Franz Xaver von Rudtorffer

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Franz Xaver Ritter von Rudtorffer

Franz Xaver Rudtorffer, ab 1809 von, ab 1822 Ritter von Rudtorffer (* 8. Februar 1760 in Wien; † 13. Februar 1833 ebenda) war ein österreichischer Chirurg und Fachschriftsteller.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühe Lebensjahre und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franz Xaver Rudtorffer wurde am 8. Februar 1760, als Sohn eines Gewerbemannes mit großer Familie, in Wien geboren. Über die frühen Lebensjahre Rudtorffers ist wenig bekannt, sein späterer beruflicher Werdegang wurde von den Eltern jedoch schon früh vorbestimmt. So sollte er zum Wundarzt ausgebildet werden und ging 1774, nachdem er das Jesuitengymnasium besucht hatte, wie damals üblich, bei einem Chirurgen in die Lehre. Nebenbei besuchte er noch Vorlesungen über Chirurgie und Anatomie bei Ferdinand von Leber und erlangte 1777 den Freibrief.[1]

Danach kehrte er in das Haus seiner Eltern zurück, um sich dort ungestört dem chirurgisch-anatomischen Studium widmen zu können. Dabei wurde er tatkräftig von mehreren Professoren der medizinischen Fakultät unterstützt, darunter Thomas Knauer dem Assistenten von Leber sowie Joh. Brockmüller, Ordinarius im Bürgerspital.[2] Daneben erhielt er auch die Möglichkeit bei den Hausbesuchen Lebers und den anatomischen Untersuchungen Knauers teilzunehmen.[1] Zusätzlich besuchte er auch die praktisch-chirurgische Lehranstalt im vereinten spanischen und heiligen Dreifaltigkeitsspital, unter der Leitung von Professor Raphael Steidele, wo er im Jahr 1779 das Diplom als Magister der Chirurgie erlangte.[2]

Magister der Chirurgie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Empfehlungen konnte Rudtorffer nach Abschlusses seines Magister Studiums am vereinten spanischen Dreifaltigkeitsspital bleiben. Dort erhielt er eine Assistentsstelle bei dem berühmten Professor Maximilian Stoll und dem berühmten Wundarzt Andreas Sartory, die er bis 1781 ausübte.[1] Ab 1784 wurde er als Sekundararzt im neu eröffneten Allgemeinen Krankenhaus tätig und übernahm dort die Frühordinationen für arme Beamte, die chirurgische Betreuung der Geisteskranken und die gerichtlichen Leichenöffnungen.[3] Die Geisteskranken, die er chirurgisch betreute, waren im damals ebenfalls neu eröffneten Narrenturm untergebracht.

1793 wurde Rudtorffer schließlich zum Primarchirurg für alle medizinischen Abteilungen des AKH bestellt und 1801 erhielt er ebenfalls die Stelle des Primararztes der 2. chirurgischen Abteilung.[4] Neben dieser Tätigkeit gab er stark besuchte Privatvorlesungen über chirurgische Operationen und die Anwendung von Verbänden.[1] Die Vorlesungen musste er jedoch aufgrund missgünstiger Vorgesetzter beenden und konnte sie erst dank eines Regierungsdekretes im Jahr 1802 wieder fortsetzen.[2]

Spätere Lebensjahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1809 erhielt er, für die 1805 erschienene „Abhandlung über die einfachste und sicherste Operationsmethode eingesperrter Leisten- und Schenkelbrüche, nebst einem Anhange merkwürdiger, auf den operativen Theil der Wundarzneikunst sich beziehenden Beobachtungen“, die 1809 erschienene „Abhandlung von der Operation des Blasensteins nach Pajola’s Methode“ und einige andere Abhandlungen, die medizinische und chirurgische Doktorwürde der Universität Würzburg.[1]

Während der Besetzung Wiens durch Napoleon im Jahr 1809 konnte sich Rudtorffer auszeichnen und bewähren, als er das mit 2000 Verwundeten belegte Allgemeine Krankenhaus versorgte.

