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Datei:St.-Jakobi-Kirche (Peine, Kernstadt) Christus auf dem Regenbogen, angebetet von Maria und Johannes.jpg

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Beschreibung

Beschreibung
Deutsch: Hillebrand, E. (1904) Die neue St. Jakobikirche in Peine. Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang LIV, Heft X bis XII, S. 537-546.

Nachdem zu Beginn der neunziger Jahre die Jakobigemeinde in Peine den Entschluß gefaßt hatte, an Stelle ihres aus dem Ende des 17. Jahrhunderts stammenden baufälligen Gotteshauses ein neues zu errichten, beauftragte der Kirchenvorstand den Verfasser mit der Lieferung des Entwurfs für den Neubau, welcher auf dem Platze der alten Kirche errichtet werden sollte. Der anfänglich für 900 Sitze berechnete Entwurf wurde noch in letzter Sekunde auf 1000 Sitze umgearbeitet und in seiner neuen Gestalt dem Bau zugrunde gelegt. Er gelangte unter Oberleitung des Verfassers zur Ausführung, während die örtliche Leitung in den Händen des Architekten M. Rößler lag. Nach Abbruch der alten Kirche erfolgte am 5. August 1896 die Grundsteinlegung und am 19. März 1899 die festliche Einweihung des neuen Gotteshauses.

Der im Mittelpunkte der Stadt zwischen Breitestraße und Echternstraße ringsum freiliegende Bauplatz, auf den von mehreren Seiten Nebenstraßen zuführen, hat bei ausreichender Länge eine verhältnismäßig geringe Breite. Es war daher geboten, die Breitenmaße des Bauwerks tunlichst einzuschränken. So zeigt der Grundriß einen langgestreckten Innenraum von rechteckiger Form, der am Turmende und durch die seitlichen Vorsprünge des Querschiffs und Chores etwas erweitert wird. Auch im äußeren Gesamtbilde kommt der Langhausbau mit seinem einachen Satteldach entschieden zur Geltung, namentlich dadurch, daß die Flügel des Querschiffs und die Chorerweiterungen mit ihren Dächern niedriger abschließen als das Hauptdach. An der westlichen Schmal- und Eingangseite, welche der Breitestraße zugekehrt ist, erhebt sich der quadratische Glockenturm mit seitlichen Treppenhäusern und deren niedrigen Vorräumen. Das Ostende der Kirche wird durch den rechteckigen Chor abgeschlossen, an den sich in niedrigen Anbauten zwei Sakristeien anlehmen.

Die Kirche enthält drei getrennte und in verschiedener Höhe angebrachte Emporen, die Orgelempore vor dem Turm und die beiden Querschiffsemporen, von denen die südliche wegen der Nähe zur Kanzel etwas zurückgerückt ist. Zur Orgelempore führen von den westlichen Vorhallen aus zwei Treppen, welche etwas oberhalb der Traufhöhe des Kirchendaches turmartig abgedeckt sind. Die Querschiffsemporen habe jede eine besondere Treppe erhalten, welche in dem Winkel zwischen Langhaus und Querschiff vorgebaut ist und mit ihrem Pultdache unterhalb der Fenster des Langschiffs abschließt. Von den beiden Wendeltreppen am Ostgiebel führt die eine zu dem unter dem Chore befindlichen Heizkeller, während beide als Zugänge zu dem Dachboden dienen. Zur Glockenstube gelangt man mittels der auf der Südseite des Turmes teilweise vorgekragten steinernen Wendeltreppe; weiter hinaus im Turm führen hölzerne Treppen und Leitern.

