Deir el-Gebrawi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
دير الجبراوي
Dair al-Ǧabrāwī
Deir el-Gebrawi
Deir el-Gebrawi (Ägypten)
Deir el-Gebrawi (Ägypten)
Koordinaten 27° 19′ N, 31° 6′ OKoordinaten: 27° 19′ N, 31° 6′ O
Basisdaten
Staat Ägypten
Gouvernement Asyut
Markaz Abnūb
Einwohner 3055 (2006)
Malerei aus dem Grab des Ibi
Malerei aus dem Grab des Ibi
Malerei aus dem Grab des Ibi

Deir el-Gebrawi (arabisch دير الجبراوي, DMG Dair al-Ǧabrāwī) ist ein Dorf in Mittelägypten, etwa 12 km östlich der heutigen Stadt Manfalut auf der Ostseite des Nils. Deir el-Gebrawi liegt im Markaz Abnūb des Gouvernement Asyut, beim Zensus 2006 wurden 3055 Einwohner gezählt.[1]

Deir el-Gebrawi ist namensgebend für eine nahe gelegene Nekropole aus pharaonischer Zeit. Die Nekropole verteilt sich auf zwei voneinander getrennte Felswände, das „Northern Cliff“ und das „Southern Cliff“. Während des ausgehenden Alten Reiches und vielleicht noch während der Ersten Zwischenzeit entstanden hier etwa 120 Felsgräber, von denen 16 bildliche Darstellungen und Inschriften besitzen.[2] Von besonderer Bedeutung sind die Gräber mehrerer Gaufürsten des 12. oberägyptischen Gaues, die teilweise auch andere sehr hohe Staatsämter wie das des Wesirs oder eines Vorstehers von Oberägypten bekleideten. Zu diesen Gräbern zählen in der südlichen Gruppe die des Ibi und des Djau, sowie in der nördlichen Gruppe diejenigen von Henqu I., Hemre I., Henqu II. und Hemre II.

Forschungsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Nekropole wurde bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von verschiedenen Forschern besucht[3], eine erste ausführliche Beschreibung unternahm allerdings erst Norman de Garis Davies im Jahr 1900.[4] Davies konzentrierte sich bei seiner Arbeit hauptsächlich auf die Südgruppe der Gräber. Eine ausführliche Dokumentation der Nordgruppe erfolgte erst 2004 durch Naguib Kanawati.[5] Hierbei zeigte sich bei vielen Gräbern eine starke Verschlechterung des Erhaltungszustandes, was vor allem auf die Tätigkeit von Grabräubern zurückzuführen ist, die in den 1970er Jahren Wanddekorationen entfernten.[6]

Liste der dekorierten Gräber

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die nördliche Gräbergruppe
Nr. Name Titel (Auswahl) Anmerkungen
N38 Nebib
N39 Henqu I./Cheteti Vorsteher von Oberägypten, Gaufürst des 12. oberägyptischen Gaues
N46 Hemre II./Isi Gaufürst des 12. oberägyptischen Gaues
N67 Henqu II./Iy…f Gaufürst des 12. oberägyptischen Gaues, Wesir, Vorsteher der Pyramidenstadt Sohn Henqus I.
N72 Hemre I./Isi Gaufürst des 12. oberägyptischen Gaues, Wesir Sohn Henqus I.
N95 Name verloren
Nr. Name Titel (Auswahl) Anmerkungen
S2 Hetepneb Erster Freund
S8 Ibi Vorsteher des Südens, Gaufürst des 12. oberägyptischen Gaues, Vorsteher der Beiden Scheunen, Vorsteher der Beiden Schatzhäuser, Oberster Gottesdiener der Pyramide Pepis II.
S12 Djau/Schemai Vorsteher des Südens, Gaufürst des 12. oberägyptischen Gaues, Vorsteher der Beiden Scheunen, Vorsteher der Beiden Schatzhäuser, Oberster Gottesdiener der Pyramide Pepis II. Sohn von Ibi (S8)
Djau Gaufürst des 12. oberägyptischen Gaues, Zweiter Gottesdiener der Pyramide Pepis II. Sohn von Djau/Schemai
S14 Weha Einziger Freund
S16 Techyt Einzige königliche Konkubine
S28 Senebsen
S33 Merut
S41 Nefertepwa Einziger Freund
S42 Nefernefchetu
  • Horst Beinlich: Deir el-Gebrawi. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie. (LÄ) Bd. 1, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, Sp. 1027–1028.
  • Norman de Garis Davies: The Rock Tombs of Deir el Gebrâwi. Teil I: Tomb of Aba and smaller Tombs of the Southern Group (= Archaeological Survey of Egypt, Eleventh Memoir). London 1902 (Online).
  • Norman de Garis Davies: The Rock Tombs of Deir el Gebrâwi. Teil II: Tombs of Zau and Tombs of the Northern Group (= Archaeological Survey of Egypt. Twelfth Memoir). London 1902 (Online).
  • Naguib Kanawati: Deir el-Gebrawi. Band I: The Northern Cliff (= The Australian Centre for Egyptology, Reports. Bd. 23). Oxford 2005.
  • Naguib Kanawati: Deir el-Gebrawi. Band II: The Southern Cliff. The Tomb of Ibi and Others (= The Australian Centre for Egyptology, Reports. Bd. 25). Oxford 2007.
  • Juan Carlos Moreno García: Deir el-Gabrawi. In: UCLA Encyclopedia of Egyptology. UCLA: Department of Near Eastern Languages and Cultures, 2012 (Online).
  • Bertha Porter, Rosalind L. B. Moss: Topographical bibliography of ancient Egyptian hieroglyphic texts, reliefs, and paintings. Bd. IV: Lower and Middle Egypt. Oxford 1934, S. 242–246 (PDF; 14,3 MB).
Commons: Deir el-Gebrawi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ägyptische Zensus-Daten 2006@1@2Vorlage:Toter Link/www.humanitarianresponse.info (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Beinlich in: Bd. I, Spalte 1027–1028.
  3. Kanawati: Deir el-Gebrawi. Bd. I, S. 11.
  4. Davies: The Rock Tombs of Deir el Gebrâwi. Teil I; Davies: The Rock Tombs of Deir el Gebrâwi. Teil II.
  5. Kanawati: Deir el-Gebrawi. Bd. I.
  6. Kanawati: Deir el-Gebrawi. Bd. I, S. 7.