Spinnweb-Hauswurz

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Spinnweb-Hauswurz

Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum)

Systematik
Familie: Dickblattgewächse (Crassulaceae)
Unterfamilie: Sempervivoideae
Tribus: Semperviveae
Gattung: Hauswurzen (Sempervivum)
Sektion: Sempervivum sect. Sempervivum
Art: Spinnweb-Hauswurz
Wissenschaftlicher Name
Sempervivum arachnoideum
L.

Die Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum L., Syn.: Sedum arachnoideum (L.) E.H.L.Krause, Sempervivum sanguineum Jeanbernat ex Timbal-Lagrave), auch Spinnweben-Hauswurz genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Hauswurzen (Sempervivum) innerhalb der Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sempervivum arachnoideum in den Alpen (Timmelsjoch, Italien)
Sempervivum arachnoideum subsp. tomentosum

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spinnweb-Hauswurz ist ein sukkulente ausdauernde Pflanze. Die Spinnweb-Hauswurz wächst polsterbildend. Zumindest in der Vegetationszeit ist eine mehr oder weniger starke spinnwebige Behaarung vorhanden, die die Blattspitzen untereinander verbindet. Die einzelnen Blattrosetten haben meist einen Durchmesser von 0,5 bis 2 Zentimetern.[1] Die Rosettenblätter sind zungenförmig, kurz und breit zugespitzt, an der Spitze meist braunrot, auf der Fläche dicht und fein drüsig behaart oder kahl und am Rand von längeren Haaren bewimpert.[1] Sie sind an der Spitze mit einem Büschel langer weißer, spinnwebig zusammenhängender Wollhaare besetzt.[1] Die Stängelblätter sind lanzettlich und an der Spitze zottig bebärtet.[1]

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Blütenstand enthält 5 bis 18 Blüten.[1] Die Blütentriebe überragen die Rosetten und erreichen eine Höhe von bis zu 18 Zentimetern. Die Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die Blüten weisen einen Durchmesser von 10 bis 15, selten bis zu 24 Millimetern auf. Die Kelchblätter sind lanzettlich und dicht und kurz und teilweise auch drüsig behaart.[1] Jede Blüte besitzt neun bis zwölf Kronblätter.[1] Die blassrosafarbenen Kronblätter besitzen einen intensiv rosafarbenen Mittelstrich. Die Kronblätter sind etwa 10 Millimeter lang und doppelt so lang wie die Kelchblätter.[1] Die 18 bis 20 Staubblätter sind an ihrer Basis drüsig behaart.[1] Der Fruchtknoten ist grün und drüsig behaart.[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 32 oder 2n = 64.[2]

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spinnweb-Hauswurz hat ihre natürliche Verbreitung in den europäischen Gebirgen von den Pyrenäen bis in die Ostalpen und südlich bis in die Apenninen und Korsika. Sie wächst häufig auf Felsen, Felsschutt, Weiden und Wiesen. Sie bevorzugt saures Bodenmilieu auf silikatischem Substrat und wächst von Höhenlagen von 280 Meter (San Vittore in der Südschweiz) bis 2900 Meter (Col Legnir) im Aostatal. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Tiroler Teil an den Hornsteinabstürzen der Jöchelspitze bei Holzgau bis zu einer Höhenlage von 2100 Meter auf.[3] Die Spinnweb-Hauswurz ist in Deutschland durch die BArtSchV besonders geschützt.[4]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1 (sehr trocken), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Samen können auf einem dünnen Flechtenbewuchs Fuß fassen wie auch in feinen Poren oder Rissen des Gesteins. Die Pflanze wächst sehr langsam und ist deshalb darauf angewiesen, dass keine anderen Blütenpflanzen konkurrieren.

Blütenbesucher sind Hummeln, Bienen, Fliegen und Falter.[1]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filzige Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum subsp. tomentosum), Wallis (Schweiz), Saastal 2160 m

Es gibt zwei Unterarten:

  • Die Gewöhnliche Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum subsp. arachnoideum) kommt von den Pyrenäen bis weit in die Ostalpen vor. Die Blattrosetten sind bis 12 mm breit.
  • Die Filzige Spinnweb-Hauswurz (Sempervivum arachnoideum subsp. tomentosum (C.B.Lehm. & Schnittspahn) Schinz & Thell.) ist in den Ostpyrenäen, Südalpen östlich bis Südtirol und im Apennin verbreitet und kommt auch in Korsika[6] vor. In der Schweiz kommt sie in Graubünden, im Tessin und im Wallis vor. Diese Unterart weist eine starke, weißfilzige Behaarung der Rosetten auf. Die bis zu 35 Millimeter breiten Rosetten sind oben stark abgeflacht. Die Chromosomenzahl beträgt ebenfalls 2n = 64.[2]

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spinnweb-Hauswurz wird häufig in Steingärten kultiviert, kommt aber selten verwildert vor.[4]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band IV, Teil 2 A. 2. Auflage. Carl Hanser Verlag, München 1961–1966.
  • Henk 't Hart, Bert Bleij, Ben Zonneveld: Sempervivum. In: Urs Eggli (Hrsg.) Sukkulenten-Lexikon. Crassulaceae (Dickblattgewächse). Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3998-7, S. 349 f.
  • Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia, Band 28, Nummer 4, 2010, S. 131–138.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h i j k Gustav Hegi, Herbert Huber: Familie Saxifragaceae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 2, Seite 110–113. Verlag Carl Hanser, München 1961.
  2. a b Sempervivum arachnoideum bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  3. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 637.
  4. a b Michael Koltzenburg: Sempervivum. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 364.
  5. Sempervivum arachnoideum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. April 2021.
  6. Jaakko Jalas, Juha Suominen, Raino Lampinen, Arto Kurtto: Atlas florae europaeae. Band 12: Resedaceae to Platanaceae. Helsinki 1999, ISBN 951-9108-12-2, S. 56–57.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sempervivum arachnoideum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien