Heimat- und Keramikmuseum Kandern

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Heimat- und Keramikmuseum Kandern

Heimat- und Keramikmuseum Kandern (2020)
Daten
Ort Kandern Welt-IconKoordinaten: 47° 42′ 56,1″ N, 7° 39′ 37,8″ O
Art
Architekt Heinz Brohammer (Renovierung 1976)
Eröffnung 1976
Betreiber
Stadt Kandern
Leitung
Jasmin Hartmann
Website
ISIL DE-MUS-071710

Das Heimat- und Keramikmuseum Kandern ist ein Heimatmuseum in der Stadt Kandern im Landkreis Lörrach mit dem Schwerpunkt kunstkeramisches Handwerk.

Nachdem Karl Herbster 1905 nach Kandern versetzt worden war, sammelte er den Grundstock der Exponate für das Heimat- und Keramikmuseum. Bereits im Sommer 1910 richtete er mit dem Gewerbeverein Kandern ein Antiquitätenzimmer ein. 1912 wurde eine Ausstellung in den Räumen des alten Schulhauses organisiert. Mit kunstverständiger Beratung durch den Maler Hermann Daur konnte man die Sammlung deutlich ausbauen und 1924 organisierte Daur eine Ausstellung im Rathaussaal. 1926 kam Albert Eisele als Lehrer nach Kandern und wurde nun eine treibende Kraft beim Ausbau der Sammlung und den Bemühungen um einen festen Ausstellungsplatz. 1936 stellte die Gemeinde ein Gebäude am Marktplatz[1] für die Sammlung zur Verfügung und man konnte nun ein Museum eröffnen. Der Ziegel-Fabrikant Ernst Kammüller war einer der wichtigen Sponsoren.[2] Nach dem Krieg wurde das Gebäude anderweitig gebraucht und die Museumssammlung musste an diversen Lagerplätzen untergebracht werden und erlitten Verluste. Erst zur 1200-Jahr-Feier von Kandern und zum 150. Todestag von Johann Peter Hebel fand man 1976 im Staffelgiebelhaus aus dem 16. Jahrhundert in der Ziegelstraße eine neue Stätte für das Museum. Giselher Haumesser archivierte die Sammlung und konzipierte die Ausstellung in Zusammenarbeit mit Hans Jakob Wörner vom Landesdenkmalamt Freiburg.

Zur Unterstützung der Aktivitäten des Museums gibt es den Freundeskreis Heimat- und Keramikmuseum Kandern.[3]

Blick in die Ausstellung

Zum Schwerpunkt der Ausstellung wurden Töpferei und Keramik gewählt[4] – Wirtschaftsbereiche die in der jüngeren Geschichte der Stadt eine besondere Rolle spielten.[5] Hafnerwerkstätten gab es im Ort von 1599 bis 1965. Seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Handwerk in Kandern unter dem maßgeblichen Einfluss von Max Laeuger zum hochstehenden Kunsthandwerk. Richard Bampi und Horst Kerstan entwickelten die kunstkeramische Werkstatt der Tonwerke Kandern weiter. Die Ausstellung wird daher geprägt durch die Werke dieser drei Künstler, die aber ergänzt werden durch Werke jüngerer Kunstkeramiker – zudem sind auch Entwürfe des Malers August Macke zu sehen.

Der historisch, heimatkundliche Teil der Ausstellung zeigt Bezüge des altbadischen Kandern zur Markgrafschaft und zum Großherzogtum Baden. Das kunstgeschichtlich bedeutsamste Exponat ist die „Goldene Sau“, ein Trinkgefäß aus vergoldetem Silber, dessen Kopie hier gezeigt wird.[6] Der baden-durlachische Markgraf Georg Friedrich stiftete das Trinkgefäß 1604 das jahrhundertelang im Kanderner Forsthaus stand, ehe es 1977 als Leihgabe an das Badische Landesmuseum kam.[7] Erinnerungsstücke an die Badische Revolution und insbesondere an den Heckeraufstand vom April 1848 dürfen nicht fehlen, war doch Kandern das letzte Nachtlager Heckers vor dem Gefecht auf der Scheideck. Ein Papierbogen aus der Kanderner Papiermühle ermöglicht die Verbindung zu Johann August Sutter der hier geboren wurde und dann bei der Ausarbeitung der Verfassung des US-amerikanischen Bundesstaates Kalifornien mitwirkte.[8]

Commons: Heimat- und Keramikmuseum Kandern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Stift Bösiger neben der Löwen-Apotheke
  2. zu Kammüller siehe Volker G. Scheer: Kandern und die Familie Kammüller. In: Das Markgräflerland, Band 2/2002, Bd. 2, S. 41–49 Digitalisat der UB Freiburg
  3. Eintrag Freundeskreis Heimat- und Keramikmuseum Kandern auf der Homepage der Stadt Kandern; abgerufen am 21. Juni 2020
  4. siehe Haumesser S. 141
  5. Sibylle Gebhardt-Vlachos: Kandern als Töpferstadt. Von der Bauerntöpferei zur Kunstkeramik. In: Das Markgräflerland, Heft 3/4 1974, S. 137–220 Digitalisat der UB Freiburg
  6. "Goldene Sau von Kandern." In: Landeskundliches Informationssystem Baden-Württemberg (LeoBW)
  7. siehe Haumesser S. 145
  8. Hier wird die Verfassungsurkunde mit seiner Unterschrift gezeigt. Seine heute umstrittene Tätigkeit als Kolonisator wird nicht besonders herausgestellt.