Sleipner (Schiff, 1900)

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Sleipner
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
andere Schiffsnamen

S 97 (1899–1900)
T 97 (1914–1921)

Schiffstyp Torpedoboot
Klasse Großes Torpedoboot 1898
Bauwerft F. Schichau, Elbing
Baunummer 671
Baukosten 1.017.000 Mark
Stapellauf 16. Dezember 1899
Indienststellung 28. Mai 1900
Verbleib 1921 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 63,0 m (Lüa)
62,7 m (KWL)
Breite 7,0 m
Tiefgang (max.) 2,99 m
Verdrängung Konstrukion: 349 t
Maximal: 443 t
 
Besatzung 50 Mann
Maschinenanlage
Maschine 3 × Wasserrohrkessel
2 × 3-Zyl.-Verbundmaschine
indizierte
Leistung
Vorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
5.900 PS (4.339 kW)
Höchst­geschwindigkeit 27,0 kn (50 km/h)
Propeller 2 × dreiflügelig ⌀ 2,25 m
Bewaffnung
Kartenausschnitt des Plans der Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf mit Darstellung der Anlegestelle der Sleipner, 1902

Die Sleipner war ein Schiff der Kaiserlichen Marine, das als Torpedoboot S 97 gebaut wurde. Es stand als Depeschenboot zur Verfügung des deutschen Kaisers Wilhelm II. und wurde in der Regel zusammen mit der kaiserlichen Yacht Hohenzollern eingesetzt. Aufgrund ihrer Funktion wie z. B. der Beförderung von Staatsgästen war die Sleipner eines der bekanntesten Kriegsschiffe der Kaiserlichen Marine. Das Schiff war nach dem mythologischen, achtbeinigen Pferd Sleipnir des germanischen Gottes Wotan benannt.

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Sleipner in T 97 umbenannt und im Vorpostendienst eingesetzt. 1921 erfolgte der Abbruch des Bootes.

Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Boot, etwas größer als seine Halbschwestern S 90 bis S 96 und S 98 bis S 101, wurde am 28. Mai 1900 als S 97 in Dienst gestellt und drei Tage später in Sleipner umbenannt. Zusammen mit dem Kanonenboot Panther besuchte die Sleipner im Juni 1902 die Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf.[1]

Das Boot diente dann bis 1914 als Depeschenboot der kaiserlichen Yacht Hohenzollern. Dazu war es zweckentsprechend umgebaut worden und erhielt analog zur Hohenzollern einen weißen Rumpf- und einen gelben Schornsteinanstrich. Einzige Bewaffnung waren zwei 5,0-cm-Schnelladekanone L/40, allerdings im Fall der Sleipner eher zum Salutschießen als für Kampfhandlungen gedacht. Im Februar/März 1912 wurde das Boot wegen Wartungs- bzw. Umbauarbeiten durch das Torpedoboot G 175 ersetzt, das dafür auch kurzfristig in Sleipner umbenannt wurde. Am 21. November 1910 erreichte Kaiser Wilhelm II. mit dem Depeschenboot Mürwik. Dort weihte er offiziell die Marineschule Mürwik ein.[2]

Im Ersten Weltkrieg wurde die Sleipner am 4. September 1914 in T 97 umbenannt und in der Folge im Küstenschutz eingesetzt. 1917/18 diente sie in einer Vorposten- und Geleitflottille. In den letzten Kriegsmonaten war T 97 Führerboot der 6. Halbflottille in der II. Geleitflottille.

T 97 wurde in die Reichsmarine übernommen, aber bereits 1921 außer Dienst gestellt und zum Abbruch nach Düsseldorf verkauft.

Meteorologische Forschung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sleipner war nach Auffassung des Meteorologen und Geophysikers Hugo Hergesell (1859–1938) für die Durchführung meteorologischer Drachenaufstiege, insbesondere zur Förderung der wissenschaftlichen Luftschifffahrt, vorzüglich geeignet.[3] Die Offiziere der Sleipner wurden mit den erforderlichen Instrumenten und wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden vertraut gemacht und die Mannschaft mit den Besonderheiten eines als Forschungsschiff („Drachenschiff“) genutzten Torpedobootes zur Erforschung der Atmosphäre auf Hoher See. Hergesell führte am 1. Juli 1904 an Bord des Torpedobootes zusammen mit dem französischen Marineoffizier Sauerwein, dem Adjutanten des Fürsten Albert I. von Monaco, verschiedene Drachensondierungen bis zu einer Höhe von 1880 Metern über der Ostsee durch.[4] Um zum ersten Mal Drachen bei völliger Windstille in große Höhen zu bringen, lief die Sleipner unter Volldampf und erreichte zeitweise eine Geschwindigkeit von 10 Metern pro Sekunde. Die Drachenwinde, mit einer drehbaren Auslaufrolle für 3000 Meter Kabel, hatte ihren Standort hinter dem Salon. Weitere Drachenaufstiege wurden während der „Nordlandfahrt“ 1904 von den Offizieren des Schiffes und mit praktischer Unterstützung durch die Mannschaft ausgeführt: am 21. Juli im Strindfjord und im Trondheimfjord sowie am 1. August bei der Insel Runde.

Kurz-Film über das Depeschenboot[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1906 wurde ein deutscher Kurzfilm in Schwarz-Weiß mit dem Titel S. M. S. Sleipner im Sturm gedreht. Der Stummfilm zeigt das schaukelnde Schiff auf bewegter See und den Einsatz der Matrosen.[5]

Gemälde von Hans Bohrdt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Marinemaler Hans Bohrdt (1857–1945) schuf 1909 ein Gemälde des Depeschenboots. Es zeigt die Sleipner und den Kleinen Kreuzer Hamburg im Kielwasser der Hohenzollern.[6]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Drachenboot Gna der Drachenstation Friedrichshafen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Gröner: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–194.5 Band 2: Torpedoboote, Zerstörer, Schnellboote, Minensuchboote, Minenräumboote. Koblenz 1983, S. 42ff. ISBN 3-7637-4801-6

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Colorierte Ansichtskarte Sleipner und Kanonenboot Panther auf dem Rhein vor dem Hauptgebäude der Düsseldorfer Ausstellung 1902, Verlag Friedrich Wolfrum, Düsseldorf, Nr. 145; Druck: Knackstädt & Näther, Hamburg - Sammlung Schudi’s 45.
  2. Die Welt: Eine Schule als Schauplatz deutscher Geschichte, vom 31. Oktober 2010; abgerufen am 2. Februar 2016.
  3. Die Drachenaufstiege an Bord S.M. Torpedoboot „Sleipner“, Sommer 1904, veranstaltet auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Kaisers. Von Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Hergesell, S. 119, als fünftes Kapitel in: Die Reise der S.M.S. "Planet" 1906/1907, Band 2: Aerologie. Ausgabe 2010; DNB-Portal.
  4. Die Luftschiffahrt: ihre Vergangenheit und ihre Zukunft .... Von H. W. L. Moedebeck; Straßburg 1906, S. 40; Nachdruck 2012; DNB-Portal.
  5. Filmportal: "Sleipner im Sturm".
  6. Postkarte der Wohlgemuth & Lissner Kunstverlagsgesellschaft m.b.H., Berlin, nach einem Original von Prof. Hans Bohrdt mit Signatur des Künstlers und Datumsangabe auf der Vorderseite und der Nummer 876 auf der Rückseite der Ansichtskarte. - Sammlung Schudi’s 45.