Die Kirche umfaßt 1000 feste Sitze von je 50 cm Breite und 84 cm Länge, von denen 764 im Erdgeschoß und 236 auf den Emporen untergebracht sind. Alle haben den ungehinderten Ausblick auf Kanzel und Altar; auch befinden sich im Mittelschiff nicht mehr als neun Sitze auf einer Bank. Aus Ersparnisgründen wurde auf die Anlage von Seitenschiffen verzichtet; dagegen haben die Umfassungen des Langhauses im Erdgeschoß spitzbogige Mauerblenden erhalten, welche tief genug sind, um darin eine Sitzbank unterzubringen. Im Obergeschoß sind die Langhausmauern etwas nach innen gerückt; dadurch entsteht in Emporenhöhe außen jederseits ein Mauerabsatz, welcher zu einem Laufgange vor den oberen Fenstern ausgenutzt und von der Orgelempore aus zugänglich gemacht ist. Den Kirchengängern stehen sieben Außeneingänge zur Verfügung, nämlich ein Haupteingang unter dem Turm und jederseits drei Nebeneingänge. Außerdem befinden sich am Chor ein äußerer Eingang zum Vorraum der Sakristeien und einer zur Kellertreppe.

Über die Stellungvon Kanzel, Altar, Taufbecken und Orgel, welche von den Üblichen nicht abweicht, ist nichts besonderes zu bemerken. Altar und Kanzel sind aus Stein hergestellt. Das Taufbecken aus Bronze mit der Jahreszahl 1561, eine figurenreiche Hildesheimer Arbeit, ist aus der alten Jakobikirche übernommen, ebenso die beiden Glocken. Von den übrigen alten Stücken verdient namentlich das in der nördlichen Chorerweiterung wieder aufgestellte Graf Schwicheldtsche Epitaph aus dem 16. Jahrhundert, welches zuletzt als Altarrückwand benutzt wurde, besondere Beachtung. - Die Kirche ist im frühgotischen Stil erbaut. Sämtliche Außenmauern sind aus Sandstein in Grandkalkmörtel mit etwas Zementzusatz ausgeführt.Die Sandsteine wurden zumeist aus den Deister, Osterwalder udn Sünteler Brüchen bezogen und zu den äußeren Einfassungen und Gesimsen als Werkstein scharriert, ferner zu den schlichten Außenseiten als Schichtstein in schellhammerrechter Bearbeitung, zu allen verputzten Hintermauerungen endlich als Bruchstein verwandt. Die Trockenhalterung der Außenmauern wird in gewohnter Weise durch im Mauerwerk ausgesparte Lüftungsrohre bewirkt, welche nach dem Dachraum ausmünden und am Fußende nach der Kirche zu offen sind. Sämtliche Haupt- und Nebenräume haben Gewölbe aus porösen Backsteinen erhalten, die an den Innenflächen mit Kalkmörtel verputzt und an den Außenflächen in den Dachräumen mti verlängertem Zementmörtel berappt sind. Die vorliegenden Rippen der großen Gewölbe wurden aus Formsteinen hergestellt, gefugt und mit einem Anstrich versehen. Alle inneren Türeinfassungen, Pfeilerecken, Fenstersohlbänke, Säulen und Bögen sind, soweit sie leicht beschädigt werden können, in schariertem Sandstein aus Lutter a.B. hergestellt, in größerer Höhe wurden alle Kanten und Flächen verputzt. Von den ruch Sandsteinsäulen unterstützten Emporen ist die Orgelempore gewölbt und mit einer teilweise vorgekragten Balkenlage versehen, auf welcher der Holzfußboden stufenförmig ansteigend befestigt ist. Die Querschiffsemporen wurden ebenso ansteigend aus Eisenträgern und Zementbeton hergestellt. Alle Dächer sind in Holz ausgeführt und einschließlich der Kehlen mit deutschem Schiefer auf Pappunterlage abgedeckt. Die steinernen Dachrinnen haben eine Auskleidung aus Blei erhalten; alle Abfallrohre bestehen aus Kupfer. Die Kirche ist mit einer Niederdruckdampfheizung ausgestattet, deren Rippenrohre zumeist in Kanälen unter den Seitengängen hergestellt und mit Leinöl abgebrannt sind.

