Gerätewagen Dekontamination Personal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Dekon-LKW P)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gerätewagen Dekontamination Personal

Frontansicht des Gerätewagen Dekontamination Personal (Auslieferungsjahr 2014) vom Gefahrenstoffzug Donnersbergkreis aus der Einheit VG Eisenberg
Frontansicht des Gerätewagen Dekontamination Personal (Auslieferungsjahr 2014) vom Gefahrenstoffzug Donnersbergkreis aus der Einheit VG Eisenberg

Fahrzeugdaten

Abkürzung: GW Dekon P
Land: Deutschland
Besatzung: 0/1/5/6
Zul. Gesamtmasse: 16000 Kilogramm

Der Gerätewagen Dekontamination Personal (GW Dekon P),[1] vor 2014 Dekontaminationslastkraftwagen Personen (Dekon-LKW P)[2] oder im Fachjargon auch Dekon P bzw. Dekon-P genannt, ist ein deutsches Einsatzfahrzeug, welches für den Einsatz bei ABC-Schadenslagen bzw. bei Gefahrstoffunfällen konzipiert ist. Es handelt sich um ein Fahrzeug für den Zivil- und Katastrophenschutz, dessen Beschaffung durch den Bund erfolgt.[3] Seine Beladung dient der Einrichtung eines Dekontaminationsplatzes, auf dem Einsatzkräfte und Betroffene, die mit gefährlichen Substanzen in Berührung gekommen sind, durch die Besatzung dekontaminiert werden können.

Kurzbezeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die offizielle Kurzbezeichnung für den Dekontaminationslastkraftwagen Personen lautet Dekon-LKW P bzw. GW Dekon P für die neue Version in Form der Gerätewagen Dekontamination Personal;[1] dabei bedeuten:

Ausrückeordnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gerätewagen Dekontamination Personal rückt oft im Gefahrstoffzug mit dem Gerätewagen Gefahrgut aus. Er kann nicht allein operieren, ist jedoch Bestandteil des ABC-Dienstes im Katastrophenschutz.

In der Praxis kommen spezielle Dekontaminationsfahrzeuge jedoch relativ selten zum Einsatz, da bei den meisten Gefahrgutunfällen fast immer eine behelfsmäßige Dekontamination (zum Beispiel „Not-Dekon“) ausreichend ist. In manchen Feuerwehren werden sie allerdings auch wie ein Lastkraftwagen für Transportzwecke eingesetzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dekontaminationslastkraftwagen Personen (alten Typs)

Dekon-LKW P Landesfeuerwehrschule Niedersachsen
Dekon-LKW P Landesfeuerwehrschule Niedersachsen

Fahrzeugdaten

Abkürzung: Dekon-LKW P
Land: Deutschland
Besatzung: 0/1/5/6
Zul. Gesamtmasse: 10500 Kilogramm

Vom heute stark verbreiteten Dekon-LKW P nach BA 1013/1998[4] wurden seit 1998 371 Exemplare bestellt und größtenteils an Feuerwehren im gesamten Bundesgebiet ausgeliefert.

Dieser Variante gingen zwei Prototypen voraus. Bei diesen hatte man die Dekontaminationsausrüstung in einem Fahrzeug mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 7.490 kg untergebracht, das mit dem Führerschein der damaligen Klasse 3 gefahren werden konnte. Durch die absehbare Umstellung der Führerscheinklassen im Jahr 1999 wurde dieser Plan jedoch verworfen.

Der erste Prototyp (BA 1097/1992) war ein MAN-VW 8.150.[5] Er hatte 7 Sitzplätze und ebenfalls Allradantrieb.[5] Der zweite Prototyp (BA 1010/1997) war auf einem Iveco 75 E 14 mit Hinterradantrieb und 7 Sitzplätzen konzipiert.[6] Die auffälligsten Unterschiede zwischen den drei Varianten sind neben dem Gewicht die geringere Bodenfreiheit des nicht geländefähigen zweiten Prototyps sowie die von ursprünglich 3,20 m über 3,80 m auf 4,30 m gestiegene Länge der Ladefläche.

Im Jahr 2008 wurden 25 Fahrzeuge MAN TGM 18.280 – zusammen mit dem Mehrzweckkraftwagen (MzKW) des THW – beschafft. Zwischenzeitlich ist der Fahrzeugtypus überarbeitet worden und als Dekontaminationslastkraftwagen Personen 2 bzw. nunmehr Gerätewagen Dekontamination Personal etabliert.[2] Auch die Beladung hat sich – wie unten gezeigt wird – leicht gewandelt.

Für die Medizinische Task Force ist die Einführung von weiterentwickelten Dekontaminationslastkraftwagen Personen 2+ bzw. Gerätewagen Dekontamination Verletzter (GW Dekon V) geplant.[2][7]

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Normung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gerätewagen Dekontamination Personal ist nicht nach DIN genormt. Bei den meisten Exemplaren handelt es sich um Fahrzeuge, die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in einem Beschaffungsantrag (BA), in diesem Fall im BA 1013/1998, beschrieben und für den Zivilschutz sowie ergänzend für den Katastrophenschutz zentral beschafft wurden.[4] Diese Beschaffungsanträge sind in der Regel konkreter als Fahrzeugnormen, da in ihnen bestimmte Fahrgestelle, Motoren und die Beladung festgeschrieben sind.

