Delfin 4

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Delfin 4 (Diagnostik, Elternarbeit, Förderung der Sprachkompetenz In Nordrhein-Westfalen bei 4-Jährigen[1]) ist ein Sprachtest, der im Februar 2007 vorgestellt wurde und von März 2007 bis Juli 2014 für alle Kinder in Nordrhein-Westfalen vorgeschrieben war. Seit August 2014 gilt der Test in NRW nunmehr für Kinder, die keine Kindertageseinrichtung besuchen.[2] Im Februar 2010 startete Delfin 4 in Sachsen-Anhalt[3], wurde aber 2013 wieder eingestellt.

Testverfahren und Ergebnisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Methodik wurde von der Pädagogin Lilian Fried an der Technischen Universität Dortmund entwickelt.

Es handelt sich um ein zweistufiges Verfahren, mit dem auf spielerische Weise die Sprachkompetenz und damit letztlich die Schulfähigkeit von Kindern zwei Jahre vor der Einschulung überprüft werden soll. Stufe 1 steht unter dem Oberthema „Besuch im Zoo“ und ähnelt dem Brettspiel „Mensch ärgere Dich nicht“. Der Test dauert ca. 25 Minuten.[4] Kinder, bei denen die Sprachfähigkeit unklar blieb oder die nicht den Kindergarten besuchen, werden in der Stufe 2 („Besuch im Pfiffikus-Haus“) einzeln getestet. Sollten dann Defizite festgestellt werden, ist eine weitere Sprachförderung vorgesehen. Diese ist verbindlich. Pro Kind und Jahr werden dafür 350 € zur Verfügung gestellt. Die Förderung soll in Kindertagesstätten stattfinden.[5]

Im Jahr 2007 waren ca. 180.000 Vierjährige zu untersuchen, die Tests wurden von Grundschullehrern durchgeführt.[6] Es wurde geschätzt, dass ca. 50.000 bis 60.000 Kinder einen speziellen Förderbedarf haben. Nachdem erste regionale Ergebnisse vorlagen, wurde berichtet, dass mehr als 40 % der getesteten Vierjährigen an der zweiten Phase der Sprachstandserhebung teilnehmen mussten; so wurde aus Köln von einer „Durchfallquote“ in Einzelfällen von 60 bis 80 % berichtet. Viele Einrichtungen berichteten, dass die Kinder mit der ungewohnten Situation Schwierigkeiten hatten.[7] Die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion der Grünen im Landtag Nordrhein-Westfalen, Sigrid Beer, erklärte daher, die Landesregierung müsse das Verfahren „auf den Prüfstand stellen“.[8]

In der im Jahre 2013 veröffentlichten Mercator-Studie erfüllt das Testverfahren lediglich 13 der 32 Qualitätskriterien für Sprachstandserhebungen im Elementarbereich und führte damit die Schlussgruppe an.[9]

In Sachsen-Anhalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Sachsen-Anhalt wurde Delfin 4 kontrovers diskutiert. Grundsätzlich wurde die Einführung begrüßt, Psychologen und Logopäden stellten aber die Standards in Frage. Das Ministerium verwies dagegen auf die guten Erfahrungen in Nordrhein-Westfalen.[10]

2013 wurde die Anwendung des Tests in Sachsen-Anhalt wieder eingestellt, da er sich in der Praxis nicht bewährt hatte. Bemängelt wurde von Seiten der Erzieherinnen, dass die Prozedur des Testens nicht kindgerecht sei[11] und dass Kinder, die mutmaßlich einer zusätzlichen Förderung oder Therapie bedurften, vom Test als unauffällig eingestuft wurden.[12]

In Nordrhein-Westfalen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die zum 1. August 2014 in Kraft getretene Gesetzesänderung, mit der u. a. § 36 Abs. 2 Schulgesetz NRW angepasst worden ist, liegt die Feststellung der sprachlichen Entwicklung und die sich daraus ergebende Förderung der Kinder, die eine Kindertageseinrichtung besuchen, in der Hand der Kindertageseinrichtung selbst. Dies wird in Form von alltagsintegrierter Sprachbildung und Beobachtung umgesetzt.[13]

