Die Unschuld (2023)

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Film
Titel Die Unschuld
Originaltitel 怪物
Transkription Kaibutsu
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Erscheinungsjahr 2023
Länge 125 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Hirokazu Koreeda
Drehbuch Yūji Sakamoto
Produktion Genki Kawamura,
Kenji Yamada
Musik Ryūichi Sakamoto
Kamera Ryūto Kondō
Schnitt Hirokazu Koreeda
Besetzung
Synchronisation

Die Unschuld (Originaltitel: 怪物 Kaibutsu, intl. Titel: Monster) ist ein japanischer Spielfilm von Hirokazu Koreeda aus dem Jahr 2023. Das Drama handelt von einer Mutter, die eine Lehrkraft verdächtigt, negativ auf ihren jungen Sohn einzuwirken. Die Hauptrollen übernahmen Sakura Andō, Eita Nagayama, Yūko Tanaka sowie die beiden Kinderdarsteller Soya Kurokawa (* 2009) und Yota Hiiragi (* 2011). Der Film wurde im Mai 2023 bei den Filmfestspielen in Cannes uraufgeführt und ist Anfang Juni 2023 in den japanischen Kinos angelaufen. Der reguläre Kinostart in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz war Anfang 2024.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Saori Mugino ist eine alleinerziehende Mutter, ihr Sohn Minato geht in die fünfte Klasse. Bald zeigt er seltsames Verhalten, er schneidet seine Haare und kommt mit nur einem Schuh nach Hause. Eines Nachts kommt Minato überhaupt nicht nach Hause, und nachdem Saori herumtelefoniert hat, findet sie ihn in einem verlassenen Eisenbahntunnel. Saori beginnt zu vermuten, dass der Lehrer ihres Sohnes, Herr Hori, ihn misshandelt, und konfrontiert die Schule damit. Sie wird von der Schule abweisend behandelt, was in einer unaufrichtigen Entschuldigung von Herrn Hori gipfelt. Als sie Hori konfrontiert, deutet er an, dass Minato selbst einen anderen Schüler namens Yori schikaniert. Saori besucht Yoris Haus, wo auch er sich seltsam verhält. Er scheint Minato zu mögen und sich um ihn zu sorgen. Hori kommt später während eines Regensturms zu Saori und Minato nach Hause, aber Saori stellt fest, dass Minato verschwunden ist. Sie suchen ihn beim Eisenbahntunnel, wo es einen Erdrutsch gegeben hat.

Ein Rückblick kehrt zum Anfang des Films aus Horis Sicht zurück. Er bemerkt, dass Minato störendes Verhalten zeigt, so wirft er Sachen anderer Schüler durchs Klassenzimmer und sperrt Yori in einer Toilettenkabine. Bei einem Versuch, Minato von seinem Verhalten abzuhalten, stößt Minato mit seinem Gesicht gegen Hori und bekommt Nasenbluten. Hori besucht auch Yoris Haus, wo er entdeckt, dass sein Vater, Kiyotaka, ein zu Misshandlungen neigender Alkoholiker ist. Als Saori nach ihrem Sohn fragt, drängt die Schule Hori dazu, es ihnen zu überlassen, um den Ruf der Schule zu schützen, und verlangt schließlich seinen Rücktritt. Hori kehrt zur Schule zurück, um Minato zur Rede zu stellen, und erwägt, vom Dach der Schule zu springen. Während des Regensturms bemerkt Hori ein Muster in Yoris alten Hausaufgaben, das scheinbar Minatos Namen buchstabiert. Er erkennt, dass die beiden Jungen tatsächlich eng miteinander verbunden waren, und eilt zum Mugino-Haus, um sich zu entschuldigen. Als Saori ihm sagt, dass Minato verschwunden ist, gehen sie zum Bahntunnel, um ihn zu finden. Sie entdecken einen verlassenen Eisenbahnwagen, der fast im Schlamm begraben ist, aber als sie ihn öffnen, finden sie nur Minatos zurückgelassenen Poncho.

