Dallara

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Ein DW12 der IndyCar Series 2015
Der Dallara-F304-Formel-3-Wagen bei einem Rahmenrennen des australischen Grand Prix 2006
Ein Fahrzeug der Formel V8 3.5, 2014

Dallara Automobili ist ein Kraftfahrzeughersteller aus Varano de’ Melegari bei Parma, Italien mit jahrelanger Beschränkung auf Rennwagen. Dallara konstruiert Chassis für zahlreiche Rennsportklassen. In der Formel 3, IndyCar Series, GP3-Serie, Formel V8 3.5 und der Formel E werden nahezu ausschließlich Dallara-Fahrgestelle verwendet; in der Formel 1 hingegen ist Dallara trotz mehrerer Anläufe der Durchbruch bislang nicht gelungen. Seit 2016 dient Dallara dem US-amerikanischen Rennstall Haas F1 als Produktionsstätte.[1]

Dallara Stradale, 2017

Das Unternehmen wurde 1972 von dem Ingenieur Gian Paolo Dallara gegründet, der zuvor Automobile und Rennwagen für Ferrari, De Tomaso und Lamborghini konstruiert hatte. Anfänglich entwarf und baute Dallara Chassis für Sportwagen- und Bergrennen. Seit 1978 ist Dallara als Chassishersteller in der italienischen Formel 3 vertreten, wo seither alle Meisterschaften gewonnen wurden. 1987 konstruierte Dallara mit dem Modell 3087 ein Formel-3000-Fahrzeug, das in jenem Jahr und 1988 von den Teams Euroventurini bzw. Forti Corse eingesetzt wurde und erhebliche Defizite aufwies. 1988 stieg Dallara als Konstrukteur von Beppe Lucchinis Team Scuderia Italia in die Formel 1 ein. Die Verbindung hielt bis 1992, war aber nur von geringen Erfolgen gekrönt. Seit den 1990er Jahren entwickelte Dallara im Auftrag unterschiedlicher Unternehmen weitere Fahrzeuge für die Formel 1, die entweder nicht zum Einsatz kamen oder sich als nicht konkurrenzfähig erwiesen.

1993 entwickelte Dallara ein Formel-3-Chassis, das innerhalb kurzer Zeit die konkurrierenden Fahrzeughersteller Reynard und Ralt fast vollständig aus den meisten Formel-3-Meisterschaften verdrängen konnte. Auch das Dallara-Chassis für die Indy Racing League, das erstmals 1997 eingesetzt wurde, genießt ein Quasi-Monopol in dieser Rennserie.

Seit 2002 ist Dallara Chassis-Lieferant der Formel V8 3.5 (ehemals World Series by Nissan bzw. Formel V8 3.5) und löste damit Coloni als Hersteller der Einheitschassis ab. Die Formel-1-Nachwuchsklasse GP2-Serie wird ebenfalls exklusiv mit Dallara-Chassis gefahren.

1993 stieg Dallara mit dem Ferrari 333SP wieder erfolgreich in den Sportwagenrennsport ein. Später entwickelte Dallara die Rennversion des Ferrari F50, die Aerodynamik des Toyota GT-One, sowie einige Versionen des Audi R8. Von 2000 bis 2005 wurde der Dallara SP1 eingesetzt. Dallara ist einer der vier von der FIA und dem ACO ernannten Chassis-Hersteller für die LMP2-Klasse ab 2017, es entstand der Dallara P217.[2]

Zusammen mit KTM wurde der X-Bow, ein Rennwagen für die Straße, für etwa 45.000 Euro entwickelt.

Im November 2017 wurde mit dem Dallara Stradale das erste straßenzugelassene Fahrzeug des Unternehmens ausgeliefert.[3]

2021 gehört Dallara zu den zugelassenen Le-Mans-Prototyp (2)-Lieferanten.[4]

Dallara in der Formel 1

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Von Giampaolo Dallara konstruiert: der 1970 von Williams eingesetzte De Tomaso 308/505

Williams und De Tomaso

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Den ersten Kontakt zur Formel 1 hatte Gian Paolo Dallara 1970, als er für den argentinisch-italienischen Unternehmer Alejandro de Tomaso ein Formel-1-Chassis konstruierte. Der als De Tomaso 308/505 bezeichnete Wagen wurde in der Formel-1-Saison 1970 von Frank Williams Racing Cars eingesetzt. Das Auto ist weniger für seine Erfolge bekannt als für den Umstand, dass der britische Rennfahrer Piers Courage in ihm beim Großen Preis der Niederlande im Spätsommer 1970 tödlich verunglückte.

In der Formel-1-Saison 1979 überarbeitete Dallara im Auftrag des Rennfahrers Arturo Merzario den vom Willi Kauhsen Racing Team konstruierten Kauhsen WK5. Das Team Merzario meldete den Wagen ab Sommer 1979 als Merzario A4 zu sieben Weltmeisterschaftsläufen. Der A4 verpasste bei jedem Großen Preis die Qualifikation. Lediglich am Gran Premio di Dino Ferrari, einem schwach besetzten Rennen ohne Weltmeisterschaftsstatus, nahm der A4 teil.[5]

BMS Scuderia Italia

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Dallara 191 aus dem Jahr 1991. Die Unternehmensgruppe des Teaminhabers Giuseppe Lucchini wirbt auf den Seitenkästen.