Kinder, die keine Kindertageseinrichtung besuchen und Kinder, deren Eltern der Bildungsdokumentation in der Kindertageseinrichtung nicht zugestimmt haben, werden auch künftig mit dem Verfahren Delfin 4 überprüft. Für diese Kinder wird der Einzeltest „Besuch im Pfiffikushaus“ von Grundschullehrkräften oder sozialpädagogischen Fachkräften in den Grundschulen eingesetzt.

Wird auf der Grundlage des Sprachstandstests bei einem Kind, das keine Kindertageseinrichtung besucht, ein Bedarf an Sprachförderung festgestellt, wird den Eltern wie bisher empfohlen, ihr Kind in einer Kindertageseinrichtung anzumelden. Kommen die Eltern dieser Empfehlung nicht nach, so werden sie vom Schulamt verpflichtet, ihr Kind an einer vorschulischen Sprachfördermaßnahme in einer Kindertageseinrichtung oder in einem Familienzentrum teilnehmen zu lassen. Besucht das Kind bereits eine Kindertageseinrichtung und wird ein Bedarf an Sprachförderung festgestellt, erfolgt weiterhin eine alltagsintegrierte Sprachförderung durch die Kindertageseinrichtung.[2]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Blech, Thomas: DELFIN 4: Sprache und Bildung oder wie ein kritisches Verständnis von Pädagogik baden geht. In: TPS. Leben, Lernen und Arbeiten in der Kita, Ausgabe 8, 2007, S. 40–43.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sprachstandsfeststellung zwei Jahre vor der Einschulung für Kinder, die mit Delfin 4 getestet werden – Informationen für Eltern (Memento vom 9. Februar 2016 im Internet Archive) (PDF; 643 kB), in: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen.
  2. a b Sprachstandsfeststellung zwei Jahre vor der Einschulung (Memento vom 7. Juni 2016 im Internet Archive), in: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen.
  3. Kindergärtnerinnen stehen schon in den Startlöchern (Memento vom 16. Februar 2016 im Internet Archive), in: Mitteldeutsche Zeitung vom 4. Jan. 2010.
  4. Bernhard Eibeck: Sprachtests in NRW: Es geht nicht um die Kinder, in: bildungsklick.de, 30. Mai 2007.
  5. Verbindlicher Deutschtest für Vierjährige, in: Kölner Stadt-Anzeiger vom 12. Februar 2007.
  6. Delfin 4 – Diagnose und Förderung der Sprachkompetenz (Memento des Originals vom 9. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zukunftsschulen-nrw.de, in: Zukunftsschulen NRW.
  7. Frangenberg, Helmut: Ein Delfin, der Stress macht, in: Kölner Stadt-Anzeiger vom 30. März 2007.
  8. Pressemitteilung Grüne: Beer: Schulministerin muss „Delfin 4“ auf den Prüfstand stellen, auf: gruene.landtag.nrw.de vom 5. April 2007. (tot)
  9. Uwe Neugebauer, Michael Becker-Mrotzek: Die Qualität von Sprachstandsverfahren im Elementarbereich (PDF; 1,5 MB), Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache, Seite 42, 2013.
  10. «Delfin» testet die Sprache von Kindern in: Mitteldeutsche Zeitung vom 3. Dez. 2009.
  11. Kindergarten-Sprachtests sind Geschichte in: Volksstimme vom 11. Januar 2013.
  12. Delfin 4 auf dem Prüfstand: eine Evaluation in halleschen Kindergärten (Memento des Originals vom 3. Dezember 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dgs-ev.de (PDF; 94 kB).
  13. Die Sprachentwicklung von Kindern möglichst früh fördern – Alltagsintegrierte Sprachbildung und Beobachtung (Memento des Originals vom 9. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mfkjks.nrw, in: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]