St. Johann (Erding)

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Stadtpfarrkirche St. Johann mit Turm
Turm der Stadtpfarrkirche St. Johann

Die Stadtpfarrkirche St. Johann (auch St. Johannes)[1] ist die größte Kirche der Großen Kreisstadt Erding in Bayern in Deutschland.

Die Kirche ist ein spätgotischer, dreischiffiger Ziegelbau der Landshuter Bauschule mit einem etwa fünf Meter nach Osten abgesetzten Glockenturm (siehe Weblink).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Baubeginn war, anstelle einer alten Taufkirche, vermutlich bereits Ende des 14. Jahrhunderts; der Chorraum wurde zwischen 1410 und 1420 vollendet. Nach Fertigstellung des Langhauses wurde das Gotteshaus 1464 geweiht. Das Chorbogenkruzifix von Hans Leinberger stammt aus der Zeit um 1525.

Nach Schäden im Dreißigjährigen Krieg und durch den Stadtbrand von 1648 baute man die Kirche von 1668 bis 1689 im Barockstil um. Die gotischen Gewölberippen wurden durch Stuckornamente ersetzt. Die gotischen Altäre gingen bis auf einzelne Plastiken verloren.

Ein erneuter Umbau, diesmal im Stil der Neugotik, erfolgte von 1880 bis 1882, im Zeitalter des Historismus. Der barocke Stuck wurde entfernt und das Gewölbe erhielt gotische Kreuzrippen. Die Altäre wurden unter Verwendung der wertvollen Plastiken ebenfalls neugotisiert. Ein Bild des barocken Innenraums und des Hochaltars ist im Erdinger Heimatmuseum zu sehen. 1891 wurde St. Johann die Kirche der Stadtpfarrei; bis dahin gehörte Erding zur Pfarrei Altenerding. 1898 schloss der Umbau mit der Restaurierung der Außenmauern sowie der Kirchenfenster ab.

Nachdem 1948 die Schäden des Zweiten Weltkriegs beseitigt worden waren, erfolgte zwischen 1952 und 1957 eine Teilrestaurierung des Kircheninneren. Ab 1976 wurden notwendige Reparaturen des Außenmauerwerks und des Kircheninneren durchgeführt.

Orgel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Orgel

Die Orgel der Pfarrkirche wurde 1991 von Rieger Orgelbau unter der Leitung von Christoph Glatter-Götz erbaut. Das Instrument hat 50 Register auf drei Manualen und Pedal. Es ist ein Schleifladeninstrument mit mechanischer Spieltraktur und elektrischen Registertrakturen. Die Klänge der Orgel sind in dem Spielfilm Schlafes Bruder als Dorforgel in Eschberg zu hören. Die Disposition lautet wie folgt:[2][3][4][5]

I Hauptwerk C–g3
1. Bourdon 16′
2. Principal 8′
3. Spitzflöte 8′
4. Flûte harm. 8′
5. Octav 4′
6. Waldflöte 4′
7. Quinte 223
8. Superoctav 2′
9. Mixtur IV 113
10. Zimbel III 12
11. Cornet V 8′
12. Trompete 16′
13. Trompete 8′
14. Clairon 4′
II Rückpositiv C–g3
15. Prestant 8′
16. Bourdon 8′
17. Principal 4′
18. Rohrflöte 4′
19. Sesquialtera II 223
20. Doublette 2′
21. Larigot 113
22. Scharff III 1′
23. Cromorne 8′
Tremulant
III Schwellwerk C–g3
24. Kontrabass 16′
25. Geigenprincipal 8′
26. Holzflöte 8′
27. Gamba 8′
28. Voix céleste 8′
29. Prestant 4′
30. Salicet 4′
31. Nasard 223
32. Octavin 2′
33. Tierce 135
34. Sifflet 1′
35. Plein Jeu VI 223
36. Basson 16′
37. Trompette harm. 8′
38. Oboe 8′
39. Clairon harm. 4′
40. Voix humaine 8′
Tremulant
Pedal C–f1
41. Untersatz 32′
42. Principal 16′
43. Subbass 16′
44. Principal 8′
45. Flöte 8′
46. Choralbass 4′
47. Rauschpfeife 223
48. Bombarde 16′
49. Trompete 8′
50. Clairon 4′

Außerdem ist eine Chororgel mit fünf Registern vorhanden, die bereits 1989 von Rieger erbaut wurde. Sie hat folgende Disposition:[2][6]

Manual C–f2
1. Holzgedackt 8′
2. Principal 4′
3. Kleingedackt 4′
4. Schwiegel 2′
5. Mixtur III 4′

Glockenturm[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der vom Kirchenbau abgesetzte Glockenturm stammt aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Dies war wohl schon von Anfang an so, worauf die Sage vom „Erdinger Turmschieber“ hinweist.[7] Das barocke Kuppeldach auf dem 46 m hohen, achtstöckigen Turm wurde von Paul Gunetzrainer im Jahre 1651 erbaut. Der Kirchturm war zugleich der Stadtturm, von dem aus ein Turmwächter die Bevölkerung vor Feuer und sonstigen Gefahren warnte. Der Wächter hatte im obersten Stockwerk seine Dienstwohnung, die bis 1945 noch bewohnt war. Im Rahmen von Führungen kann der Turm bis zu dieser 35 m hoch liegenden Türmerstube als Aussichtsturm bestiegen werden. Von hier bietet sich ein guter Blick über Erding und über das Umland bis nach München, bei Föhnwetter sogar bis zur Alpenkette.[8]

Überdies beherbergt der Turm ein sechsstimmiges Bronzegeläute in Moll-Dur (a0–c1–d1–e1–g1–a1), das in einem Stahlglockenstuhl aufgehängt ist. Die fünf großen Glocken stammen aus der Erdinger Glockengießerei (Czudnochowsky). Jeden Samstag um 15 Uhr wird mit dem fünfstimmigen Motiv c1–d1–e1–g1–a1 drei Minuten lang der Sonntag eingeläutet. Vor Hochfesten wird die tiefe a0-Glocke hinzugenommen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stadt Erding, herausgegeben vom Organisationskomitee 750 Jahre Stadt Erding, 1980

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Home Pfarrverband Erding-Langengeisling. Abgerufen am 22. Januar 2023.
  2. a b Rieger-Orgel. Abgerufen am 22. Januar 2023 (deutsch).
  3. Orgel Databank | Beschreibung Orgel. Abgerufen am 22. Januar 2023.
  4. Erding, St. Johann (Memento vom 2. Februar 2017 im Internet Archive). Online auf organindex.de; abgerufen am 30. Januar 2017.
  5. Karl-Heinz Göttert, Eckhard Isenberg: Orgeln! Orgeln!: Konzepte, Kuriositäten, Kontinente. Bärenreiter 2002, ISBN 978-3-7618-1566-3, S. 140
  6. Erding, St. Johann (Chororgel) – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 22. Januar 2023.
  7. Süddeutsche Zeitung: Grüße aus Schilda. Abgerufen am 22. Januar 2023.
  8. Turmführungen – Türmerin Doris. Abgerufen am 22. Januar 2023 (deutsch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: St. Johann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 48° 18′ 23,3″ N, 11° 54′ 23,3″ O