Mahmud al-Mabhuh

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Mahmud al-Mabhuh (arabisch محمود المبحوح, DMG Maḥmūd al-Mabḥūḥ; * 14. Februar 1960 in Dschabaliya, Palästinensische Autonomiegebiete; † 19. Januar 2010 in Dubai, Vereinigte Arabische Emirate) war ein hochrangiges Mitglied der islamistischen Terrororganisation Hamas und gilt als Mitbegründer der Kassam-Brigaden. Für seine Ermordung wird der israelische Geheimdienst Mossad verantwortlich gemacht.

Mabhuh wurde in einem Flüchtlingscamp drei Kilometer nördlich von Dschabaliya im Gazastreifen geboren.[1] Er hatte 13 Geschwister. Seine Schulausbildung brach er ab, machte eine Lehre als Automechaniker und eröffnete anschließend eine Werkstatt.[2]

1978 trat Mabhuh der Muslimbruderschaft bei. 1986 wurde Mabhuh von den israelischen Sicherheitsbehörden wegen illegalen Waffenbesitzes verhaftet. Ende der 80er-Jahre gehörte er zu den ersten Mitgliedern der aus der Muslimbruderschaft hervorgegangenen Hamas.[2]

Mabhuh war nach eigener Aussage für die Entführung und Ermordung der beiden israelischen Soldaten Ilan Saadon und Avi Sasportas im Jahr 1989 zu Beginn des ersten Palästinenseraufstandes (1987–1993) verantwortlich. Nach seinem Tod strahlte Al Jazeera ein Bekennervideo aus, in dem Mabhuh sich dazu bekannte.[3] In dem Video heißt es außerdem, er sei stolz darauf, als Märtyrer zu enden und habe aufgrund von mindestens drei überlebten Anschlägen auf sein Leben den Beinamen der Fuchs erhalten. Mabhuh soll sich nach der Tat ins Exil nach Syrien begeben haben, wo er nach Angaben seiner Familie eine kleine Textilfabrik betrieb.[2] 2003 soll er mehrere Monate in einem ägyptischen Gefängnis inhaftiert gewesen sein. Vor seinem Tod soll er Medienberichten zufolge Waffen mit besonders großer Reichweite aus dem Iran, Sudan und Ägypten in den Gazastreifen geschmuggelt haben.[4][5]

Sein Bruder Faik al-Mabhuh, Leiter der Abteilung für innere Sicherheit der Hamas, wurde im März 2024 nach israelischen Angaben von der israelischen Armee in Gaza erschossen.[6]

Ermittlungen durch die Polizei von Dubai

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Zimmer des Rotana-Hotels (Dubai), in dem Mahmud al-Mabhuh ermordet wurde.

Am 20. Januar 2010 wurde Mabhuh tot in Zimmer 230 des Dubaier Hotels Al Bustan Rotana aufgefunden. Zunächst wurde von einem natürlichen Tod ausgegangen, bis die zuständige Polizei in Dubai erklärte, dass Mabhuh „in seinem Hotelzimmer mit einem Elektroschock betäubt und danach wohl mit einem Kissen erstickt“ worden sei.[7] Nach einem rechtsmedizinischen Gutachten teilte die Polizei in Dubai mit, dass Mabhuh zunächst mit einem Beruhigungsmittel betäubt und dann erstickt worden sei.[8] Die Polizei in Dubai präsentierte auf einer Pressekonferenz am 15. Februar 2010 Bilder aus den umliegenden Überwachungskameras.[9]

Der Polizeichef des Emirats kündigte an, Haftbefehle gegen insgesamt elf Verdächtige mit europäischen Pässen zu beantragen. Am 18. Februar schrieb Interpol die von Dubai ermittelten elf Verdächtigen zur Fahndung aus. Der Polizeichef ging, nach Angaben der Tageszeitung Al-Chaleedsch, von 27 Verdächtigen aus, die mutmaßlichen Täter und ihre Helfer seien nach dem Mord in die USA und nach Israel gereist.[8] 16 weitere Verdächtige wurden am 8. März von Interpol zur Fahndung ausgeschrieben.[10]