Ein letzter Rückblick beginnt aus Minatos Sicht. Yori wird routinemäßig von den anderen Jungen wegen seines besonderen und scheinbar femininen Verhaltens gehänselt. Yori spielt mit Minatos Haaren, die dieser dann impulsiv abschneidet. Minato hat Probleme. offen seine Freundschaft zu Yori zu zeigen, weil er dann von den anderen gemobbt wird. Minato beginnt trotzdem, ihn vor anderen Mobbern zu verteidigen, was Hori mit Mobbing seitens Minato verwechselt. Als die beiden sich näher kommen, ist Minato beunruhigt, dass seine Gefühle romantisch werden und er kein würdiger Sohn für seinen Vater ist. In einer Nacht, als er zu Yoris Haus geht, erklären er und Kiyotaka, dass Yori geheilt wurde, obwohl Yori schnell widerspricht, was den Zorn seines Vaters hervorruft. Während des Regensturms findet Minato Yori vollständig bekleidet in einer Badewanne, und die beiden fliehen zu dem verlassenen Eisenbahnwagen, der zu ihrem Versteck geworden ist. Als der Regen nachlässt, kommen sie am Boden des Eisenbahnwagens heraus und fragen sich, ob sie wiedergeboren wurden, und rennen gemeinsam durch ein Feld.

Synchronisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die deutsche Synchronfassung entstand bei der EVA Studios Germany GmbH in Berlin. Mario von Jascheroff schrieb das Dialogbuch und führte Regie.[2]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Saori Sakura Andō Rubina Nath
Hori Eita Nagayama Constantin von Jascheroff
Minato Soya Kurokawa Etienne Märtens
Yori Hinata Hiiragi Toni Wegewitz
Hirona Mitsuki Takahata Gabrielle Pietermann
Shoda Akihiro Kakuta Gerrit Hamann

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regisseur Hirokazu Koreeda (2015)

Für Hirokazu Koreeda ist Monster der erste japanische Film, bei dem er Regie führte, seit dem internationalen Erfolg von Shoplifters – Familienbande (2018), der die Goldene Palme der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2018 gewann und für den Oscar nominiert wurde. Dazwischen hatte er Spielfilme auf Französisch (La Vérité – Leben und lügen lassen, 2019) und Koreanisch (Broker – Familie gesucht, 2022) abgedreht. Erste Informationen zum Projekt wurden nach Ende der Dreharbeiten im November 2022 bekannt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Monster in der Postproduktion. Erstmals seit seinem Spielfilmdebüt Maboroshi – Das Licht der Illusion (1995) zeichnete Koreeda nicht für das Drehbuch verantwortlich. Das Skript wurde vom erfolgreichen japanischen Serienautor Yūji Sakamoto verfasst. Mit diesem hatte Koreeda bereits zuvor arbeiten wollen. Auch Sakamoto selbst schätzte die Arbeit mit dem Regisseur.[3]

In den Hauptrollen sind Sakura Andō, Eita Nagayama, Yūko Tanaka sowie die beiden Kinderdarsteller Soya Kurokawa und Yota Hiiragi (anderen Angaben zufolge Hiiragi Hinata) zu sehen.[4] Mit Andō hatte der Regisseur bereits an Shoplifters – Familienbande erfolgreich zusammengearbeitet. Die beiden Kinderdarsteller Kurokawa und Hiiragi wurden nach wiederholten Castings ausgewählt. Koreeda lobte sie für ihre gemeinsame Chemie vor der Kamera und verwies auf ihr unterschiedliches Aussehen und ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten.[5]

Am Projekt trat der Regisseur, Drehbuchautor und Bestsellerautor Genki Kawamura als federführender Produzent auf.[6] Er hatte mit Koreeda bereits in gleicher Position an dessen Netflix-Serie The Makanai: Cooking For The Maiko House (2023) zusammengearbeitet. Neben Kawamura trat Kenji Yamada als Produzent auf. Weiterhin wurde das Projekt von den Gesellschaften Tōhō und Gaga Corporation, Fuji Television Network, AOI Pro und Koreedas eigener Firma Bun-Buku finanziell unterstützt.[7]

