Deutsch: Die Stadt Marburg im 16. Jahrhundert als Stadtansicht von Osten. Panorama mit Marburger Schloss, Oberstadt mit Stadtmauer und Stadttoren und dem Dörfchen Weidenhausen auf einer der Flussinseln in der noch breit verzweigten Lahn. Durch Weidenhausen fliesst noch ein Seitenarm der Lahn, weiter östlich der spätere Erlengraben, dort ein Stadttor mit einer kleineren steinernen Bogenbrücke. Auf das steinerne Tor ist erkennbar ein zweigeschossiges auskragendes Fachwerk mit Fenstern unter einem Walmdach aufgesetzt. Davor in der Flussaue das gotische Kirchlein St. Jost mit weiteren Gebäuden. Die Hauptbrücke der Stadt, die alte Weidenhäuser Brücke, verbindet beide Siedlungen, das Grüner Wehr staut das Flusswasser für die vier Mühlräder der Mühle 'Am Grün' südlich des damals noch stehenden Stadttors (heute Beginn Frankfurter Strasse). An das lange Gebäude mit zwei abgetreppten Giebeln zur Lahn hin schliessen sich im Süden der Mühle zwei kleinere Gebäude im Ensemble an. Auf der anderen Lahnseite steht direkt am Flusswehr ein kleineres Gebäude auf einer langgestreckten Flussinsel etwa auf Höhe der späteren Hirsemühle (Ostufer in Weidenhausen). Hinter der zweitürmigen Elisabethkirche erhebt sich steil die später Augustenruhe genannte Hügelkuppe und die weitere Hügelkette über der nördlichen Altstadt. Links neben der Elisabethkirche die Franziskuskapelle mit Dach, einer Turmhaube und dem heute noch als Ruine erhaltenen Chor oberhalb eines weitläufigen Gartens an der Lahn, einem Seitenarm der um das mittelalterliche Marburg wie ein breiter Stadtgraben herumfloss und den heutigen Alten Botanischen Garten im Osten begrenzt. Die Verhältnisse sind hier in dem alten Kupferstich etwas kompakter dargestellt als in Realität, eine Flussinsel (das weitläufige spätere Biegenviertel) ist vom Siedlungskern um die Elisabethkirche durch einen Flussarm abgetrennt, der bis zur Weidenhäuser Brücke durchgängig gerade weiterfliest und einen Mühlkanal flussaufwärts von der Brücke speist. Ein stabiler Steg auf Pfählen verbindet die Flussinsel von einem kleinen Fussgängertor ausgehend. Nördlich schliesst sich eine weitere Flussinsel in der Lahn am rechten Bildrand an. Am Stadttor Barfüssertor im Süden der Stadt unterhalb der Kugelkirche steht ein weiterer Kirchenbau mit gotischem Spitzturm, eventuell an der Stelle des heutigen Barockhäuschens neben dem Franziskanerkloster. Rentturm unterhalb des Schlosses im Norden der Oberstadt (etwa am Renthof) mit ähnlicher Form wie der Rententurm in Frankfurt. Eine kleine Kapelle mit Türmchen hinter der langen Häuserzeile der Oberstadt an der Wettergasse, von der Lage her eventuell die mittelalterliche jüdische Synagoge. Ziegen und Schafe am Hang bei Weidenhausen, eine mit 6 Pferden bespannte Kutsche braust auf dem Ostufer entlang flussaufwärts. Dargestellte Zeit: Nach 1473 (Turm der Stadtkirche gebaut, das bürgerschaftliche Marburger Rathaus von 1527 ist im Verhältnis zum Schloss und der Bafüsserkirche davor sehr klein dargestellt, wie nachträglich eingefügt), etwa Anfang des 16. Jahrhunderts vor dem Hochwasser von 1552. Ein Vorläufer dieses Kupferstichs wird auch Sebastian Münster zugeschrieben; anders als bei anderen Arbeiten von Kasper Merian fehlt hier die beschreibende Legende unterhalb der Stadtansicht oder Beschriftungen in der Abbildung selbst.