Anbay
Anbay (sabäisch ʿNBY „der Sprechende/der Verkündende“ (?)[1] arabisch أنباي, DMG ʿAnbāy) ist eine in Qataban im heutigen Jemen häufig erwähnte Gottheit.[2]
In den offiziellen Anrufungen folgt er dem Reichs- und Mondgott Amm (zitiert als RES 3854 und 3945). Häufig wurde er sogar gemeinsam mit Ḥawkam (auch Ḥaukim) angerufen, als "derjenige des Befehls und der Willensentscheidung".[3] Der Name Ḥawkam deutet auf Weisheit hin. Diese beiden stellten möglicherweise zwei Aspekte einer Gottheit dar, die mit dem assyro-babylonischen Gott Nabû vergleichbar ist, als Sprecher der Götter, dem Schicksal und der Wissenschaft verbunden.[3] Anbay wurde oft als Šāyim (šym) = Patron[4][5] angesprochen und fehlte nie im qatabanischen Rechtsverkehr bezüglich Kaufurkunden für Häuser und Gräber (Klausel: bḥg ʿNBY = nach dem Gesetz des Anbay); dies mit der Bedeutung, dass Käufe erst dann rechtskräftig waren (zitiert als RES 3540).[2]
An der Stelle des heutigen Ḥeid bin ʿAqīl hatte Anbay einen Tempel. An dieser Stelle befand sich zugleich die Nekropole der qatabanischen Hauptstadt Timna.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jacques Ryckmans: Die Altsüdarabische Religion. In: Werner Daum: Jemen, Umschau, Frankfurt/Main, ISBN 3-7016-2251-5; S. 111–115
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Höfner 1970, S. 246. Die zugrundeliegende Wurzel ist im Altsüdarabischen jedoch nicht belegt.
- ↑ a b c Maria Höfner, Südarabien in Dietz Otto Edzard, Götter und Mythen im Vorderen Orient S. 496 f. (online)
- ↑ a b Jacques Ryckmans, Die Altsüdarabische Religion, (siehe Lit.), S. 112
- ↑ Maria Höfner, Südarabien in Dietz Otto Edzard, Götter und Mythen im Vorderen Orient S. 533 (online).
- ↑ M. Höfner führt dazu aus: In der Bundesformel (Bundesschließung) wird šym (Patron) von ʿl (=Gott) unterschieden. Der Begriff šym drücke keine Kategorie im Rang niederer anzusiedelnder Götter aus, denn auch die großen Götter, wie Athtar und Almaqah, seien als šym bezeichnet worden. Dies verdeutliche eine Funktions- nicht eine Rangbezeichnung. In der Funktion käme vielmehr ein bestimmtes Verhältnis beziehungsweise eine bestimmte Stellung eines Gottes zu den Menschen zum Ausdruck (Ausführung auf S. 533).