Augustus Quirinus Rivinus

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D[octor] Augustus Quirinus Rivinus; Kupferstich von Martin Bernigeroth

Augustus Quirinus Rivinus (auch August Quirin Rivinus, * 9. Dezember 1652 in Leipzig; † 30. Dezember 1723 ebenda) war ein deutscher Mediziner und Botaniker. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Riv.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rivinus ist ein Sohn von Andreas Rivinus und dessen dritter Frau Catharina, einer Tochter von Tilemann Olearius. Sein Großvater, Andreas Bachmann († 1642), latinisierte den Familiennamen „Bachmann“ zu „Rivinus“.

1669 begann er an der Universität Leipzig zu studieren. Zu seinen Lehrern gehörten unter anderem Michael Ettmüller, Gottfried Welsch und Johannes Bohn. Am 26. Januar 1671 erlangte Rivinus dort den Grad eines „Magister philosophiae“ (Mag. phil.). Anschließend reiste er nach Holland und studierte später an der Universität Helmstedt unter Hermann Conring. Unter dessen Vorsitz verteidigte Rivinus am 15. Oktober 1676 seine Dissertation De Diabete, mit der er zum Doktor der Medizin (Dr. med.) promoviert wurde. Am 25. September 1677 habilitierte Rivinus sich in Leipzig mit der Disputation De fermento ventriculi acido. Am 9. Juli 1688 wurde er in die medizinischen Fakultät der Universität Leipzig aufgenommen. Am 29. April 1691 wurde Rivinus zum ordentlichen Professor für Physiologie und Botanik ernannt.[1] Zugleich wurde er Direktor des Botanischen Gartens der Universität Leipzig. In den Jahren 1699/1700 und 1709/1710 war er Rektor der Universität.[2] In seine zweite Amtszeit als Rektor fielen die Feierlichkeiten anläßlich des 300-jährigen Bestehens der Universität Leipzig. Am 12. Februar 1701 wurde Rivinus zum Professor der Pathologie ernannt. Kurz darauf, am 22. Februar, wurde er Kollegiat des großen Fürstenkollegs und schließlich, am 23. April, Mitglied des Dezemvirats[3] der Universität. Am 13. Dezember 1719 wurde Rivinus zum Professor der Therapie berufen. Außerdem war er seit 1719 ständiger Dekan („decanus perpetuus“) der medizinischen Fakultät.

Rivinus litt an Nieren- und Blasenstein und erkrankte an Pleuritis.

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlüssel zur Systematik von Rivinus in Linnés Classes Plantarum von 1738.

Rivinus stellte ein Pflanzensystem auf, bei dem die Blütenkrone als differenzierendes Merkmal gilt. Er schloss sich im Übrigen den morphologischen und terminologischen Prinzipien des Philosophen und Botanikers Joachim Jungius an und verbreitete Gedanken einer binären Nomenklatur. Dabei forderte er, dass der Gattungsname bei jeder Art genannt werden müsse und der spezifische Artname ihm als Adjektiv zu folgen habe. Allerdings hielt er sich selbst in seinen Arbeiten zur Pflanzensystematik nicht an diese Forderung.

Mit Christian Lange und August Hauptmann war er Mitbegründer der „Pathologia animata“, die davon ausging, dass fast alle Krankheiten durch Würmer und Milben entstehen.[4]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1699 wurde Rivinus korrespondierendes Mitglied der Académie royale des sciences.[5] Am 30. November 1703 wurde er als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society gewählt.[6]

Charles Plumier benannte ihm zu Ehren die Pflanzengattung Rivina[7] aus der Pflanzenfamilie der Kermesbeerengewächse (Phytolaccaceae). Carl von Linné übernahm später diesen Namen.[8][9] Das Artepitheton des Hain-Veilchens (Viola riviniana Reichenb., 1823) verweist auf Rivinus.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De diabete. Müller, Helmstädt 1676 (Digitalisat) – Doktordissertation unter Hermann Conring.
  • De acido ventriculi fermento. Georgius, [Leipzig] 1677 (Digitalisat) – Habilitationsschrift.
  • De dyspepsia. Zibius, Leipzig [1679] (Digitalisat).
  • De Lipsiensi peste anni 1680. Cörner, Leipzig 1681 (Digitalisat).
  • Introductio generalis in rem herbariam. Leipzig 1690 (Digitalisat, Digitalisat).
  • Ordo plantarum, quae sunt flore irregulari monopetalo. Leipzig 1690 (Digitalisat).
  • Ordo plantarum, quae suns fore irregulari tetrapetalo. Leipzig 1691 (Digitalisat).
  • Ordo plantarum quae suni flore irregulars pentapetalo. Leipzig 1699 (Digitalisat).
  • Censura medicamentorum officinalium. Fritsch, Leipzig 1701 (Digitalisat).
  • Dissertationes Medicae. Diversis temporibus habitae, nunc vero in unum fasciculum collectae. Leipzig 1710 (Digitalisat) – enthält 49 Disputationen.
  • De auditus viciis. Titius, Leipzig 1711 (Digitalisat).
  • Aug. Quirini Rivini Manuductio ad Chemiam pharmaceuticam. Tauber, Nürnberg 1718 (urn:nbn:de:hbz:061:2-25609).
  • Vom wahren Alter so wohl der Welt, als auch unsers Heylandes, wie solches aus genauer Ubereinstimmung der Stern-Kunst mit der so wohl Geist- als Weltlichen Historie deutlich erwiesen. Leipzig 1721 (Digitalisat).

Briefe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • [Epistola ad Johannum Raium]. In: Synopsis methodica stirpium Britannicarum. 2. Auflage, London 1696, S. 3–27 (Digitalisat) – Brief vom 5. November 1694 an John Ray.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ältere Lexika

Weitere

  • Rivinus, August Quirinus. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Band 8: Poethen–Schlüter. De Gruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-094025-1, S. 456.
  • Carl Rabl: Geschichte der Anatomie an der Universität Leipzig. J. A. Barth, Leipzig 1909, S. 51–53 (Digitalisat).
  • Emilie Markoe Rivinus: Riviniana. Records and memoirs of the Rivinus family. Philadelphia 1945, S. 11–12 (Digitalisat).
  • Christoph Ernst Sicul (Hrsg.): Annalium Lipsiensium maxime academicorum continuatio. Band 3, Nr. 9, 1722, S. 873–881 (Digitalisat).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Carl Rabl: Geschichte der Anatomie an der Universität Leipzig. J. A. Barth, Leipzig 1909, S. 3 (online).
  2. Ephraim Gotthelf Gersdorf: Beitrag zur Geschichte der Universitát Leipzig. Die Recoren der Universität Leipzig nebst summarischer Übersicht der Inscriptionen vom Jahre der Gründung bis zur Gegenwart. Leipzig 1869, S. 55–56 (online).
  3. Das jetzt lebende Leipzig 1702. 1702 (online).
  4. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 25.
  5. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe R. Académie des sciences, abgerufen am 21. Februar 2020 (französisch).
  6. Eintrag zu Rivinus; August Quirinus (1652–1723) im Archiv der Royal Society, London
  7. Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera. Leiden 1703, S. 47–48 (online).
  8. Carl von Linné: Critica Botanica. Leiden 1737, S. 94
  9. Carl von Linné: Genera Plantarum. Leiden 1742, S. 52.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Augustus Quirinus Rivinus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien