Mechtild von Geldern

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Mechtild von Geldern (* um 1324; † 1384 in Huissen) war Gräfin von Kleve (1347–1368) und späterhin Anwärterin auf den Herzogstitel von Geldern (1371–1379). Sie stammte aus der Familie der Flamenses.

Die zweitgeborene Tochter Herzog Rainalds II. von Geldern und Zutphen, aus dessen erster Ehe mit Sophia Berthout war eine der außergewöhnlichen Frauengestalten des Spätmittelalters, die heute weitgehend in Vergessenheit geraten sind. Doch unterschied sich ihr Werdegang zunächst kaum von dem anderer adliger Frauen. Drei Ehen ging sie im Verlaufe ihres Lebens ein, doch blieb sie kinderlos. Ihr erster Gemahl, Gottfried von Loon, der 1342 nach nur sechsjähriger Ehe auf einer Preußenfahrt zu Tode kam, hinterließ ihr umfassende Renten in Maaseik. Als ihr Vater 1343 verschied und kurz darauf ihre ältere Schwester unverheiratet verstarb, ging zudem der mütterliche Erbteil, die Herrschaft Mechelen, an Mechtild über. Nun finanziell bestens ausgestattet, ehelichte sie zu Beginn des Jahres 1348 den Grafen Johann von Kleve.

In ihrer geldrischen Heimat entspann sich zu dieser Zeit ein Machtkampf der beiden führenden Adelsgeschlechter, der das Herzogtum in seinen Grundfesten erschüttern sollte. Bronkhorsten und Hekeren setzten dabei jeweils auf einen der halbwüchsigen Söhne Herzog Rainalds aus dessen zweiter Ehe. In den folgenden Jahren unterstützte Mechtilds Gemahl den älteren der beiden, Rainald III., tatkräftig. Er wahrte damit nicht allein die Interessen seiner Gattin, deren Mitgift nicht ausbezahlt worden war, sondern verstand es auch, das klevische Territorium zu vergrößern. Mechtild blieb bei all diesen Aktivitäten zwar im Hintergrund, doch ermöglichte erst die Verpfändung ihrer umfangreichen Besitzungen die Finanzierung des Krieges. Als sich im Jahr 1363 endgültig die Partei Eduards von Geldern behaupten konnte, war der Graf von Kleve hoch verschuldet und der größte Teil seiner Besitzungen verpfändet – nicht zuletzt an seine Gemahlin. Diese wuchs in seinen letzten Regierungsjahren mehr und mehr in die Rolle der stellvertretenden Regentin hinein. Nach dem Tod des Grafen ging Kleve an das auch von Mechtild favorisierte Haus von der Mark über. Der Witwe fielen unter anderem die geldrischen Pfandbesitzungen zu. Gemeinsam mit Herzog Eduard wahrte sie die geldrischen Interessen.

Die annähernd fünfzigjährige Altgräfin von Kleve zog sich zunächst auf die Burg Huissen zurück. Doch sollte ihr die größte Herausforderung ihres Lebens noch bevorstehen: Als ihre beiden Halbbrüder im Jahr 1371 kinderlos verstarben, griff sie in den erneut aufbrechenden innergeldrischen Konflikt ein. Da das Herzogtum das kaiserliche Privileg der weiblichen Erbfolge besaß, konnte Mechtild nun selbst die Herzogswürde beanspruchen. Aus dieser Zeit stammt ein repräsentatives Bildnissiegel Mechtilds nach westlichem Vorbild.[1] Tatsächlich konnte die selbstbewusst auftretende Anwärterin mit der Partei der Hekeren eine große Anhängerschaft gewinnen. Doch auch ihre jüngere Schwester, die Herzogin Maria von Jülich, meldete, stellvertretend für ihren Sohn, Anspruch auf das Erbe an. Es folgten langwierige kriegerische Auseinandersetzungen. Mechtild verpfändete den Großteil ihrer Besitzungen, um den Kampf finanzieren zu können und ging, um ihre Akzeptanz als Landesherrin zu erhöhen, sogar erneut eine Ehe ein, mit dem fast zwanzig Jahre jüngeren Grafen Johann II. von Blois.

