Bahnstrecke Krásný Jez–Nové Sedlo u Lokte

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Krásný Jez–Nové Sedlo u Lokte
Kursbuchstrecke (SŽDC):144
Streckenlänge:18,564 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Höchstgeschwindigkeit:60 km/h
von Mariánské Lázně (vorm. EB Marienbad–Karlsbad)
0,000 Krásný Jez früher Schönwehr 475 m
nach Karlovy Vary dolní n. (vorm. EB Marienbad–Karlsbad)
5,565 (Scheitelpunkt)
vlečka Legios
6,115 Horní Slavkov-Kounice früher Ležnice/Leßnitz 615 m
Hornoslavkovský (155 m)
7,735 Horní Slavkov früher Schlaggenwald
10,918 Horní Slavkov zastávka (Schlaggenwald Fabrik) 495 m
12,604 Údolí früher Zech 455 m
Cechšský (63 m)
Stoka
Loketský I (65 m)
14,481 Loket předměstí früher Elbogen Fabrik 395 m
Ohře
Loketský II (66 m)
15,196 Loket früher Elbogen 395 m
17,259 Loučky früher Grünlas 420 m
von Cheb (vorm. BEB)
18,564 Nové Sedlo u Lokte früher Neusattl 435 m
nach Chomutov (vorm. BEB)

Quellen: [1][2]

Die Bahnstrecke Krásný Jez–Nové Sedlo u Lokte ist eine regionale Eisenbahnverbindung in Tschechien. Die heute nur noch teilweise in Betrieb befindliche Strecke hat ihren Ursprung in der Elbogener Localbahn und der Eisenbahn Schönwehr–Elbogen. Sie zweigt in Krásný Jez (Schönwehr) von der Bahnstrecke Mariánské Lázně–Karlovy Vary ab und führt im Kaiserwald (Slavkovský les) über Horní Slavkov (Schlaggenwald) und Loket (Elbogen) nach Nové Sedlo u Lokte (Neusattl), wo sie in die Bahnstrecke Chomutov–Cheb einmündet.

Nach einem Erlass der tschechischen Regierung ist die Strecke seit dem 20. Dezember 1995 als regionale Bahn („regionální dráha“) klassifiziert.[3]

Elbogener Localbahn

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Die Elbogener Localbahn war die erste private Lokalbahn in Österreich.[4] Die Concessionsurkunde für eine Secundärbahn von der Stadt Elbogen zur Station Elbogen-Neusattel der Buschtěhrader Eisenbahngesellschaft wurde am 25. Januar 1877 ausgestellt.[5] Die Strecke wurde nach kurzer Bauzeit am 15. Oktober 1877 eröffnet.[4]

Die Elbogener Localbahn kam 1881 als erste Strecke ins Eigentum der Österreichischen Lokaleisenbahngesellschaft (ÖLEG). Im Jahr 1886 übernahmen die k.k. Staatsbahnen (kkStB) die Betriebsführung der Strecke. Infolge der Verstaatlichung der ÖLEG am 1. Jänner 1894 kam die Strecke ins Eigentum des Staates.

Der Fahrplan von 1900 verzeichnete insgesamt sechs Zugpaare. Sie benötigten für die sechs Kilometer lange Strecke in beiden Richtungen 25 Minuten.[6]

Eisenbahn Schönwehr–Elbogen

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Bereits am 25. Dezember 1886 war durch die österreichische Regierung eine Konzession für eine Lokalbahn zwischen Marienbad und Karlsbad mit Abzweigungen nach Elbogen und Merkelsgrün erteilt worden.[7] Aus finanziellen Gründen kam es jedoch nicht zu einem Baubeginn.

Die Eisenbahn Schönwehr–Elbogen wurde am 26. Mai 1899 als Hauptbahn zweiten Ranges konzessioniert.[8] Eröffnet wurde die Strecke am 7. Dezember 1901. Den Betrieb führten von Anfang an die kkStB für Rechnung der Eigentümer. Nach dem Ersten Weltkrieg traten an Stelle der kkStB die neu gegründeten ČSD.

