Alexander Kapp (Pädagoge)

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Otto Emmerich Alexander Kapp (* 28. Januar 1800 in Ludwigsstadt;[A 1]9. Oktober 1869 in Fluntern, damals selbständige Gemeinde, heute ein Quartier der Stadt Zürich) war ein deutscher Lehrer, Schulleiter und Pädagoge. Auf ihn geht die Erstverwendung des Begriffs Andragogik für die Wissenschaft der Bildung im Erwachsenenalter zurück.

Kapps Eltern waren der Ludwigstädter Justizamtmann Christian Kapp (1763–1814) und dessen Ehefrau Sophie geborene Friedlein. Das Paar hatte zwölf Kinder, darunter den Philologen Friedrich Kapp (1792–1866) und den Philosophen Ernst Kapp (1808–1896).

Kapp nahm 1821 eine Stelle als Hilfslehrer am Königlichen Gymnasium Hamm auf, an dem sein Bruder Friedrich als Oberlehrer arbeitete.[1] 1823 wechselte Kapp als Lehrer für klassische Philologie an das Gymnasium Minden.[2] Von 1827 bis zu seinem Wechsel 1832 an das Archigymnasium Soest war Kapp Bibliothekar der dortigen Schulbibliothek.[3] In Minden war er am Ende Oberlehrer und Prorektor, diese Rollen übernahm er auch bei seinem Antritt in Soest. Ab dem Jahr 1842 betrieb er parallel zu seiner Tätigkeit am Archigymnasium zusammen mit seiner Frau Ottilie ein weibliches Erziehungsinstitut in Soest.[4] Ende 1854 verließ Kapp Soest als leitender Oberlehrer und Rektor.

Kapp zog wegen der größeren Freiheit in die Schweiz nach Fluntern in der Nähe von Zürich. Er ist dort erstmals 1858 aktenkundig. In Fluntern gründete und leitete er zusammen mit seiner Frau und seinen Töchtern das „weibliche Erziehungsinstitut“ Kapp’sches Institut (Töchter).[5] Zugleich war er Lehrer am Zürcher Polytechnikum. 1863 wurde Kapp in der Gemeinde Witikon eingebürgert.[6]

Alexander Kapp heiratete 1825 Ottilia „Ottilie“ von Rappard (1803–1857), die Schwester des Juristen und Mitglieds der Frankfurter Nationalversammlung Conrad von Rappard (1805–1881). Das Paar hatte zwei Töchter und einen Sohn.[6]

Erste Nennung von „Andragogik“

Kapp veröffentlichte 1833 die Schrift Platon’s Erziehungslehre, als Pädagogik für die Einzelnen und als Staatspädagogik. In dieser Schrift gliederte er die Erziehungsgedanken Platons in vier Stufen Propädeutik, Pädagogik, Andragogik und Poliagogik. Diese Verwendung von Andragogik stellt die erste bekannte Verwendung dieses Begriffs im deutschsprachigen Raum dar.[7]

  • Franz Kössler: Personenlexikon von Lehrern des 19. Jahrhunderts. Universitätsbibliothek Gießen, Gießen 2008, DNB 1205037284, doi:10.22029/jlupub-17233, urn:nbn:de:hebis:26-opus-61168.
  • Svein Loeng: Alexander Kapp – the first known user of the andragogy concept. In: International Journal of Lifelong Education. Band 36, Nr. 6, 2017, S. 629–643, doi:10.1080/02601370.2017.1363826 (englisch).
  • Horst Dräger: Alexander Kapp: Pädagogik und Andragogik in ihrem Zusammenhang (Teil 1). In: Education Permanente. Band 37, Nr. 1, 2003, ISSN 0258-9877, S. 51–52.
  • Horst Dräger: Alexander Kapp: Pädagogik und Andragogik in ihrem Zusammenhang (Teil 2). In: Education Permanente. Band 37, 2003, ISSN 0258-9877, S. 50–51.
  • Johann Friedrich Herbart: Platons Erziehungslehre von Kapp (1835). In: Otto Willmann, Theodor Fritzsch (Hrsg.): Johann Friedrich Herbarts Pädagogische Schriften. 3. Auflage. Band 3. Zickfeldt, Osterwieck/Leipzig 1914, DNB 366170872.
  1. Das teilweise angegebene Geburtsdatum 28. November 1799 stützt sich auf Berndt: Ältere Geschichte des Königlichen Gymnasiums in Hamm 1781–1836, ist dort aber als berechnet bezeichnet. Neuere Literatur verwendet das hier angegebene Datum.

Einzelnachweise

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  1. Theodor Berndt: Ältere Geschichte des Königlichen Gymnasiums in Hamm 1781–1836. Mit einer der 300 jährigen Jubelfeier der Grafschaft Mark gewidmeten Einleitung. Griebsch, Hamm 1909, S. 38, 66–67, urn:nbn:de:hbz:061:1-431032 (uni-duesseldorf.de [PDF]).
  2. Theodor Berndt: Ältere Geschichte des Königlichen Gymnasiums in Hamm 1781–1836. Mit einer der 300 jährigen Jubelfeier der Grafschaft Mark gewidmeten Einleitung. Griebsch, Hamm 1909, S. 39, 66–67, urn:nbn:de:hbz:061:1-431032 (uni-duesseldorf.de [PDF]).
  3. Rainer Kregel: Die Geschichte der Gymnasialbibliothek Minden. In: Westfälische Zeitschrift. Band 139, 1989, S. 275–323, hier S. 291–292 (lwl.org [PDF]).
  4. Ein Züricher Brief. In: Ferdinand Stolle (Hrsg.): Die Gartenlaube. Nr. 52, 1860, S. 832.
  5. Alexander Kapp: Anzeige: Die weibliche Erziehungsanstalt der Familie Kapp zu Zürich in der Schweiz. In: Allgemeine Schulzeitung. Band 31, Nr. 128, 26. Oktober 1854, ZDB-ID 2159249-4, Sp. 1111–1112, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10687380-9 (dipf.de).
  6. a b Klaus-Dieter Wille: Conrad von Rappard. In: Der Herold. Band 47, Nr. 16, 2004, ISSN 0018-0793, Fußnote 27 (yumpu.com).
  7. Horst Dräger: Erwachsenenbildung und Schule. Eine historische Skizze. In: Hessische Blätter für Volksbildung. Band 64, Nr. 3, 2014, S. 207–222, hier S. 214, doi:10.3278/HBV1403W207 (utb.de [PDF]).