The Nest – Alles zu haben ist nie genug

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Film
Titel The Nest – Alles zu haben ist nie genug
Originaltitel The Nest
Produktionsland Vereinigtes Königreich, Kanada
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2020
Länge 107 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Sean Durkin
Drehbuch Sean Durkin
Produktion Amy Jackson,
Andrew Lowe,
Christina Piovesan,
Derrin Schlesinger
Musik Richard Reed Parry
Kamera Mátyás Erdély
Schnitt Matthew Hannam
Besetzung

The Nest – Alles zu haben ist nie genug (Originaltitel: The Nest) ist ein Filmdrama von Sean Durkin, das im Januar 2020 beim Sundance Film Festival seine Premiere feierte und am 18. September 2020 in den USA und in Kanada veröffentlicht wurde. Im Film spielen Jude Law und Carrie Coon ein Ehepaar, das sich nach dem Umzug aus den USA nach England zunehmend entfremdet.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rory O’Hara hat in seinem Leben als Rohstoffmakler gearbeitet und es durch seinen Job im Finanzbereich, wo er mit Risiko- und Ertragsprognosen betraut ist, zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Einst zog der gebürtige Brite mit seiner Frau Allison, seiner Stieftochter Sam und dem gemeinsamen Sohn Ben in die USA, damit sie näher bei Allisons Familie sind. Sie leben in einem Vorort von New York.

Nun, Mitte der 1980er Jahre, will er jedoch zurück nach England, auch wenn seine Frau etwas unsicher in dieser Sache ist, da die Kinder in den letzten Jahren einige Umzüge mitmachen mussten. Die Familie bezieht dort ein riesiges Herrenhaus, das sie sich eigentlich nicht leisten können. Das riesige Gebäude in Surrey ist voll von geheimen Türen, dunklen Kammern und knarrender Treppen.

Während Rory weiter an seinen Zahlen und Berichten arbeitet, macht sich Allison lieber die Hände schmutzig und kümmert sich um den Stall auf ihrem Anwesen. Rorys unerbittlicher Ehrgeiz macht ihn jedoch blind für das, was seine Familie wirklich braucht. Schnell entfernt er sich von seiner Frau Allison und den beiden Kindern, die in dieser neuen Umgebung ihre eigenen Probleme haben.[2][3][4][5][6]

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stab und Idee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regie führte Sean Durkin, der auch das Drehbuch schrieb.[5] Es handelt sich um seinen zweiten Film als Regisseur nach Martha Marcy May Marlene, in dem er die traumatischen Folgen beschreibt, die mit dem Leben in und dem Verlassen einer Sekte einhergehen. Durkin, der zu Beginn der 1980er Jahre in Kanada geboren wurde, bevor er nach Großbritannien und dann nach New York zog, hat Elemente aus seiner Jugend für die Handlung von The Nest verwendet.[3]

Besetzung und Dreharbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jude Law spielt Rory, Carrie Coon seine Frau Allison
Jude Law spielt Rory, Carrie Coon seine Frau Allison
Jude Law spielt Rory, Carrie Coon seine Frau Allison

In den Hauptrollen des Ehepaars Rory und Allison sind Jude Law und Carrie Coon zu sehen.[5] In Nebenrollen sind Charlie Shotwell als ihr gemeinsamer Sohn Benjamin kurz Ben und Oona Roche in der Rolle von Rorys Stieftochter Samantha kurz Sam zu sehen.

Die deutsche Synchronisation entstand nach der Dialogregie von Karl Waldschütz im Auftrag der TV+Synchron GmbH, Berlin. Florian Halm leiht in der deutschen Fassung Rory O’Hara seine Stimme, Mareile Moeller seiner Ehefrau Allison.[7]