Im Laufe der Ermittlungen gab der zuständige Polizeichef Dahi Chalfan Tamim zu Protokoll, dass die Untersuchungen „zu 99 Prozent“ auf den israelischen Geheimdienst Mossad als Auftraggeber hinweisen würden. Außerdem seien zwei in den Emiraten lebende Palästinenser festgenommen worden, von denen einer gestanden habe, „logistische Hilfe geleistet zu haben“.[11] Die Ermittlungen hätten außerdem ergeben, dass ein Hamas-Mitglied eine bedeutende Rolle bei der Planung gespielt hätte, indem er Informationen über den Aufenthaltsort von Mabhuh preisgegeben hätte. Polizeichef Tamim forderte die Hamas zu einer internen Untersuchung auf.[12]

Laut einem Bericht der israelischen Tageszeitung Haaretz vom 2. Februar 2010 wies die Hamas die Vorwürfe von sich und gab bekannt, eigene Untersuchungen hätten ergeben, dass al-Mabhuh von Agenten arabischer Regierungen und nicht vom Mossad ermordet worden sei. Es sei außerdem möglich, dass auch die von der verfeindeten Fatah kontrollierten palästinensischen Sicherheitskräfte an dem Mordanschlag beteiligt gewesen sei.[13]

Israels Außenminister Lieberman erklärte auf die Frage, ob Israel am Tod von Mabhuh beteiligt sei: „Der Staat Israel reagiert nie und bestätigt nichts. Es gibt keinerlei Gewissheit, keinen Grund zu denken, dass ausgerechnet der israelische Mossad und nicht irgendein anderer Geheimdienst dort tätig war.“[14] Die israelische Tageszeitung Haaretz fordert wegen der politischen Verwerfungen den Rücktritt von Mossad-Chef Meir Dagan.[14]

Internationale Reaktionen

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Das Vereinigte Königreich, Irland, Frankreich und Deutschland verlangten von der israelischen Regierung Auskunft über den Mordfall, insbesondere im Hinblick auf den Einsatz gefälschter Pässe. „Berlin und die übrigen Regierungen reagieren damit auf die immer deutlicher geäußerten Anschuldigungen der Behörden in Dubai“, heißt es in einem Pressebericht.[15] Die Jerusalem Post berichtete, dass das palästinensische „Volkswiderstandskomitee“ bereits Anfang Februar versucht habe, Mabhuhs Tod zu rächen. Für den geplanten Anschlag seien Bomben in Fässern verstaut und über das Mittelmeer an die Küste getrieben worden, wo sie von israelischen Sicherheitskräften abgefangen wurden. Israel habe auf den geplanten Anschlag mit Luftangriffen auf Schmuggler-Tunnel an der Grenze zum Gazastreifen reagiert.[16]

Am 23. März 2010 beschuldigte Großbritannien als erstes westliches Land Israel offen, in die Ermordung von Mahmud al-Mabhuh verwickelt zu sein. Außenminister David Miliband warf im Parlament dem israelischen Geheimdienst vor, „hinter der Fälschung britischer Pässe zu stehen, die bei dem Attentat benutzt worden waren“.[17] Als Konsequenz wies die britische Regierung einen israelischen Diplomaten aus.[18] Ende Mai 2010 gab auch die australische Regierung bekannt, dass sie „keinen Zweifel habe, dass Israel für diesen Missbrauch und die Fälschung der Pässe verantwortlich“ sei. Wie Großbritannien wies auch Australien als Zeichen der Missbilligung einen israelischen Diplomaten aus.[19]

Unter dem Titel Stopover in Dubai veröffentlichte der französische Filmemacher Chris Marker 2011 einen Found-Footage-Film aus zusammengeschnittenen Überwachungsvideos, die die Verdächtigen des Mordes zeigen und identifizieren sollen. Das Material war ursprünglich dem Online-Fernsehsender Gulf News TV von staatlichen Stellen Dubais überlassen worden und wurde erstmals auf gulfnews.com unter dem Titel The murder of Mahmoud Al Mabhouh veröffentlicht. Marker übernahm die bereits montierten Videos und die originalen Text-Inserts des Fernsehsenders unverändert und unterlegte sie mit Henryk Góreckis Streichquartett No.3, (...songs are sung), Op. 67 für das Kronos Quartet.[20][21][22][23]

