Deutsch: Hep-Hep-Krawalle 1819

Berlin, den 21. Aug.

Die strafbaren Vorfälle in einigen Orten haben auch unter den hiesigen Israeliten bereits Besorgnisse erregt, und schon sind einige kleine Auftritte gewesen. So hatten z. B. vor einigen Tagen einige Judenfeinde mehrere Straßenbuben Geld gegeben, daß sie unter den Fenstern eines hiesigen Bankiers in Schöneberg (einem nahe gelegenen Dorf) rufen sollten, welches auch geschah. Ein zweyter (sehr possierlicher) Auftritt war, daß einem alten Band- und Bleyfeder-Juden mehrere Straßenbuben nachriefen. Der Jude ergriff aber die klügste Partie, indem er lächelnd fortwährend mitrief. An einem Kaufladen vorüber kommend und jene Worte hinein rufend, erhielt er von einer auf der Schwelle stehenden Frau eine derbe Ohrfeige, gab sie aber in aller Form Rechens zurück, d.h., um jedem Insurienprozeß vorzubeugen, in dem nämlichen Augenblick. Ein naher Polizeybeamter nahm ihn nun gegen bevorstehende Mißhandlungen in Schutz, brachte ihn nach der Stadtvogtey, wo man ihn aber, nachdem er den Vorgang erzählt hatte, sofort wieder entließ. Auch in einigen öffentlichen Orten wurden durch das bekannte Losungswort störende Auftritte veranlaßt. Das nahe bevorstehende Strehlauer Fischzugsfest (24. Aus.) könnte leicht Ausbrüche erregen, wenn nicht vielleicht im Stillen die zweckmäßigsten Maaßregeln dagegen ergriffen wären; und gewiß würden von unserer Regierung die Aufhetzer, wie die Aufgehetzten, sehr strenge bestraft werden.