Dass Mechtild sich – zumindest im Norden des Herzogtums – über acht Jahre hinweg behaupten konnte, verdankte sie vermutlich ihrem diplomatischen Geschick. Eine umfassende Sammlung volkssprachiger Briefe, die an sie gerichtet waren, legt noch heute Zeugnis über den Verlauf dieser Auseinandersetzungen ab. Nicht wenige der Dokumente stammen von befreundeten adligen Damen, wie der Herzogin Johanna von Brabant, die Mechtilds Bemühungen nach Kräften unterstützten. Die inhaltliche Bandbreite der Stücke reicht von der innigen Freundschaftsbezeugung bis zur geheimen diplomatischen Mission. Unter diesen Dokumenten finden sich einige der ältesten Privatbriefe des heute niederländischen und deutschen Sprachgebietes.[2]

Obwohl Kaiser Karl IV. ihren siebenjährigen Neffen Wilhelm von Jülich bereits im Jahr 1373 mit dem Herzogtum belehnt hatte, kam es so erst im Jahr 1379 zu einer Einigung mit Jülich. Mechtild verzichtete auf ihre Rechte an Geldern und Zutphen, ohne jedoch ihre Titel zu verlieren. Darüber hinaus sicherte man ihr die umfangreichen Einnahmen des Zolles von Lobith auf Lebenszeit zu. Mechtild von Geldern verstarb fünf Jahre später auf der Burg Huissen.

  • Hartmut Beckers: Literatur am klevischen Hof von 1174 bis 1542: Zeugnisse, Spuren, Mutmaßungen. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 112 (1993). S. 426–434.
  • Aleid W. van de Bunt: Mechteld, Hertogin van Gelre, in: Gelders Oudheidkundig Contactbericht 33 (April 1967), S. 1–6.
  • Manuel Hagemann: Johann von Kleve († 1368). Der Erwerb der Grafschaft Kleve 1347, Köln 2007 (Libelli Rhenani 21), ISBN 978-3-939160-10-6
  • Ralf G. Jahn: Die Genealogie, der Vögte, Grafen und Herzöge von Geldern. In: Johannes Stinner, Karl-Heinz Tekath (Hrsg.): Gelre – Geldern – Gelderland. Geschichte und Kultur des Herzogtums Geldern (= Herzogtum Geldern. Bd. 1 = Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen. Reihe D: Ausstellungskataloge staatlicher Archive. Bd. 30). Verlag des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend, Geldern 2001, ISBN 3-9805419-4-0, S. 29–50.
  • I. A. Nijhoff: Gedenkwaardigheden uit de geschiedenis van Gelderland, Bd. III, Arnheim 1839, S. IVf.;
  • J. Kockelhorm-Nijenhuis & W. M. Elbers, Mechteld. Hertogin Pretendente van Gelre, in: Gelders Oudheidkundig Contactbericht 57 (Juni 1973). S. 2–11, hier S. 4.
  • Georg Steinhausen: Deutsche Privatbriefe des Mittelalters. Erster Band: Fürsten, Magnaten, Edle und Ritter (Denkmäler der deutschen Kulturgeschichte I), Berlin 1899, S. VIIf.
  • Brigitte Sternberg: Mechtild von Geldern (um 1320–1384). Vom begehrten Heiratsobjekt zur selbstbewussten Landesherrin des Spätmittelalters, in: Starke Frauen vom Niederrhein, Kalender 2001, Hg. v. der Arbeitsgruppe »Gleichstellung« der Region NiederRhein, Duisburg 2000, Kalenderblatt Oktober.
  • Brigitte Sternberg: Die Briefsammlung der Mechtild von Geldern (um 1320-1384). In: Mittelalter an Rhein und Maas. Beitr. Zur Geschichte des Niederrheins Dieter Geuenich zum 60. Geburtstag. Hrsg. von Uwe Ludwig und Thomas Schilp. (= Studien zur Geschichte und Kultur Nordwesteuropas; Bd. 8). Münster 2004, S. 107–123, ISBN 3-8309-1380-X
  • Brigitte Sternberg: Mechtild von Geldern, Gräfin von Kleve. In: Van der Masen tot op den Rijn: Ein Handbuch zur Geschichte der mittelalterlichen volkssprachlichen Literatur im Raum von Rhein und Maas. S. 262f., ISBN 3-503-07958-0
  • Bernhard Vollmer: Frauenbriefe des 14. Jahrhunderts an eine niederrheinische Fürstin. In: Düsseldorfer Almanach 1929. S. 55–61

Einzelnachweise

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  1. Abbildung in: A.P. van Schilfgaarde, Zegels en genealogische gegevens van de graven en hertogen van Gelre, graven van Zutphen (Arnhem 1967), zegel 76 (1343–1368).
  2. z. T. abgedruckt in: Steinhausen, Privatbriefe. Heute lagern die Stücke im Rijksarchief in Gelderland.