat.

Sinnvoller ist es, mit relativen Zahlen (z. B. Prozent von einer Gesamtzahl) oder anderen Vergleichen (wie dem Durchschnittslohn eines Maurers) zu arbeiten. Auch das ist nicht perfekt, aber es gibt einen gewissen Eindruck, und darauf kommt es an. Häufig reicht es in der Wikipedia aus, zu schreiben, dass der römische Kaiser mit einer Maßnahme für hohe Staatseinnahmen sorgte oder dass die Inflation von 1923 die Vermögen des Mittelstandes wertlos machte. Es geht um die Bedeutung, nicht um das Erbsenzählen an sich.

Historische und Fachausdrücke

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Benutze nach Möglichkeit die originalen Ausdrücke (siehe auch unter „Anachronismus“). Einige Problemfälle:

  • Es kommt in der Geschichtswissenschaft oft vor, dass man einen historischen Fachausdruck verwendet, der als Propagandawort anzusehen ist, wie zum Beispiel Schutzhaft (eine willkürliche Verhaftung) oder Kasernierte Volkspolizei (eine Armee). Es gibt dann mehrere Möglichkeiten:
    • Setze den Ausdruck beim ersten Gebrauch in Anführungszeichen und erkläre ihn, verwende ihn aber im weiteren normal.
    • Erwähne den Ausdruck und erkläre ihn, verwende im weiteren aber einen alternativen, in der Fachwelt gebräuchlichen.
  • Manche Begriffe haben ihre Bedeutung verändert oder sind von Extremisten in ihrem Sinne besetzt worden, zum Beispiel Sozialismus. Wenn dies ohne unangemessene Aktualisierung möglich ist, verwende einen neutraleren oder heute gängigen Begriff: ethnische Deutsche, Realsozialismus / System der DDR.
  • Nazi ist im Englischen ein akzeptierter Fachausdruck. Im Deutschen hingegen wirkt er für viele wie ein bloßes Schimpfwort; statt dem umgangssprachlichen Gebrauch muss es hier Nationalsozialist bzw. nationalsozialistisch heißen.
  • Die moderne Zeitrechnung bezieht sich auf die Zeit „vor“ bzw. „nach Christus“. Auch wenn man mittlerweile weiß, dass das Geburtsjahr Jesu wohl verfehlt worden ist, und auch wenn man selbst kein Christ ist, sollte mit diesen eingebürgerten Begriffen gearbeitet und nicht auf „vor“ oder „nach unserer Zeitrechung“ (v.u.Z., n.u.Z.) ausgewichen werden.

Allgemeinverständlichkeit

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Schreibe so genau wie nötig und so einfach wie möglich. Vermeide Nominalstil, Stopfsätze und unnötige Fremdwörter. Einige Beispiele:

  • Statt von den „ethnischen und sprachlichen Verhältnissen“ kann man meist einfacher von „Ethnien und Sprachen“ schreiben.
  • „Die weitaus größte Anzahl an Keramikfunden gehört zu rundbauchigen Gefäßen“ ist gleichbedeutend mit: „Die weitaus meisten Keramikfunde sind rundbauchige Gefäße.“
  • „Insofern ist die oft vorgenommene Einordnung des Gerichts als das oberste deutsche Gericht unzutreffend.“ Kann vereinfacht werden zu: „Daher ist es falsch, das Verfassungsgericht als das oberste deutsche Gericht zu bezeichnen.“

Verwende nach Möglichkeit einen verdeutschten Begriff statt des lateinischen oder griechischen Fachbegriffs. Auch wer die genaue Bedeutung nicht kennt, kann sich unter „Kupfersteinzeit“ mehr vorstellen als unter „Chalkolithikum“. Erspare dem Leser, dass er auf den internen Verweis klicken muss, um deinen Artikel ansatzweise zu verstehen.

Englischsprachig beeinflusste Ausdrücke (Anglizismen) bergen in sich die Gefahr, dass sie eine andere Bedeutung als die offensichtliche haben. Tücken kann auch englischsprachige Literatur haben: Linguistic diversity heißt „sprachliche Verschiedenheit“, nicht „linguistische“ (auf die Sprachwissenschaft bezogene).

Fremdsprachen

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Der Leser der deutschsprachigen Wikipedia soll nur Deutsch verstehen müssen. Wenn man fremdsprachliche Originaltexte verwendet, auch in einer recht verbreiteten Sprache wie Englisch, müssen sie von einer deutschen Übersetzung gefolgt werden. Verzichte daher auf fremdsprachliche Originaltexte, es sei denn, der originale Wortlaut ist aus bestimmten Gründen notwendig. Eventuell kann der Originaltext in einer Fußnote untergebracht werden.

