Armbrustspanner (Gehilfe)

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rechts: Armbrustspannergehilfe bei der Arbeit mit seinem Werkzeug dem Armbrustspanner (Waffentechnik).

Als Armbrustspanner oder kurz Spanner wird eine Hilfskraft bezeichnet, die Armbrüste für den Schützen lädt und vorspannt.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zweck der Arbeit des Armbrustspanners ist es, die Schussrate eines qualifizierteren Schützen bei Verwendung mehrerer Armbrüste zu erhöhen. Aus dieser Tätigkeit entwickelte sich infolge waffentechnischer Entwicklungen auch der Büchsenspanner. Eine besondere Bedeutung erlangten Armbrustspanner im 16. Jahrhundert auch als Bedienstete der höfischen Gesellschaft.[1] Werden Armbrustspanner bis in das 15. Jahrhundert noch als Teilnehmer militärischer Auseinandersetzungen beschrieben, finden sie sich ab dem 18. Jahrhundert nur noch als Helfer im Rahmen der Jagd oder in Schützenvereinen.[2][3][4]

In künstlerischen Darstellungen lassen sich Armbrustspanner ab 1475 finden. Neben verschiedenen Tafelgemälden[1] beispielsweise bei Martin Schongauer "Zwei Armbrustspanner", gezeichnete um das Jahr 1475,[5] oder in Domenico Tintorettos "Die Eroberung Konstantinopels" aus dem Jahr 1598.[6] In der Belletristik werden Armbrustspanner beispielsweise mit Heini dem Arbrustspanner des Grafen Oswald von Julius Wolff 1929 oder Gino der Armbrustspanner in Der Rabe von 1984 erwähnt.[7][8]

In französischsprachigen Beschreibungen aus der Zeit werden auch Armbrustschützen gelegentlich als Cranequeniers (Armbrustspanner) bezeichnet, abgeleitet von der Spannwinde (fr. cric á manivelle) auch Cranequin genannt.[9]

Nachfolger Büchsenspanner und Flintenspanner[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Büchsenspanner und Flintenspanner sind Nachfolgeberufe des Armbrustspanners, die ebenfalls dem Zweck dienten, die Schussrate eines qualifizierteren Schützen bei Verwendung mehrerer Waffen zu erhöhen. Neben der praktischen Funktion waren die Aufgaben oft mit Jagdaufsicht und anderen persönlichen Dienstbarkeiten verbunden; weiterhin hatten diese Berufe auch gesellschaftliche Bedeutung. Die Spanner waren angesehen, weil sie im persönlichen Umfeld hochgestellter Personen tätig waren. Gleichzeitig diente diese Art der Personalbeschäftigung dem Ansehen der jeweiligen Arbeitgeber.[10][11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Crossbows – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Büchsenspanner – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Stefan Selzer: Die Jagt als höfisches Fest auf einem Tafelgemälde vom ernestinischen Hof (1540). In: Mitteilungen der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen Sonderheft 6. 2003, ISSN 1617-7312, S. 79 (archive.org [PDF; 1,1 MB]).
  2. Wilhelm Rüstow: Militärisches Hand-Wörterbuch. Nach dem Standpunkte der neuesten Litteratur und mit Unterstützung von Fachmännern bearb. und redigirt, Band 2. F. Schulthess, 1859, S. 257 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Armbrustspanner Johann Gottfried Bödler verfertigt Büchsenmacherarbeit und das Schlosserhandwerk erhebt Klage. Gerichtsprotokoll, Leipzig 1775 (leipzig.de).
  4. Richard Sternfeld: Karl von Anjou als Graf der Provence (1245-1265). R. Gaertners Verlagsbuchhandlung, 1888, S. 230 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Federzeichnung von Martin Schongauer im Besitz des British Museum, Department of Prints and Drawings (Inventar-Nummer: 1848,1013.128); Beschreibung nach John Rowlands: Drawings by German artists and artists from German-speaking regions of Europe in the Department of Prints and Drawings in the British Museum: the 15thC & 16thC by Artists born before 1530, Band 1, London, British Museum Press, 1993, No. 6: „Two archers spanning crossbows; with separate studies of a belthook and a double hook for a windlass“; Objekt-Beschreibung des British Museum.
  6. David Klemm: Italienische Zeichnungen 1450-1800 (Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle - Kupferstichkabinett). Böhlau, Köln 2008, ISBN 978-3-412-20261-3, S. 347 f. (No. 530) (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Julius Wolff: Die Hochkönigsburg. Reprint Auflage. Forgotten Books, 2018, ISBN 978-0-364-95242-9, S. 8 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Der Raabe. Ausgaben 5-6 Auflage. Hoffmans Verlag, 1984, S. 69 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. August Demmin: Die Kriegswaffen der Geschichte: Von Speeren, Schleudern und Schwertern: Eine Enzyklopädie der Waffenkunde. Nachdruck der Originalausgabe von 1893 Auflage. Edition Militaris, 2018, ISBN 978-3-96389-002-4, S. 102 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Büchsenspanner. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Band 3: Bodmerei–Chimpansee. Altenburg 1857, S. 417 (zeno.org).
  11. William Makepeace Thackeray: Das Buch der Snobs. BoD, 2016, ISBN 978-3-8430-5058-6, S. 21 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).