Amt Wittstock

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Bürgermeisterhaus und Amtsturm der alten Bischofsburg in Wittstock/Dosse, Sitz des Amtes Wittstock

Das Amt Wittstock war ein kurfürstlich-brandenburgisches, später königlich-preußisches Domänenamt, das ursprünglich auf eine Verwaltungseinheit des Hochstiftes Havelberg, ebenfalls Amt Wittstock genannt, zurückgeht. 1571 wurde das Hochstift Havelberg mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt. 1786 wurde der Sitz des Amtes auf die Burg Goldbeck verlegt. 1872 wurde das Amt Wittstock aufgelöst.[Anmerkung 1]

Die Burg Wittstock gehörte bereits um 1150 zum ursprünglichen weltlichen Besitz des Bischofs von Havelberg (Hochstift Havelberg). Die um 1240 angelegte Stadt Wittstock und die Burg wurden ab ca. 1270 zur bischöflichen Residenz. Erst mit der Einverleibung des Hochstiftes Havelberg in die Mark Brandenburg 1571 durch Kurfürst Johann Georg wurde Wittstock kurfürstliche Mediat- oder Amtsstadt, oder anders ausgedrückt, erst ab 1571 gehörte Wittstock zur Mark Brandenburg.

Im ausgehenden Mittelalter gliederte sich das Hochstift Havelberg verwaltungstechnisch in vier Ämter: Amt Wittstock, Amt Plattenburg, Amt Schönhausen und das Amt Bellin (früher auch Ländchen Bellin genannt). 1553 kam das Hochstift Havelberg (und damit auch die vier hochstiftischen Ämter) in kurfürstlich-brandenburgische Verwaltung, blieb aber zunächst noch als Verwaltungseinheit bestehen. Erst 1571 vereinigte Markgraf Joachim Georg das Hochstift Havelberg auch formal mit dem Kurfürstentum Brandenburg (bzw. der Kurmark). Die Ämter des Hochstiftes wurden dem kurfürstlichen Domanialbesitz zugeschlagen. Das Amt Wittstock umfasste die Burg Wittstock und ihr Zubehör, die Stadt Wittstock, die Dörfer Biesen, Dossow, Klein-Haßlow, Papenbruch, Teetz, Wernikow und Wulfersdorf, Anteile an den Dörfern Blandikow, Glienicke, Jabel und die wüsten Feldmarken Damelow, Eggersdorf, Ferchow, Lellichow, Podarft, Steckelsdorf und Woltersdorf sowie die Schäfereien Bohnenkamp und Neu-Daber. 1770 musste die Justizverwaltung an das Justizamt Wusterhausen an der Dosse abgegeben werden.[1]

1786 wurde der Amtssitz von der Burg Wittstock auf die Burg Goldbeck verlegt, ohne dass die Ämter offiziell vereinigt wurden. Sie wurden weiterhin getrennt verwaltet, teils auch in Personalunion. Amtspächter und dann Amtsleute stellte die Familie Freyer, mit Gutsbesitz in Goldbeck und folgend auch in Hoppenrade ausgestattet, dann Freier und seit 1840 nobilitiert als von Freier.[2]

Amtsangehörige Orte

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1817 gehörten zum Amt Wittstock folgende Orte:[3]

