Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee

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Schaftlach–Tegernsee
Strecke der Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee
Übersicht der Bahnstrecken südlich von Holzkirchen
Streckennummer (DB):9560
Kursbuchstrecke (DB):957
429 (1944)[1]
Streckenlänge:12,4 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C3
Maximale Neigung: 30 
Minimaler Radius:145 m
Höchstgeschwindigkeit:80 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
von Lenggries
0,0 Schaftlach 757 m
nach/von Holzkirchen
4,6 Moosrain
6,3 Finsterwald (seit 2018)
7,9 Gmund (Tegernsee) 735 m
Mangfall
10,2 St. Quirin
12,4 Tegernsee 759 m

Quellen: [2][3]

Die Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee (auch bekannt als Tegernseebahn) ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn in Bayern. Sie zweigt in Schaftlach von der Bahnstrecke Holzkirchen–Lenggries ab und führt über Gmund nach Tegernsee. Die Infrastruktur wird von der Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft betrieben, der Zugverkehr von der Bayerischen Oberlandbahn.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schuldverschreibung über 1.000 Mark der Eisenbahn-AG Schaftlach-Gmund-Tegernsee vom 15. April 1905

Die Eisenbahn-Actiengesellschaft Schaftlach–Gmund erhielt 1882 von König Ludwig II. die Konzession für Bau und Betrieb einer Bahnstrecke von Schaftlach nach Gmund, die 1883 eröffnet wurde.[4]

1896 wurde die Konzession für eine Verlängerung der Bahnstrecke nach Tegernsee erweitert. 1902 wurde die Strecke bis Tegernsee eröffnet; eine zunächst geplante Verlängerung nach Rottach-Egern kam u. a. wegen erfolgloser Grunderwerbsverhandlungen nicht zustande.[5] Die Eignergesellschaft änderte ihren Namen in Eisenbahn-Actiengesellschaft Schaftlach-Gmund-Tegernsee (EAG).

Ab den 1930er bis in die 1960er Jahre verkehrten Schnelltriebwagen zwischen Tegernsee und München, für die zur Vermeidung der Fahrtrichtungswechsel in Schaftlach eine Verbindungskurve bestand.[6]

1942 wurde der Firmenname in Tegernsee-Bahn Aktiengesellschaft (TAG) geändert.

Die drohende Betriebseinstellung im Jahre 1967 konnte nur durch einen Investitionsmittelzuschuss des Freistaats Bayern abgewendet werden.[7]

1983 wurde der Bahnbetrieb auf die neugegründete Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH (TBG) übertragen. Das Vermögen der Gesellschaft umfasst die Bahnstrecke Schaftlach–Tegernsee mit 12,4 Kilometern Länge und 147.000 m² Fläche, die beiden Bahnhofsgebäude in Gmund und Tegernsee samt Grundstücken von zusammen 35.000 m², zwei unbebaute Seeufergrundstücke mit zusammen 12.000 m² und 2.330 m² mit 33 Wohneinheiten bebauter Grund am Tegernsee.[8]

1998 stellte die TBG den Fahrbetrieb ein. Den Betrieb übernimmt seitdem die Bayerische Oberlandbahn (BOB) im Auftrag der Bayerischen Eisenbahngesellschaft.[9]

1999 verkaufte die TBG den gesamten Schienenfuhrpark, wodurch die Betriebsgesellschaft nur noch als Eisenbahninfrastrukturunternehmen fungiert. Am 20. Dezember 2012 verkaufte die Eigentümerin TAG Immobilien die Tegernseebahn für 11 Millionen Euro an die beiden Gemeinden Tegernsee und Gmund (jeweils 45 Prozent der Anteile) sowie an den Landkreis Miesbach (10 Prozent).[10]

Zukunftsaussichten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bahnstrecke ist in die Planungen zum Ausbau der Bahnstrecke Holzkirchen–Lenggries einbezogen und soll mit dieser elektrifiziert werden. Zudem soll die maximale Zuglänge von 108 auf 140 Meter steigen. 2023 war das Ziel der Bayerischen Staatsregierung die Inbetriebnahme der Oberleitung Anfang der 2030er Jahre.[11]

Streckenbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gleise im Bahnhof Tegernsee

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke verlässt den Bahnhof Schaftlach in Richtung Nordosten und führt nach einer Rechtskurve östlich am Ort vorbei. In südöstliche Richtung führend erreicht sie Moosrain und nach einer 1,2 km langen Gefällestrecke sowie einer Schleife den Bahnhof Gmund am Tegernsee. Nach dem Bahnhof wird in einer Rechtskurve die Mangfall überquert und entlang des Tegernsees der Endbahnhof in der gleichnamigen Stadt erreicht.