Commons: Mahmud al-Mabhuh – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Israel blamed for murder of top Hamas leader in Dubai (Memento des Originals vom 2. März 2016 im Internet Archive), Emirates Business, 30. Januar 2010. Abgerufen im 20. Februar 2010  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.business24-7.ae 
  2. a b c Donald Macintyre, Ghazali, Said: Profile: Victim’s brother tells of ‚shadowy and secretive life‘, The Independent, 19. Februar 2010. Abgerufen im 20. Februar 2010 
  3. „Slain Hamas militant admitted role in killings“ (Memento vom 24. Februar 2010 im Internet Archive), France24 (AFP), 7. Februar 2010.
  4. Gil Yaron: Mord im Luxushotel. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 18. Februar 2010. Abgerufen am 25. September 2012.
  5. Unbekannte Überschrift. In: Focus Online. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. Januar 2024.@1@2Vorlage:Toter Link/www.focus.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. Israel meldet Tod von prominentem Hamas-Funktionär bei Einsatz im Schifa-Krankenhaus. In: Der Spiegel. 18. März 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. März 2024]).
  7. Karl Grobe: „Mörder mit falschen Pässen“ (Memento vom 20. Februar 2010 im Internet Archive), Frankfurter Rundschau, 18. Februar 2010.
  8. a b „Dubai-Mord: Mutmaßliche Agenten sollen nach der Tat in die USA und nach Israel gereist sein“, Spiegel Online, 1. März 2010.
  9. The murder of Mahmoud Al Mabhouh. Gulf News, 16. Februar 2010, abgerufen am 18. Februar 2010 (englisch, Video, Zusammenstellung der Überwachungskameras).
  10. „16 further suspects wanted by Dubai police in connection with murder of Mahmoud al-Mabhouh“ (Memento vom 11. März 2010 im Internet Archive), Interpol, 8. März 2010.
  11. „Mutmaßliche Killer tarnten sich als Tennisspieler“, Spiegel Online, 16. Februar 2010.
  12. „Dubai Police chief calls for internal Hamas probe“, Gulf News, 21. Februar 2010.
  13. „Hamas: Dubai assassins were likely Arabs, not Israelis“ (Memento vom 9. März 2010 im Internet Archive), Haaretz, 2. Februar 2010.
  14. a b „Kritik am Mossad im eigenen Land“ (Memento vom 20. Februar 2010 im Internet Archive), tagesschau.de, 17. Februar 2010.
  15. Financial Times Deutschland: „Europäer fordern Aufklärung von Israel“ (Memento vom 21. Februar 2010 im Internet Archive), 18. Februar 2010. (Abfragedatum: 19. Februar 2010)
  16. „Possible third barrel bomb discovered at Palmahim beach“, Jerusalem Post, 3. Februar 2010.
  17. „Nach Mord an Hamas-Kommandeur in Dubai. London weist israelischen Diplomaten aus“ (Memento vom 25. März 2010 im Internet Archive), tagesschau.de, 23. März 2010.
  18. Spiegel online, 23. März 2010
  19. „Australien weist israelischen Diplomaten aus“ (Memento vom 25. Mai 2010 im Internet Archive), tagesschau.de, 24. Mai 2010.
  20. Frédéric Jaeger: Kasseler Dokfest: Wenn Bilder nichts mehr beweisen, critic.de, 18. November 2013
  21. Stopover in Dubai auf Chris Markers Flash-Website www.gorgomancy.net
  22. Giampaolo Bianconi: More Chris Marker Online, rhizome.org, 31. Juli 2012
  23. When People Die, They Sing Songs: Chris Marker's Stopover In Dubai, greg.org, 31. Juli 2012