Für die Filmmusik konnte Ryūichi Sakamoto verpflichtet werden. Der bekannte japanische Komponist, der Ende März 2023 verstarb, konnte aus gesundheitlichen Gründen keinen vollumfänglichen neuen Soundtrack für Monster kreieren. Er steuerte zwei Klavierstücke bei, die er aus seinem neuen Album 12 sowie älteren Stücken zusammenstellte. In einem Kommentar gab Sakamoto an, dass der Film ein „esoterisches Thema“ behandle und dass es für ihn schwierig gewesen sei, die Frage zu ergründen, wer das titelgebende „Monster“ sei. Koreeda hatte eigenen Angaben zufolge schon lange mit dem Künstler zusammenarbeiten wollen. Während der Dreharbeiten und dem Schnitt habe er in seinem Hotelzimmer der Musik Sakamotos gelauscht.[8]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Premiere fand am 17. Mai 2023 bei den Filmfestspielen in Cannes statt, wo der Film eine Einladung in den internationalen Wettbewerb erhalten hatte.[9] Koreeda hat bisher mit seinem Filmen insgesamt achtmal in Wettbewerbssparten des Festivals konkurriert.

Ein regulärer Kinostart in Japan erfolgte am 2. Juni 2023 im gemeinsamen Verleih der Gaga Corporation und von Tōhō. Während Gaga über die Verleihrechte für den übrigen asiatischen Raum verfügte, sollte sich Wild Bunch International um die übrigen internationalen Verwertungsrechte kümmern.[4] Erste Szenen wurden im Februar 2023 auf dem European Film Market der Berlinale gezeigt.[7] Ein Teaser war bereits Anfang Januar 2023 veröffentlicht worden.[10]

In Deutschland wurde Monster erstmals Ende Juni 2023 im Programm des Filmfests München gezeigt.[11] Der reguläre Kinostart im deutschsprachigen Raum fand ab 26. Januar 2024 im Verleih von Filmladen statt.[12]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im internationalen Kritikerspiegel des Branchenmagazins Screen International erhielt Monster 2,3 von 4 möglichen Sternen und belegte unter allen Wettbewerbsfilmen einen elften Platz.[13] In einem rein französischen Kritikerspiegel vom Online-Magazin Le film français traute keiner der 15 Rezensenten Koreeda den erneuten Gewinn der Goldenen Palme zu.[14] Der amerikanische Branchendienst IndieWire listete den Film auf Platz sieben seiner möglichen Palmen-Anwärter.[15]

Auf der Website Rotten Tomatoes empfahlen bisher 97 Prozent der dort gelisteten 60 professionellen Kritiker Monster weiter. Dies führte zu einer Durchschnittswertung von 7,8 von 10 möglichen Punkten. Die Meinungen der Rezensenten zusammengefasst, sei das Werk „in seinem Mitgefühl sanft vernichtend und ein Meisterwerk wechselnder Perspektiven, das bis zum Ende“ überrasche.[16] Auf der Website Metacritic erhielt Koreedas Regiearbeit eine Bewertung von 80 von 100 möglichen Punkten, basierend auf über einem Dutzend ausgewerteten englischsprachigen Kritiken. Dies entspricht allgemein positive Rezensionen („Generally Favorable “).[17]

Peter Bradshaw gab dem Film im The Guardian 4 von 5 Sternen und meint, dass der Film zeige wie man Familienprobleme mit Intelligenz und Menschlichkeit bewältigen kann.[18] Simon Abrams von RoberEbert.com lobte neben dem Drehbuch mit seiner Ironie und erhellenden Wendungen vor allem das Geschick des Regisseurs und was er aus den Schauspielern herausholen konnte.[19] So wurde oft hervorgehoben, dass Hirokazu Koreeda gerade mit kindlichen Schauspielern gut umgehen kann.[20][21]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Monster erhielt Koreeda seine siebte Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Filmfestivals von Cannes. Das Werk wurde mit dem Drehbuchpreis für Yūji Sakamoto und mit der Queer Palm ausgezeichnet. Weitere Einladungen in die Wettbewerbe internationaler Festivals und Nominierungen für Filmpreise folgten.