In den 1980er-Jahren hatte Dallara vor allem als Konstrukteur von Formel-3-Rennwagen einen guten Ruf. Als sich der Unternehmer Giuseppe Lucchini, der einen im Tourenwagensport engagierten Rennstall unterhielt, nach dem Ende der Turbo-Ära für einen Einstieg seines Teams in die Formel 1 interessierte, schien es naheliegend, die künftigen Formel-1-Chassis bei Dallara entwickeln zu lassen, um den Aufbau eines eigenen Entwicklungszentrums zu vermeiden. Ein ähnliches Konzept verfolgte zur gleichen Zeit beispielsweise Gérard Larrousse, der seine Formel-1-Fahrzeuge bei Lola entwickeln und bauen ließ.

Die Allianz zwischen Dallara und Lucchini dauerte von 1988 bis 1992. In diesen Jahren entwickelte Dallara fünf Fahrzeugtypen, die Motoren von Cosworth (1988 bis 1990), Judd (1991) und Ferrari (1992) erhielten. Das Team setzte überwiegend italienische Fahrer ein. Für BMS-Dallara fuhren Alex Caffi (1988–1989), Andrea de Cesaris (1989–1990), Gianni Morbidelli (1990), Emanuele Pirro (1990–1991), JJ Lehto (1991–1992) und Pierluigi Martini (1992).

Die Erfolge blieben bescheiden. Dallaras Autos standen in unmittelbarer Konkurrenz zu den Fahrzeugen des schwach finanzierten Minardi-Teams, das, abgesehen von einer Ausnahme, in der Konstrukteurswertung üblicherweise besser platziert war. In den fünf Jahren der Partnerschaft zwischen Dallara und BMS konnte als bestes Resultat ein dritter Platz von JJ Lehto beim Grand Prix von San Marino 1991 eingefahren werden. Im ersten Jahr wie auch 1990 erreichte das Team keine Punkte in der Konstrukteursmeisterschaft, 1989 und 1991 wurde es jeweils Achter mit acht (1989) beziehungsweise drei Punkten (1991), und 1992 schloss es die Meisterschaft mit zwei Punkten als Zehnter ab.

In der Formel-1-Saison 1992 übernahm Andrea Moda Formula die Hinterachskonstruktion des Dallara BMS 191 und verband sie mit dem veralteten Chassis des Coloni C4. Das Fahrzeug wurde für Alex Caffi und Enrico Bertaggia unter der Bezeichnung Andrea Moda Coloni C4B zur Formel-1-Weltmeisterschaft 1992 gemeldet, kam aber nicht zum Einsatz, da das Team zu Saisonbeginn zunächst disqualifiziert wurde.

1999 baute Dallara für Honda vier Exemplare des von Harvey Postlethwaite entwickelten Honda RA099, der Vorstufe eines Fahrzeugs, mit dem Honda im Jahr 2000 werksseitig in die Formel-1-Weltmeisterschaft zurückkehren wollte. Jos Verstappen testete den RA099 bei verschiedenen Anlässen. Das Projekt wurde allerdings im Frühjahr 1999 nach dem Tod Postlethwaites beendet.[6]

Hispania Racing F1 Team

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Von Dallara entwickelt: der HRT F110 des 2010 neu gegründeten Teams Hispania Racing.

2009 wurde Dallara von Adrián Campos beauftragt, für sein neu gegründetes Team Campos Grand Prix ein Formel-1-Fahrzeug zu entwickeln. Nachdem Campos in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, übernahm Hispania Racing F1 Team das Projekt und setzte Dallaras Auto in der Formel-1-Saison 2010 unter der Bezeichnung HRT F110 ein. Der Wagen wurde erst wenige Stunden vor dem ersten Rennen der Saison 2010 fertiggestellt und erwies sich im Laufe des Jahres als nicht konkurrenzfähig. Teammitarbeiter führten das im Wesentlichen darauf zurück, dass der Wagen in seiner Gesamtheit nicht dem Stand der Formel 1 entspreche; Dallara habe an vielen Stellen simple, veraltete Lösungen gewählt.[7][8] HRT löste die Verbindung zu Dallara im Mai 2010 und entwickelte das Fahrzeug eigenverantwortlich weiter.[9]

Formel-3-Meisterschaften späterer Formel-1-Piloten mit Dallara

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Dallara F312 (2012–2016)
  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports. Autos, Strecken und Piloten. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9.
  • David Hodges, Rennwagen von A–Z nach 1945, 1. Auflage Stuttgart (Motorbuch Verlag) 1993.
  • Sam Collins: Unraced, Formula One´s Lost Cars; Veloce 2007. ISBN 978-1-84584-084-6 (engl.) (zum bei Dallara gebauten Honda RA 099).
Commons: Dallara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Norman Fischer: Hürde gemeistert: Haas-Team besteht Crashtest. In: motorsport-total.com. 9. Januar 2016, abgerufen am 14. Februar 2016.
  2. LMP2 DALLARA P217 SPECS. Abgerufen am 9. Juni 2017.
  3. Dallara Stradale. dallara.it, 16. November 2017, abgerufen am 22. Januar 2018.
  4. Robert Seiwert, Arno Wester: BMW M Hybrid V8: LMDh-Rennauto mit DTM-Motor präsentiert. In: motorsport-magazin.com. 6. Juni 2022, abgerufen am 19. Dezember 2023.
  5. David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7, S. 190.
  6. Zum Honda RA099 vgl. Collins: Unraced, S. 49 ff.
  7. vgl. Motorsport Aktuell, Heft 15/2010, S. 21
  8. „Bei weitem kein Formel-1-Standard“: Interview mit Geoff Willis auf www.motorsport-total.com
  9. HRT baut für 2011 ein eigenes Auto. Notiz auf www.motorsport-total.com (vom 6. Mai 2010)


Koordinaten: 44° 41′ 12,7″ N, 10° 1′ 40,7″ O