Der Fahrplan von 1912 verzeichnete in der Fahrtrichtung Schönwehr–Elbogen drei und in der Gegenrichtung vier gemischte Zugpaare, die in Schönwehr den Anschluss zu den Zügen von und nach Marienbad vermittelten. Die Fahrzeit betrug für die 15 Kilometer lange Strecke zwischen 40 und 65 Minuten.[9]

Die Eisenbahn Schönwehr–Elbogen wurde am 1. Jänner 1925 verstaatlicht und die Strecke wurde ins Netz der ČSD integriert.[10]

Nach der Verstaatlichung

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Im Sommerfahrplan von 1925 gab es erstmals durchlaufende Reisezüge zwischen Schönwehr und Neusattl. Die meisten Züge verkehrten allerdings weiterhin nur zwischen Schönwehr und Elbogen sowie zwischen Elbogen und Neusattl.[11]

Der Einsatz moderner Motorzüge ermöglichte Anfang der 1930er Jahre sowohl eine Verdichtung des Fahrplanes als auch eine signifikante Verkürzung der Reisezeiten. Die Haltestellen Leznice / Leschnitz und Cecha / Zech wurden für die Bedienung durch Motorzüge neu eingerichtet. Zwischen Schönwehr und Neusattl liefen sechs Reisezugpaare durch. Fünf weitere verkehrten ab Elbogen, ein weiteres ab Schlaggenwald. Die kürzeste Fahrzeit zwischen Schönwehr und Neusattl betrug nun nur noch 46 Minuten.[12]

Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Oktober 1938 kam die Strecke zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Dresden. Im Reichskursbuch war die Verbindung zunächst als Kursbuchstrecke 134g und später 166d Neusattl–Schönwehr enthalten.[13][14] Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Strecke im Mai 1945 wieder zu den ČSD.

Die umfassende Ausweitung der Braunkohleförderung im Falkenauer Becken führte bereits Anfang der 1960er Jahre dazu, dass die Strecke bei Nové Sedlo u Lokte neu trassiert werden musste. Am 18. Dezember 1963 wurde die neue Strecke für den Güterverkehr und am 1. Jänner 1964 für den Reiseverkehr eröffnet. Eine größere Zäsur war die völlige Devastierung der Landschaft bei Nové Sedlo u Lokte, die dort eine grundsätzliche Neuordnung aller überregionalen Verkehrswege erzwang. Die Bahnstrecke Chomutov–Cheb wurde auf kohlefreiem Gebiet weiter östlich und südlich vollkommen neu trassiert. Dabei wurde auch ein Bahnhof Nové Sedlo u Lokte neu gebaut. Die Strecke von Krásný Jez wurde dort neu eingebunden. Am 29. Mai 1980 wurden die neuen Strecken in Betrieb genommen.

Bahnhof Loket předměstí. Der Motorzug wartet auf die Rückleistung nach Nové Sedlo (2009)
Tunnel Cechšský im verkehrslosen Abschnitt (2023)

Nach der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakei im November 1989 und der damit verbundenen Einstellung des Bergbaues in Horní Slavkov kam es zu einem starken Rückgang des Verkehrsaufkommens im Reise- und Güterverkehr. Wegen Oberbauschäden musste am 31. Mai 1997 der Gesamtverkehr zwischen Loket und Krásný Jez eingestellt werden.[15] Obwohl die finanziellen Mittel später bereitstanden, kam es nicht mehr zu einer Reparatur der Strecke. Einzig der kurze Abschnitt Loket předměstí–Loket wurde am 10. Dezember 2006 für den Reisezugverkehr wieder in Betrieb genommen.

Am 1. Januar 1993 ging die Strecke im Zuge der Auflösung der Tschechoslowakei an die neu gegründeten České dráhy (ČD) über. Seit 2003 gehört sie zum Netz des staatlichen Infrastrukturbetreibers Správa železniční dopravní cesty (SŽDC), heute: Správa železnic. Der Fahrplan 2008 sah für die Verbindung Chodov–Loket předměstí insgesamt 15 Reisezugpaare an Werktagen vor, die teilweise von und nach Karlovy Vary durchgebunden waren.

