Kabinett Daladier III

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Édouard Daladier war von Januar bis Oktober 1933, Januar bis Februar 1934 sowie 1938 bis 1940 drei Mal Premierminister Frankreichs und bildete in dieser Zeit fünf Kabinette
Bundesarchiv Bild 183-R72204, Münchener Abkommen, Unterschrift Daladier

Das dritte Kabinett Daladier war eine Regierung der Dritten Französischen Republik. Es wurde am 10. April 1938 von Premierminister (Président du Conseil) Édouard Daladier gebildet und löste das Kabinett Blum II ab. Es blieb bis zum 11. Mai 1939 im Amt und wurde daraufhin vom Kabinett Daladier IV abgelöst.

Dem Kabinett gehörten Minister der Parti républicain, radical et radical-socialiste (PRRRS), Alliance démocratique (AD), Union socialiste républicaine (USR), Radicaux indépendants (RI) und Parti Démocrate Populaire (PDP) an.

Dem Kabinett gehörten folgende Minister an:

Amt Name Paetei Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit
Premierminister Édouard Daladier PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Vize-Premierminister Camille Chautemps PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Außenminister Georges Bonnet PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Innenminister Albert Sarraut PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Justizminister Paul Reynaud
Paul Marchandeau

PRRRS
10. April 1938
1. November 1938
1. November 1938
11. Mai 1939
Finanzminister Paul Marchandeau
Paul Reynaud
PRRRS 10. April 1938
1. November 1938
1. November 1938
11. Mai 1939
Minister für nationale Wirtschaft Raymond Patenôtre[1] USR 10. April 1938 11. Mai 1939
Minister für nationale Verteidigung und Krieg Édouard Daladier PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Minister für die Kriegsmarine César Campinchi[2] PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Luftfahrtminister Guy La Chambre[3] PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Minister für nationale Bildung Jean Zay PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Minister für öffentliche Arbeiten Ludovic-Oscar Frossard
Anatole de Monzie
USR
USR
10. April 1938
23. August 1938
23. August 1938
11. Mai 1939
Arbeitsminister Paul Ramadier
Charles Pomaret[4]
USR
USR
10. April 1938
23. August 1938
23. August 1938
11. Mai 1939
Minister für öffentliche Gesundheit Marc Rucart[5] PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Handelsminister Fernand Gentin[6] PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Minister für die Handelsmarine Louis de Chappedelaine[7] RI 10. April 1938 11. Mai 1939
Kolonialminister Georges Mandel 10. April 1938 11. Mai 1939
Landwirtschaftsminister Henri Queuille PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939
Minister für Kriegsveteranen und Pensionen Auguste Champetier de Ribes PDP 10. April 1938 11. Mai 1939
Minister für Post, Telegrafie und Telefonie Alfred Jules-Julien[8] PRRRS 10. April 1938 11. Mai 1939

Historische Einordnung

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Die Regierung Daladier wurde ohne die SFIO gebildet und beendete damit die Volksfront. Sie erhielt nach ihrem Amtsantritt die finanziellen Vollmachten, die Léon Blum noch vom Senat verweigert worden waren.[9]

Die Regierung erließ eine Reihe von Gesetzen, die die Wirtschaft beleben sollten und dabei Maßnahmen der Volksfront im Bereich des Arbeitsrechts einschränkten oder rückgängig machten:

  • Das Gesetzesdekret vom 2. Mai 1938 über die Ausländerpolizei, das die Maßnahmen zur Kontrolle von Illegalen, irregulären Gästen und unerwünschten Personen verschärfte.[10][11]
  • Sie erhöhte am 4. Mai 1938 die Einkommensteuern[12] und versuchte, den Franc zu stabilisieren (Franc Marchandeau).[13]
  • Das Gesetzesdekret vom 14. Mai 1938, das die Bedingungen für den Aufenthalt von Ausländern in Frankreich regelte. Darin wurden die Bedingungen für die Ausstellung und Verlängerung von Personalausweisen für Ausländer festgelegt, die nur für die Dauer des Arbeitsvertrags gültig waren und nach einer Untersuchung durch die Präfektur ausgestellt wurden. Eine unbefristete Karte wurde Ausländern ausgestellt, die einen regelmäßigen und ununterbrochenen Aufenthalt von mindestens zehn Jahren in Frankreich nachweisen konnten, Ausländern, die seit zwei Jahren mit einer Französin verheiratet waren, Ausländern, die Vater oder Mutter französischer Kinder waren, Ausländern, die in der französischen Armee gedient hatten usw.[14]
  • Am 21. August 1938 hielt Daladier eine Rede, in der er die Abschaffung der 40-Stunden-Woche ankündigte.[9]
  • Ab 1. November 1938 führte der neue Finanzminister Reynaud eine Reihe von Maßnahmen durch, die eine finanzielle Erholung bewirkten.[15]
  • Am 12. November 1938 erließ die Regierung verschiedene Gesetzesdekrete, die die Rechte von Ausländern und eingebürgerten Personen und auch die 40-Stunden-Woche einschränkten. Diese Gesetze wurden von ihren Gegnern als décrets misères bezeichnet. Eine Vielzahl von Streiks und Aussperrungen folgten.[16] Finanzminister Reynaud wertete den Franc erneut ab (Franc Reynaud).[17][18]
  • Am 31. Dezember 1938 wurde die Einkommensteuer um 33,33 % erhöht.[12]

