Antonia Baum

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Antonia Baum auf der Leipziger Buchmesse 2018.

Antonia Baum (* 1984 in Borken) ist eine deutsche Schriftstellerin und Journalistin.

Baum wuchs im Odenwald auf und erlangte ihr Abitur an der Martin-Luther-Schule in Rimbach.[1][2] Sie studierte Literaturwissenschaft, Geschichte und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Bereits während des Studiums veröffentlichte sie Kurzgeschichten, 2011 erschien ihr Debütroman Vollkommen leblos, bestenfalls tot, es folgten weitere Romane und literarische Essays. Sie schrieb für die Wochenzeitung der Freitag[3] und war von 2012 bis 2017 Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung[4]. Inzwischen ist sie Autorin im Feuilleton von DIE ZEIT.[5] Dort veröffentlicht sie seit Januar 2020 die monatliche Kolumne Mein Leben als Frau.[6]

Baum lebt seit 2005 in Berlin.[7] Ihre journalistischen Arbeiten beschäftigen sich vor allem mit Literatur, Feminismus, Rap und Gesellschaftspolitik.

Vollkommen leblos, bestenfalls tot (2011)

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Ihr Debütroman Vollkommen leblos, bestenfalls tot wurde von allen großen deutschen Tages- und Wochenzeitungen besprochen[8] und stieß dabei auf gemischte Resonanz. Der Rezensent der Zeit bescheinigte Baum, sie gebe in ihrem Roman „dem wütenden Affen Zucker“, die Wut des Romans habe aber etwas Kokettes und sei „ein narzisstischer Tobsuchtanfall.“[9] Die tageszeitung beschrieb den Roman als „abstraktes Aggro-Stakkato“ und bescheinigte Antonia Baum sowohl für den Roman als auch für ihr journalistisches Schaffen eine „sezierende Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, die Sätze bis ins Unerträgliche, kaum Auszuhaltende voranzutreiben.“[10] In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde der Roman als „reine Papierverschwendung“, „pubertär“, „vollkommen leblos“ und „grottenschlecht“ verrissen.[11] Cornelia Fiedler hingegen spricht in der Süddeutschen Zeitung von einer „hellsichtigen Gesellschaftsanalyse“.[12]

Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren (2015)

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Baums zweiter, 2015 veröffentlichter Roman Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren, spaltete erneut die Rezensenten. Laut der Rezension Tilman Strassers in Der Tagesspiegel mangele es dem Roman an einem energischen Lektorat: Der Leser tappe im Dunklen, der Plot trete auf der Stelle.[13] Anders urteilte Dana Buchzik in der Süddeutschen Zeitung,[14] die befand: „Dieser Roman ist ein großartiges Buch. Antonia Baum erzählt einfach erbarmungslos gut.“ Jurek Skrobala von Spiegel Online verglich Antonia Baums Werk mit einem „Rap auf Romanlänge“,[15] in Die Zeit schließlich urteilte Moritz Baßler: „Poetisch dicht, reflektiert – gut; witzig, ergreifend, ein Pageturner“[16] über Antonia Baums Geschichte dreier Geschwister und deren Liebe zu ihrem verrückten Vater.

Tony Soprano stirbt nicht (2016)

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Wenige Wochen vor der Veröffentlichung von Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren, in dessen Zentrum ein risikobegeisterter Vater steht, verunglückt Antonia Baums echter Vater schwer. Daraufhin verfasst sie Tony Soprano stirbt nicht. Das Buch zerfällt in zwei Teile: einen literarischen Essay und drei Kurzgeschichten. „Man kann hier als Leser staunend einer begabten jungen Frau dabei zusehen, wie sie in neun Kapiteln zur Schriftstellerin reift“, schreibt Christopher Schmidt in der Süddeutschen Zeitung[17]. Felix Stephan bezeichnet Tony Soprano stirbt nicht als „durch und durch narzisstisches Buch“, das aber „außergewöhnlich intelligent und einfühlsam“ sei.[18] Maxim Biller beschrieb die Sprache der Autorin im Literarischen Quartett als „unglaublich stark und poetisch“.

Stillleben (2018)

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In ihrem feministischen Essay beschreibt die Autorin ihr Dasein als Mutter. Die Rezensentin des Spiegels fand den Text stellenweise banal, aber zugleich lesenswert wegen Baums „extreme(r) Offenheit“.[19] In der Süddeutschen Zeitung wird der Text als „nervig“ und „naiv“ sowie „entwaffnend“ und „klug“ beschrieben.