Im Jahr 2013 ließ der Streckenbetreiber SŽDC den Abschnitt Krásný Jez–Ležnice instand setzen, um einige dort gelegene Industrieanschlüsse wieder im Güterverkehr bedienen zu können. Mit einer Festveranstaltung wurde die erneuerte Strecke am 28. Juni 2013 wieder in Betrieb genommen. Die Haltestelle Ležnice erhielt den neuen Namen Horní Slavkov-Kounice. An den Wochenenden vom 5. Juli bis 1. September 2013 verkehrten auf diesem Streckenabschnitt jeweils drei Personenzugpaare der ČD, die von der Stadt Horní Slavkov und dem Karlovarský kraj finanziert werden.[16][17] Diese saisonalen Verkehre an den Wochenenden im Sommerhalbjahr werden seitdem regelmäßig angeboten.

Die Instandsetzung der weiteren Strecke war 2013 geplant. Dafür wurde mit Kosten von 200 Millionen Kč gerechnet.[18]

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 soll der planmäßige Reiseverkehr zwischen Loket předměstí und Loket eingestellt werden. Die Züge in diesem Abschnitt werden nur noch von wenigen Reisenden genutzt. Der verkehrslose Abschnitt soll nach dem Willen der Region Karlsbad als Bahntrassenradweg nachgenutzt werden. Dem entgegen steht eine mögliche Wiederinbetriebnahme für den Güterverkehr, wenn in Horní Slavkov der derzeit ruhende Bergbau wieder aufgenommen wird.[19]

Fahrzeugeinsatz

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Dampftriebwagen ÖLEG C 201
ČD-Baureihe 810 (Chodov; 2019)

Belegt ist die Verwendung der ÖLEG F auf der Elbogener Localbahn. Ab 1881 kam dort auch ein Dampftriebwagen (ÖLEG C 201) zum Einsatz. Dieser bewährte sich allerdings nur bedingt, so dass er schon nach wenigen Jahren nach Mährisch Weißkirchen abgegeben wurde.

Zwischen Schönwehr und Elbogen kamen ursprünglich die dreifach gekuppelten Tenderlokomotiven der kkStB-Reihe 99 zum Einsatz. Bis Mitte der 1990er Jahre kamen auch die vierachsigen Triebwagen der Baureihe 820 zum Einsatz. Heute wird der Betrieb ausschließlich mit den bewährten Triebwagen der ČD-Baureihe 810 abgewickelt.


Commons: Bahnstrecke Nové Sedlo u Lokte–Krásný Jez – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha 2006, ISBN 80-87047-00-1; S. 51.
  2. Artarias Eisenbahnkarte von Österreich-Ungarn und den Balkanstaaten, mit Stationsverzeichnis; Artaria & Co., Wien 1913
  3. Erlass der tschechischen Regierung vom 20. Dezember 1995 (Memento des Originals vom 1. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kormoran.vlada.cz
  4. a b Kleine Chronik. (…) Eisenbahn-Eröffnung. In: Wiener Zeitung, Beilage, 15. Oktober 1877, S. 2 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  5. RGBl. 1877/15.
  6. Fahrplan 1900 der kkStB
  7. RGBl. 1887/20.
  8. RGBl. 1899/100.
  9. Fahrplan 1912 der kkStB
  10. Gesetzestext auf www.parliament.cz
  11. Sommerfahrplan 1925 der ČSD
  12. Winterfahrplan 1937/38 der ČSD - gültig ab 3. Oktober 1937
  13. Fahrplan 1939
  14. Fahrplan 1944
  15. Miroslav Jelen: Zrušené železniční tratě v Čechách, na Moravě a ve Slezsku, Dokořán 2009, ISBN 978-80-7363-129-1, S. 109
  16. „SŽDC obnovila část tratě mezi Krásným Jezem a Horním Slavkovem“ auf www.zelpage.cz
  17. Aktueller Fahrplan der ČD – gültig ab 5. Juli 2013@1@2Vorlage:Toter Link/portal.idos.cz (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (abgerufen am 24. Juli 2013; PDF; 157 kB)
  18. „Obnovení několika železničních tratí v dohlednu“ auf www.zelpage.cz
  19. „„Tři dny nikdo nenastoupil.“ Vlaky v Lokti skončí před Ohří, z trati do Horního Slavkova má být cyklostezka“ auf zdopravy.cz