Bei leichtverständlichen fremden Ausdrücken kann auf eine wörtliche Übersetzung verzichtet werden: „Anton Mussert war der Führer der Nationaal-Socialistische Beweging in Nederland.“ Im Zweifelsfall aber schadet es nicht, doch eine Übersetzung hinzuzufügen.

Für die Verwendung von fremdsprachlicher Fachliteratur mag man sich an folgender Rangfolge orientieren:

  1. Deutsch ist zu bevorzugen, denn dadurch ist (in der deutschsprachigen Wikipedia) die Überprüfbarkeit am ehesten gewährt;
  2. Englisch ist die international am meisten verbreitete Wissenschaftssprache;
  3. in der Geschichtswissenschaft zählen (zumindest der Theorie nach) Latein und Französisch ebenfalls zu den allgemein verwendbaren Sprachen;
  4. die Sprache steht in einem direkten Zusammenhang mit dem Thema (z. B. Finnisch bei einem Artikel über den Präsidenten Kekkonen);
  5. in einzelnen Fächern kann eine bestimmte Sprache aus forschungshistorischen Gründen wichtig sein (z. B. Deutsch in der internationalen Altertumswissenschaft);
  6. zufällig gibt es das maßgebliche Standardwerk über ein Thema nur in einer bestimmten Sprache.

Grundsätzlich sind historische Themen in der Vergangenheitsform (Präteritum) zu behandeln. Gegebenenfalls verwendet man das Perfekt oder das Plusquamperfekt, um Vorvergangenheiten auszudrücken.

In der Gegenwartsform hingegen beschreibt man dasjenige, das noch immer Gültigkeit hat:

  • Der Simplicissimus gilt als der erste deutsche Roman.
  • Die Erfindung der Dampfmaschine geht auf Denis Papin zurück.
  • Der Stammbaum dieses Adligen ist bis auf Karl den Großen zurückzuführen.
  • In diese Zeit fällt die erste Auseinandersetzung zwischen A und B.

Dieser Unterschied ist nicht immer leicht zu treffen, beispielsweise bei Veröffentlichungen:

  • Wenn man die Tat des Autors betonen will, schreibt man: „In seinem Aufsatz vom Ewigen Frieden erteilte Kant dem Despotismus eine Absage.“ Liegt der Schwerpunkt auf dem Werk selbst, dann schreibt man mit einer Gegenwartsform: „Der Aufsatz vom Ewigen Frieden erteilt dem Despotismus eine Absage“, denn das Werk gibt es immer noch.
  • „1247 wurde im Kloster Walkenried eine Urkunde ausgestellt, mit der der Bischof von Brandenburg diesem Kloster den Zehnten von 100 Hufen in der Uckermark überträgt/übertrug.“ Das Ausstellen geschah 1247, also in der Vergangenheit. Damals wurde auch etwas übertragen, das würde die Vergangenheitsform rechtfertigen; die Übertragung ist aber dauerhaft der Inhalt der (noch existierenden) Urkunde, das erlaubt die Gegenwartsform.
  • „Der Herzog ließ ein Schloss erbauen, von dem man das ganze Tal überblicken konnte.“ Damit wird eine Absicht des Herzogs betont. Wenn es das Schloss noch gibt, der Blick nicht verbaut worden ist bzw. wenn man an den heutigen touristischen Wert denkt, kann man schreiben: „Der Herzog ließ ein Schloss erbauen, von dem man das ganze Tal überblicken kann.“

Die Gegenwartsform findet man normalerweise in chronikalischen Texten: „1965: Peter Müller geht nach Paris.“ Bei einer schlechten Übertragung in Fließtext heißt es dann: „1965 geht Peter Müller nach Paris.“ Dieses so genannte „historische Präsens“ ist in journalistischen Texten angebracht, um Spannung zu erzeugen, nicht aber in wissenschaftlicher Prosa (wie bei der Wikipedia). Es muss daher heißen: „Peter Müller ging 1965 nach Paris.“

In der Wikipedia wird grundsätzlich der gregorianische Kalender verwendet.

Abkürzungen

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Im Fließtext sind „n. Chr.“ und „v. Chr.“ erlaubt und sogar vorzuziehen, „Jh.“ sollte hingegen als „Jahrhundert“ ausgeschrieben werden. Die Anglizismen AD (Anno Domini, nach Christus) und BC (Before Christ) sollen nicht verwendet werden.