Die Dreharbeiten wurden im September 2018 begonnen[8] und erfolgten an insgesamt 35 Drehtagen. Nach einer Woche an verschiedenen Orten in Toronto, die Upstate New York als Kulisse diente, verlagerte man die Dreharbeiten für sechs Wochen nach Großbritannien. Das Nether Winchendon House, ein historisches, denkmalgeschütztes mittelalterliches Tudor-Landgut in der Nähe von Aylesbury in der Grafschaft Buckinghamshire, wurde als Hauptschauplatz genutzt. Als Kameramann fungierte der Ungar Mátyás Erdély.[6] Die Filmkritikerin Antje Wessels schreibt, ihm gelinge mit seinen präzisen Kamerafahrten, aufgeräumten Bildern und kontrastreichen Farben eine fesselnde Bildsprache, die The Nest trotz seiner Dramagrundlage in ein diffus spannendes Thrillergewand kleide. Die verwinkelte Villa mit ihren unzähligen Gängen, Geheimtüren und verborgenen Abseiten wäre aber auch die perfekte Kulisse für einen Horrorfilm, doch der Film bleibe bis zuletzt ein herbes Drama, das die geistigen Ausnahmezustände seiner Hauptfiguren auf brachiale Weise auslotet: „Je nachdem wen man fragt, ist auch das eine Form des Horrors.“[9]

Marketing und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde am 26. Januar 2020 beim Sundance Film Festival erstmals gezeigt.[10][11] Im Juni 2020 wurde der erste Trailer vorgestellt.[12] Im September 2020 wurde er beim Festival des amerikanischen Films gezeigt.[13] Am 18. September 2020 wurde der Film in den USA und in Kanada veröffentlicht. Ende September, Anfang Oktober 2020 wurde er beim Zurich Film Festival gezeigt.[14] Der Kinostart in Deutschland sollte ursprünglich am 28. Januar 2021 erfolgen,[15] wurde aufgrund der Corona-Pandemie aber auf den 8. Juli 2021 verschoben.[16]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film wurde von 90 Prozent aller bei Rotten Tomatoes erfassten Kritiker positiv bewertet und erhielt 7,5 von möglichen 10 Punkten.[17] Auf Metacritic hat er einen Metascore von 79 von 100 möglichen Punkten.[18]

Roger-Ebert-Kritiker Brian Tallerico denkt, Sean Durkins Drehbuch gebe Carrie Coon und Jude Law zwei der besten Rollen ihrer Karriere, und beide Schauspieler geben alles. Besonders wenn sich Rory und Allison langsam mit passiv-aggressivem Austausch voneinander entfernen, sei ihr Schauspiel atemberaubend, und sie hätten die Figuren mit so viel Tiefe versehen, dass sich die Handlung echt anfühlt. Dies sei auch den unglaublich intelligenten und scharfsinnigen Dialogen geschuldet, die Durkin für sie geschrieben hat. The Nest sei weit entfernt von einem verfilmten Theaterstück, da Durkin sich einer bedrohlichen Filmsprache bediene, so wenn er die Mitglieder der Familie in langen Gängen wirken lasse, als würden sie von dem riesigen Anwesen verschluckt, das wiederum ein Symbol für den Reichtum sei, den Rory über alles schätzt. Dadurch, dass Durkin fast vollständig auf Nahaufnahmen der Gesichter der Schauspieler verzichte, halte er den Zuschauer auf Distanz.[2]

Benjamin Lee vom Guardian bemerkt in seiner Kritik, zu sehen, wie Alison die Kraft gewinnt, Rory herauszufordern, gebe dem Film einige seiner dramatischsten Momente, dennoch vermeide er es, die Konflikte zwischen beiden zu vorhersehbar zu machen. Der Film sei elegant konstruiert, wobei Durkin die Ära, in der er spielt, sorgfältig nachbildet, ohne zu nostalgisch zu werden. Kurz könnte der Zuschauer zu Beginn das Gefühl haben, ihn erwarte ein Horrorfilm.[3]

Peter Debruge von Variety erkennt in dem beunruhigenden Film Parallelen zu Stanley Kubricks The Shining, die kaum zu übersehen sind, auch wenn der Horror, von dem die O’Haras heimgesucht werden, nicht übernatürlich ist. Vielmehr habe die Auflösung dieser Familie mehr mit all dem „Gepäck“ zu tun, das sie bei ihrem Umzug mitgebracht haben. Der eigentliche Punkt, in dem man The Nest und einen Film wie The Shining vergleichen könne, liege in der psychischen Belastung der Familie durch den selbstsüchtigen Rory. In dieser Hinsicht habe der Film in gewissem Sinne etwas mit Marriage Story oder The Souvenir gemein, in denen ein männliches Ego destruktiv agiere. Eine Erklärung für Rorys Lebensplanung liefert in Debruges Augen ein Besuch der Mutter, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Er wolle, dass sie sein neues Zuhause sieht und das „schöne blonde amerikanische Mädchen“ kennenlernt, das er geheiratet hat, ihr aber auch die Zuneigung zu seinem eigenen Sohn zeigen, die ihm selbst verweigert wurde.[19]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

