Schachblumenwiesen

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Schachblumenwiesen
Schachblume mit weißer Blüte, charakteristisch für das Sassenberger Vorkommen

Schachblume mit weißer Blüte, charakteristisch für das Sassenberger Vorkommen

Lage Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Fläche 91 ha
WDPA-ID 165897
Geographische Lage 52° 0′ N, 8° 3′ OKoordinaten: 51° 59′ 33″ N, 8° 3′ 26″ O
Schachblumenwiesen (Nordrhein-Westfalen)
Schachblumenwiesen (Nordrhein-Westfalen)
Einrichtungsdatum 1956, 2016
f6
Hesselwiese mit blühenden Schachblumen. Im Hintergrund: Hohe Schlüsselblume (Primula elatior)

Die Schachblumenwiesen sind ein Naturschutzgebiet im Stadtgebiet von Sassenberg im Münsterland in Nordrhein-Westfalen. Es handelt sich um eines der wenigen Gebiete in Deutschland, in denen die streng geschützte Schachblume (Fritillaria meleagris) noch vorkommt.

Beschreibung des Gebietes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Teil des an der Hessel gelegenen Wiesengeländes wurde 1956 auf einer Fläche von 1,8 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Im Jahr 1957 wurden etwa 55.000 Schachblumen gezählt. Seit den 1960er-Jahren ging die Zahl der blühenden Pflanzen stark zurück. Während es 1961 noch etwa 3.000 Pflanzen waren, konnten 1974 nur noch 250 blühende Exemplare registriert werden. 1977 ließ die Stadtverwaltung des Ortes über 3.000 Schachblumen aus einem Privatgarten ausgraben und in ein anderes Wiesenareal verpflanzen. Inzwischen wurde ein großer Teil dieses Gebietes von insgesamt rund 91 Hektar zusammen mit dem Waldgebiet „Sassenberger Tiergarten“ unter Naturschutz gestellt. In den Wochen der Schachblumenblüte werden die Standorte intensiv überwacht. Während im Jahr 2014 nur noch rund tausend Blumen gezählt wurden[1], stieg ihre Zahl 2020 auf 4025 Exemplare.[2]

Bei den Sassenberger Schachblumenwiesen handelt es sich vermutlich nicht um ein natürliches Vorkommen. Die Pflanzen sind wahrscheinlich Gartenflüchtlinge aus dem ehemaligen Sassenberger Schlossgarten, die im Laufe der Zeit auf den Hesselwiesen verwilderten. Dafür spricht vor allem, dass hier ursprünglich eine beinahe reine Population der seltenen weißen Farbvariante anzutreffen war, bedingt durch einen möglichen genetischen Flaschenhals. Hier waren wohl nur ganz wenige rein weißblütige Exemplare (möglicherweise sogar nur ein einziges Exemplar) Stammeltern eines ganzen Vorkommens von vielen tausend Individuen. Während der 1960er- und 1970er-Jahre aber sind mutmaßlich auch „fremde“ Schachblumen in diese isolierte, fast rein weißblütige Population eingebracht worden, die dem „weiße(n) Wunder“ von Sassenberg zunehmend die Einmaligkeit nehmen.

Bestandsentwicklung der Schachblume[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr[3] Anzahl davon rotblütig
1956 26 000 4
1957 55 000 -
1958 50 000 15
1961 3000 -
1965 350 2
1974 250 1
1981 800 11
1982 300 11
1983 550 85
1984 525 45
1985 500 52
1986 310 40
1987 790 45
1988 300 26
1989 234 24
1990 243 9
1991 359 31
2008 55 ?
2013 2803 ?
2017 1900 ?
2020 4025 ?
2022 4834[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fritz Runge: Das „weiße Wunder von Sassenberg“. In: Natur und Landschaft. 34. Jg., H. 1. Mainz 1959, S. 9–10
  • Fritz Runge: Die Schachblumenwiesen bei Sassenberg. In: An Ems und Lippe – Heimatkalender für den Kreis Warendorf. 1979, S. 47–48
  • Fritz Runge: Die Naturschutzgebiete Westfalens und des früheren Regierungsbezirks Osnabrück. 4. Auflage, Münster 1982, S. 253–54
  • Gabriele Russell: Hommage an eine kleine Lilie. Die Schachbrettblume, ein kulturhistorische Spurensuche (Up Sassenbiärg, Schriftenreihe des Heimatvereins Sassenberg, Heft 28/2019). Sassenberg 2019
  • Volker Scherfose: Bestandsentwicklung und Vergesellschaftung der Schachblume (Fritillaria meleagris L.) im NSG Tiergarten (Erweiterung Schachblumenwiesen; Kreis Warendorf). In: Berichte des Naturwissenschaftlichen Vereins Bielefeld. Band 34 (1993), S. 263–272

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nienberge schlägt Sassenberg... - doch nicht! Großer Bestand der Schachblume in Münster. NABU Münsterland, abgerufen am 28. März 2016.
  2. Westfälische Nachrichten vom 19. Mai 2020, aufgerufen am 4. Februar 2021
  3. Angaben von 1955 bis 1991 nach Volker Scherfose: Bestandsentwicklung und Vergesellschaftung der Schachblume (Fritillaria meleagris L.) im NSG Tiergarten (Erweiterung Schachblumenwiesen; Kreis Warendorf). In: Berichte des Naturwissenschaftlichen Vereins Bielefeld. Band 34 (1993), Tabelle S. 265, sowie: Die Glocke online vom 4. Juli 2017
  4. Rekordjahr für die Schachblume von Ulrike von Brevern. In: Westfälische Nachrichten online vom 30. April 2022, aufgerufen am 21. Februar 2023