Gemellianus

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Bronzebeschlag mit Inschrift des Gemellianus, Fundort Mandeure/Epomanduodurum

Gemellianus war ein provinzialrömischer Metallhandwerker (Toreut) und Metallfabrikant, der in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts in Aquae Helveticae, dem heutigen Baden in der Schweiz, ansässig war.

Gemellianus ist durch eine Gruppe von Buntmetallbeschlägen für Messerfutterale bekannt geworden, die in der archäologischen Forschung als Thekenbeschläge (lateinisch theca „Scheide“) bezeichnet werden. Einige der signierten, durchbrochen gearbeiteten Beschläge tragen die Herkunftsbezeichnung und den Namen: “AQVISHE GEMELLIANVS F” (Abkürzung von AQVIS HE(lveticis) GEMELLIANUS F(ecit), übersetzt „In Aquae Helveticae von Gemellianus gemacht“).

Von den im Jahr 2002 erfassten 207 Beschlägen ist nur ein Teil mit dem Namen des Gemellianus versehen. Beschläge dieser Art wurden sicher in verschiedenen Werkstätten gefertigt. Signaturen anderer Meister bzw. Werkstätten sind nicht bekannt. Die von Gemellianus hergestellten Messerfutterale scheinen bei Besuchern der bekannten Thermen von Aquae Helveticae beliebt gewesen zu sein, denn sie kamen an verschiedenen Orten des Römischen Reichs zum Vorschein. Zahlreich sind die Funde in Augusta Raurica (Augst). Weitere Fundstücke sind in Igling (Landkreis Landsberg am Lech)[1] und Lauriacum (bei Enns, Oberösterreich) belegt, aber auch in Dura Europos (Syrien).[2] Nicht in allen Fällen handelt es sich um Originale aus Aquae Helveticae, sondern um Kopien aus anderen Werkstätten.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Berger: Die Thekenbeschläge des Gemellianus von Baden-Aquae Helveticae. In: Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte 46, 1957, S. 24–39 (doi:10.5169/seals-114519#32).
  • Ludwig Berger: Die Thekenbeschläge des Gemellianus von Aquae Helveticae und verwandte Beschläge. In: Museumskommission Baden (Hg.): Handel und Handwerk im römischen Baden. Baden 1983, S. 13–42.
  • Ludwig Berger: Durchbrochene Messerfutteral-Beschläge (Thekenbeschläge) aus Augusta Raurica. Ein Beitrag zur provinzialrömischen Ornamentik (= Forschungen in Augst. 32). Römerstadt Augusta Raurica, Augst 2002, ISBN 3-7151-0032-X (Digitalisat).
  • Fabian Furter, Bruno Meier, Andrea Schaer, Ruth Wiederkehr: Stadtgeschichte Baden. hier+jetzt, Baden AG 2015, ISBN 978-3-03919-341-7, S. 34–35.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Region – Landsberg/Lech“: Fundort Ad Novas/Igling. Informationsseite zu Funden in Landsberg am Lech, inkl. Bronzebeschlag mit dem Namen GEMELLIANUS F.
  2. Zwei kleines Fragment ohne Inschrift, heute Yale University Art Gallery, New Haven, Inv. 1938.2135 (Eintrag in der Museumsdatenbank) und Inv. 1938.2100 (Eintrag in der Museumsdatenbank).