British Independent Film Awards 2021

  • Nominierung als Bester Britischer Independent Film
  • Nominierung für das Beste Drehbuch (Sean Durkin)
  • Nominierung als Beste Schauspielerin (Carrie Coon)
  • Nominierung für die Beste Kamera (Mátyás Erdély)

Canadian Screen Awards 2021

  • Nominierung als Bester Film
  • Nominierung für die Beste Regie (Sean Durkin)
  • Nominierung als Beste Hauptdarstellerin (Carrie Coon)
  • Nominierung für den Besten Tonschnitt
  • Nominierung für das Beste Originaldrehbuch (Sean Durkin)[20]

Chicago Film Critics Association Awards 2020

Festival des amerikanischen Films 2020

  • Auszeichnung mit dem Grand Prix im Wettbewerb
  • Auszeichnung mit dem Kritikerpreis
  • Auszeichnung mit dem Revelation Prize[13][22][23]

Film Fest Gent 2020

  • Nominierung als Bester Film für den Grand Prix[24]

Gotham Awards 2021

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für The Nest – Alles zu haben ist nie genug. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b Brian Tallerico: Sundance 2020: The Nest, The Father. In: rogerebert.com, 1. Februar 2020
  3. a b c Benjamin Lee: The Nest review – Jude Law and Carrie Coon fall apart in eerie 80s drama. In: The Guardian, 27. Januar 2020.
  4. https://theplaylist.net/100-most-anticipated-films-2020-20191203/5/#cb-content
  5. a b c Eric Kohn: Sundance Wish List: 60 Films We Hope Will Head to Park City in 2020. In: indiewire.com, 18. November 2019.
  6. a b DP Mátyás Erdély HSC harnesses Kodak 35mm film to powerfully unnerving effect for director Sean Durkin’s 'The Nest'. In: kodak.com, 20. März 2020.
  7. The Nest – Alles zu haben ist nie genug. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 14. Februar 2021.
  8. Nia Daniels: Jude Law begins filming The Nest. In: theknowledgeonline.com, 6. September 2018.
  9. https://wessels-filmkritik.com/2021/01/12/the-nest/
  10. 2020 Sundance Film Festival: 118 Feature Films Announced. In: sundance.org, 4. Dezember 2019.
  11. Sundance Film Festival 2020: Programm. (Memento des Originals vom 21. Dezember 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sundance.org In: sundance.org. Abgerufen am 21. Dezember 2019. (PDF; 1,1 MB)
  12. https://thefilmstage.com/first-trailer-for-sean-durkins-the-nest-finds-jude-law-and-carrie-coon-at-odds/
  13. a b The Nest. In: festival-deauville.com. Abgerufen am 1. September 2020.
  14. ZFF bestätigt zwölf weitere Gala-Premieren. In: zff.com, 4. September 2020.
  15. Starttermine Deutschland. In: insidekino.com. Abgerufen am 5. Dezember 2020.
  16. Starttermine Deutschland. In: insidekino.com. Abgerufen am 22. Mai 2021.
  17. The Nest. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 29. August 2021 (englisch).
  18. The Nest. In: Metacritic. Abgerufen am 29. September 2020 (englisch).
  19. Peter Debruge: 'The Nest': Film Review. In: Variety, 27. Januar 2020.
  20. Nominees. In: academy.ca. Abgerufen am 31. März 2021.
  21. Chloé Zhao’s Nomadland leads Chicago Film Critics Association 2020 Award nominations In: chicagofilmcritics.org am 18. Dezember 2020, abgerufen am 28. Dezember 2020.
  22. Sélection officielle: 46e édition. In: festival-deauville.com. Abgerufen am 29. September 2020.
  23. Constance Jamet: 'The Nest' avec Jude Law triomphe au Festival américain de Deauville. In: Le Figaro, 12. September 2020.
  24. Golden Lion winner 'Nomadland' and 'Vitalina Varela' selected for the Official Competition of Film Fest Ghent. (Memento des Originals vom 20. September 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.filmfestival.be In: filmfestival.be. Abgerufen am 20. September 2020.
  25. Dade Hayes: ‘First Cow’ Leads Field In Gotham Awards Nominations In: Deadline.com am 12. November 2020, abgerufen am 12. November 2020.