Alle Verglasungen und Glasmalereien des Kircheninneren sind in Antikglas ausgeführt. Die Fenster im Schiff und die Chorrose stammen von der Firma Lauterbach u. Schröder in Hannover. Professor A. Linnemann in Frankfurt a.M. lieferte die seitlichen Fenster des Querschiffs und Chores. Den Hauptschmuck des Inneren bilden die farbigen Wand- und Deckenmalereien in Käsefarbe, welche ebenfalls nach den Entwürfen Linnemanns ausgeführt und in ihrer ornamentalen und figürlichen Ausstattung lebhaft an die alten Malereien im Kloster Wienhausen bei Celle erinnern. Bei dem Reichtum und der künstlerischen Eigenart dieser Bildersprache, welche streng im Stil der Kirche gehalten ist, aber doch ein modernes Gepräge trägt, verlohnt es sich wohl der Mühle, etwas näher auf ihren Inhalt einzugehen.

Die braunrot lasierten Wände im Schiff mit den putzgelb gehaltenen Nischenflächen und durchgezogenen braunen Fugen, dazu die hellen Gewölbekappen zwischen dunklen Rippen und Bögen, geben dem Kircheninnern eine vortreffliche malerische Stimmung, welche durch das Gelbgrün des Wandteppichs im Chor und den blauen Grund des Gewölbes daselbst vorteilhaft gehoben wird, wobei alle ornamentalen und figürlichen Einzelheitensehr gut zur Geltung kommen. Ein etwa 2 m hoher Wandteppich in schöner Zeichnung auf schwarzem Grunde umschließt den Innenraum hinter den Bänken im Erdgeschoß vom Turm bis zum Chor. Darüber in dem Bogenzwickel des Langhauses stehen auf Tiergestalten zwei symbolische weibliche Figuren, einerseits die ‚Liebe‘, welche den ‚Haß‘ besiegt, anderseits der ‚Glaube‘, welcher den ‚Unglauben‘ überwindet. Ein breites Schriftband mit Majuskeln umzieht in Sohlbankhöhe der oberen Langschiffsfenster den ganzen Innenraum bis zur Orgelempore. Über denselben zwischen den Fenstern des Lang- und Querhauses ist eine zierliche Säulengalerie gemalt, deren Felder nicht weniger als 16 Darstellungen aus der biblischen Geschichte von Erschaffung der Welt bis zum Einzug Christi in Jerusalem enthalten. Die Felder des Langhauses und Querschiffes zwischen den Fensterbögen und Kappenanschnitten sind durch helles Rankenwerk auf dunklem Grunde ausgefüllt, während die entsprechenden Wandfelder der Chorseiten zwei figürliche Darstellungen erhalten haben, auf der Nordseite der Christus am Jakobsbrunnen, auf der Südseite Christus mit der Umschrift „Ich bin das Licht der Welt“. Die Malereien an den übrigen Chorwänden mit ihren Motiven aus dem Tier- und Pflanzenreich sind, ebenso wie die vier großen Figuren der Evangelisten in den Ecken, dem Raume vortrefflich angepasst.

Zu der glücklichen Gesamtwirkung der Malereien, welche hier wie überall in der Kirche die Architektur in gelungener Weise unterstützen, trägt der auf die Gewölbe entfallende Teil wesentlich bei, namentlich die Malerei des Vierungsgewölbes, welche Christus als Weltrichter mit Schwert und Lilie auf dem Regenbogen sitzend darstellt, angebetet von Maria und Johannes und umgeben von Engeln, welche zum jüngsten Gericht blasen. Auch die Bemalung des Chorgewölbes, welche im Gegensatz zu den weißen Kappenflächen des Langschiffes dunkeln Grund und hellausgespartes Rankenwerk zeigen, bildet über dem Altarraum einen würdigen Abschluss.
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Quelle Eigenes Werk
Urheber Hans-Joachim Engelhardt

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Kurzbeschreibungen

Vierungsgewölbe St.-Jakobi-Kirche in Peine. Christus als Weltrichter mit Schwert und Lilie auf dem Regenbogen sitzend darstellt, angebetet von Maria und Johannes und umgeben von Engeln, welche zum jüngsten Gericht blasen. Die Erde ist sein Schemel.

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