Technischer Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beim Dekon-LKW P nach BA 1013 handelt es sich um einen Pritschenwagen auf MAN 10.163 mit Doppelkabine und einer hydraulischen Hubladebühne. Das zulässige Gesamtgewicht beträgt 10.500 kg (Nutzlast 4150 kg) und der Dieselmotor leistet 114 kW (155 PS). Das Fahrzeug ist mit Allradantrieb ausgerüstet und geländegängig.[8] Die neuen Gerätewagen Dekontamination Personal haben eine zulässige Gesamtmasse von 16.000 kg und eine höhere Nutzlast, der Motor leistet nun 250 kW (340 PS).[9]

Grundsätzliche Beladung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Fahrzeug befindet sich keinerlei feuerwehrtechnische Beladung zur Brandbekämpfung oder technischen Hilfeleistung, jedoch umfangreiche Beladung zum Aufbau und Betrieb eines Dekontaminationsplatzes. Die Beladung des Fahrzeuges besteht im Wesentlichen aus Duschzelt, Einmannduschkabine (EDK), Wasserdurchlauferhitzer (WDE), Hauswasserwerk (HWW), zwei Aufenthaltszelten mit dieselbetriebenem Zeltheizgerät, Schlauchmaterial, Wasserpumpen, Stromerzeuger, Beleuchtungsgerät sowie Falttanks zum Auffangen des kontaminierten Wassers. Es befindet sich jedoch kein Material zur Entnahme und Fortleitung aus der öffentlichen Wasserversorgung auf diesem Fahrzeug, weshalb es regelmäßig in Kombination mit Löschfahrzeugen eingesetzt wird.

Anpassung an die Trinkwasserverordnung von 2001[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dekontaminationslastkraftwagen Personen alten Typs mit neuer hessischer Beklebung

Bedingt durch die Trinkwasserverordnung aus dem Jahre 2001 musste die Beladung des Fahrzeuges angepasst bzw. ausgetauscht werden. Gleichzeitig wurde die Beklebung und Sichtbarkeit des Fahrzeuges verbessert. Dabei mussten folgende Beladungsgegenstände ausgetauscht werden:[10]

Ausstattung BA-Nr. 1013/98 Austauschsatz BA-Nr. 7096/13 (und andere)
Wasserdurchlauferhitzer Durchlauferhitzer, Heißwassermodul (HWM) 100
Warmwasserheizgerät mit Luftgebläse Zeltheizgerät, HEATER AIR 50B, mit Y-Verteiler, Warmluftschlauch, Thermostat für Zeltheizgerät mit Anschlussleitung, Warmluftstutzen, Heizung-Warmluftschlauch
Kreiselpumpe mit Hydrosteuerung Trinkwasserpumpe, 5,5 bar, ESPA Aspri 25-5
Duschstangen, zweiteilig Duschwasserverteilrohr, mit je drei Duschköpfen und zwei Schnellkupplungen, Ausführung „Austauschsatz“
Verbindungsschlauch D mit einer Blindkupplung Trinkwasserschlauch D, 3,5 m, (1/2", blau), zur Verbindung der beiden Duschwasserverteilrohre
4 Handbrausen mit Spiralschlauch Handbrause mit Schlauch bzw. Handbrause mit Stiel
Wärmeisolierkugeln
Packplane "Brauchwasser" mit 1000 Liter-Behälter Trinkwasser-Faltbehälter 1000 Liter, mit 1 Inliner in Packtasche, Inliner-Adapter C-fest und PE-Inliner für 1000 Liter Faltbehälter
Schlauch D, 3/4", 10 m Trinkwasserschlauch D, 15 m, (1/2", blau)
Schlauch D, 3/4", 2,00 m Trinkwasserschlauch D, 2 m, (3/4", blau)
Schlauch D, 3/4", 1,00 m Trinkwasserschlauch D, 10 m, (3/4", blau)
Schlauch D/Geka, 1/2", 10 m
Schlauch Geka, 3/4", 2,00 m
Saugschlauch C, 300 mm Trinkwasserschlauch C, 1,4 m (2", blau)
Saugschlauch C, 1.580 mm Trinkwasserschlauch C, 2 m, (2", blau)
Trinkwasserschlauch C, 1 m, (2", blau)
Trinkwasserschlauch C, 20 m, (Rollschlauch C52, blau)
Saugkorb C
Schlauchabsperrung / Kugelhahn D Kugelhahn D, 1", 2 D-Festkupplungen
Schlauchabsperrung / Kugelhahn C Kugelhahn C, 2", 2 C-Festkupplungen
Übergangsstück C - D Übergangsstück C-D
Übergangsstück Geka - D Übergangsstück D-GEKA
Übergangsstück D-1" AG
Übergangsstück D-3/4" AG
Verteiler D - DD Verteiler D-2D, 3 D-Festkupplungen
Verteil- / Y-Stück D Verteiler D-2D, mit Rückflussverhinderer und zwei Kugelhähnen
Rohrbogen, 90°, C Bogen C, 90°, (2")
Handbrause, Geka
Standrohr 2C, mit Rückflussverhinderer
Unterflur-Hydrantenschlüssel C nach DIN 3223
Überflur-Hydrantenschlüssel B nach DIN 3223
Rückflussverhinderer B-C, Festkupplungen
Druckminderer 5 bar, D, 1"
Kupplungsschlüssel B-C
Verteiler C-3C, drei Kugelhähne, eine Festkupplung
Verteiler C-2C, 2"
Einpersonen-Dusche,