Nach dem Tod Lebers übernahm er 1810 die Lehrkanzel für theoretische Chirurgie an der Universität Wien, die er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1821 innehatte.[4] Im Jänner 1810 eröffnete Rudtorffer im Beisein vieler Professoren, Ärzte und Wundärzte seine Vorlesungen, die er bis zu seiner Emeritierung fortsetzte.[1] Ein Gichtleiden zwang Rudtorffer schließlich in den Ruhestand.[5]

Sein Hauptwerk ist, das im Jahr 1817 erschienene „Armamentarium chirurgicum selectum. Oder Abbildung und Beschreibung der vorzüglichsten älteren und neueren chirurgischen Instrumente“. Die darin enthaltene Ordnung nutze Rudtorffer auch für die Aufstellung der Sammlung, der chirurgischen Instrumente und Verbände der Universität Wien,[4] die er auch noch bis zwei Jahre nach seiner Emeritierung im Jahr 1823 betreute.[2]

Franz Xaver Rudtorffer verstarb am 13. Februar 1833 in seiner Geburtsstadt Wien.[3]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rudtorffers berufliches Schaffen brachte ihm einige Ehrungen ein.[1]

  • 1803: korrespondierendes Mitglied der k.k. Josephs-Akademie in Wien
  • 1806: wirkliches Mitglied der k.k. Josephs-Akademie in Wien
  • Ehrendiplome der physikalisch-medizinischen Sozietät in Erlangen und der kaiserlich medizinischen Gesellschaft in Wilna
  • Orden der Ehrenlegion: ausgezeichnet durch Ludwig XVIII. von Frankreich
  • 1809: medizinisch-chirurgische Doktorwürde: verliehen durch die Universität Würzburg
  • 1809: einfacher Adel: verliehen durch Kaiser Franz I.
  • 1822: Ritterstand: verliehen durch Kaiser Franz I.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während seiner beruflichen Tätigkeit als Arzt wurden von Rudtorffer einige Fachartikel veröffentlicht.[1]

  • Abhandlung über die einfachste und sicherste Operationsmethode eingesperrter Leisten- und Schenkelbrüche, nebst einem Anhange merkwürdiger, auf den operativen Theil der Wundarzneikunst sich beziehenden Beobachtungen. 2 Bände. Leipzig 1805.
  • Abhandlung von der Operation des Blasensteins nach Pajola’s Methode. Wien 1808.
  • Kurzer Abriss der speciellen Therapie für angehende Wundärzte. Wien 1812.
  • Armamentarium chirurgicum selectum. Oder Abbildung und Beschreibung der vorzüglichsten älteren und neueren chirurgischen Instrumente. Wien 1817.
  • Abhandlung über die Verbesserung der zur Wiederbelebung der Scheintodten erforderlichen Instrumente, Geräthe und Nebenerfordernisse, nebst einer kurzen Uebersicht des Rettungsverfahrens. Wien 1821.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich : enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Siebenundzwanzigster Theil. Rosenberg - Rzikomsky. Druck und Verlag der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 228–231.
  2. a b c d E. Gurlt: Rudtorffer. In: historische Commission bei der königl. Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Allgemeine Deutsche Biographie. Neunundzwanzigster Band. v. Rodde - v. Ruesch. Verlag Duncker & Humblot, Verlag Duncker & Humblot 1889, S. 584–586.
  3. a b H. Leitner: Rudtorffer Franz X. In: Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Österreichisches Biographisches Lexikon. 1815–1950. IX. Band Ràzus Martin - Savic Žarko. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 318.
  4. a b c Gabriela Schmidt: Rudtorffer Franz Xaver. In: Felix Czeike (Hrsg.): Historisches Lexikon Wien in 6 Bänden. Band 5. Ru - Z. Buchverlag Kremayr & Scheriau, Wien 2004, ISBN 3-218-00749-6, S. 11.
  5. K. Gurlt: Rudtorffer. In: August Hirsch (Hrsg.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. 2. Auflage. Vierter Band. Maack - Salzmann. Urban & Schwarzenberg, Berlin/Wien 1932, S. 913.