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Datei:Johann Leisentrit Schreiben an Christoph Hecyrus in seinem Gesangbuch mit Darstellung der Zielsetzung(1567).jpg

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Beschreibung

Beschreibung
Deutsch: Schreiben Johann Leisentrits an Christoph Hecyrus im zweiten Teil seiner Geistlichen Lieder und Psalmen 1567
Übersetzung:

Dem durch Bildung und Frömmigkeit vortrefflichen Mann,
Herrn M[agister] Christoph Hecyrus,
Bürger und oberstem Lehrer in Budweis,
Bekenner des katholischen Glaubens,
seinem sehr teueren Freund,
entbietet Johann Leisentritt der Ältere,
Dekan der Kirche in Bautzen etc.
Gruß und Heil.

Wir sehen, teuerster Hecyrus, eine neue Menschenart entstehen, vor der mein Geist heftig zurückschreckt; denn mit den größten Anstrengungen bemühen sie sich, alles zu unterdrücken und gänzlich auszurotten, was zum Einpflanzen und Erhalten der rechtgläubigen und katholischen Religion dient. Davon sehe ich niemanden besser werden, alle nur schlechter, soviele ich bisher kennengelernt habe. Als Freiheit des Geistes ergreifen sie seltsamerweise eine schrankenlose Freizügigkeit des Fleisches, sie erfüllen die Provinzstädte mit aus den Klöstern Entlaufenen, mit verheirateten Priestern, größtenteils hungernd und nackt, bei denen nichts getan wird als Tanzen, Essen und Trinken; sie lehren nicht, sie lernen nicht, es gibt keine Mäßigkeit des Lebens, keine Ehrlichkeit. Wo immer sie sind (wie Erasmus von Rotterdam bezeugt), da liegen mit der Frömmigkeit alle guten Übungen am Boden. Sie stoßen Redeschwälle aus, sie nehmen den Mund voll und schmähen mit überheblichen Ausdrücken die Philosophie und die Redekunst, wandelbarer als selbst Proteus und unzuverlässiger als der Gestaltwechsel der monströsen Hyäne. Weiterhin nehmen sie jede Farbe an, die sie gerade berühren, in zahllose Städte schicken sie ihre neuen Apostel, die fast die ganze Welt mit ihren hartnäckigen neuen Behauptungen durchwandern; ebenso zerreißen auch die Geistlichen das Einheitsband des Leibes durch das Aussäen von Streitereien. Diese neue Parteiung ist nicht damit zufrieden, mit dem Christennamen bezeichnet zu werden, wenn sie nicht auch schmeichlerisch Evangelische genannt werden. Aber das Evangelium oder die Disziplin des Evangeliums, wie dieses selbst bezeugt, rühren sie mit keinem Finger an.

Gebt Acht, bitte ich! Ist das etwa das neue Evangelium oder die christliche Freiheit: dass es nicht erlaubt ist, Gebete zu sprechen, zu opfern nicht, zu fasten nicht, nicht sich des Fleisches zu enthalten, nicht die brüderliche Liebe zu wahren noch die kirchliche Einheit, sondern vielmehr zur Schmähung der Katholischen (nach Art der Arianer und Samosatener etc.) durch das häufige Absingen selbstgemachter Hymnen Empörungen, ja sogar blutige Gemetzel auszulösen? Ich, mitten unter ihnen lebend, ja in ihrem Rachen (wie bei Wölfen), begreife aus ihrem eigenen Wesen, wie unendliche Übel durch jene zur Aufstachelung ausgegebenen Gesänge täglich angerichtet werden, und ich gestehe offen, dass die Sache dieser Partei kaum auf andere Weise mehr beseitigt werden kann, ehe nicht diese missgünstigen Gesänge aus dem Weg geräumt sind.

Denn was sonst als Verwirrung kann erwachsen aus jenen im Parteigeist wiedergegeben Psalmen? Wer wird ein gutes und heilsames Gefühl empfangen aus einem Lied voller Bitterkeit? Wer wird von Stacheln und Dornen auch nur vereinzelte Feigen ernten? Ach, was gibt es Unerfreulicheres und Härteres (sagt Gerhard Lorich) als jene Zeile "wenn unsere Feinde rasen, toben, wüten", deutsch: "wann unser Feinde toben usw." Was gibt es Heftigeres als diese Worte: "verschlingen, häuten wollen sie uns" - "Auffsperren sie den rachen weit / und wollen uns verschlingen usw." Eine drohende, beleidigende und einfach parteiische Zeile ist das. "Und wenn die Welt mit bösen Dämonen angefüllt wäre" - "Und wenn die welt voll Teuffel wer etc."

Das Weitere übergehe ich, ist es doch den Schwachsinnigen und den Barbieren bekannt; woraus sich jedoch sehr leicht erahnen lässt, was kommen wird, dass täglich (sofern nicht großteils schon vorhanden) noch bitterere Sachen erscheinen, noch hasserfülltere, die auch in den Kirchen einander zugerufen werden sollen. Es ist zu fürchten, dass davon auch die katholische Jugend angesteckt wird und dass schließlich die katholische Gemeinschaft erfahren muss, dass die Dinge am Ende schlimmer sein werden als früher.

Darum, da jene und zugleich auch die übrigen auf Deutsch und zu Spaltung und Aufruhr verfassten Verse (wie gesagt), die nichts als Bitterkeit und Geringschätzung laut werden lassen, überall im Volk gesungen werden, hatte ich keine Ruhe, bis ich zur Erhaltung des katholischen Glaubens und zur Förderung und Wiederherstellung der wahrhaft christlichen Frömmigkeit einige kirchliche Hymnen zusammentrug und sie, ins Deutsche übertragen, zum Teil auch von mir selbst verfasst, an die Melodien unserer altehrwürdigen rechtgläubigen Kirche, soweit möglich, anpasste. Darum stellte ich das vorliegende Gesangbuch zusammen, in das ich auch deine mit der katholischen Religion übereinstimmenden Gesänge, die du mir und dem katholischen Eifer zugute mitgeteilt hast, gleichfalls einfügte. Ich habe sie mit der Sorgfalt, die ich aufbringen musste und konnte, in das vorliegende Buch, das beiläufig mit großen Kosten fertiggestellt werden musste, aufgenommen, damit durch dieses die häretischen Gesänge leichter aus den Händen der Katholischen gerissen werden. Wenn Gott will und wir leben werden, werde ich bald weiteres Ähnliche zum Gebrauch der Katholischen drucken lassen.

Der allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, erhalte dich lange heil und unversehrt und mache, dass du deinen Leisentritt wiederliebst und ihn der Zahl derer zurechnest, die dir von Herzen wohlwollen. Gegeben in Bautzen in unserem Pfarrhaus am 6. Tag der Kalenden des April (27. März) im Jahr des Herrn 1567
Datum
Quelle [1]
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aktuell21:38, 22. Jan. 2023Vorschaubild der Version vom 21:38, 22. Jan. 2023799 × 1.468 (726 KB)Rabanus Flavus{{Information |Description={{de|1=Schreiben Johann Leisentrits an Christoph Hecyrus im zweiten Teil seiner ''Geistlichen Lieder und Psalmen'' 1567<br>Übersetzung:<br><poem>Dem durch Bildung und Frömmigkeit vortrefflichen Mann, Herrn M[agister] Christoph Hecyrus, Bürger und oberstem Lehrer in Budweis, Bekenner des katholischen Glaubens, entbietet Johann Leisentritt der Ältere, Dekan der Kirche in Bautzen etc. Gruß und Heil.</poem> Wir sehen, teuerster Hecyrus, eine neue Menschenart entstehen,...

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