bestehend aus:

  • Einpersonen-Duschwanne
  • Einlegeboden, zweiteilig
  • Ablaufsieb
  • Spritzschutzvorhang
  • Gestell für Spritzschutzvorhang, 9-teilig
  • Vorduschwanne (Transportdeckel)
Einpersonen-Duschkabine
Heringe in Tasche
Hammer 1,5 kg
Reparatursatz,

bestehend aus:

  • Kleber
  • Flicken Zelthaut grau
  • Flicken Zelthaut weiß
  • Flicken Stützgerüst / Plane
  • Stempel
Ventilausdrehwerkzeug
Elektrisches Zeltgebläse (Blower) mit Füllschlauch
Druckminderer für Pressluftbefüllung
Spiralschlauch mit Waschbürste
Abwasserrohr DN 100, 0,5 m, (HT Rohr)
Abwasserrohr exzentrisch DN 100 × 70, HT-Übergangsrohr
Platten zur Bodenerhöhung
Desinfektionssatz,

bestehend aus:

  • Vernebler, mit Geka-Kupplung
  • Kanister Desinfektionslösung S003, 5 kg, mit Sprayer
  • Kanister Desinfektionslösung S003, 10 kg
  • Dose mit 100 Sanosil-Teststreifen
Übergangsstück Geka-D
Übergangsstück Geka-C
Kontaminationsnachweisgerät CoMo-170 ZS, in Koffer

mit je:

  • 2 Batterien (AA)
  • 2 Ohrhörern
Ersatz Mylar-Folienrahmen + Moosgummi-Dichtung
Schraubendreher Kreuzschlitz PH0 × 60
USB-Datenkabel
Anleitung CoMo-170 ZS, Ringbuch
Anleitung Software, Ringbuch
CD: Software und Anleitungen
Unterlegplane Duschkabine (3000 × 4000 mm)
Druckluftadapter für Reifenfüllanschluss

Beladungsbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgenden Abschnitte stellen die aktuelle Beladung gemäß dem Beladeplan der Hessischen Landesfeuerwehrschule durch Fotografien und Bildunterschriften dar:

Übersichtsbilder der Ladereihenfolge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reihe an Ladebordwand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mittler Reihe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Reihe an Stirnwand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geräte nach neuer Trinkwasserverordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alternative[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch im Bereich der Dekontamination wurden Abrollbehälter als Alternativen zum Gerätewagen Dekontamination Personal bzw. zum Dekontaminationslastkraftwagen Personen entwickelt.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dekontaminationslastkraftwagen Personen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Gerätewagen Dekontamination Personal (GW Dekon P) BBK; abgerufen am 18. März 2020
  2. a b c Ergänzung des Katastrophenschutzes der Länder für Zwecke des Zivilschutzes; Bezeichnungen (Memento vom 15. April 2016 im Internet Archive) (PDF) BBK, 2013, Az.: III.6-569-00
  3. Franz-Josef Sehr: 50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Beselich. In: Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Landkreis Limburg-Weilburg 2023. Limburg 2022, ISBN 978-3-927006-59-1, S. 75–79.
  4. a b siehe für die Fahrzeuge dieses Typs: Begleitheft mit dem Beladeplan für den Dekon-LKW P aus dem Beschaffungsauftrag Nummer 1013/1998 (PDF) BBK, 1999
  5. a b Typenblatt für den Dekon-LKW P aus dem Beschaffungsauftrag Nummer 1097/1992 (PDF) BBK, 2000
  6. Typenblatt für den Dekon-LKW P aus dem Beschaffungsauftrag Nummer 1010/1997 (PDF) BBK, 2000
  7. Das neue Ausstattungskonzept des Bundes. Die Medizinische Task Force (MTF). (PDF)
  8. Dekontaminationsfahrzeug für Personen (Dekon-LKW P) der Freiwilligen Feuerwehr Beselich-Obertiefenbach
  9. Gerätewagen Dekontamination Personal, Freiwillige Feuerwehr Eisenberg (Pfalz), abgerufen am 24. Januar 2023
  10. Austauschanweisung: Dekontaminationslastkraftwagen Personen (Dekon-LKW P; MAN 10.163 LAEC/L26) BA-Nr. 1013/98 (einschließlich Ausstattung)