  • Biesen (Dorf und adliges Gut) (heute ein Ortsteil der Stadt Wittstock/Dosse)
  • Blandikow (Blantikow, Dorf) (heute ein Ortsteil der Gemeinde Heiligengrabe). 1685 gab das Amt Goldbeck seine Anteile am Dorf an das Amt Wittstock ab, während das Amt Wittstock seine Anteile am Dorf Groß-Haßlow an das Amt Goldbeck gab. Um 1817 gehörte ganz Blandikow zum Amt Wittstock.
  • Bohnenkamp (Amtsvorwerk und Etablissement) (heute in Wittstock/Dosse aufgegangen, etwa Rosa-Luxemburg-Straße 38 bis 42)
  • Borksche Mühle (Borcksche Mühle, Wassermühle, nahe bei Lellichow) (existiert nicht mehr, lag am Weg von Bork nach Lellichow, am Übergang über die Klempnitz)
  • Dossow (auch Dosse, Dorf) (heute ein Ortsteil der Stadt Wittstock/Dosse)
  • Glienicke (Glienecke, Dorf) (heute ein Gemeindeteil der Gemeinde Heiligengrabe). Ein Freibauernhof mit 2 Hufen gehörte zum Gut Jabel.
  • Groß Haßlow (Groß Hasslow, Dorf) (heute ein Ortsteil der Stadt Wittstock/Dosse). 1685 gab das Amt seine Anteile an das Amt Goldbeck ab, während das Amt Goldbeck seine Anteile am Dorf Blandikow an das Amt Wittstock abgab. 1817 hatte das Amt Wittstock keinen Besitz mehr in Groß Haßlow.
  • Heinrichsdorf (Kolonie) (heute ein Gemeindeteil der Stadt Wittstock/Dosse). 1776 wurde hier auf Amtsgebiet eine Kolonie angelegt.
  • Jabel (Jaabel, Dorf und Gut) (heute ein Ortsteil der Gemeinde Heiligengrabe). Der Rittersitz mit 4 Hufen gehörte dem in Jabel ansässigen Amtmann Schirmann.
  • Klein Haßlow (Klein Hasslow, Dorf) (heute ein Gemeindeteil der Stadt Wittstock/Dosse)
  • Kuhlmühle (Kuhlmühle, Wassermühle unweit Seveckow) (heute Wohnplatz im Ortsteil Dranse, Stadt Wittstock/Dosse)
  • Lellichow (Lellchow, Kolonie) (heute ein Ortsteil der Stadt Kyritz). Das mittelalterliche Dorf war bis 1438 wüst gefallen. Die Feldmark des wüsten Dorfes war im 16. Jahrhundert gedrittelt worden. 1697 wurde hier (wieder) eine Wassermühle (Borksche Mühle) errichtet, 1731 kam ein Vorwerk hinzu, und 1776/7 eine Büdnerkolonie. Das neuzeitliche Lellichow lag aber nicht an der ursprünglichen Dorfstelle, und die Gemarkung umfasste nur noch ein Drittel der ursprünglichen Feldmark.
  • Papenbruch (Papenbrock, Dorf) (heute ein Ortsteil der Gemeinde Heiligengrabe)
    • Rote Mühle (Rothe Mühle, Wassermühle) (heute ein Wohnplatz der Stadt Wittstocke/Dosse), 15 Einw.
  • Scharfenberg, Krug und Wassermühle (heute zwei, ca. 2,5 km voneinander getrennte Wohnplätze Scharfenberg und Scharfenberger Mühle der Stadt Wittstock/Dosse)
  • Teetz (Dorf) (heute ein Ortsteil der Stadt Kyritz)
  • Wernikow (Wernickow, Dorf) (Ortsteil der Gemeinde Heiligengrabe)
  • Amt Wittstock, Amt (in Wittstock/Dosse aufgegangen)
  • Burg Wittstock, Häuser (lag im Bereich der ehemaligen Burg, am Südende der Stadt, in Wittstock/Dosse aufgegangen)
  • Wulfersdorf (Dorf) (heute ein Ortsteil der Stadt Wittstock/Dosse)
  • 1603 Isaak Kracht, Oberster und Hauptmann zu Zechlin, Wittstock und Lindow[4]
  • 1632 Gabriel von der Weyde[5]
  • 1775 Friedrich Emanuel Schubarth, Amtmann[6]
  • 1798 Frau Pistor, Amtsräthin[7]
  • 1818 Freyer, Beamter[8]
  • 1843 (Johann Wilhelm) v. Freier (v. Freyer)[9][10][11][12]
  • Friedrich Beck, Lieselott Enders, Heinz Braun (unter Mitarbeit von Margot Beck, Barbara Merker): Behörden und Institutionen in den Territorien Kurmark, Neumark, Niederlausitz bis 1808/16. XII, 702 S., Brandenburgisches Landeshauptarchiv Corporation. in: Übersicht über die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1, Schriftenreihe: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs / Staatsarchiv Potsdam, Band 4, Böhlau, Weimar 1964. ISSN 0435-5946
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Erster Band: Die allgemeine Einleitung zur Kurmark, die Altmark und Prignitz enthaltend. XVIII, 494 S., Verlag Maurer, Berlin 1804. Online.
  • Lieselott Enders: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil I, Prignitz. in: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, 1123 S., Begründet von Friedrich Beck, Hrsg. Klaus Neitmann, Klaus D. Becker, Verlag für Potsdam, Potsdam 2012. ISBN 978-3-941919-91-4.
  • Lieselott Enders: Die Prignitz Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. in: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Band 38, 463 S., Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2000, ISBN 3-935035-00-4.
  • Gerd Heinrich: Verwaltungsgliederung 1608–1806. Beritte und Kreis der Altmark, Kurmark und Neumark. Historischer Atlas von Brandenburg. in: Veröffentlichungen der Berliner Historischen Kommission beim Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Berlin 1967.
  • Berthold Schulze: Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte 1540–1800. Beiband zur Brandenburgischen Ämterkarte. in: Einzelschriften der Historischen Kommission für die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin, Band 7, 190 S., Im Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1935.

