Maschsee-Quelle

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Das trockene Becken der „Maschseequelle“ und die „Brücke für Toleranz und Verständigung“ mit Blick in Richtung Maschsee

Die sogenannte Maschseequelle[1] in Hannover ist eine denkmalgeschützte Wasserpumpen- und Filteranlagen-Einrichtung am Westufer im Süden des Maschsees. Das Baudenkmal unter der Adresse Karl-Thiele-Weg 35[2] nahe der Leine wird heute nur noch selten in Betrieb genommen, etwa bei Sauerstoffmangel im Maschsee oder Festivitäten[3] wie dem Maschseefest.[4][5] An die Maschseequelle schließt sich eine kleine, parkähnliche Blumenwiese an.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem der Gründer des „vermutlich ersten Kanu-Clubs in Deutschland überhaupt“,[6] der Rudersportler Karl Thiele, schon 1904 eine Maschsee-Kommission gegründet hatte, beschloss das hannoversche Bürgervorsteherkollegium noch in der Weimarer Republik 1932 den Bau des Maschsees mit Hilfe des von der Reichsregierung aufgelegten Arbeitsbeschaffungsmaßnahme-Programms. Nach langen Planungen wurde der Bau jedoch erst zur Zeit des Nationalsozialismus begonnen.[7]

Ruth Meisners 1950 neugegossene Gruppe Fischreiher für die Bundesgartenschau 1951 im Stadtpark von Hannover

Zur Befüllung des künstlichen See mit Wasser entwarf der Architekt Schlenstedt eine Anlage mit Pumpen- und Filterhaus[2] in Klinkerbauweise. Beide Häuser sind durch eine mit Sitzbänken ausgestattete Pergola verbunden.[3] Zum Maschsee hin führt ein vorgelagertes[2] und in Stufen abfallendes Becken, das von sechs kleinen Fontänen belebt wurde und über das eine Brücke führt.[3]

Erstmals im November 1935 hoben die im Bauwerk integrierten Pumpen das Wasser für den Maschsee aus der Leine empor. Es floss zunächst durch zwei Trommelsiebe und wurde – bei Bedarf – auch von einer zusätzlichen Filteranlage gereinigt, bevor es an der künstlichen, sogenannten „Maschseequelle“ austrat.[3]

Zur Zierde der Anlage hatte die erst kurz zuvor 1932 in Hannover zugezogene Keramikerin und Bildhauerin Ruth Meisner[8] die Plastik Fischreiher geschaffen.[9] Die Skulpturengruppe wurde im Zweiten Weltkrieg nicht durch die Nationalsozialisten zu Kriegszwecken eingeschmolzen,[9] anders etwa die Figur des Oskar Winter am Holzmarktbrunnen.[10] Stattdessen wurde sie 1950 gestohlen und nach einem Neuguss zur Bundesgartenschau 1951 im Stadtpark aufgestellt.[9]

Da der künstliche Maschsee im Laufe der Zeit immer mehr durch Sinkstoffe aus der Leine „verschmutzt“ wurde, errichtete die Stadt ein zusätzliches Pumpenhaus in der Ricklinger Masch. Von dort wird Wasser seit 1962 aus den Ricklinger Kiesteichen durch eine 800 Meter lange unterirdische Leitung dem Maschsee unterhalb des Wasserspiegels zugeführt.[3]

Das Schild der „Brücke für Toleranz und Verständigung“, die über das Becken der Maschseequelle führt

Zur Expo 2000 wurde nahe der Maschseequelle erneut eine Blumenwiese angelegt, wie sie dort auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg bestand.[4]

Eine kleine Fußgängerbrücke über das Becken der Maschseequelle wurde 2019 unter Beteiligung von Kommunal- und Landespolitikern auf den Namen „Brücke für Toleranz und Verständigung“ getauft. Anlass für das Motto waren die religiös motivierten Gewalttaten im Anschluss an die dänischen Mohammed-Karikaturen im Jahr 2005. Unter dem Motto „Für Toleranz und Völkerverständigung“ findet seit 2006 alljährlich das Drachenbootfestival Hannover auf dem Maschsee statt.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.): Der Maschsee in Hannover. Seine Entstehung und Geschichte, mit Beiträgen von Ernst August von der Haar u. a., Hannover: Schlüter, 1986, ISBN 3-87706-046-3, S. 133ff.
  • Waldemar R. Röhrbein: Maschseequelle. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 432.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Maschseequelle (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Maschsee. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 170f.
  2. a b c Wolfgang Neß: Maschsee. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, [Bd.] 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, ISBN 3-528-06203-7, S. 133f., sowie Anlage Südstadt. In: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 1. Juli 1985. Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Institut für Denkmalpflege, S. 7ff.
  3. a b c d e Waldemar R. Röhrbein: Maschseequelle (siehe Literatur)
  4. a b c Imre Grimm (Text), Dirk Meußling (Bilder): Das neue Hannover, S. 161; online über Google-Bücher
  5. Waldemar R. Röhrbein: Maschseetage/Maschseefest. In: Stadtlexikon Hannover, S. 432
  6. Dirk Böttcher: Thiele, Karl. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 358; online über Google-Bücher
  7. Waldemar R. Röhrbein: Maschsee. In: Stadtlexikon Hannover, S. 430ff.
  8. Annekathrin Schmidt, James Schmidt (Gesellschafter): Ruth Meisner, Angebote aus der Auktion 16 auf der Seite schmidt-auktionen.de, zuletzt abgerufen am 27. Februar 2013
  9. a b c Rainer Ertel, Ernst-Friedrich Roesener: Maschseequelle. In: Hannoversches Brunnenbuch. Wasserspiele und Brunnen in Hannover. Exemplarisches und Dokumentarisches, Hannover: Fackelträger-Verlag, 1988, ISBN 3-7716-1497-X, S. 21, 102
  10. Rainer Ertel, Ernst-Friedrich Roesener: Hannoversches Brunnenbuch ..., S. 12, 87
  11. An der Maschseequelle gibt es jetzt eine „Brücke der Verständigung“ in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 26. Juni 2019

Koordinaten: 52° 20′ 41,1″ N, 9° 44′ 40,6″ O