Elizabeth Povinelli

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Elizabeth A. Povinelli (* 3. Februar 1962 in Buffalo) ist eine amerikanische Anthropologin.

Sie ist Franz Boas Professor of Anthropology an der Columbia University und dort Direktorin des Institute for Research on Women and Gender und war Co-Direktorin des Centre for the Study of Law and Culture. Ihre Forschung, Publikationen und Filme untersuchen den Liberalismus aus der Perspektive australisch-indigener und queerer Kontexte.[1] Sie ist Autorin von Büchern und Aufsätzen zur kritischen Theorie des Liberalismus und ehemalige Herausgeberin der Fachzeitschrift Public Culture.

Beruflicher Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ihren Bachelor in Philosophie und Mathematik erhielt Povinelli 1984 am St. John’s College in Santa Fe. Ihren Master beendete sie 1988 an der Yale University, wo sie 1991 auch ihren PhD in Anthropologie absolvierte.[2] Povinelli ist eines der Gründungsmitglieder des Karrabing Film Collective.

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Povinellis akademische Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung einer kritischen Theorie des Siedlerliberalismus, der laut ihrer These eine „Anthropologie des Anderen“ fördert. Diese Theorie des „Anderen“, die in erster Linie von der Kolonialtheorie der Siedler und dem Pragmatismus geprägt ist, kritisiert Povinelli in Bezug auf dessen machtpolitische Konsequenzen.

In Geontologies: A Requiem to Late Liberalism zeigt Povinelli, dass der Begriff der Biopolitik von Foucault nicht in der Lage ist, zeitgenössische Mechanismen von Macht und Regierungsführung angemessen aufzudecken. Sie schlägt dahingehend den Begriff der Geontopower vor, der auch die Aspekte geologischer und ontologischer Machttechniken thematisiert.[3] Geontologische Macht oder Geontopower bezieht sich auf die Machthierarchie innerhalb der spätliberalen Gesellschaft, die durch das bestimmt wird, was man Leben und Nicht-leben nennt. In diesem Rahmen dient beispielsweise die Unterscheidung zwischen Biologie und Geologie als Mechanismus, um indigene Völker von der Arbeits- und Lebenswelt der westlichen Gesellschaft auszuschließen und den Kolonialismus zu rechtfertigen.[4] Geontologies untersucht diese Machtbildung aus der Perspektive der indigenen australischen Bevölkerung und deren Proteste und Kämpfe gegen den Siedlerstaat. Povinelli untersucht ebenfalls, wie zeitgenössische kritische Konzepte – anthropogener Klimawandel, Plastizität, neuer Materialismus, Antinormativität –, die eigentlich die Geontopower kritisieren wollen, oft unabsichtlich in eine Fundierung desselben umschlagen.[3]

Gemeinsam mit dem Karrabing Film Collective hat Povinelli an Ausstellungen auf der Sydney Biennale, der Tate Modern in London, der Documenta-14 und dem MoMA, PS1 in New York teilgenommen.[2]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Empfängerin des German Transatlantic Program Prize und Fellow an der American Academy in Berlin im Herbst 2011.[5]
  • Als Teil des Karrabing Film Collectives erhielt Povinelli den MIFF 2015 Cinema Nova Award für den besten Kurzspielfilm[6] und den Visible Award 2015.[7]
  • 2018 wurde sie zur korrespondierenden Fellow der Australian Academy of the Humanities gewählt.[8]
  • Geontologies: A Requiem to Late Liberalism wurde 2017 mit dem Lionel Trilling Book Award ausgezeichnet.[9]

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monographien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Inheritance. Durham: Duke University Press, 2021.
  • Geontologies: A Requiem to Late Liberalism. Durham: Duke University Press, 2016.
    • Geontologien. Requiem auf den Spätliberalismus, aus dem Englischen übersetzt von Axel Walter, Merve Verlag, Leipzig 2023, ISBN 978-3-96273-023-9.
  • Economies of Abandonment: Social Belonging and Endurance in Late Liberalism. Durham: Duke University Press, 2011.
  • The Empire of Love: Toward a Theory of Intimacy, Genealogy, and Carnality. Durham: Duke University Press, 2006.
  • The Cunning of Recognition: Indigenous Alterities and the Making of Australian Multiculturalism. Durham: Duke University Press, 2002.
  • Labor's Lot: The Power, History and Culture of Aboriginal Action. Chicago: The University of Chicago Press, 1994.

Artikel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filme (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Day in the Life (2020)
  • The Mermaids, or Aiden in Wonderland (2018)
  • Night Time Go (2017)
  • The Jealous One (2017)
  • Wutharr, Saltwater Dreams (2016)
  • Windjarrameru, The Stealing C*nt$ (2015)
  • Karrabing! Low Tide Turning (2012)
  • When the Dogs Talked (2014)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Haus der Kulturen der Welt: Beitragende: Elizabeth A. Povinelli. 17. Juli 2019, abgerufen am 20. Februar 2020.
  2. a b Elizabeth A. Povinelli | Department of Anthropology. Abgerufen am 20. Februar 2020.
  3. a b Elizabeth Povinelli. In: American Academy. 1. Oktober 2016, abgerufen am 20. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).
  4. Info Unltd with Elizabeth Povinelli and Ana Guzmán. Abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).
  5. Elizabeth Povinelli. In: American Academy. Abgerufen am 20. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).
  6. 2015 Shorts Awards. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Februar 2020; abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/miff.com.au
  7. Karrabing Film Collective wins the 2015 Visible Award. In: visibleproject. 3. November 2015, abgerufen am 20. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).
  8. Welcoming our newly elected Fellows. In: Australian Academy of the Humanities. 18. November 2018, abgerufen am 20. Februar 2020 (australisches Englisch).
  9. CalArts Welcomes Elizabeth Povinelli and Saidiya Hartman as 2020 and 2021 Theorist in Residence. 28. März 2019, abgerufen am 20. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).