Albrecht Freiherr von Boeselager

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Albrecht Freiherr von Boeselager

Albrecht Freiherr von Boeselager (* 4. Oktober 1949 in Altenahr) ist ein deutscher Jurist aus dem Adelsgeschlecht Boeselager. Er ist Ehren- und Devotions-Großkreuz-Bailli in Obedienz und war von 1989 bis 2014 Großhospitalier sowie von 2014 bis 2022 Großkanzler des Souveränen Malteserordens.

Von Boeselager ist eines von vier Kindern von Philipp Freiherr von Boeselager und Rosa Maria, geb. Gräfin von Westphalen zu Fürstenberg. Er ist verheiratet mit Praxedis, geb. Freiin von und zu Guttenberg, einer Schwester von Enoch Freiherr von und zu Guttenberg. Somit ist er ein Onkel von Karl-Theodor zu Guttenberg. Er ist Vater von fünf Kindern.

Der Bankier Georg Freiherr von Boeselager ist sein jüngerer Bruder.[1]

Nach dem Abitur am jesuitischen Aloisiuskolleg in Bad Godesberg leistete von Boeselager von 1968 bis 1970 den Wehrdienst ab und schied als Leutnant der Reserve aus. Danach studierte er von 1970 bis 1974 Rechtswissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, der Universität Genf und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seit 1970 ist er Mitglied des Corps Palatia Bonn. Von 1976 bis 1990 war er als Rechtsanwalt tätig und übernahm 1987 den väterlichen Land- und Forstwirtschaftsbetrieb. Er ist Besitzer von Burg Kreuzberg an der Ahr.[2] Als örtlicher Waldbesitzer ist er in der Nachfolge seines Vaters Vorsitzender des Waldbauvereins seines Heimatkreises Ahrweiler.[3]

Von Boeselager wurde 1976 in den Malteserorden aufgenommen und 1985 Obedienzritter. Von 1982 bis 2015 war er Kanzler der Deutschen Assoziation des Ordens. Vom 1. Januar 1982 bis 31. März 1985 war er Geschäftsführer und vom 14. Januar 1985 bis 30. April 1990 ehrenamtlicher Leiter des Malteser Hilfsdienstes in der Erzdiözese Köln. Neben seiner Tätigkeit im Präsidium des Malteser Hilfsdienstes e. V. gehörte er seit 1989 der Ordensregierung in Rom, zunächst als Großhospitalier und von 2014 bis 2022 als Großkanzler (Leiter der Regierung / Ministerpräsident) an. Außerdem ist Albrecht von Boeselager seit 1990 Mitglied des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst und seit 1994 Mitglied des Päpstlichen Rates „Cor Unum“.

Am 31. Mai 2014 wurde er vom Generalkapitel in Rom zum Großkanzler des Ordens gewählt.[4] Am 3. September 2022 wurde er vom Papst entlassen.

Zum Jahreswechsel 2016/2017 stand Albrecht von Boeselager im Mittelpunkt einer Verfassungskrise des Malteserordens, die durch seine rechtlich umstrittene Absetzung durch den amtierenden Großmeister Matthew Festing ausgelöst wurde.

Festing und der Kardinalpatron des Malteserordens, Raymond Leo Burke, verlangten im Dezember 2016 Boeselagers Rücktritt. Boeselager lehnte den Rücktritt ab, woraufhin ihn Festing für abgesetzt und vorläufig aus dem Malteserorden ausgeschlossen erklärte; ein Grund sei die Verteilung von Kondomen durch Malteser in Myanmar gewesen.[5][6] Nachdem von Boeselager gegen seine Absetzung, die er als unrechtmäßig und ungültig betrachtete,[7] an den Papst appelliert hatte, kam es zu einer teilweise öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzung zwischen der Ordensleitung und dem Vatikan über die Zulässigkeit der fünfköpfigen vatikanischen Untersuchungskommission, die den Papst über die Hintergründe informieren sollte.[8] Am 25. Januar 2017 teilte der Vatikan mit, Großmeister Festing habe bei einer Audienz bei Papst Franziskus seinen Rücktritt eingereicht.[9][10] Albrecht von Boeselager hatte inzwischen vor einem Ordensgericht gegen seine Absetzung geklagt.[11] In seiner Sitzung vom 28. Januar 2017 akzeptierte der Souveräne Rat des Malteserordens daraufhin den Rücktritt des Großmeisters und die vom Papst angeordnete Rehabilitierung von Boeselagers, der wieder in seine bisherigen Ämter eingesetzt werden musste und an den Beratungen des Rates teilnahm.[12] Die Führung der deutschen Assoziation des Malteserordens lobte die Rolle des Vatikans im Streit um den Malteserorden. Der Kanzler des deutschen Zweiges, Stephan Freiherr Spies von Büllesheim, dankte dem Papst dafür, dass er „dem Orden in dieser Verfassungskrise so schnell und sicher geholfen hat“.[13]

Das Generalkapitel bestätigte Boeselager im Jahr 2019 für weitere fünf Jahre als Großkanzler.[14] Am 3. September 2022 verfügte Papst Franziskus seine sofortige Entlassung als Großkanzler.[15]

Ehrungen und Auszeichnungen

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Einzelnachweise

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  1. Arne Storn: Georg Freiherr von Boeselager: Der Banker des Papstes. In: Die Zeit. Nr. 20/2017, 14. Mai 2017 (online).
  2. Burg Kreuzberg: Letzte bewohnte Burg im Ahrtal. Blogbeitrag vom 29. Oktober 2015, abgerufen am 28. Januar 2017.
  3. Zwischen Forst und Wild. In: General-Anzeiger, 30. Oktober 2013, abgerufen am 28. Januar 2017.
  4. Das Generalkapitel des Souveränen Malteserordens in Rom einberufen, 31. Mai 2014 (Memento vom 17. August 2014 im Internet Archive)
  5. Malteserorden: Kulturkampf mit Papst Franziskus, Der Tagesspiegel vom 16. Dezember 2016, abgerufen am 11. Januar 2017
  6. Knights of Malta row with Vatican over condom programme, BBC vom 11. Januar 2017, abgerufen am 11. Januar 2017
  7. Boeselager sieht sich weiter als Großkanzler des Malteserordens, Domradio vom 20. Dezember 2016, abgerufen am 12. Januar 2017
  8. Vatican commission responds to Order of Malta's refusal to cooperate with investigation, The Tablet vom 11. Januar 2017, abgerufen am 12. Januar 2017
  9. Comunicato della Sala Stampa, 25. Januar 2017 (B0057)
  10. Jörg Bremer: Machtkampf im Malteserorden. In: FAZ.net, 25. Januar 2017, abgerufen am 26. Januar 2017.
  11. Konflikt im Malteserorden: Boeselager klagt vor internem Gericht. In: Radio Vatikan, 13. Januar 2017, abgerufen am 28. Januar 2017.
  12. Andrea Tornielli: Malta, Boeselager torna Cancelliere. Accolta la rinuncia di Festing. In: La Stampa, 28. Januar 2017, abgerufen am selben Tage.
  13. Malteser-Kanzler dankt Papst für Eingreifen. In: Die Tagespost, 27. Januar 2017, abgerufen am 28. Januar 2017.
  14. Boeselager: Eine große Mehrheit ist inzwischen für Reformen. In: katholisch.de, 21. Mai 2019, abgerufen am 2. Mai 2020.
  15. Papst entlässt Malteser-Großkanzler Boeselager und löst Rat auf. In: deutschlandfunk.de. 3. September 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. September 2022; abgerufen am 3. September 2022.
  16. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)