Allerheiligenkapelle (Esslingen am Neckar)
Allerheiligenkapelle | |
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Daten | |
Ort | Esslingen am Neckar, Baden-Württemberg |
Anschrift | Georg-Christian-von-Kessler-Platz 10 |
Bauzeit | Mitte des 13. Jahrhunderts |
Koordinaten | 48° 44′ 30,8″ N, 9° 18′ 23,5″ O |
Die Allerheiligenkapelle liegt in der Innenstadt von Esslingen am Neckar und ist Sitz des Stadtarchivs.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste urkundliche Erwähnung der Allerheiligenkapelle stammt aus dem Jahr 1326.[1] Die Kapelle wurde um die Mitte des 13. Jahrhunderts an der Stadtmauer errichtet, deren Buckelquader in der südlichen Langseite des Gebäudes noch vorhanden sind. Der Kapellenbau lag ursprünglich ebenerdig und war zweigeschossig, das Untergeschoss wurde als Beinhaus genutzt, nachdem Knochen vom Friedhof der Stadtkirche St. Dionys umgebettet werden mussten. Durch eine Anhebung des Straßenniveaus wurden später die spitzbogigen Blendarkaden auf den anderen Seiten des Untergeschosses weitgehend verdeckt. Das Obergeschoss dürfte ursprünglich eine Zwerggalerie mit Rundbogen besessen haben, die jedoch nur noch aus Durchgängen in den Strebepfeilern und zweier erhaltener Konsolen mit Bodenansätzen erschlossen werden kann. Auf der Westseite befand sich ein Glockengiebel mit zwei Spitzbogenfenstern. Im Inneren des Untergeschosses sind noch neun Konsolen mit Bogenansätzen zu finden, die auf ein einst vorhandenes Kreuzrippengewölbe mit 4 × 3 Jochen hinweisen. Im 15. Jahrhundert wurde ein Umbau vorgenommen, in dessen Zuge im Jahr 1444 ein Fresko an der Ostwand des Kapellengeschosses angebracht wurde.[2] Es zeigt den Tod und die Himmelfahrt Mariä sowie die Kreuzigung Jesu und das Jüngste Gericht.
Der Umbau zum Archiv erfolgte 1610. 1940 wurde eine Renovierung und eine Umgestaltung des Inneren des Gebäudes von Walter Eisele vorgenommen.[3] Die ehemalige Allerheiligenkapelle gilt als ältestes erhaltenes Beispiel für ihren Bautyp in Baden-Württemberg und legt mit ihrer Orientierung an staufischer Architektur Zeugnis von der überregionalen Bedeutung der Stadt zur Bauzeit ab.[4] Sie ist eingetragen in die Liste der Kulturdenkmale in Esslingen am Neckar.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joachim J. Halbekann: Vom knöchernen zum papiernen Gedächtnis - 400 Jahre Stadtarchiv in der Allerheiligenkapelle. 2010 (24 S., Öffentlicher Abendvortrag im Rahmen der 49. Arbeitstagung des Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichtsforschung: „Stadt zwischen Erinnerungsaufbewahrung und Gedächtnisverlust“, 19. November 2010, Esslingen, Altes Rathaus.).
- Andrea Steudle u. a.: Regierungsbezirk Stuttgart Teil: 2., Landkreis Esslingen / 1., Stadt Esslingen am Neckar. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland / Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Band I.2.1). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0834-6, S. 183.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadt- und Archivgeschichte. Von der Friedhofskapelle zum Stadtarchiv. In: Stadtarchiv Esslingen. Stadt Esslingen am Neckar
- Landesfilmdienst Baden-Württemberg: Das Wandgemälde im Stadtarchiv Esslingen auf YouTube, 9. September 2020 (Laufzeit: 3:49 min).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Diese Jahreszahl ist in „Kulturdenkmale in Baden-Württemberg“ angegeben, hier (offline, archivierte Version vom 9. Juni 2011) wird das Jahr 1324 genannt.
- ↑ Das Wandgemälde im Stadtarchiv Esslingen auf YouTube, abgerufen am 14. Mai 2024.
- ↑ Joachim J. Halbekann: Vom knöchernen zum papiernen Gedächtnis - 400 Jahre Stadtarchiv in der Allerheiligenkapelle. 2010, S. 20.
- ↑ Andrea Steudle u. a., Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Band 1.2.1. Stadt Esslingen am Neckar, Ostfildern 2009, S. 183