August Daniel von Binzer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
August von Binzer

Freiherr August Daniel von Binzer (* 30. Mai 1793 in Kiel; † 20. März 1868 in Neisse, Schlesien) war ein deutscher Dichter, Journalist und Urburschenschafter.

Seine Eltern waren der dänische Generalmajor Johann Ludwig Jacob Freiherr von Binzer (* 14. Februar 1746 in Langenselbold, Hessen; † 11. November 1811 in Kiel) und Margaretha Elisabeth Louise Ericius (* 7. Februar 1760 in Schleswig; † 21. September 1839 in Kiel).

Binzer studierte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und der Universität Jena. 1817 war er Gründungsvater der burschenschaftlichen Bewegung in Kiel, wo er Mitglied der Burschenschaft Teutonia zu Kiel wurde.[1] In Jena schloss er sich der Urburschenschaft an.[2] Er nahm am Wartburgfest von 1817 teil.

Bekannt wurde er durch zwei seiner Lieder, Stoßt an! (1817) und Wir hatten gebauet ein stattliches Haus (1819). Das zweite Lied entstand zur Auflösung der Jenaer Burschenschaft und enthält die Zeile „Das Band ist zerschnitten/ War Roth Schwarz und Gold“, in der erstmals die drei Farben der Burschenschaft schriftlich festgehalten wurden. Letzteres Lied wurde viel später (1881) von Johannes Brahms als Trompeten-Thema in seiner Akademischen Festouvertüre verewigt.

Von Januar bis Ende Mai 1835 redigierte er die in Leipzig erscheinende Zeitung für die elegante Welt;[3] nach ihm übernahm Gustav Kühne die Redaktion.[4]

Als Journalist und Schriftsteller lebte und arbeitete v. Binzer in vielen deutschen Städten, unter anderem in Altenburg, Glücksburg (Ostsee), Flensburg, Leipzig, Köln und Augsburg. Er schrieb für Zeitungen, redigierte Enzyklopädien und veröffentlichte Erzählungen und Novellen.

Binzer war ab 1822 mit der Schriftstellerin Emilie Henriette Adelheid von Gerschau verheiratet, die ihn um 21 Jahre überlebte. Nach ihr ist eine Straße in Linz benannt.[5] Seine letzten Jahre verbrachte er in Linz und in Altaussee in der Steiermark. Aus der Ehe stammten mehrere Kinder, darunter der Schriftsteller und Maler Carl von Binzer.

Sein Neffe war der Musikkritiker und Komponist Alfred Julius Becher.

Binzer im Stammbuch der Urburschenschaft
Gedenktafel in Linz
Venedig im Jahre 1844
  • August von Binzer: Beitrag zur Beantwortung der Frage: Was kann zur allgemeinen Förderung des Wohlstandes gegenwärtig in Teutschland geschehen? 1820 (books-google.de).
  • Bericht über die bei Legung des Grundsteins der deutschen Buchhändlerbörse in Leipzig am 26. Oktober 1834 stattgefundenen Feierlichkeiten. Leipzig 1834.
  • Venedig im Jahre 1844. Wigand, Leipzig; Heckenast, Pesth 1845. (Digitalisat)

Erzählungen und Novellen

  1. Band: Die Brüder. Focke, Leipzig 1836.
  2. Band: Leonore. Die Auswanderer. Focke, Leipzig 1836.
  3. Band: Schicksale der Fürstin Petrowna. Joanna. Focke, Leipzig 1836.

Herausgeber

  • Benjamin Franklin: Leben und Schriften.
  • Peter von Gerschau: Aus dem Leben des Freiherrn Heinrich Ludwig von Nicolay, weiland kaiserlich russischen Geheimraths.
  • Conrad Friedrich von Schmidt-Phiseldek: Über die neuerlichen Aufregungen in den Herzogthümern Schleswig und Holstein.
  • Constantin von Wurzbach: Binzer, August von. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 22. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1870, S. 484 (Digitalisat).
  • Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, 1873 S. 45f, 1891 S. 65f.
  • Rochus von LiliencronBinzer, August Daniel Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 653.
  • Siegfried Krebs: August Daniel von Binzer oder das Ende der Romantik. Ein Roman. Fischer, Berlin 1912.
  • Kurt Stephenson: Charakterköpfe der Studentenmusik. August Daniel von Binzer – Justus Wilhelm Lyra. In: Paul Wentzcke (Hrsg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im 19. und 20. Jahrhundert. Winter, Heidelberg 1965, Band 6, S. 11–64.
  • Kurt Stephenson: August Daniel von Binzer. Das Demagogenschicksal eines Unpolitischen. In: Paul Wentzcke (Hrsg.): Darstellungen und Quellen zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung im 19. und 20. Jahrhundert. Winter, Heidelberg 1965, Band 5, S. 128–182.
  • Günter Steiger: „War Roth Schwarz und Gold ….“ Ein Essay zur Geschichte der Jenaer Burschenschaft von 1815 bis 1819. Jena 1986.
  • Peter Kaupp: Der Sänger der Urburschenschaft. August Daniel von Binzer (1793–1868). In: SK Studenten Kurier. 1/2014 (Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte), S. 6–7.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band II: Künstler. Winter, Heidelberg 2018, ISBN 978-3-8253-6813-5, S. 63–65.
  • Anna Ananieva: Konversationsprosa der eleganten Welt. Formationen neuständischer Vergesellschaftung in dem gemeinsamen Erzählwerk von August und Emilie von Binzer (Pseudonym A. T. Beer). In: Urte Stobbe / Claude D. Conter (Hrsg.): Adel im Vormärz. Begegnungen mit einer umstrittenen Sozialformation. Aistesis Verlag, Bielefeld 2023 (Forum Vormärz-Forschung. Vormärz-Studien; 46), ISBN 978-3-8498-1859-3, S. 229–256.
Commons: August Daniel von Binzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: August Daniel von Binzer – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. teuten.de
  2. Peter Kaupp (Bearb.): Stamm-Buch der Jenaischen Burschenschaft. Die Mitglieder der Urburschenschaft 1815–1819 (= Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen. Band 14). SH-Verlag, Köln 2005, ISBN 3-89498-156-3, S. 124.
  3. Vgl. die Erklärung in Zeitung für die elegante Welt Nr. 106, 30. Mai 1835, S. 424 (Web-Ressource).
  4. Notiz. In: Zeitung für die elegante Welt Nr. 107, 1. Juni 1835, S. 425 (Web-Ressource).
  5. Acta Studentica. 43/182, S. 12.