Festival / Filmpreis (Auswahl)[22] Kategorie Resultat Preisträger/
Nominierte
British Independent Film Awards 2023 Bester internationaler Independentfilm Nominiert Hirokazu Koreeda,
Yūji Sakamoto,
Genki Kawamura,
Kenji Yamada
Filmfestival von Cannes 2023 Goldene Palme – Bester Film Nominiert Hirokazu Koreeda
Bestes Drehbuch Gewonnen Hirokazu Koreeda,
Yūji Sakamoto
Queer Palm Gewonnen Hirokazu Koreeda
Filmfestival von Chicago 2023 Gold Hugo – Bester Film Gewonnen Hirokazu Koreeda
Filmfest München 2023 ARRI/Osram Award – Bester internationaler Film Nominiert Hirokazu Koreeda
Filmfestival von San Sebastián 2023 Sebastiane Award – Bester Film Nominiert Hirokazu Koreeda
Filmfestival von Sydney 2023 Bester Film Nominiert Hirokazu Koreeda
Filmfestival von Vancouver 2023 Publikumspreis Gewonnen Hirokazu Koreeda

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Die Unschuld. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 252281/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Die Unschuld. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 25. März 2024.
  3. 監督・編集:是枝裕和 / 脚本:坂元裕二. In: gaga.ne.jp, 18. November 2022 (japanisch; abgerufen am 17. März 2023).
  4. a b Michael Rosser: Hirokazu Kore-eda to return with ‘Monster’ as Gaga sets 2023 release. In: screendaily.com, 18. November 2022 (abgerufen am 17. März 2023).
  5. 安藤サクラ 永山瑛太 黒川想矢 柊木陽太高畑充希 角田晃広 中村獅童田中裕子. In: gaga.ne.jp (japanisch; abgerufen am 17. März 2023).
  6. Patrick Brzeski: Hirokazu Kore-eda Reveals Next Film, ‘Monster,’ for 2023 Release. In: thehollywoodreporter.com, 17. November 2022 (abgerufen am 17. März 2023).
  7. a b Michael Rosser: Wild Bunch, Gaga reunite on Hirokazu Kore-eda’s ‘Monster’ ahead of EFM. In: screendaily.com, 2. Februar 2023 (abgerufen am 17. März 2023).
  8. 音楽:坂本龍一. In: gaga.ne.jp, 5. Januar 2023 (japanisch; abgerufen am 17. März 2023).
  9. Screening Guide. In: cdn-medias.festival-cannes.com (PDF-Datei; abgerufen am 10. Mai 2023).
  10. Ned Booth: ‘Monster’ Japanese Teaser Trailer: Composer Ryuichi Sakamoto & ‘Shoplifter’ Star Sakura Ando Join Hirokazu Kore-Eda’s Upcoming Film. In: theplayist.net, 6. Januar 2023 (abgerufen am 17. März 2023).
  11. Monster. In: filmfest-muenchen.de (abgerufen am 5. November 2023).
  12. Monster. In: filmladen.at (abgerufen am 5. November 2023).
  13. Ellie Calnan: Aki Kaurismäki’s ‘Fallen Leaves’ tops Screen’s final 2023 Cannes jury grid. In: screendaily.com, 27. Mai 2023 (abgerufen am 27. Mai 2023).
  14. #Cannes2023 - Le tableau final des Étoiles de la critique (#Palmomètre). In: lefilmfrancais.com, 27. Mai 2023 (abgerufen am 27. Mai 2023).
  15. Eric Kohn: Cannes 2023 Palme d’Or Predictions: Here’s a Look at the Likely Winners. In: indiewire.com, 26. Mai 2023 (abgerufen am 27. Mai 2023).
  16. Die Unschuld. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 5. November 2023 (englisch).
  17. Die Unschuld. In: Metacritic. Abgerufen am 5. November 2023 (englisch).
  18. Peter Bradshaw: Monster review – Hirokazu Kore-eda’s hydra of modern morals and manners. In: The Guardian. 17. Mai 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
  19. Simon Abrams: Monster. In: RogerEbert.com. 22. November 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
  20. Alissa Wilkinson: The Cannes movies everyone will be talking about this year. In: vox.com. 28. Mai 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
  21. Namrata Joshi: CannesXpress 2023: The monsters within us. In: cinemaexpress.com. 18. Mai 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.
  22. Monster – Auszeichnungen. In: imdb.com (abgerufen am 5. November 2023).