A-Turm

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Erweiterter A-Turm auf dem Totenstein

A-Turm ist die Bezeichnung für einen Fernmeldeturm, wie er Ende der 1950er Jahre in allen Bezirken der DDR für das Richtfunknetz der SED errichtet wurde. Die Bauweise und die Typen der A-Türme sind unterschiedlich. Die Höhe der rechteckigen A-Türme beträgt maximal 20 Meter plus einem bis zu 10 Meter hohen Antennenträger. Die Höhe der Spannbetontürme beträgt bis zu 60 Meter. Die meisten der rechteckigen Türme waren grün gestrichen. Einige waren auch holzverschalt.

Das ZK der SED begann in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre mit dem Aufbau eines eigenständigen und von allen anderen Kommunikationsnetzen unabhängigen Schmalbandrichtfunknetzes (RFN) mit zwei Netzebenen:

  • Netzebene 1
Ausbau der Verbindungen vom ZK in Berlin zu allen Bezirksleitungen der Partei und
  • Netzebene 2
von den letztgenannten zu allen Kreisleitungen

Die Errichtung war eine Folge der Ereignisse des Volksaufstandes am 17. Juni 1953 in der DDR. In allen Bezirken der DDR, abseits von Ballungsgebieten entstanden die Bezirksrichtfunkzentralen (BzRFuZ), anfangs in alten Baracken, später eben in den Türmen.

Alle BzRFuZ erhielten die Kennung als A1-Objekte mit der zuständigen Bezirkskennzahl, so z. B. für den Totenstein bei Karl-Marx-Stadt die Kennung 14A1. In das Netz klinkte sich Mitte der 1960er Jahre auch die NVA mit einem eigenen Schmalbandrichtfunknetz ein. Beide Netze waren reine Kommunikationsnetze, über die Fernsprech- und Fernschreibverbindungen betrieben wurden. Die Türme dieser Netze waren keine Aufklärungstürme.

Infolge der Aufklärung dieser Netze durch die Fernmeldeaufklärung des Heeres der Bundeswehr in den 1960er Jahren wurde der Betrieb in beiden Netzen technisch stark eingeschränkt. Der Spezialfunkdienst des Ministeriums für Staatssicherheit könnte für seine Aufklärungstätigkeit die gleichen Türme verwendet haben. Das Gelände rund um A-Türme des Schmalbandrichtfunknetzes galt als militärisches Sperrgebiet und war gegen unbefugtes Betreten gekennzeichnet, gesichert und geschützt. Zuwiderhandlungen und bildliche Darstellung (fotografieren) waren unter Strafandrohung gestellt.

Nach der politischen Wende wurden die Bauwerke zunächst durch das Bundesministerium für Post und Telekommunikation übernommen. Teilweise wurden sie von Anbietern der Mobilfunknetze genutzt. Danach erfolgte die Abwicklung oder Umrüstung und Nutzung als Telekommunikationseinrichtung.

Neben A-Türmen gab es auch B-Türme und C-Türme.

Nachfolgende Auflistung stellt eine Auswahl verschiedener Standorte dar.