Die TBG betreibt 15 Bahnübergänge auf der Strecke, davon sind zwölf mit Blinklicht und Halbschranken gesichert, drei nur mit Blinklicht.[12]

Betriebsstellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moosrain[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Haltepunkt liegt im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Gmund am Tegernsee.[13]

Haltepunkt Finsterwald[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2017 sollte zur Anbindung des Gmunder Ortsteils Finsterwald und der dort 2014 eröffneten Realschule zwischen Moosrain und Gmund ein neuer Haltepunkt Gmund Finsterwald errichtet werden.[14] Aufgrund hoher Kosten verzögerte sich die Eröffnung um etwa ein Jahr.[15] Der 120 Meter lange Bahnsteig wird seit 21. Oktober 2018 von den Regionalbahnen bedient, die feierliche Einweihung fand erst am 19. November statt.[16]

Bahnhof Gmund (Tegernsee)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Südseite des Bahnhofs in Gmund

Der Bahnhof Gmund (Tegernsee) (Lage) bei Streckenkilometer 7,7 liegt im oberbayerischen Pfarrdorf Gmund am Tegernsee. Das denkmalgeschützte Empfangsgebäude des um 1883 errichteten und bis 1902 als Endpunkt der Strecke fungierenden Bahnhofs ist ein zweigeschossiger Bau mit überstehendem Flachsatteldach. Die südliche, zu den Gleisen gewandte Seite prägt ein Giebelrisalit. Fenster- und Türrahmen spielen mit Formen der Neorenaissance.[17]

St. Quirin[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ursprünglich gab es im Gmunder Ortsteil St. Quirin einen eigenen Haltepunkt. Dieser wurde bereits vor vielen Jahren aufgelassen.

Tegernsee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Tegernsee

Das Empfangsgebäude des Endbahnhofs der Strecke (Lage) ist ein Satteldachbau mit breiten Quergiebeln, das im Jahr 1902 im Heimatstil mit Zierfachwerk und Putzornamenten erbaut wurde. Die Bahnsteighalle hat ein eisernes Bahnsteiggitter.[18] In Tegernsee befand sich ein mechanisches Stellwerk. Im Bahnhofsgebäude ist heute der Bedienraum eines ESTW, das die gesamte Strecke steuert.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Siegfried Bufe, Hannes Geier, Helge Hufschläger: Tegernsee-Bahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 2001, ISBN 3-922138-73-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Kursbuchauszug 1944
  2. Infrastrukturbeschreibung – Strecken-, Stations- und Anlagendatenblätter. Anlage VI zum Grundsatz-Infrastruktur-Nutzungs-Vertrag. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft, 21. Oktober 2021 (tegernsee-bahn.de [PDF; abgerufen am 6. Februar 2024]).
  3. Eisenbahnatlas Deutschland 2009/2010. 7. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2009, ISBN 978-3-89494-139-0.
  4. Geschichte der Tegernsee-Bahn. (Memento vom 3. Januar 2014 im Internet Archive) In: eisenbahnnostalgie-deutschland.de
  5. Helge Hufschläger, Walther Zeitler: 100 Jahre Tegernsee-Bahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham/München 1983, ISBN 3-922138-16-0, S. 18.
  6. Alexander Bauer: Bayern: VT 27 der Tegernseebahn vorgestellt. In: Lok-Report. Lokomotive Fachbuchhandlung, 8. April 2019, abgerufen am 6. Februar 2024.
  7. Helge Hufschläger, Walther Zeitler: 100 Jahre Tegernsee-Bahn. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham/München 1983, ISBN 3-922138-16-0, S. 75.
  8. Christopher Horn: Tegernseer Bahnhof: Bürger planen Demos. In: Tegernseer Stimme. 30. November 2012, abgerufen am 18. September 2018.
  9. Historie. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft, abgerufen am 4. Juni 2018.
  10. Elf Millionen Euro für die Tegernsee-Bahn. In: merkur-online.de. 11. Januar 2013, abgerufen am 11. Januar 2013.
  11. Attraktiverer Schienenverkehr im Oberland. Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, 1. August 2023, abgerufen am 6. Februar 2024.
  12. Bahnübergänge. In: tegernsee-bahn.de. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH, abgerufen am 4. Juni 2018.
  13. Haltepunkt Moosrain. In: tegernsee-bahn.de. Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft mbH, abgerufen am 4. Juni 2018.
  14. Gerti Reichl: Regierung genehmigt Pläne: BOB-Haltestelle in Finsterwald kommt. In: merkur.de. 21. Juli 2016, abgerufen am 1. Juni 2017.
  15. Tegernsee-Bahn hebt Ausschreibung für Finsterwald auf – Bau der Haltestelle verzögert sich. In: Das Gelbe Blatt. 31. Juli 2017, abgerufen am 8. Januar 2018.
  16. Peter Posztos: "Gmund-Finsterwald" seit heute in Betrieb: Das ist der neueste BOB-Halt im Tal. In: Tegernseer Stimme. 21. Oktober 2018, abgerufen am 13. November 2018.
  17. Denkmalliste für Gmund a.Tegernsee (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
  18. Denkmalliste für Tegernsee (PDF) beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege