Prunkgrab Grafenbühl

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Sphinx vom Grafenbühl mit aufgesetztem Bernsteingesicht
Intarsien und Einlagen an der Totenliege

Der Grafenbühl ist ein Prunkgrab[1] der späten Hallstattzeit bei Asperg im Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Es wurde vom Prähistoriker Hartwig Zürn archäologisch ausgegraben, gehört zu einer Reihe reicher Hügelgräber im Umfeld des Hohenaspergs (sogenanntes Fürstengrab von Hochdorf an der Enz und Kleinaspergle) und wird auf 500 v. u. Z. datiert.[2]

Keltischer Großgrabhügel mit Prunkgrab[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Grabhügel dürfte ursprünglich einen Durchmesser von etwa 40 Metern gehabt haben. Das Zentralgrab lag 0,7 m über dem ursprünglichen Bodenniveau, daneben wurden zahlreiche weitere Nebengräber gefunden. Hier wurden unverzierte Bronzehals- und Armringe, Fibeln, Glas- und Bernsteinperlen geborgen. In der südwestlichen Kammerecke des Zentralgrabs lag das völlig zerstörte Skelett eines etwa 30-jährigen Mannes. Der Kammerboden der 4,5 × 4,5 m großen Holzkammer lag auf drei Unterzügen. Die Decke war mit einem Mittelpfeiler abgestützt. Die Kammer war ungefähr 0,90 m hoch. Zum Bau waren Laub- und Nadelhölzer verwendet worden.

Besonderheit der Funde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Selbst die spärlichen Reste der bereits in der Antike ausgeplünderten Grabkammer zeigen, dass der Hügel einst eines der prunkvollsten frühkeltischen Gräber Süddeutschlands barg, noch kostbarer ausgestattet als das Hochdorfer Grab. Fragmente mediterraner Möbelstücke – Einlagen und Intarsien aus Elfenbein, Bernstein und Knochen – reiches, zum Teil importiertes Trinkservice, Reste eines vierrädrigen eisenbeschlagenen Wagens und goldverzierte Fibeln und Gürtelschnallen zeugen vom Reichtum des Bestatteten.

Zu den bedeutendsten Stücken gehören zwei kleine Sphingen aus Hirschhorn und Elfenbein mit Bernsteingesichtern, die 600 v. Chr. in Tarent – damals einzige Kolonie Spartas, des Zentrums von Magna Graecia – gefertigt wurden und einst ein Kästchen oder ein Möbelstück zierten.

Fundstücke aus dem Prunkgrab werden in der Keltensammlung des Landesmuseums Württemberg ausgestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jutta Fischer: Zu einer griechischen Kline und weiteren Südimporten aus dem Fürstengrabhügel Grafenbühl. Asperg, Kr. Ludwigsburg. In: Germania, Band 68, 1990, 115–127.
  • Thomas Hoppe und Katrin Ludwig: Wahre Schätze Kelten. Prunkgräber und Machtzentren des 7. bis 5. Jahrhunderts vor Christus in Württemberg. (= Wahre Schätze, Band 2) Stuttgart 2016.
  • Keltenfreunde Asperg, Gertrud Bolay, Armin Krüger, Friedrich O. Müller, Herbert Paul (Hrsg.): Kelten am Hohenasperg. Asperg 2010.
  • Hartwig Zürn: Hallstattforschungen in Nordwürttemberg. Die Grabhügel von Asperg (Kr. Ludwigsburg), Hirschlanden (Kr. Leonberg) und Mühlacker (Kr. Vaihingen). Veröffentlichungen des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege Stuttgart, Stuttgart 1970.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thomas Hoppe und Katrin Ludwig: Wahre Schätze Kelten. Prunkgräber und Machtzentren des 7. bis 5. Jahrhunderts vor Christus in Württemberg. Stuttgart 2016.
  2. Die keltischen Prunkgräber „Kleinaspergle“ und „Grafenbühl“. asperg.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2015; abgerufen am 23. November 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.asperg.de

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Prunkgrab Grafenbühl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 54′ 21,2″ N, 9° 9′ 18,7″ O