In der Reihe „Kiwi Musikbibliothek“, in der prominente Autoren über ihre Lieblingsmusiker schreiben, setzt sich die Autorin mit ihrer Hassliebe zu Eminem auseinander und geht der Frage nach, wie man als Frau die Verrenkung hinbekomme, Rap zu lieben und sich dabei permanent misogyn beleidigen zu lassen.[20]

Odenwald-Artikel

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Anfang 2014 erschien in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) ein autobiografischer Artikel Baums über ihre Kindheit im ländlich geprägtem Odenwald, die sie, sich auf Menschen und Architektur beziehend, als durchweg furchtbar beschreibt und für asoziale Verhaltensweisen und eigenen Drogenkonsum innerhalb einer Jugendgruppe verantwortlich macht.[1] Beschreibungen wie „Odenwaldhölle“ und „scheußlichster Ort der Welt“ riefen starken Protest und Gegenkampagnen bei Bürgern und Politikern in der Region hervor.[21]

Claudius Seidl, seinerzeit Leiter des FAS-Feuilletons, verteidigte den Text mit dem Hinweis, dass er „in der Tradition des Genres der Berlinbeschimpfung oder auch der Bayern- und Münchenbeschimpfung“ stehe.[22]

Bayern2-Wortspiele-Preis 2023 für Antonia Baum (Mitte) und ihren Roman Siegfried
  • 2023: Bayern2 Wortspiele-Preis[23]

Einzelnachweise

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  1. a b Antonia Baum: Dieses Stück Germany. In: FAZ.net. 1. Januar 2014, abgerufen am 14. Dezember 2014.
  2. Es könnte jeder Ort sein, wo Beziehungslosigkeit herrscht. (Memento vom 16. Januar 2014 im Webarchiv archive.today) wnoz.de.
  3. Antonia Baum freitag.de.
  4. Antonia Baum faz.net (Archivversion vom 24. März 2017).
  5. Antonia Baum zeit.de.
  6. Mein Leben als Frau. In: Die Zeit. (zeit.de).
  7. https://www.rbb-online.de/rbbkultur/radio/programm/schema/sendungen/orte_und_worte/archiv/20230422_1700.html
  8. perlentaucher.de.
  9. Ijoma Mangold: Roman von Antonia Baum: „Eine Welt voll Scheiße“. In: Die Zeit, Nr. 47/2011.
  10. Jan Wehn: Debütroman im Aggro-Stakkato. In: taz.de. 15. Oktober 2011, abgerufen am 14. Dezember 2014.
  11. Banale Phase oder Die Dilettanten des Wunders. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 25. Oktober 2011 (genios.de).
  12. Cornelia Fiedler: „Der Kopf ist ein stickiges Frauenwohnzimmer“. In: Süddeutsche Zeitung. 10. November 2011.
  13. Tilman Strasser: Hauptsache ballern. In: Der Tagesspiegel. 18. April 2015, S. 28; (tagesspiegel.de Rezension).
  14. Dana Buchzik in: Süddeutsche Zeitung, 16. April 2015.
  15. Jurek Skrobala: „Werd bloß nicht der Arsch der Nation“. In: Spiegel Online. 8. April 2015, abgerufen am 13. Juli 2015.
  16. Moritz Baßler: Großkotz und Kleinganove. In: Die Zeit. Nr. 15/2015 (zeit.de).
  17. Christopher Schmidt: Deutsche Gegenwart. Das doppelte Plotchen. Abgerufen am 14. Februar 2023.
  18. Felix Stephan: Wie geht es mir? Abgerufen am 14. Februar 2023.
  19. Carola Padtberg: Katastrophe Kinderkriegen. Abgerufen am 14. Februar 2023.
  20. Klaus Walter: Eine Feministin mit Faible für Eminem. Abgerufen am 14. Februar 2023.
  21. Frank van Bebber: Hallo Berlin, schönen Gruß aus der Hölle. (Memento vom 16. Januar 2014 im Internet Archive) In: hr-online.de. 9. Januar 2014.
  22. In der „Odenwaldhölle“ stehen Bäume. In: Die Welt vom 9. Januar 2014.
  23. Wortspiele 2023: Bayern 2 Wortspiele-Preis für Antonia Baum | radioTexte | Bayern 2 | Radio. In: br.de. 13. März 2023, abgerufen am 13. März 2024.