Am 25. Juni 1938 wurde die Impfung gegen die Diphtherie als erste Impfung in Frankreich verbindlich.[19]

Vom 6. bis zum 16. Juli 1938 fand die Konferenz von Évian statt und in deren Folge die Gründung des Intergovernmental Committee on Refugees, wo vergeblich die verstärkte Einwanderung von Juden aus Deutschland behandelt wurde. Das Gesetz vom 11. Juli 1938 diente der Organisation der Nation in Kriegszeiten.[20]

Am 24. September 1938 erfolgte eine Teilmobilisierung der französischen Streitkräfte aufgrund der beginnenden Sudetenkrise. Am 29. und 30. September 1938 wurde das Münchner Abkommen verhandelt. Daladier wurde bei seiner Rückkehr begeistert empfangen.[21] Das Abkommen wurde am 4. Oktober in der Abgeordnetenkammer ratifiziert.

Das Parlament erteilte der Regierung Daladier am 5. Oktober 1938 volle Vollmachten. Sie wurde durch ein Ermächtigungsgesetz ermächtigt, bis zum 15. November 1938 Maßnahmen zur unmittelbaren Sanierung der finanziellen und wirtschaftlichen Lage des Landes zu ergreifen.[22]

Am 30. November 1938 kündigte Italien das Abkommen von Rom.

Das Mandel-Gesetzesdekret vom 16. Januar 1939 gewährte Vorständen religiöser Missionen Steuervergünstigungen.[23]

Frankreich eröffnete am 21. Januar 1939 in der Lozère das Lager Rieucros, das erste französische Internierungslager für unerwünschte Ausländer, die durch das Gesetzesdekret vom 12. November 1938 bestimmt wurden. Am 27. Januar 1939 wurden die Grenzen zu Spanien geöffnet. Nach Angaben des Quai d'Orsay erreichten 450.000 spanische Flüchtlinge vor dem 1. März Frankreich (la Retirada), wo sie in Lagern (Argelès, Camp des Milles) interniert wurden.

Am 2. März wurde Marschall Pétain französischer Botschafter in Spanien.[24] Mitte März marschierten deutsche Truppen in der Tschechoslowakei ein. Frankreich und Großbritannien nahmen am 17. März 1939 Verhandlungen mit der Sowjetunion auf.[25] Angesichts der zunehmenden Spannungen in Europa verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das der Regierung Sondervollmachten zur Vorbereitung eines möglichen Konflikts einräumte.[26] Die Regierung veröffentlichte vom 20. März bis 21. April 1939 eine Reihe von 40 Gesetzesdekreten, um den Erfordernissen der Landesverteidigung gerecht zu werden.[27] Am 31. März gab Frankreich eine Garantieerklärung für Polen ab.

Am 5. April 1939 wurde Albert Lebrun als Staatspräsident wiedergewählt. Mit Gesetzesdekret vom 12. April 1939 wurden Fremdarbeiterkompanien ermöglicht.[28] Am 21. April wurden weitere Maßnahmen zur Haushaltskonsilidierung beschlossen und in der Verwaltung die 45-Stunden-Woche eingeführt.[29]

Am 4. Mai 1939 veröffentlichte Marcel Déat seinen Leitartikel „Mourir pour Dantzig ?“ zur Krise um den polnischen Korridor.