Standort Geografische Koordinaten Objekt­bezeich­nung Funktion im Schmalband­netz der SED Bemerkungen A-Turm B-Turm C-Turm Betonturm
Stralsund 54° 18′ N, 13° 2′ O 01A3 ×
Rostock-Stadtweide 54° 4′ N, 12° 5′ O 01A1 ×
Passee-Alt Poorstorf 53° 58′ N, 11° 45′ O 01A2 ×
Schwerin Hütterberg 53° 41′ N, 11° 18′ O 02A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Schwerin ×
Ruhner Berg / Marnitz 53° 18′ N, 11° 54′ O 02A2 ×
Neubrandenburg / Datzeberg 53° 34′ N, 13° 16′ O 03A1 ×
Malchin-Retzow / Bobenberg 53° 47′ N, 12° 43′ O 03A4 Technikgebäude abgerissen ×
Feldberg 53° 20′ N, 13° 25′ O 03A3 Technikgebäude abgerissen ×
Neu Falkenhagen 53° 33′ N, 12° 42′ O 03B2 ×
Woldzegarten 53° 24′ N, 12° 28′ O 03B3 abgerissen Stahlbetonturm
Güstrow-Klein Upahl 53° 43′ N, 12° 4′ O 02B2 abgerissen ×
Matzdorf 53° 35′ N, 13° 40′ O 03A5 ×
Neustrelitz-Usadel / Keulenberg 53° 25′ N, 13° 11′ O 03A2 Bezirksrichtfunk­zentrale Neubrandenburg ×
Rheinsberg-Zühlen 53° 4′ N, 12° 47′ O 04A5 ×
Bad Freienwalde-Platzfelde 52° 45′ N, 13° 59′ O 05A2 ×
Fleetmark-Lüge 52° 45′ N, 11° 21′ O 07A5 ×
Kamern-Rehberg 52° 44′ N, 12° 8′ O 07A2 ×
Vehlefanz 52° 42′ N, 13° 3′ O 04B3 Zwischenstation unbewacht ×
Klein Behnitz / Heineberg 52° 34′ N, 12° 41′ O 04A4 abgerissen ×
Dolle 52° 26′ N, 11° 38′ O 07A3 Turm abgerissen, Technikgebäude erhalten Rp-Dreibein
Werder (Havel)-Phöben 52° 25′ N, 12° 53′ O 04A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Potsdam ×
Rosengarten 05B2 ×
Fürstenwalde-Rauen 52° 19′ N, 14° 2′ O 05A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Frankfurt/Oder ×
Birkholzaue 05B4 Stahlbetonturm
Trebbin 52° 13′ N, 13° 11′ O 04A2 auf dem Hinteren Löwendorfer Berg ×
Eisenhüttenstadt-Diehlo 52° 7′ N, 14° 34′ O 05A3 ×
Schönebeck / Frohser Berg 52° 2′ N, 11° 40′ O 07A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Magdeburg ×
Raben 52° 2′ N, 12° 35′ O 04B2 ×
Brocken 51° 48′ N, 10° 37′ O 07A4 „Pfeffi-Turm“ 1998 abgerissen ×
Finsterwalde-Crinitz 51° 43′ N, 13° 47′ O 06A2 ×
Gräfenhainichen-Ochsenkopf 51° 43′ N, 12° 34′ O 08A4 ×
Cottbus-Klein Oßnig / Schwarzer Berg 51° 42′ N, 14° 16′ O 06A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Cottbus ×
Halle / Petersberg 51° 36′ N, 11° 57′ O 08A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Halle ×
Belgern 51° 27′ N, 13° 4′ O 13A4 ×
Schönheide 05B2 ×
Machern / Sorgenberg 51° 22′ N, 12° 38′ O 13A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Leipzig ×
Nebra (Unstrut)-Wangen 51° 15′ N, 11° 33′ O 08A2 ×
Weißenfels-Pettstädt 51° 14′ N, 11° 52′ O 08A3 ×
Blankenheim 08B2 abgerissen ×
Sandersleben 08B3 abgerissen ×
Wilthen-Tautewalde / Picho 51° 7′ N, 14° 21′ O 12A2 ×
Döbeln-Hartha 51° 6′ N, 12° 58′ O 13A2 ×
Dresden-Gompitz 51° 2′ N, 13° 38′ O 12A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Dresden abgerissen[1] ×
Rotstein / Löbau 51° 7′ N, 14° 45′ O 12B2 ×
Polenz 12B3 ×
Weimar / Ettersberg 51° 1′ N, 11° 16′ O 09A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Erfurt ×
Sondershausen 09B3 ×
Kallmerode 09B2 ×
Ebersbach-Walddorf / Kottmar 51° 1′ N, 14° 40′ O 12A3 ×
Neustadt / Unger 12B4 abgerissen ×
Altenburg 51° 0′ N, 12° 27′ O 13A3 ×
Großer Inselsberg 50° 51′ N, 10° 28′ O 09A2 ×
Chemnitz / Totenstein 50° 50′ N, 12° 47′ O 14A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Karl-Marx-Stadt ×
Gera-Bocka / Hohe Reuth 50° 48′ N, 11° 58′ O 10A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Gera ×
Jena-Oßmaritz 10B2 abgerissen ×
Gera 10B3 abgerissen ×
Frauenstein (Erzgebirge) 50° 48′ N, 13° 31′ O 14A2 ×
Zschopau-Krumhermersdorf 50° 44′ N, 13° 6′ O 14A4 ×
Werda 14B4 abgerissen ×
Grünhain 14B5 abgerissen ×
Klingenthal / Kiel 50° 24′ N, 12° 28′ O, 14B3 ×
Suhl / Schneekopf 50° 40′ N, 10° 46′ O 11A1 Bezirksrichtfunk­zentrale Suhl ×
Suhl / Erleshügel 10B1 abgerissen ×
Zwickau-Ebersbrunn 50° 38′ N, 12° 26′ O 14A3 ×
Saalfeld-Eyba 50° 37′ N, 11° 21′ O 10A2 ×
Netzschkau/ Kuhberg 50° 36′ N, 12° 13′ O 14A5 Sprengung 1991 ×
Arnstadt / Pfenningsberg 09C2 abgerissen ×
Eisenach 09C3 ×
Heiligenstadt 09C4 abgerissen ×
Gera / Bieblach 10C3 abgerissen ×
Lobenstein / Sieglitzberg 10C2 ×
Suhl / Steinsburg 11C4 ×
Suhl / Erleshügel 11C5 abgerissen ×
Meiningen 11C2 abgerissen ×
Schmalkalden / Wolfsberg 11C3 abgerissen ×
Schmölln 13C2 abgerissen ×
Hoyerswerda 06C2 abgebaut, Reflektor auf Hochhaus ×
Halle 08C2 abgebaut, Reflektor am Wasserturm Süd ×

Karte aller Standorte der A-, B- und C-Türme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


A-Turm (DDR)
A-Turm (DDR)
01A1
01A2
01A3
03A5
04A2
04A4
04A5
05A2
05A3
06A2
07A4
07A2
07A5
08A2
08A4
08A3
09A2
10A1
10A2
11A1
12A2
12A3
13A2
13A4
13A3
14A2
14A3
14A5
14A4
05A1
07A1
08A1
09A1
12A1
14A1
03A2
04A1
13A1
02A2
03A1
03A3
03A4
06A1
03B3
02A1
07A3
06C2
08C2
09C2
09C3
09C4
10C3
10C2
11C4
11C5
11C2
11C3
13C2
01B2
02B2
03B2
04B2
04B3
05B2
06B2
08B2
08B3
09B2
09B3
10B3
10B2
1041
11B2
11B3
12B2
12B3
12B4
14B2
14B5
14B3
14B4

Ähnliche Türme

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In anderen osteuropäischen Ländern wurden ebenfalls an diversen Standorten hochhausartige Fernmeldetürme errichtet. Ein Beispiel in Polen ist der Fernsehturm Bytków. In Ungarn befindet sich ein ähnlicher Turm neben dem Sendemast des Senders Széchenyihegy bei Budapest und in Rumänien auf dem Berg Lapoș.

Commons: A-Turm – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Annett Heyse: Landmarke an der Autobahn verschwindet. Sächsische Zeitung, 19. Januar 2021, abgerufen am 19. Januar 2021.