Deutsch: Kirchenstraße 72; Mietshaus, dreigeschossiger freistehender Mansardwalmdachbau in spätbiedermeierlichen Formen mit Putzgliederung, 3. Viertel 19. Jh.

Das heutige Haus Kirchenstraße 72 hatte (zumindest in den Jahren 1967 bis 2001 - wahrscheinlich auch schon früher) die Hausnummer 68. Es hatte kein ausgebautes Dachgeschoss und einen versteckten eigenen zugänglichen Tiefbrunnen. Unter dem Haus gab es ein altes Ziegelgewölbe, das die rechte Haushälfte unterkellerte. Das Haus selbst ist weit über 300 Jahre alt und war ursprünglich einmal ein Mönchskloster, wohl auch Lazarett, bevor es von der Farbenfabrik Huber als Verwaltungsgebäude für das gesamte Farben-Huber-Areal genutzt wurde. In dem Haus wohnte im 2. OG auch der Inhaber der Farbenfabrik mit Familie und Personal. Im Jahr 1967 kaufte die Deutsche Bundespost das gesamte Fabrikareal und richtete dort das Hauptpostamt München 80 ein. In dem Postamt gab es neben Schalterdienst und Eilzustellung, eine posteigene Autowerkstatt, Büromaschinenstelle, Fahrradwerkstatt, Paketdienst, Fernmeldestelle (heute Telekom)und den damals einzigen posteigenen Tennisplatz Deutschlands. Das Areal war dafür vorgesehen, einen unterirdischen Anschluss an den Ostbahnhof zu bekommen und sollte das größte Paketumschlagspostamt Europas werden. Der Ausbau scheiterte an Widerständen der Anwohner in der Spicherenstraße, so dass der Umbau für die Post nicht mehr rentabel war. Letzlich führte das auch nach der Privatisierung der Deutschen Post auch zur Aufgabe des Postamtes und zum Verkauf an private Investoren.

Im Haus 68 (heute 72) befand sich die Verwaltung des Postamtes und die Wohnung des Hauswartes des Postgeländes.