Einzelnachweise

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  1. Raymond Patenôtre. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 9. März 2024 (französisch).
  2. César, Sampiero, Auguste, Napoléon, Jérôme Campinchi. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 9. März 2024 (französisch).
  3. Guy La Chambre. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 9. März 2024 (französisch).
  4. Charles Pomaret. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 9. März 2024 (französisch).
  5. Marc, Emile Rucart. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 9. März 2024 (französisch).
  6. Fernand Gentin. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 9. März 2024 (französisch).
  7. Louis, Marc, Michel de Chappedelaine. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 4. März 2024 (französisch).
  8. Alfred Jules-Julien. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 4. März 2024 (französisch).
  9. a b Serge Berstein: La France des années 1930. Armand Colin, 2011, ISBN 978-2-200-27097-1 (google.de).
  10. Alexandre Devecchio: Paul-François Paoli : «L'appel aux valeurs républicaines, ce bouche trou de la pensée». In: Le Figaro. 11. Dezember 2015, abgerufen am 22. Juli 2023 (französisch).
  11. Décret-loi du 2 mai 1938 sur la police des étrangers. In: Légifrance. Abgerufen am 22. Juli 2023 (französisch).
  12. a b Thomas Piketty: Les hauts revenus en France au XXe siècle. Grasset, 2001, ISBN 978-2-246-61659-7 (google.de).
  13. Alfred Colling: La Prodigieuse histoire de la Bourse. Société d'éditions économiques et financières, 1949, S. 387.
  14. Riadh Ben Khalifa: La fabrique des clandestins en France, 1938-1940. Migrations Société 2012/1 (N° 139), S. 11–26 (cairn.info).
  15. Paul Reynaud. In: Assemblée nationale". Abgerufen am 22. Juli 2023 (französisch).
  16. Il y a quatre-vingt-dix ans, la loi des huit heures de travail par jour (Memento vom 22. Juli 2023)
  17. Yves Trotignon: La France au XXe siècle. Walter de Gruyter, 2015, ISBN 978-3-11-141577-2 (google.de).
  18. Décret-loi du 12 novembre 1938 RELATIF A LA SITUATION ET A LA POLICE DES ETRANGERS. In: Légifrance. Abgerufen am 22. Juli 2023 (französisch).
  19. Caroline Morel, Virginie Maillard: Le grand dictionnaire de la petite enfance. Dunod, 2021, ISBN 978-2-10-082411-3 (google.de).
  20. Loi du 11 juillet 1938 sur l'organisation générale de la nation pour le temps de guerre. In: Légifrance. Abgerufen am 22. Juli 2023 (französisch).
  21. Edouard Daladier. In: Assemblée national. Abgerufen am 22. Juli 2023 (französisch).
  22. François Paulhac: Les accords de Munich et les origines de la guerre de 1939. Vrin, 1988, ISBN 978-2-7116-4262-5 (google.de).
  23. Lars Friedner: Churches and Other Religious Organisations as Legal Persons : Proceedings of the 17th Meeting of the European Consortium for Church and State Research. Peeters Publishers, Höör 2005, ISBN 978-90-429-1858-0 (2005).
  24. Documents diplomatiques Français 1940 (11 juillet - 31 Décembre), vol. 2, Bruxelles/Bern/Berlin etc./Paris. Peter Lang, 2009, ISBN 978-90-5201-437-1 (google.de).
  25. Élisabeth Du Réau: L’ordre mondial, de Versailles à San Francisco (juin 1919-juin 1945). Presses Universitaires de France, 2007.
  26. Jean-Pierre Bourgois: Arrêts et autres textes choisis pour l’étude du droit administratif. Presses Univ. Septentrion, 2013, ISBN 978-2-7574-0421-8.
  27. Fabienne Bock: L’invention de la gestion des finances publiques. Du contrôle de la dépense à la gestion des services publics (1914-1967), vol. 2. 2013, ISBN 978-2-8218-3033-2 (2013).
  28. Décret-loi du 12 avril 1939 RELATIF A L'EXTENSION AUX ETRANGERS BENEFICIAIRES DU DROIT D'ASILE DES OBLIGATIONS IMPOSEES AUX FRANCAIS PAR LES LOIS DE RECRUTEMENT ET LA LOI SUR L'ORGANISATION DE LA NATION EN TEMPS DE GUERRE. In: Légifrance. Abgerufen am 22. Juli 2023 (französisch).
  29. Philippe Bezes, Florence Descamps, Sébastien Kott und Lucile Tallineau: L’invention de la gestion des finances publiques. Du contrôle de la dépense à la gestion des services publics (1914-1967), vol. 2. Institut de la gestion publique et du développement économique, Paris 2013, ISBN 978-2-11-129373-1.