Uta-Codex

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Widmungsbild: Äbtissin Uta (unten links) reicht den Codex der Gottesmutter Maria (München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 13601, fol. 2r).
Der heilige Erhard zelebriert die Messe

Der Uta-Codex, auch Uta-Evangelistar, ist ein Evangelistar des 11. Jahrhunderts. Die Handschrift befindet sich als Folge der Säkularisation seit 1811 in der Bayerischen Staatsbibliothek in München (Signatur Clm 13601).

Der Codex und sein prachtvoller Buchkasten wurden im Auftrag der Äbtissin Uta von Niedermünster für das Kanonissenstift Niedermünster in Regensburg um 1020/25, vielleicht auch erst später, angefertigt.

Die Pergamenthandschrift besteht aus 119 Blatt im Format 38 × 27 cm. Der Buchschmuck besteht aus acht ganzseitigen Miniaturen mit Beischriften. Vier Miniaturen stehen zu Beginn des Codex: die Hand Gottes (fol. 1v), die Madonna mit der Stifterin Uta (fol. 2r), fol. 2v und 3r sind leer, auf fol. 3v ist Christus, der eine priesterliche Stola trägt, am Kreuz mit Vita und Mors, Ecclesia und Synagoge dargestellt, auf der gegenüberliegenden Seite 4r der Hl. Erhard, der Patron von Niedermünster, mit einem Diakon beim Meßopfer. Die anderen Miniaturen stellen die Evangelisten dar. Abweichend von der üblichen Anordnung sind die Perikopen nicht nach dem Kirchenjahr angeordnet, sondern bei dem jeweiligen Evangelium zusammengestellt. Das Prinzip ihrer Anordnung ist noch nicht geklärt.

Die Handschrift wird in einem Goldschmiedebuchkasten aufbewahrt, der vermutlich – sicher ist das nicht nachweisbar, auch existiert keine dendrochronologische Untersuchung – ursprünglich für diese Handschrift gedacht war. Auf diesem Buchkasten befindet sich ein Goldblech mit einem sehr plastisch getriebenen Christus Pantokrator, der vermutlich aus einem anderen Zusammenhang auf diesen Buchkasten gelangt ist. Dieses Goldblech wurde mit zwei mit Kreispunzengoldblechen aufgenagelt, deren Form ganz denen der Fassungen der meisten Edelsteine auf diesem Buchkasten entspricht. Der Buchkasten wurde im Laufe der Zeit immer wieder restauriert, so schon im 12. Jahrhundert, als die Seiten mit geprägten Silberblechen beschlagen wurden, dann im 13. Jahrhundert, als die vier Evangelistensymbole hinzukamen. Verschiedene Edelsteinfassungen stammen wohl gar aus dem 18. Jahrhundert.[1]

Der Codex selbst ist heute in einem modernen Holzdeckeleinband aus dem Jahre 1962 gebunden.[2]

Ebenfalls mit der Äbtissin Uta verbunden ist das Regelbuch von Niedermünster (Staatsbibliothek Bamberg, Msc. Lit. 142), dessen Entstehung um 990 angesetzt wird.[3]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl Felix Halm (Hrsg.): Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Regiae Monacensis. Bd. IV Catalogus codicum latinorum. Teil II: Clm 11001–15028. München 1876.
  • Bayerns Kirche im Mittelalter. Handschriften und Urkunden aus Bayerischem Staatsbesitz. Hirmer, München 1960, S. 23 Nr. 96 (Buchkasten); Nr. 97 (Uta-Evangelistar).
  • Bayerische Staatsbibliothek (Hrsg.): Thesaurus librorum. 425 Jahre Bayerische Staatsbibliothek. Ausstellungskatalog der Bayerischen Staatsbibliothek. Wiesbaden 1983, S. 72–75 Nr. 22.
  • Bayerische Staatsbibliothek (Hrsg.): Regensburger Buchmalerei. Von frühkarolingischer Zeit bis zum Ausgang des Mittelalters. Ausstellungskatalog der Bayerischen Staatsbibliothek. München 1987, S. 33–34 Nr. 17 Tafel 9–12, 96.
  • Ada S. Cohen: The Uta Codex. Art, philosophy, and reform in eleventh-century Germany. Pennsylvania State University Press, University Park, Pa. 2000, ISBN 0-271-01959-X.
  • Bayerische Staatsbibliothek (Hrsg.): Prachteinbände 870–1685. Schätze aus dem Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek München. Ausstellungskatalog der Bayerischen Staatsbibliothek. München 2001, S. 21–22 Nr. 7.
  • Bayerische Staatsbibliothek (Hrsg.): Lebendiges Büchererbe. Säkularisation, Mediatisierung und die Bayerische Staatsbibliothek. Ausstellungskatalog der Bayerischen Staatsbibliothek. München 2003, S. 184–185 Nr. 64.
  • Pracht auf Pergament. Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180. (Ausstellungskataloge der Bayerischen Staatsbibliothek, Nr. 86). Hirmer, München 2012, ISBN 978-3-7774-5391-0, S. 194–197.
  • Karl-Georg Pfändtner, Brigitte Gullath: Der Uta-Codex. Frühe Regensburger Buchmalerei in Vollendung. Die Handschrift Clm 13601 der Bayerischen Staatsbibliothek. Luzern, Quaternio Verlag 2012,159 S., mit Faksimile-Beigabe, ISBN 978-3-905924-14-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Uta Codex – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl-Georg Pfändtner: Erste kunsthistorische Erkenntnisse des Einbandprojekts. In: Einbandforschung. Informationsblatt des Arbeitskreises für die Erfassung, Erschließung und Erhaltung historischer Bucheinbände. Band 39. Berlin 2016, S. 12–25, insbes. 15–19.
  2. Karl-Georg Pfändtner: Buchkasten und Einband. In: Karl-Georg Pfändtner, Brigitte Gullath (Hrsg.): Der Uta-Codex. Frühe Regensburger Buchmalerei in Vollendung. Die Handschrift Clm 13601 der Bayerischen Staatsbibliothek. 1. Auflage. Quaternio Verlag Luzern, Luzern 2012, ISBN 978-3-905924-14-5, S. 103–105.
  3. Gude Suckale-Redlefsen: Die Handschriften des 8. bis 11. Jahrhunderts der Staatsbibliothek Bamberg. Teil 1: Texte. (Katalog der illuminierten Handschriften der Staatsbibliothek Bamberg, Band 1, 1). Harrassowitz, Wiesbaden 2004, ISBN 3-447-05117-5, S. 103.