Fisting

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Faustverkehr (engl. Fisting, von fist „Faust“) bzw. Fisten oder Fausten ist eine sexuelle Praktik, bei der mehrere Finger bis hin zu einer oder mehreren Händen in die Vagina (brachiovaginal) oder den Anus (brachioproktisch) eingeführt werden.

Varianten

Zeichnerische Darstellung

Vaginaler Faustverkehr

In der Regel können bei den ersten Fistingversuchen nur einige Finger eingeführt werden. Da der muskuläre Vaginalschlauch als natürlicher Geburtskanal von Natur aus stark dehnbar ist, kann diese Spielart grundsätzlich unabhängig von Alter und Beckenbau praktiziert werden.

Analer Faustverkehr

Der Anus ist im Vergleich zu einer Vagina anatomisch wesentlich enger und weniger dehnbar. Auch hier ist es möglich, klein anzufangen und langsam zu steigern, wobei die breiteste Stelle mit Mittelhand und Daumen am schwierigsten ist. Eventuell kann noch ein Teil des Unterarms folgen. Es empfiehlt sich die Verwendung von viel Gleitmittel, wobei von solchem mit betäubender Wirkung abzuraten ist, da eventuelle Schmerzen ein sicheres Zeichen sind, aufzuhören.

Wegen der starken Auslieferung an den Partner ist diese Sexualpraxis vor allem in der BDSM-Szene verbreitet. In den 1970er Jahren wurde vor allem in der US-amerikanischen Lederszene das Backfett Crisco als Gleitmittel populär, da es leicht und in größeren Gebinden verfügbar ist, in die man eine ganze Hand stecken kann.

Doppelter Faustverkehr

Dies ist das Penetrieren der Vagina oder des Anus mit beiden Händen. Ebenfalls wird die gleichzeitige Penetration der Vagina mit einer und des Anus mit der anderen Hand so bezeichnet.

Risiken

Handschuhe und Gleitmittel können das Infektions- bzw. Verletzungsrisiko deutlich verringern.

Die unmittelbaren Risiken beim Faustverkehr bestehen bei ruppigem oder gewaltsamem Vorgehen in Verletzungen des Anus bzw. der Vagina, welche sehr schmerzhaft sein können. In Extremfällen kann es zu einer Perforation des Darms kommen, die einen medizinischen Notfall darstellt.[1] Ferner besteht die Gefahr einer Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten, insbesondere solchen, die mittels Schmierinfektion durch Hautkontakt entstehen können, wie Tripper, Herpes oder Feigwarzen[2] sowie Pilzinfektionen. Auch eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus durch das Fisten ist grundsätzlich möglich.[3][4] Das Risiko einer HIV-Infektion wird als äußerst gering eingestuft.[5] Bei Frauen kann es darüber hinaus leicht zu einer unspezifischen Scheideninfektion kommen, wenn Darmbakterien in die Vagina übertragen werden. Das Verletzungs- oder Infektionsrisiko kann mittels Verwendung von reichlich Gleitmittel und Handschuhen deutlich verringert werden und ist entgegen weitverbreiteter Meinung nur wenig vom Alter der gefisteten Person abhängig.[6]

Ungeklärt sind die langfristigen Folgen von analem Fisting und Analdehnung. Therapeutische Analdehnung zur Behandlung von Analfissuren führt nach klinischen Studien zur Schädigung des Schließmuskels. Diese Schädigung macht sich nicht sofort und in jedem Fall durch Stuhlinkontinenz bemerkbar. Von Proktologen wird jedoch der Umstand angeführt, dass im jüngeren und mittleren Alter die Beckenbodenmuskulatur die Schädigung des Sphinkters kompensiert und so die Schließfähigkeit sicherstellt. Im fortgeschrittenen Lebensalter schwindet die Beckenbodenmuskulatur jedoch, sodass der Schließmuskel keine Unterstützung mehr erhält. In diesem Stadium könnte eine zuvor unerkannte und äußerlich nicht sichtbare Schädigung zur Stuhlinkontinenz führen.[7] Eigenständige Untersuchungen zu den Spätfolgen des Analfistings im fortgeschrittenen Alter liegen bislang jedoch nicht vor. Schäden des Schließmuskels lassen sich häufig nur durch eine proktologische Ultraschalluntersuchung erkennen, sodass das subjektive Wohlbefinden und die bestehende Kontinenz keine Gewähr für die Intaktheit des Schließmuskels darstellen.

Bildreihe

Bild 1 und 2 zeigen kein Fisting, sondern Berührungen und Eindringen mit zwei Fingern, die auch beim Petting und Fingern angewandt werden. Bild 3 zeigt den Beginn des als Fisting bezeichneten Eindringens mit der ganzen Hand, welches die oben genannten Gesundheitsrisiken birgt.

Literatur

Commons: Fisting – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

  1. Cohen et al.: Sexual trauma associated with fisting and recreational drugs. In: Sexually Transmitted Infections Band 80, 2004, PMID 15572616, S. 469–470 (Fallberichte in Zusammenhang mit Poppers und Ketamin)
  2. F. Jin, G. P. Prestage, S. C. Kippax, C. M. Pell, B. Donovan, D. J. Templeton, J. M. Kaldor, A. E. Grulich: Risk factors for genital and anal warts in a prospective cohort of HIV-negative homosexual men: the HIM study. In: Sex Transm Dis 34, 2007, S. 488–493 PMID 17108849.
  3. Turner et al.: Behavioural predictors of subsequent hepatitis C diagnosis in a UK clinic sample of HIV positive men who have sex with men. In: Sex Transm Infect. Band 82, 2006, PMID 16877578, S. 298–300
  4. Prophylaxen Opportunistischer Infektionen, Stand 07/2005. Robert Koch-Institut, Juli 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. März 2014; abgerufen am 20. Februar 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rki.de
  5. Fisten und Fingern. AIDS-Hilfe Dresden, abgerufen am 20. Februar 2014.
  6. Deborah Addington: A Hand in the Bush: The Fine Art of Vaginal Fisting. Greenery Press, 2002, ISBN 1-890159-02-6.
  7. Nielsen et al.: Risk of sphincter damage and anal incontinence after anal dilatation for fissure-in-ano. An endosonographic study. In: Dis Colon Rectum. Band 36, 1993, PMID 8348852, S. 677–680.