Einzelnachweise

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  1. Verzeichniß der in dem 1770sten Jahre ergangenen Edicte, Patente, Mandate, Rescripte, und Haupt-Verordnungen etc. Nach Ordnung der Zeit. Reglement für die zur Verwaltung einer promten und unparteyischen Rechtspflege auf den Königlichen Aemtern von Trinitatis 1770 an, angeordneten beständigen Justiz-Aemter in der Chur-Mark. Verordnung No. 44 vom 10. Juni 1770. Online
  2. Henning v. Freier: Die Geschichte der Familie von Freier, Druck-Produktion Kühler, Düsseldorf 2006, S. 26 ff. ISBN 3-9805383-8-9.
  3. Ortschafts=Verzeichniß des Regierungs=Bezirks Potsdam nach der neuesten Kreiseintheilung vom Jahre 1817, mit Bemerkung des Kreises, zu welchem der Ort früher gehörte, der Qualität, Seelenzahl, Confession, kirchlichen Verhältnisse, Besitzer und Addreß-Oerter nebst alphabethischem Register. Georg Decker, Berlin. Online
  4. Carl Friedrich Pauli: Allgemeine preußische Staats-Geschichte des dazu gehörigen Königreichs, Churfürstenthums und aller Herzogthümer, Fürstenthümer, Graf- und Herrschaften aus bewährten Schriftstellern und Urkunden bis auf die gegenwärtige Regierung. 3. Band, Verlag und Druck Christoph Peter Franckens (Waisenhaus), Halle 1762, S. 487. Online
  5. Daniel Fessel: Dreyeckichte Grundfeste unser Seligkeit. Bey dem ChristAdelichen Begräbnuß Der ... Barbarae/ Gebohrner Flänßin/ Des ... Adam von Schlieben ... hinterlassener Fraw Wittiben. Welche den 6. Junii des verflossenen 1631. Jares ... entschlaffen/ und nachmahls den 8. Martii dieses 1632. Jahres in der Pfarrkirchen zu Cüstrin in ihr Ruhbettlein versetzet worden, Online Staatsbibliothek Berlin - Digitalisierte Sammlungen
  6. Adres-Calender, der sämtlichen Königl. Preuß. Lande und Provinzien, auser den Residenzien Berlin, dem Königreiche Preussen und dem Souverainen Herzogthume Schlesien; der darinnen befindlichen hohen und niedern Collegien, Instanzien und Expeditionen, ingleichen der Königl. Bediente, Magisträte, Universitäten, Prediger etc. auf das Jahr MDCCLXXV (1775). 582 S., Hrsg. Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften, Berlin 1775, S. 72 (ges. Blatt). Online SLUB
  7. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1798. Georg Decker d. J., Berlin 1798, S. 58. Online
  8. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1818. Georg Decker d. J., Berlin 1818, S. 188. Online
  9. Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat für das Jahr 1843. George Decker, Berlin 1843, S. 300.
  10. Marcelli Janecki (Hrsg.): Handbuch des Preußischen Adels. 1892. Band 1, von Freier. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1892, S. 154–155 (uni-duesseldorf.de).
  11. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1908. In: Der Gotha. 2. Auflage. Freier, Stammreihe. Justus Perthes, Gotha November 1907, S. 308–309 (uni-duesseldorf.de).
  12. Walter von Hueck, Otto Reichert, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker u. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Hans Friedrich von Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser / B (Briefadel nach 1400 nobilitiert) 1968, Band VIII, Band 41 der Gesamtreihe GHdA (von 1951 bis 2015), Hrsg. Ausschuss für adelsrechtliche Fragen d. Dt. Adelsverbände in Gemeinschaft m. d. Dt. Adelsarchiv, Verlag C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 1968, S. 105–108. ISSN 0435-2408
  1. Nach Beck u. a.: Behörden und Institutionen. S. 209/210 und Schulze, Brandenburgische Ämter, S. 69, wurde das Amt Wittstock mit Sitz auf der Burg Wittstock im Jahre 1786 mit dem Amt Goldbeck vereinigt, der Amtssitz von der Burg Wittstock nach der Burg Goldbeck verlegt. Dies ist nicht ganz korrekt. Zeitgenössische Publikationen führen die Ämter Goldbeck und Wittstock auch nach 1786 weiterhin separat auf, so Bratring, Krug & Mützell, Leopold von Ledebur, die Handbücher des Königlich Preußischen Hof und Staates und das Ortschaftsverzeichnis von 1817. Die beiden Ämter wurden nun zwar beide von der Burg Goldbeck aus verwaltet, jedoch weiterhin von zum Teil verschiedenen Amtleuten als separate Ämter geführt. Nach dem Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1798 wurde das Amt Goldbeck vom Herrn Amtsrat Pistor verwaltet, das Amt Wittstock von Frau Pistor, Amtsrätin(!).

Koordinaten: 53° 10′ N, 12° 29′ O